Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 106
Bad Mergentheim und der Deutsche Orden

Wappen des Königreichs Württemberg über dem Haupttor zum Schloß

Dieses Wappen ist über dem Haupttor zum Schloß angebracht und steht für die wechselvolle Geschichte Bad Mergentheims: 1809 war die Herrschaft des Deutschen Ordens in der Stadt beendet, Mergentheim kam zum damaligen Königreich Württemberg als eine der neuesten territorialen Zugewinne. Damit ging eine lange, 590 Jahre vom Deutschen Orden geprägte Geschichte zu Ende:

Das Württemberger Wappen, königliches vermehrtes Wappen:

Württemberger Stammwappen: In Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander. Die Anzahl der Enden der Geweihstangen variierte im Laufe der Geschichte: 1228 ist eine Abbildung mit 4, 4, 4 bekannt, 1246 eine mit 5, 5, 4 und 1257 sogar eine mit 5, 5, 5. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie auf 5, 5, 4 festgelegt. Als Helmzier gehört zum Stammwappen seit 1327 ein rotes Jagdhorn (Hifthorn) mit goldenem Band und goldenen Beschlägen, zuerst von Ulrich III. 1327 auf seinem Reitersiegel geführt. Ursprünglich Grafen von Württemberg, ab 1495 Herzöge von Württemberg. Die 3 Hirschstangen bleiben das Symbol der Württemberger bis 1952.
Herzöge von Schwaben: In Gold 3 schwarze, schreitende Löwen (eigentlich ursprünglich Leoparden) übereinander. Es handelt sich um das alte Wappen der Hohenstaufen, der einstigen Herzöge von Schwaben. Die Leoparden wurden seit 1806 und bis 1817 im königlichen Wappen von Württemberg verwendet, die sich jetzt als Erben der Staufer fühlen konnten.
Herzöge von Teck: Schwarz-golden geweckt (gerautet), müßte korrekterweise schräggerautet sein. Die zugehörige Helmzier ist ein wie der Schild bez. Brackenkopf mit rot ausgeschlagener Zunge. Das ist eine Seitenlinie der Zähringer, die von ca. 1187 bis 1439 bestand. Den Zähringern gehörte am Nordrand der Schwäbischen Alb (Albtrauf, Landkreis Esslingen) die Burg Teck, nach der sich die Linie nannte. Aber schon 1386 verkauften die verarmten Herzöge von Teck ihr Stammland an Württemberg. 1439 starb der letzte Herzog von Teck ohne Erben. Als Graf Eberhard von Württemberg (Graf Eberhard im Bart) 1495 von Kaiser Maximilian I. zum Herzog erhoben wurde (auf dem Wormser Reichstag), bekam er auch den Titel der Herzöge von Teck verliehen. Heute steht der Titel der britischen Königsfamilie, d. h. Queen Elisabeth II zu, die ihn aber nicht offiziell führt.
Pfalzgrafen von Tübingen: In Gold eine rote Kirchenfahne (Gonfalon). Wurde seit 1806 und bis 1817 im königlichen Wappen von Württemberg verwendet. Bereits 1342 kaufte Ulrich III von den Pfalzgrafen von Tübingen die Stadt und Herrschaft Tübingen und fügt sie seinem Herrschaftsgebiet ein, aber erst jetzt erscheint der Anspruch im Wappen. Die Kirchenfahne ist auch heute noch das Stadtwappen von Tübingen.
Grafschaft Mömpelgard: In Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben, hier falsch dargestellt: Barben sind keine Bananenart, sondern Fische. Mömpelgard (Montbéliard) bezeichnet die linksrheinischen Besitzungen, die aufgrund des Heiratsvertrages vom 13.11.1397 zwischen Graf Eberhard III dem Milden für seinen Sohn Eberhard IV mit Henriette von Mömpelgard, der Enkelin von Stephan von Mömpelgard (gestorben 1397, ohne männliche Nachkommen), zur Grafschaft (später Herzogtum) Württemberg kamen. Diese Ansprüche wurden 1447 durch Graf Ulrich dem württembergischen Wappen beigefügt. 1473 wurde die Aufnahme des Mömpeldgarder Wappens im Uracher Vertrag festgelegt. Mömpelgard erwies sich politisch als wichtig, da hier der vertriebene Herzog Ulrich Zuflucht suchte, ehe er sein Land wiedergewinnen konnte. Das Haus Württemberg ging dieser Ansprüche erst im Pariser Vertrag von 1796 wieder verlustig, nachdem sie wenige Jahre zuvor (1793) durch französische Truppen besetzt und annektiert worden waren. Herzog Friedrich II. trat sie im Pariser Sonderfrieden offiziell an Frankreich ab und wurde mit umfangreichen Gebieten in Süddeutschland entschädigt. Bis 1817 sind die Barben im württembergischen Wappen zu finden. Heute liegt Mömpelgard im Département Doubs.
Reichssturmfahne via Markgröningen: In Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler. 1336 kauft Ulrich III. die Stadt Markgröningen (heute Landkreis Ludwigsburg). Damit erwirbt er auch das Recht auf die Reichssturmfahne, denn das Grüninger Reichslehen war dem Träger der Reichssturmfahne vorbehalten. Das Präfix „Mark“ leitet sich von der Grenzlage an der fränkisch-alemannischen Mark ab. Im württembergischen Wappen erscheint die Reichssturmfahne ab 1495. Als Helmzier gehörte dazu ein schwarzer Adler. Residenz und Oberamt gingen im 19. Jahrhundert auf Ludwigsburg über, was darin zum Ausdruck kommt, daß Stadt und Kreis Ludwigsburg heutzutage Träger der Reichssturmfahne im Wappen sind.
Gefürstete Propstei Ellwangen: In Silber eine goldene Prälatenmütze. Kam anläßlich der Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum 1803 in das Württemberger Wappen, nachdem sie 1802 säkularisiert und Württemberg zugeschlagen wurde.
Herrschaft Heidenheim: In Gold der Rumpf eines bärtigen Mannes (Heiden) mit roter, blau gestulpter Mütze und roter, blau ausgeschlagener Kleidung, hier abweichend tingiert. Diesen Titel hatte bereits Herzog Friedrich angenommen. Über die Herrschaft derer von Helfenstein kam die Stadt Heidenheim an der Brenz 1448 an Württemberg und war bis 1803 eine Exklave mit eigenem Amt. 1707 wurde der Heide in das Württembergische Wappen aufgenommen. Als Helmzier gehört dazu der wie im Schild bez. Heidenrumpf.
Grafschaft Limpurg: Geviert. Feld 1 und 4: In Rot vier silberne aufsteigende Spitzen (eine Modifikation des sog. „Fränkischen Rechens“). Feld 2 und 3: In Blau 5 (3:2) silberne Heerkolben. Entspricht dem alten Wappen der Schenken von Limpurg, deren Stammburg heute als Ruine am südlichen Stadtrand von Schwäbisch Hall steht. Nach dem Aussterben der verschiedenen Linien fiel der Anspruch an Württemberg. Wurde im Jahre 1789 von Herzog Karl Eugen in das Württemberger Wappen aufgenommen.
Herrschaft Bönnigheim: In Rot eine liegende silberne Mondsichel. Wurde nach 1789 von Herzog Karl Eugen aufgrund des käuflichen Erwerbes von Bönnigheim in das Württemberger Wappen aufgenommen. Die Stadt Bönnigheim liegt heute im Norden des Landkreises Ludwigsburg. Ihr heutiges Stadtwappen zeigt den Mond, dazu erinnert das Rad an die Geschichte unter Mainzer Herrschaft.
Reichsstadt Hall: Geteilt. Feld 1: In Rot ein goldenes Kreuz. Feld 2: eine erhobene Hand. Kam anläßlich der Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum 1803 in das Württemberger Wappen, nachdem Württemberg das Gebiet 1802 mit Erlaubnis Napoleons annektiert hatte, als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Gebiete.

Reichsstädte: In Gold ein schwarzer Adler, rot bewehrt. Dieser Adler verweist auf die Reichsstädte im Gebiet Württemberg. Kam anläßlich der Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum 1803 in das Württemberger Wappen.

Warteschild: Durch die Teilung ist hier ein lediges Feld. Kam anläßlich der Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum 1803 in das Württemberger Wappen.

Mergentheim: In Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, belegt mit einem ledigen goldenen Kreuz (fehlt hier), bewinkelt von oben je einem überzwerchten, sechsstrahligen, roten Stern (hier abweichend dargestellt), unten von je einer roten Rose. Herzschild: In Gold ein schwarzer Adler (fehlt hier). Dies ist das alte Hochmeisterkreuz, kombiniert mit Mariensymbolen, weil Maria die Patronin des Deutschen Ordens ist. Dieses Wappen ist an der Stelle, wo sich ansonsten im königlich-kurfüstlich Württembergischen Wappen der silberne, mit gestutzten Dornen versehene Schrägbalken der Herrschaft Justingen befindet. Mergentheim kam 1809 zu Württemberg und ist damit eine der neuesten Erwerbungen.

Wie man im Detail sieht, hat sich der Malermeister hier einige Freiheiten herausgenommen. So aufwendig blieb das Würtemberger Wappen nicht lange. 1817 (Erlaß vom 30.12.1817) wurde das Wappen von König Wilhelm kompromißlos auf die beiden Bestandteile Württemberg und Schwaben in gespaltenem Schild reduziert, was dem hiesigen Herz- bzw. Mittelschild entspricht.

Literatur:
http://www.historisches-wuerttemberg.de/kultur/wappen/wappen1.htm
http://www.historisches-wuerttemberg.de/kultur/wappen/wappen2.htm
http://www.historisches-wuerttemberg.de/kultur/wappen/wappen3.htm
http://www.historisches-wuerttemberg.de/kultur/wappen/wappen4.htm
http://www.historisches-wuerttemberg.de/kultur/wappen/wappen5.htm
http://www.s-line.de/homepages/ebener/
http://www.s-line.de/homepages/ebener/Wappen.html#Wappen

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