Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 110
Bad
Mergentheim und der Deutsche Orden
Wappen von Georg Hundt von Wenckheim am Archivbau des Deutschordensschlosses
Der Archivbau
Dieser Gebäudetrakt wurde
1568-1571 erbaut. Darin befand sich einst das gesamte Archiv und
die Kanzlei des Deutschen Ordens. Dieser Bau ist damit das
früheste eigenständige Archivgebäude in Deutschland, das
ausschließlich für diese Funktion errichtet wurde. Im Jahre
1809/1810 ist das Hauptarchiv mit seiner Fülle an Urkunden und
Akten von unschätzbarem historischen Wert nach Auflösung des
Deutschen Ordens an Württemberg gefallen. Ein Teil der
Archivalien ist zeitnah nach Stuttgart überführt worden und
dort auf die Registraturen des Inneren und des Äußeren, in das
Archiv, in die Hofbibliothek (privat) und in die öffentliche
Bibliothek verteilt wurden, wodurch die Bestände stark
zersplittert wurden und das Auffinden von Archivalien erschwert
wurde. Doch selbst nach dieser Plünderung der Bestände sind
noch ca. 500 Kisten in neun Gewölben in Mergentheim verblieben.
Der Mergentheimer Kongreß (1812-1815) regelte die Verteilung der
Archivalien in einem Vertrag vom 18.5.1815 unter den neuen
Eigentümern der Besitzungen des aufgelösten Ordens. Dadurch
wurde der Bestand an Archivalien neu umverteilt, was zu noch
größerer Unübersichtlichkeit führte. Weitere Abflüsse an
Materialien im Verlauf des 19. Jh. schmälerten den in
Mergentheim verbliebenen Bestand weiter. Der Abfluß von
Archivalien an andere Staaten wie z. B. Bayern, Baden,
Hessen-Darmstadt, Preußen, selbst in die Schweiz führte für
noch größerer Zersplitterung. Von Württemberg kamen später
Akten zurück nach Mergentheim, die Urkunden aber nach Wien.
Restbestände kamen schließlich 1868 nach Ludwigsburg. Deshalb
verteilen sich heute die Urkunden und Archivalien des Deutschen
Ordens auf das Deutschordens-Zentralarchiv in Wien, das
Staatsarchiv Ludwigsburg, das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, das
Generallandesarchiv Karlsruhe, das Bayerische Hauptstaatsarchiv
München, das Staatsarchiv Nürnberg, das Staatsarchiv Würzburg,
das Staatsarchiv Augsburg, das Staatsarchiv Marburg, das
Landeshauptarchiv Koblenz, das Landesarchiv Speyer und ein
Dutzend weiterer Archive, darunter auch auf das einschlägig
bekannte eingestürzte Archiv in Köln.
Georg
Hundt (Hund) von Wenckheim (1566-1572)
Georg Hundt (Hund) von
Wenckheim (ca. 1520-17.6.1572) war ab spätestens 1544
Ordensmitglied, dann Komtur in Heilbronn, 1553-1555 Komtur in der
Kammerkommende Weißenburg im Elsaß, schließlich 1558-1564
Komtur in Frankfurt-Sachsenhausen und 1566 kurzfristig Landkomtur
der Ballei Franken. Er wurde zum 40. Hochmeister gewählt am
9.5.1566. Die Belehnung mit Preußen erfolgte ebenfalls noch im
Jahr 1566. Sein Grabmal befindet sich in der Schloßkirche Bad
Mergentheim. Besonders in seine Amtszeit fällt der Ausbau der
Residenz in Bad Mergentheim in ein repräsentatives
Renaissance-Schloß. Daher ist auch sein Prunkwappen über der
Tür zu Archivbau, einem Teil des äußeren Gebäuderinges, zu
finden.
Das Stammschloß des fränkischen Adelsgeschlechtes Hundt von Wenckheim ist Altenstein bei Hilpertsheim. Manchmal findet sich daher auch beim Namen der Zusatz "und Altenstein". Wenkheim liegt nördlich von Grünsfeld. Die meisten Familienmitglieder der Hundt von Wenckheim waren protestantisch und sind in sächsischen Diensten zu finden. Einzige und herausragende Ausnahme ist der Hoch- und Deutschmeister Georg Hundt von Wenckheim. Die Familie ist 1722 erloschen.
Sein Wappen ist geviert durch ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Glevenkreuz (Lilienkreuz), das Ganze in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold den schwarzen Reichsadler zeigt (Hochmeisterkreuz), Feld 1 und 4: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Deutscher Orden), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner, schwarz gezäumter Pferdekopf (Hundt von Wenckheim).
Detailausschnitt mit dem qualitätvoll gearbeiteten Schildbild.
Dazu werden 3 Helme geführt: Helm 1 (Mitte): ein silbernes Schirmbrett, belegt mit einem Hochmeisterkreuz, außen mit goldenen Kugeln und daran schwarzen Hahnenfedern oder wie hier Pfauenfedern besteckt, Helmdecken schwarz-silbern (Hochmeistertum), Helm 2 (rechts): ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz, Helmdecken schwarz-silbern (Deutscher Orden), Helm 3 (links): ein silberner gezäumter Pferdekopf, Helmdecken rot-silbern (Hundt von Wenckheim).
Das Wappen dieses Hochmeisters findet man außerhalb von Bad Mergentheim noch in Heilbronn am wiederaufgebauten Deutschordenshaus (nur Schild) und in Neckarsulm (Landkreis Heilbronn) an der Großen Kelter am Markt (nur Schild), weiterhin ist dieses Wappen durch die Siegelführung belegt.
Die Hochmeister des Deutschen Ordens:
Hospitalbruderschaft (Residenz Akkon):
Ritterorden (Sitz in Akkon ca. bis 1230)
Ritterorden (Sitz in Montfort ca. 1230-1271)
Ritterorden (Sitz in Akkon 1271-1291)
Ritterorden (Sitz in Venedig 1291-1309)
Ritterorden (Sitz in der Marienburg 1309-1457)
Ritterorden (Sitz in Königsberg 1457-1525)
Ritterorden (Sitz in Mergentheim 1525-1809)
Ritterorden (Sitz in Wien ab 1809)
Klerikaler Orden (Sitz in Wien)
Literatur:
Hans-Georg Böhm:
Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch
1990, Fränkische Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH,
Tauberbischofsheim, ISBN 3-924780-15-3
800 Jahre Deutscher Orden, Ausstellung des Germanischen
Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der
Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des
Deutschen Ordens, Ausstellungskatalog, Bertelsmann Lexikon
Verlag, Gütersloh/Münschen 1990, ISBN 3-570-07434-x und
3-570-06676-2.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der
Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der
wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen
Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad
Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochmeister
Jörg Seiler: Das Mergentheimer Deutschordensarchiv nach seiner
Übernahme durch das Königreich Württemberg (1809-1868), in:
Landesarchiv Baden-Württemberg, Maria Magdalena Rückert
(Hrsg.): Das "virtuelle Archiv des Deutschen Ordens",
Beiträge einer internationalen Tagung im Staatsarchiv
Ludwigsburg am 11. und 12. April 2013, Kohlhammer-Verlag,
Stuttgart 2014, ISBN 978-3-17-024674-4, S. 36-56
Württembergisches Urkundenbuch: https://www.wubonline.de/ - https://www.wubonline.de/?mp=1&sp=1
Urkunden auf Monasterium.net: http://monasterium.net:8181/mom/home?_lang=deu Bestände: http://monasterium.net:8181/mom/fonds - Sammlungsurkunden Deutscher Orden: http://monasterium.net:8181/mom/DO/collection - Aufnahmegesuche mit Wappen: http://monasterium.net:8181/mom/DE-StALB/DOAufnahmegesuche/fond - DO-Zentralarchiv in Wien: https://www.monasterium.net/mom/AT-DOZA/Urkunden/fond - Ahnentafeln mit Wappen: https://www.monasterium.net/mom/AT-DOZA/Ahnenproben/fond
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