Bernhard Peter
Geschichte und Entwicklung des Wappens der Württemberger

1. Wappen:
Stammwappen: In Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander. Die Anzahl der Enden der Geweihstangen variierte im Laufe der Geschichte: 1228 ist eine Abbildung (Siegelabdruck) für Graf Konrad mit 4, 4, 4 bekannt, 1246 eine mit 5, 5, 4 und 1257 sogar eine mit 5, 5, 5. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie auf 5, 5, 4 festgelegt. Als Helmzier gehört zum Stammwappen seit 1327 ein rotes Jagdhorn (Hifthorn) mit goldenem Band und goldenen Beschlägen, zuerst von Ulrich III. 1327 auf seinem Reitersiegel geführt. Graf Eberhard der Jüngere (gestorben 1419) verwendet als erster die Straußenfedern (blau-silbern-rot) als Schmückung des Mundloches an dem Jagdhorn des Helmkleinodes in seinem Siegel. Ursprünglich Grafen von Württemberg, ab 1495 Herzöge von Württemberg. Die 3 Hirschstangen bleiben das Symbol der Württemberger bis 1952. Also gilt für das Wappen:

Helmzier:

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

 

Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.

Wo liegen die Wurzeln der Hirschstangen?
Heute wird angenommen, daß es sich bei den Hirschstangen um das alte Wappen der Grafen von Veringen handelt, welches die Württemberger aufgrund einer Heirat zwischen Graf Hartmann von Württemberg und einer Erbtochter der Grafen von Veringen anzunehmen sich berechtigt wähnten.

Die Familien der Grafen von Veringen, von Nellenburg und von Württemberg sind eng durch Heiraten verflochten: Als Mangold Graf von Veringen im 12. Jh. eine Erbtochter der Grafen von Nellenburg ehelichte, übernahm er das Nellenburger Wappen. Seine Söhne teilten: So begründete der eine Sohn, Wolfrad mit Namen, die Veringer Stammlinie, der andere Sohn, ebenfalls Mangold mit Namen, die Nellenburger Linie der Grafen von Veringen (drittes Haus der Grafen von Nellenburg), die 1422 im Mannesstamm erlosch, worauf das Gebiet an die Herren von Tengen und dann an Habsburg kam. Eine Tochter der Grafen von Veringen heiratete um 1195 Graf Hartmann von Württemberg, und so kamen die Hirschstangen an die Württemberger. Die Veringer Hauptlinie starb 1415 aus.

Grafen von Veringen Grafen von Nellenburg Grafen von Württemberg

Die Varianten und Kleinode der diversen Grafenhäuser und Linien
Die Württemberger führen die Hirschstangen schwarz auf gold, die Nellenburger blau auf Gold, die Grafen von Veringen hingegen rot auf Gold. Von den frühen Württembergern gab es zwei Linien. Die ältere Linie war die später erloschene zu Grüningen-Landau, sie hatte einen Helmschmuck in Form eines Beutelstandes mit Federn (Züricher Wappenrolle), während die jüngere Linie, die sich im Laufe der Geschichte durchsetzte, das Jagdhorn als Helmschmuck führte. Beide Linien werden auf diese Weise bereits in der Züricher Wappenrolle unterschieden. Die Nellenburger hingegen führten einen roten Hut, der oben einen Pfauenwedel hat (vgl. Züricher Wappenrolle). Im Ingeram-Codex sind zwei Wappen der Linie Württemberg-Landau abgebildet, das eine mit einem aus einem goldenen, hermelingestulpten Köcher hervorkommenden Pfauenstoß, das andere mit einer goldenen, schwarz gefleckten Bracke sitzend zwischen einem goldenen Hirschgeweih.

2. Wappen: Mömpelgard kommt ins Spiel
Die Grafen von Württemberg nahmen 1447 erstmals das Wappen von Mömpelgard auf, dazu wurde der Schild geviert. Das Wappen von Mömpelgard zeigt in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Fische). Mömpelgard (Montbéliard) bezeichnet die linksrheinischen Besitzungen, die aufgrund des Heiratsvertrages vom 13.11.1397 zwischen Graf Eberhard III dem Milden für seinen Sohn Eberhard IV mit Henriette von Mömpelgard (gest. 1444), der Enkelin von Stephan von Mömpelgard (gestorben 1397, ohne männliche Nachkommen), zur Grafschaft (später Herzogtum) Württemberg kamen.

Württemberg hatte sich in eine Hauptlinie und eine Uracher Linie geteilt, und Mömpelgard fiel an Ludwig I. aus der Uracher Linie, und zuerst nahm nur die Uracher Linie das Mömpelgarder Wappen in ihres auf, die Stuttgarter Linie unter Herzog Ulrich V. noch nicht. 1473 wurde die Aufnahme des Mömpelgarder Wappens auch in das Wappen der Stuttgarter Hauptlinie im Uracher Vertrag festgelegt, und fortan führten beide Linien das gevierte Wappen und nannten sich "Grafen von Württemberg und Mömpelgard".

Mömpelgard erwies sich als politisch wichtig, da hier der vertriebene Herzog Ulrich Zuflucht suchte, ehe er sein Land wiedergewinnen konnte. Das Haus Württemberg ging dieser Ansprüche erst im Pariser Vertrag von 1796 wieder verlustig, nachdem die Gebiete wenige Jahre zuvor (1793) durch französische Truppen besetzt und annektiert worden waren. Herzog Friedrich II. trat sie im Pariser Sonderfrieden offiziell an Frankreich ab und wurde mit umfangreichen Gebieten in Süddeutschland entschädigt. Bis 1817 sind die Barben im württembergischen Wappen zu finden. Heute liegt Mömpelgard im Département Doubs. Über dem gevierten Schild wurde nach Stand der Kenntnis nur die Württemberger Helmzier geführt, aber noch nicht das Mömpelgarder Fischweiblein mit rotem Kleid und goldenem Gürtel, das kam erst später. Ein Beispiel für ein solches aus Württemberg und Mömpelgard geviertes Wappen ist über dem Portal der Amanduskirche in Bad Urach zu sehen. Also gilt für das Wappen:

Zwei Helmzieren wären jetzt möglich, davon wird aber nur eine verwendet:

Interessanterweise wird im Ingeram-Codex die Mömpelgarder Helmzier anders abgebildet, dort sind es nur zwei gestürzte goldene Barben, noch nicht das Fischweiblein.

Beispiel: Württemberger Wappen am Portal der Amandus-Kirche in Bad Urach. Man achte auf die feingliedrige gotische Helmdecke und die beiden Tiere in den Winkeln unter dem Schild.

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

Beispiel: Tübingen, über dem Portal der Stiftskirche, Wappen von Graf Eberhard im Bart

3. Wappen: Endlich Herzog!
Unter Graf Eberhard kommt 1495 das Wappen der Herzöge von Teck ins Wappen, es ist schwarz-golden schräggeweckt (schräggerautet). Die zugehörige Helmzier ist ein wie der Schild bez., wachsender Brackenkopf mit rot ausgeschlagener Zunge zu schwarz-goldenen Decken. Das ist eine Seitenlinie der Zähringer, die von ca. 1187 bis 1439 bestand. Den Zähringern gehörte am Nordrand der Schwäbischen Alb (Albtrauf, Landkreis Esslingen) die Burg Teck, nach der sich die Linie nannte. Aber schon 1386 verkauften die verarmten Herzöge von Teck ihr Stammland an Württemberg. 1439 starb der letzte Herzog von Teck ohne Erben. Als Graf Eberhard von Württemberg (Graf Eberhard im Bart) 1495 auf dem Reichstag zu Worms von Kaiser Maximilian I. zum Herzog erhoben wurde, bekam er auch den Titel der Herzöge von Teck verliehen. Heute steht der Titel übrigens der britischen Königsfamilie, d. h. Queen Elisabeth II zu, die ihn aber nicht offiziell führt, dazu siehe unten.

Da man drei Motive schlecht in einem gevierten Schild verteilen kann, wurde das verbliebene Feld mit der Reichssturmfahne belegt, in Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler.

Beispiel: Württemberger Wappen am Epitaph der Eleonore v. Württemberg (22.3.1552 - 12.1.1618) in der Stadtkirche zu Darmstadt.

Also ist das neue Wappen geviert:

Dieses Wappen ist beispielsweise auf der Festung Hohenneuffen zu sehen. Vier Helmzieren wären jetzt möglich, davon wurden aber nur zwei verwendet:

 

Abb. links: Württemberger Wappen auf dem Hohenneuffen. Abb. rechts: Wilhelmsstift Tübingen.

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

Die Reichssturmfahne
1336 schon kauft Graf Ulrich III. die Stadt Markgröningen (heute Landkreis Ludwigsburg). Damit erwirbt er auch das Recht auf die Reichssturmfahne, denn das Grüninger Reichslehen war dem Träger der Reichssturmfahne vorbehalten, oder umgekehrt: Die mehr symbolische Würde, das Reichsbanner zu führen, war mit dem Besitz von Markgröningen verbunden, und als Besitzer dieser Stadt war Graf Ulrich III. das Amt des Reichsbannerträgers verliehen worden. Das Präfix "Mark" leitet sich von der Grenzlage an der fränkisch-alemannischen Mark ab. Im württembergischen Wappen erscheint die Reichssturmfahne ab 1495. Als Helmzier gehörte dazu ein schwarzer Adler. Die Herzöge von Württemberg sahen sich in einer Reihe mit den anderen Inhabern von Erzämtern im Heiligen Römischen Reich, aber wir wollen nicht vergessen, daß der Grund ein schlichter Kauf einer Stadt war, an deren Besitz dieses Recht gekoppelt war, seit Hartmann I. von Grüningen, Begründer der Linie Württemberg-Grüningen, Träger der Reichssturmfahne, im Jahr 1252 mit der Reichsstadt Markgröningen belehnt worden war. Als das Lehen heimfiel, blieb das Recht auf die Reichssturmfahne bei Markgröningen, und so ging auch die Reichssturmfahne 1336 an die Württemberger. Die Reichssturmfahne war 1495-1817 Bestandteil aller württembergischer Wappen.

Es gab zwischenzeitlich ein politisches Mißverständnis, als 1692 die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg in den Rang von Kurfürsten erhoben wurden, als Kurfürsten von Hannover (9. Kurwürde). Da an jede Kurwürde ein Erzamt gekoppelt war, gedachte man den Welfen das nun offiziell eingeführte Amt eines Erzbannerträgers zu übertragen, und sofort regte sich im Südwesten des Reiches lautstarker Protest: Es gab schon einen Reichsbannerträger, nämlich die Herzöge von Württemberg! 1692-1706 trugen also zwei Souveräne das Reichsbanner und stritten sich um den Vorrang in diesem Amt. Das Amt eines Erzbannerträgers im Reich wurde 1706 ausgesetzt. Denn in diesem Jahr verlor Bayern die Kurwürde zur Strafe für das Engagement im Spanischen Erbfolgekrieg, die Pfalzgrafen bekamen wieder das Erztruchsessenamt, und Hannover bekam das Erzschatzmeisteramt und war zufrieden - Hauptsache, die Kurwürde ist mit einem Erzamt gekoppelt, egal mit welchem.

Württemberg war seit 1706 wieder alleiniger Inhaber der Reichssturmfahne. Als Württemberg 1803 selbst Kurfürstentum wurde, wurde es ganz offiziell nun selbst mit dem Reichserzbanneramt bedacht. Doch da war das alles schon etwas sinnlos geworden, denn 1806 endete das Alte Reich, man brauchte keine Kurfürsten mehr und keine Reichsämter, und in Einsicht dieser Tatsachen flog das Reichssturmbanner dann auch 1817 aus dem württembergischen Wappen heraus.

Residenz und Oberamt gingen im 19. Jahrhundert auf Ludwigsburg über, was darin zum Ausdruck kommt, daß Stadt und Kreis Ludwigsburg heutzutage Träger der Reichssturmfahne im Wappen sind. Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg hatte 1718 der Stadt dieses Wappen verliehen.

Fremdherrschaft: Das Landeswappen während des österreichischen Intermezzos 1519-1534
Ferdinand I (10.3.1503 - 25.7.1564) von Habsburg war zwischenzeitlich Herr von Württemberg, denn der Schwäbische Bund hatte dieses nach der Vertreibung von Herzog Ulrich I. 1519 an Österreich verkauft, und Ferdinand wurde 1530 mit Württemberg belehnt (Reichslehen). Seit 1531 führt Ferdinand die drei Hirschstangen im Wappen.

Bildbeispiel: Die Württemberger Hischstangen als Bestandteil österreichischer Besitzansprüche, Wappen am Freiburger Kaufhaus. Die anderen Bestandteile sind Schwaben, Kyburg und Pfirt (die Barben sind hier nicht Mömpelgard!). Das Wappen ist ca. 1530-32 entstanden.

Von Ferdinand wurde auch folgendes Wappen geführt:

Ein solches Regentschaftswappen befindet sich als Wandmalerei im Kloster Lorch.

Als Herzog Ulrich von Württemberg sein Land mit der Hilfe protestantischer Fürsten 1534 wiedereroberte, kam es im Vertrag von Kaaden dazu, daß er es als Afterlehen von Österreich erhielt. Das oben beschriebene Wappen verschwand wieder aus der habsburgischen Repräsentation. Allerdings hatte diese Rückgabe einen Wermutstropfen: Herzog Ulrich bekam sein Land zwar wieder, erkannte aber Österreich als Lehnsherrn an. Württemberg war damit ein österreichisches Afterlehen. Dieser Zustand endete 1552 bzw. 1599, als Herzog Friedrich I. gegen eine entsprechende Ablösesumme die Rückumwandlung Württembergs in ein direktes Reichslehen erwirkte. Ein Hintertürchen ließen sich die Habsburger aber offen: Sollte das Haus Württemberg je in männlicher Linie aussterben, hätten die Habsburger eine Anwartschaft auf die Landesherrschaft gehabt. Zum Glück kam es dazu nie, weil das Haus Württemberg nie um einen Erben verlegen war. Im vollständigen Siegel der Habsburger verblieben die drei Hirschstangen aber bis 1804, so auch im Großen Wappen des Kaiserreiches Österreich, und erst der Frieden von Preßburg zog einen Schlußstrich unter alle österreichischen Ansprüche auf Württemberg.

Genealogie der Württemberger bis zum Ende der Stuttgarter Hauptlinie:

4. Wappen:
Der Wappenschild von 1495 blieb über 200 Jahre, genauer bis 1707, unverändert das Wappen der Herzöge von Württemberg. 1593 kam es lediglich zu einer Änderung der Helmzieren: Herzog Friedrich I. von Württemberg als Vertreter der Mömpelgarder Linie legte doch größeren Wert auf die Feststellung der Tatsache, daß gerade seine Linie an der Regierung war. Also wurde die Mömpelgarder Helmzier auf Platz 1 gesetzt, die Position für die in den Augen des Trägers hochwertigste Helmzier, zwischen die beiden anderen, an zentraler und damit wichtigster Position. So kommt es zu der im Grunde unlogischen Reihenfolge, denn auf dem hochwertigsten Platz steht eine Helmzier einer Grafschaft, während die beiden Kleinode für die beiden Herzogtümer außen stehen, auf den nachrangigen Plätzen. Wegen der politischen Bedeutung von Mömpelgard zu jener Zeit rückt das Kleinod jedoch in die Mitte. Ein Beispiel ist das Württemberger Wappen auf beiden Seiten des Portales neben dem Schloß in Bad Urach. Der Wappenschild ist also geblieben:

Für die Helmzieren gilt:

Ein Nachweis dieses Wappens für Herzog Friedrich I. von Württemberg aus dem Jahr 1594 läßt sich im Buch über Wappen der zu Regensburg zur Reichsversammlung 1594 anwesenden Fürsten finden, Bayerische Staatsbibliothek München, Cod.icon. 326, dort ist das Band des Hornes jedoch rot, die Beschläge desgleichen, und das Horn selbst ist golden.

Beispiel: Württemberger Wappen von 1603 am Torbogen neben dem Bad Uracher Residenzschloß

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

Genealogie der Württemberger: Die Mömpelgarder Linie übernimmt
Während das Herzogtum Württemberg samt dem Herzogtum Teck unter österreichische Vorherrschaft gefallen war, blieb die Grafschaft Mömpelgard das Rückzugsgebiet der Württemberger Herzöge, denn diese Grafschaft war nicht an Österreich gefallen. Die Linie Württemberg-Mömpelgard führte das alte gräfliche Wappen weiter. Erst als die Stuttgarter Linie mit Ludwig III. Herzog v. Württemberg (1.1.1554-1593) erlosch, beerbten die Mömpelgarder Grafen die Stuttgarter Herzöge, und aus diesem Anlaß kam es zu einer Änderung des Wappens.

Unter Herzog Friedrich I. aus der Mömpelgarder Linie war das gesamte Herzogtum Württemberg wieder vereint. Unter seinen Söhnen kam es wieder zu einer erneuten Aufspaltung in mehrere Linien. Diese behielten jedoch, wie die Beispiele der Uracher Linie oben zeigen, das Wappen bei. Lediglich die 1648 entstandene Linie Württemberg-Oels fügte einen Herzschild mit dem schlesischen Adler und eine vierte Helmzier hinzu (siehe unten).

5. Wappen:
1707 wurden unter Herzog Eberhard Ludwig weitere Bestandteile in das Württemberger Wappen aufgenommen. Der Hintergrund war der Streit mit dem Kurfürstentum Hannover um das Amt des Reichsbannerträgers, der 1706 zugunsten Württembergs ausging. Das mußte man heraldisch feiern! Die Reichssturmfahne sollte stärker herausgestellt werden, doch das ließ man dann doch (besser so) und fügte nur die passende Helmzier dem Oberwappen hinzu, einen schwarzen Adler. Aber eine andere Komponente war komplett neu: Das war das Wappen der Herrschaft Heidenheim, in Gold der Rumpf eines bärtigen Mannes (Heiden) mit roter, blau gestulpter Mütze und roter, blau ausgeschlagener Kleidung. Diesen Titel hatte bereits Herzog Friedrich angenommen. Über die Herrschaft derer von Helfenstein kam die Stadt Heidenheim an der Brenz 1448 an Württemberg und war bis 1803 eine Exklave mit eigenem Amt. 1707 wurde der Heide in das Württembergische Wappen aufgenommen. Als Helmzier gehört dazu der wie im Schild bez. Heidenrumpf. Ein Feld mehr - das läßt sich harmonisch nicht mehr auf einer Ebene unterbringen, und so kam das Stammwappen in einen aufgelegten Herzschild. Der Wappenschild sah nun wie folgt aus:

Die Anzahl der Helmzieren wurde nun auf die maximale Größe hochgeschraubt, alle fünfe wurden verwendet, optisch nicht gerade befriedigend, aber es gibt schlimmere, größere Helmsammlungen (die Ansbacher Markgrafen brachten es mal auf bis zu 15 Helme):

Alternativ wurde auf diese komplizierte Helmgalerie verzichtet und einfach ein Herzogshut oder eine Krone mit Wappenmantel verwendet. Anstelle der individuellen, korrekten Helmdecken wurden auch vereinfachend rechts rot-goldene, links schwarz-goldene Decken verwendet.

 

Abb. links: Röhrenbrunnen von 1727 auf dem Marktplatz von Feuchtwangen. Abb. rechts: Rathaus Brackenheim.

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

Genealogie von Württemberg-Oels:
Die Mitglieder eines Zweiges der Württemberger waren zugleich 1649-1792 Herzöge von Oels (Olesnica), nach dem Münsterberger Zweig der Herren von Podiebrad (1495-1647) und vor den Welfen (1792-1884). Oels wurde durch Erbheirat von Sylvius Nimrod Herzog v. Württemberg-Weiltingen mit Elisabeth Marie Herzogin v. Schlesien-Münsterberg-Oels gewonnen, wobei es aber nicht ein vollständig souveränes Fürstentum war, sondern ein als Mediatfürstentum gewährtes Lehen des Königs von Böhmen (Vertrag vom 16.1.1649) bzw. ab 1742 des Königs von Preußen. Oels wurde über einige wenige Generationen vererbt, bis die Erbtochter Friderica Sophia Charlotte Augusta Herzogin v. Württemberg-Oels sie wiederum durch Heirat an Friedrich August Herzog v. Braunschweig-Lüneburg brachte.

Wappen von Württemberg-Oels:
Der erste Wappenschild sah wie folgt aus:

Dazu werden vier Helme geführt:

Der zweite, später geführte Wappenschild berücksichtigt Heidenheim:

Dazu ein Herzogshut mit Wappenmantel. Ein Beispiel ist ein Exlibris des Carl Christian Erdmann Herzog v. Württemberg-Oels (26.10.1716-14.12.1792), welches den Inhaber als Mitglied des dänischen Elefantenordens zeigt (ohne Abb.).

Genealogie des Hauses Württemberg

6. Wappen: neue Gebiete inflationär
Im Jahre 1789 kamen unter Herzog Karl Eugen weitere Felder in das vermehrte Wappen. Die Zeiten guter, schlichter Schildbilder waren vorbei, jetzt wurde kräftig alles hergezeigt, was man hatte (und bei vielen Familien leider auch, was man mal gehabt hatte, gerne hätte oder gerne gehabt hätte). Die Zeichen der Zeit standen auf Bildergeschichte im Wappenschild; Klarheit und Übersichtlichkeit gehörten einer vergangenen Zeit an. Im Jahre 1751 war die Herrschaft Justingen erworben worden, die kam hinzu. 1780/82 erwarb man einen Teil der Grafschaft Limpurg, und so nahm man das komplette Wappen der Schenken von Limpurg auf. Mit all diesen Erwerbungen hatte man auch weitere Vorteile eingekauft: An der Grafschaft Limpurg hing die Mitgliedschaft im fränkischen Grafenkollegium, und an der Herrschaft Justingen hingen Stimmrechte im Schwäbischen Kreistag und im schwäbischen Grafenkollegium.

Der Hauptschild des am 2.12.1789 durch herzoglichen Befehl festgelegten neuen Wappens hatte jetzt 6 Felder und wurde mit einem Herzschild belegt:

Dazu wurden sieben Helme geführt:

Alternativ wurde auf diese komplizierte Helmgalerie verzichtet und einfach ein Herzogshut oder eine Krone mit Wappenmantel verwendet. Anstelle der individuellen, korrekten Helmdecken wurden auch vereinfachend rechts rot-goldene, links schwarz-goldene Decken verwendet.

1784/85 hatte Herzog Karl Eugen auch noch Stadt und Herrschaft Bönnigheim gekauft. Diese Komponente kam jedoch erst etwas später in das Wappen, wobei sich der genaue Zeitpunkt nicht bestimmen läßt. Eine Darstellung Lebrets aus dem Jahre 1818, nach dem Bönnigheim schon 1785 in das Wappen kam, wurde von Alberti und Adam widerlegt. Denn das Wappen ohne Bönnigheim wurde ja erst 1789 festgelegt, und die Aufnahme Bönnigheims zog sich noch ein paar Jahre hin. Die Verwirrung kam dadurch zustande, daß schon etwas voreilig Siegel und Eisengußplatten angefertigt worden waren, die bereits Bönnigheim enthielten. Das nun folgende Wappen unter Einschluß der Herrschaft Bönnigheim ist wie folgt aufgebaut:

In der Form wurde das Wappen bis 1803 geführt. Bei der Anzahl von Feldern und möglichen Helmzieren war es sinnvoll, das Wappen nur noch ohne Helme zu führen, aber mit Herzogshut und Wappenmantel, und so wurde es auch dem Stile der Zeit entsprechend gehandhabt.

Hier ein Beispiel für das Württemberger Wappen aus dieser Zeit. Standort dieser gußeisernen Platte ist an der Wand im Foyer des Seminargebäudes des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Meersburg am Bodensee. (Genehmigung s. u.). Eine ganz ähnliche gußeiserne Platte von 1794 identischen Aufbaus ist am Klosterbrunnen von Maulbronn zu finden, eine weitere von 1795 an einem Brunnen vor Schloß Untergröningen.

Exkurs: Wie genau Württemberg an Teile von Limpurg-Gaildorf kam
Das Herzogtum bzw. Kurfürstentum Württemberg gehört nicht zu den Erben. Es mußte sich seine Anteile Stück für Stück von verkaufswilligen Erben zusammenkaufen. 1780 konnte Württemberg 6/48 von Augusta Louise Friderica Herzogin von Sachsen-Gotha-Altenburg (30.11.1752-28.5.1805) kaufen, weitere 6/48 von ihrer Schwester Louise Herzogin von Sachsen-Gotha (9.3.1756-1.1.1808). Die eine hatte nach Rudolstadt geheiratet, die andere nach Schwerin, beide hatten kein Interesse an diesem für sie abgelegenen Besitz und verkauften gerne. Weitere 6/48 konnte Württemberg 1790 von deren Cousine Charlotte Louise Polyxena Prinzessin zu Leiningen und Dagsburg Frau zu Aspremont (27.5.1755-1785) kaufen. Zu Anfang des 19. Jh. erwarb Württemberg noch 5/48 von Carl Wilhelm Ludwig Graf zu Ysenburg und Büdingen in Meerholz (7.5.1763-17.4.1832). Somit besaß Württemberg insgesamt 23/48 von Limpurg-Gaildorf, immerhin fast die Hälfte. Dazu kamen noch Erwerbungen aus den anderen Limpurger Linien. An der Grafschaft Limpurg hing die Mitgliedschaft im fränkischen Grafenkollegium. Und 1806 wurde schließlich durch die Mediatisierung Württemberg überall Landesherr. Insgesamt gab es drei verschiedene Württemberger Wappen, die alle Limpurg enthielten.

Exkurs: Wie genau Württemberg an Teile von Limpurg-Obersontheim kam
Württemberg kaufte auch von der Obersontheimer Erbschaft der ehemaligen Territorien der Schenken von Limpurg auf, soviel es konnte: Vom Anteil (Amt Schmiedelfeld) der ersten Primärerbtochter, Wilhelmine Sophie Eva von Limpurg (31.10.1677-21.8.1735), konnte Württemberg 1781 alles von den Erben aus der Familie der Wild- und Rheingraf von Salm aufkaufen. Vom Erbteil (Amt Gröningen) der zweiten Primärerbtochter Christiana Magdalena Juliana Gräfin von Limpurg (25.6.1683-2.2.1746) konnte 1827 der komplette Anteil aus den Händen des Fürsten Colloredo-Mansfeld erworben werden, dabei mußte Hessen-Kassel ausbezahlt werden, das zwischenzeitlich Gröningen verpfändet bekommen hatte. Vom Erbteil der dritten Primärerbtochter Amöne Sophie Friederike Gräfin von Limpurg (24.8.1684-20.2.1746) konnte Württemberg erst nur einen Teil erwerben, 1782 ein Teil von 2/6 von Johann Bertrand Arnold Sophus Graf von Gronsfeld-Diepenbrock und 1829 ein Teil von 1/6 von Karl Ludwig Graf zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (29.9.1712-26.3.1779). Somit hatte Württemberg die Hälfte dieses Erbteiles (Amt Obersontheim). Ein weiteres Sechstel kam erst an die Pückler, dann an Sayn-Wittgenstein und schlußendlich auch an Württemberg. Nur 2/6 blieben bei Löwenstein-Wertheim-Virneburg. Bei den beiden anderen Primärerbtöchtern (Sontheim-Gaildorf und Michelbach) ging Württemberg zunächst leer aus, deren Anteile gingen an die Pückler und an Löwenstein-Wertheim-Virneburg.

7. Wappen: Kurfürstentum Württemberg
Nach der Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum durch den Reichsdeputationshauptschluß wurde 1803 das Wappen weiter vermehrt. Die neuen Zutaten entsprachen den territorialen Gewinnen bei der gigantischen Umverteilung von ehemals unter geistlicher Herrschaft stehenden Gebieten, die damals stattfand. Durch den Aufstieg zum Kurfürstentum war das Erzamt des Reichsbannerträgers besonders aufgewertet, und entsprechend fand die Reichssturmfahne ihren Weg in den nun gespaltenen Herzschild. Die Mömpelgarder Barben allerdings hatten nur noch Erinnerungswert, weil das Gebiet mittlerweile von Frankreich annektiert worden war. Man behalf sich mit einer an den Haaren herbeigezogenen Ausrede: Die Barben stünden jetzt für die 1803 erworbene Propstei Zwiefalten, was natürlich Unfug ist, denn das Kloster führte Schrägbalken und Sterne.

Ein Oberwappen mit Helmen wird jetzt generell nicht mehr verwendet. In der Form bleibt das Wappen nur bis 1806 in Benutzung - soviel Aufwand für nur drei Jahre Freude daran!

Abb.: Wappen des Kurfürstentums Württemberg in der beschriebenen Form am Landgericht Ellwangen

8. Wappen: Königreich Württemberg
1805 konnte Württemberg aufatmen: Im Pressburger Frieden verzichtete Österreich endgültig auf alle Ansprüche auf Württemberg (s. o.). Und mehr noch, Österreich mußte Territorien in Oberschwaben an Württemberg abtreten. Am 1.1.1806 wurde aus dem Kurfürstentum Württemberg das Königreich Württemberg. Entsprechend wird das kurfürstliche Wappen durch das königliche Wappen als Staatswappen ersetzt. Das hatte immerhin etwas länger Bestand, nämlich bis 1817. Kaum zu fassen, daß damals der Wappenschild Nr. 3 über 200 Jahre lang gut war. Was wird geändert? Die Reichssturmfahne fliegt aus dem Herzschild (macht eh keinen Sinn mehr nach dem Ende des Alten Reiches, es gab keine Kurfürsten mehr), das Wappen der Staufer als Herzöge von Schwaben kommt rein. Ein uralter Anspruch wird also wiederbelebt. Es war ein reines Anspruchsdenken, denn König Friedrich sah sich als Nachfolger der Staufer oder wollte sich so sehen, mit der unterschwelligen Idee, deren ehemalige Territorien beherrschen zu wollen. So nannte er sich zunächst "Fürst zu Schwaben", später "souveräner Herzog in Schwaben". Es war die Zeit der Mediatisierungen, und man hoffte, das Königreich auf Kosten Dritter weiter ausbauen zu können, und dafür ist es gut, schon mal gleich Ideen wie den Umfang der alten ehemaligen Stauferherrschaft anzudenken. Die Pfalzgrafschaft Tübingen kommt ferner in den Hauptschild, der jetzt dreimal geteilt wird, um die nötige Anzahl Felder zu erzeugen. Die Pfalzgrafschaft Tübingen ist ebenfalls ein Titel aus der Mottenkiste, denn das Territorium war ja längst Bestandteil des Herzogtums, aber Friedrich hatte 1803 den Titel "Landgraf zu Tübingen" neu angenommen, und das wurde nun auch heraldisch zum Ausdruck gebracht. Ein Beispiel für dieses Wappen findet sich am Bad Mergentheimer Deutschordensschloß außen am Torbau (wobei allerdings Justingen durch Mergentheim ersetzt ist). Im Detail:

Beispiel: Das Württemberger Wappen am Bad Mergentheimer Deutschordensschloß außen am Torbau (wobei allerdings Justingen durch Mergentheim ersetzt ist)

Prunkstücke: Erstmals tauchen im Württemberger Wappen auch ein schwarzer Löwe (für das Herzogtum Schwaben) und ein goldener Hirsch (für das Königreich Württemberg) auf, wobei beide zusätzlich eine Reichssturmfahne hielten, obwohl das Alte Reich inzwischen untergegangen war, aber man hielt an dem Anspruch auf das Erzbanneramt fest. An weiteren Prunkstücken wurde ein aus einer Königskrone herabfallender Wappenmantel verwendet.

Manchmal wird auch nur der Herzschild verwendet wie z. B. an der Jagstbrücke Hohebach; das Wappen stammt aus dem Jahr 1810.

9. Wappen:
Neben diesem vielfeldrigen Staatswappen fanden auch kleinere Versionen Verwendung, die nur die wichtigsten Felder zeigten, wie dieses Beispiel vom Torgebäude des Schlosses Altshausen, heutiger Wohnsitz der Herzöge von Württemberg und im Besitz der Familie seit 1810:

Schloß Altshausen, Königlich-Württembergisches Wappen am Torgebäude

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

10. Wappen: Es wird einfacher!
Richtungsumkehr: Das württembergische Wappen wird nicht mehr komplizierter, sondern einfacher. Gott sei Dank, 1817 wurde es unter König Wilhelm von Württemberg mit Dekret vom 30.12.1817 verschlankt! Und Wilhelm I. nannte sich nur noch "König von Württemberg". Die ganzen kleineren Felder flogen auf einmal in einem gewaltigen heraldischen Befreiungsschlag aus dem Schild. Übrig blieb nur das, was im 8. Wappen der Herzschild war: Ein gespaltener Schild unter einem Helm mit Königskrone:

Ganz einfach die Geschichte der Württemberger in kondensierter Form: Ein kleines Grafenhaus diente einst unter den staufischen Herzögen und wurde zu Königen. Das Wappen hatte bis 1918 (Abdankung von König Wilhelm II. von Württemberg) Bestand.

 
Staatswappen ab 1817   Blaubeuren, Gebäude auf dem Klostergelände

Beispiele für diese Entwicklungsstufe des Württemberger Wappens lassen sich finden:

Neben dem Kleineren Wappen, das nur mit auf dem Schild ruhender Königskrone und hinter dem Schild gekreuzten Zweigen geführt wird, gab es auch ein Größeres Wappen mit den zuvor erwähnten Schildhaltern, die aber nun auch ohne die Reichssturmfahne dargestellt wurden. Auf dem oval dargestellten Schild ruht ein goldener Bügelhelm, königlich gekrönt, und die Schildhalter stehen auf einem purpurroten, schwarz gefütterten Band, welches die Devise "Furchtlos und trew" in goldenen, gotischen Lettern trägt.

Otto Hupp, Münchener Kalender 1900, Verlagsanstalt München und Regensburg 1900

Bei den Familienmitgliedern bleibt es kompliziert:
Neben diesen Staatswappen gibt es die Wappen der Familienmitglieder. Der König von Württemberg führt das gleiche Wappen wie der Staat. Für die Angehörigen gilt aber gemäß dem königlichen Hausgesetz vom 8.6.1828, Art. 5: Das 1806 berichtigte königliche Familienwappen bleibt für die Angehörigen der königlichen Familie bestehen. Das Familienwappen war also durch die Vereinfachungen vom 30.12.1817 nicht betroffen worden, nur das Staatswappen. Und deshalb führen die Familienmitglieder weiter das Wappen in der Form vom 1.1.1806.

Neuere Genealogie des Hauses Württemberg: königliche Linie

Neuere Genealogie des Hauses Württemberg: herzogliche Linie

Nichtsukzessionsfähige württembergische Linien (1): die Grafen von Urach
Auf Herzog Heinrich v. Württemberg (3.7.1772-28.7.1838) und seine im Jahre 1798 morganatisch angetraute Ehefrau Christiane Karoline Alexis gehen die Gräfinnen von Urach zurück:

Christiane Karoline Alexei war bereits am 6.9.1807 zur Freifrau von Hochberg und Rottenburg erhoben worden. Das Wappen nach dem württembergischen Freiherrendiplom vom 6.9.1807 (Siebmacher Band: FstB Seite: 56 Tafel: 102) ist gespalten, rechts silbern-rot geteilt, links in Silber auf schwebendem grünen Grund eine rote, zweitürmige, blau bedachte Burg, zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein silbern-rot übereck geteiltes Paar Büffelhörner, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf grünen Grund eine rote, zweitürmige, blaubedachte Burg.

   
Freifrau von Hochberg u. Rottenburg
Diplom vom 6.9.1807
    Grafen von Urach
Diplome 16.1.1821 u. 13.11.1825

Die Grafen von Urach führten nach königlich-württembergischen Diplomen vom 16.1.1821 und vom 13.11.1825 (Siebmacher Band: FstB Seite: 56 Tafel: 102) in Gold einen schwarzen, rotgezungten Löwen, auf dem gräflich gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein rotes Jagdhorn (Hifthorn) mit blauem (!) Band und goldenen Beschlägen, mit drei Straußenfedern (blau-silbern-rot) im Mundloch. Das Diplom von 1821 war für die Tochter Marie in zeitlichem Bezug zu ihrer Hochzeit, das von 1825 für Schwestern und ihre Mutter, die bisherige Freifrau von Hochberg und Rottenburg.

Die Grafen von Urach des 19. Jh. dürfen auf keinen Fall verwechselt werden mit den mittelalterlichen Grafen von Urach, aus denen die Grafen von Freiburg und die Grafen von Fürstenberg hervorgingen. Die Uracher Linie selbst endete ca. 1261 mit dem Tod des Grafen Berthold d. J. Hier wurde lediglich der Name eines seit dem Aussterben der echten Grafen von Urach württembergischen Territoriums zur Ausstattung einer aus einer morganatischen Ehe entstandenen, nicht sukzessionsberechtigten Linie verwendet.

Nichtsukzessionsfähige württembergische Linien (2): die Herzöge und Fürsten von Urach
Auf Herzog Wilhelm von Württemberg (27.12.1761-10.8.1830) gehen mehrere nicht sukzessionsfähige Linien zurück, weil sie Ergebnis einer nicht standesgemäßen, morganatischen Ehe waren, die Grafen von Württemberg und die Herzöge von Urach (seit 1863).

     
Königreich Württemberg
seit 1817
      Herzöge und Fürsten von Urach
Diplom vom 10.1.1868

Die Herzöge und Fürsten von Urach bekamen ein eigenes Wappen von König Karl I. (1864-1891) mit württembergischem Diplom vom 10.1.1868: Es bestand aus dem aus Württemberg (in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander) und Schwaben (in Gold 3 schwarze, schreitende Löwen mit jeweils roter rechter erhobener Vorderpranke übereinander) gespaltenen Schild, dazu ein in den Farben abgewandeltes württembergisches Kleinod, auf dem ungekröntem Helm mit schwarz (!)-goldenen Decken ein rotes Jagdhorn (Hifthorn) mit blauem (!) Band und goldenen Beschlägen, mit drei Straußenfedern (blau-silbern-rot) im Mundloch. Als Schildhalter dienen ein schwarzer, ungekrönter Löwe und ein goldener Hirsch. Die rechten Vorderpranken aller Löwen im Wappen sind rot (!). Dazu ein aus einer Herzogskrone herabfallender Wappenmantel, purpurn und mit Hermelin gefüttert (Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Siebmacher Band: FstB Seite: 56 Tafel: 101).

Nichtsukzessionsfähige württembergische Linien (3): die Herzöge und Fürsten von Teck
Eine andere, ebenfalls nicht sukzessionsfähige Linie geht auf Alexander Herzog v. Württemberg (9.9.1804-4.7.1885) zurück, der in morganatischer Ehe Claudina Rhedey geheiratet hatte. Die Nachkommen aus dieser Ehe waren die neuen Herzöge von Teck:

Die morganatisch geehelichte Claudina Rhedey wurde zur Gräfin von Hohenstein. Das Wappen nach dem österreichischen Diplom vom 16.5.1835 zeigt in goldenem, mit roten Herzchen bestreutem Schild einen golden gekrönten, rot gezungten, schwarzen Löwen, der in der rechten Vorderpranke ein silbernes, ankerendiges Kreuz hält. Auf dem Schild ein neunperlige Rangkrone, Schildhalter zwei goldene, widersehende Pferde mit Halsband und daranhängender Kette, auf einem blauen Band mit der Devise "Vertrau auf Gott" in gotischer Schrift stehend (Siebmacher Band: FstB Seite: 55 Tafel: 99)

Die Fürsten und Fürstinnen von Teck führten gemäß Diplomen vom 1.12.1863, 21./27.1.1864 und 16.9.1870 einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: Teck, schwarz-golden schräggerautet, Feld 2 und 3: Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, dazu zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender, schwarz-golden schräggerauteter Brackenrumpf, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein rotes Jagdhorn (Hifthorn) mit goldenem Band und goldenen Beschlägen, mit drei Straußenfedern (blau-silbern-rot) im Mundloch. Schildhalter: zwei goldene, widersehende, rotgezungte, ungekrönte Löwen, diese stehen auf einem Band mit der Devise "Vertrau auf Gott". Dazu ein aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel, purpurn und mit Hermelin gefüttert (Siebmacher Band: FstB Seite: 55 Tafel: 98).

Gräfin von Hohenstein
Diplom vom 16.5.1835
Fürsten von Teck
Diplome
1863, 1864, 1870
Herzöge von Teck
Diplom vom 16.9.1871

Die neuen Herzöge von Teck bekamen ebenfalls ein eigenes Wappen von König Karl I. (1864-1891) mit Diplom vom 16.9.1871 für Franz: Es bestand aus dem aus Württemberg (in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander) und Schwaben (in Gold 3 schwarze, schreitende Löwen mit jeweils roter rechter erhobener Vorderpranke übereinander) gespaltenen Schild, an der Herzstelle mit dem Wappen Teck (schwarz-golden schräggerautet) belegt, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarz-golden schräggeweckter Brackenkopf mit rot ausgeschlagener Zunge (Kleinod Teck). Die Schildhalter, ein schwarzer Löwe und ein naturfarbener, also brauner (!) Hirsch, stehen auf einem Band mit der Devise "Vertrau auf Gott". Dazu ein aus einer Herzogskrone herabfallender Wappenmantel, purpurn und mit Hermelin gefüttert (Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Siebmacher Band: FstB Seite: 55 Tafel: 97).

Anhand der obigen Genealogie sehen wir auch zwei interessante Details:

Nichtsukzessionsfähige württembergische Linien (4): die von Grünhof
Und einen dritten, aber sehr kurzlebigen Fall gibt es im Hause Württemberg: Er geht auf Ernst Herzog v. Württemberg (11.8.1807-26.10.1868) zurück, der eine morganatische Ehe mit Anna Katharina Nathalie Eschborn einging:

Die unstandesgemäße Braut bekam am 21.8.1860, also drei Tage nach der Eheschließung den Adelstitel "von Grünhof", den auch die einzige Tochter aus dieser Ehe führte. Das zugehörige Wappen hatte keinerlei Bezug zu dem des Hauses Württemberg mehr und war geviert, Feld 1 und 4: in Grün eine goldene Harfe in Form eines y, Feld 2 und 3: in Silber zwei zu einem Kranze gebogene, unten sich kreuzende, grüne Ölzweige, auf dem gekrönten goldenen (!) Helm mit grün-silbernen Decken die umgewendete goldene Harfe zwischen den beiden grünen Ölzweigen (Ströhl, Deutsche Wappenrolle).

11. württembergisches Staatswappen: 1922-1933
1918 war es aus mit der Monarchie, und in Württemberg wurde der "freie Volksstaat Württemberg" ausgerufen. Am 20.12.1921 wurde per Gesetz ein neues Wappen festgelegt, das mit dem 20.2.1922 Gültigkeit erlangte:

Geviert:

Prunkstücke: Schildhalter zwei widersehende goldene Hirsche, auf dem Schild eine sog. "Volkskrone".

Das Wappen war aus heraldischer Sicht ganz fürchterlich, es war sehr kleinteilig und hatte diesen häßlichen Farbverstoß. Man wollte einerseits die Flagge repräsentieren, die geteilt war, und dann verdoppelte man das auch noch, und wegen der Quadrierung hatte man die Flagge im Endeffekt vierfach drin. Entsprechend knapp fiel die Abstimmung im Landtag aus, aber es reichte leider, und entsprechend kritisch sahen die heraldisch Gebildeten das Machwerk. Man folgte der seltsamen und fatalen Logik, ein Wappen für das Volk und nicht für die Heraldiker zu machen.

Abb.: kein amtliches Wappen, Gegenentwurf von Otto Hupp im Münchener Kalender 1929.

Hier sehen wir nicht das amtliche Wappen, sondern einen trotzigen Gegenentwurf von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1929, wie er es besser gemacht hätte, über einem schwarz-rot geteilten Schildfuß in Gold drei liegende schwarze Hirschstangen übereinander, mit 5, 5 und 4 Enden. Otto Hupp verweigerte sowohl die Quadrierung als auch die Verdoppelung der Flagge. Der Farbverstoß blieb, war aber auf eine einzige Grenze beschränkt. Auf dem Schild ruht eine Laubkrone, als Schildhalter dienen zwei widersehende, goldene, rot gehörnte Hirsche, und hinter dem Wappen ragt eine Lanze mit einer goldenen Fahne mit dem schwarzen, rotgezungten Königsadler hervor, am Spitzenansatz mit einem Lorbeerkranz behängt. Auch das ersetzt die für Hupp inakzeptable Lösung beim amtlichen Wappen mit der lächerlichen "Volkskrone". In den beiden oberen Ecken der Komposition sind die schwarz-goldenen, schrägen Rauten von Teck und die goldenen Barben in rotem Schild von Mömpelgard zu sehen. Es ist also ein württembergisches Wappen, wie es Hupp unter Berücksichtigung des Volkeswillens ("raus mit den staufischen Löwen, rein mit der Flagge") entworfen hätte, aber zu Hupps großem Bedauern kein amtliches Wappen.

12. württembergisches Staatswappen: 1933-1945
Mit Gesetz vom 11.8.1933 flog die aus heraldischer Sicht unsägliche "Volkskrone" vom Schild, der aber genauso blieb, und unter Schild und Schildhaltern, die ebenfalls unverändert blieben, wurde die eigentlich sehr alte und traditionsreiche württembergische Devise "Furchtlos und trew" hinzugefügt, schwarz auf rotem Band. Der Farbverstoß in den Feldern 2 und 3 sowie bei ebenfalls bemängelte Kleinteiligkeit blieben den württembergischen Bürgern noch eine Zeitlang erhalten. Nach 1945 war dies das Wappen des Teilungsproduktes Württemberg-Hohenzollern, während das andere Teilungsprodukt Württemberg-Baden ein neues Wappen annahm.

13. württembergisches Landeswappen: ab 1952
Als Bundesland Baden-Württemberg (ab 1952) führt das Land ein großes und ein kleines Landeswappen.

Das große Landeswappen als Pflaster-Mosaik aus Rheinkieseln vor dem Basler Hof in Freiburg (Breisgau), heute Regierungspräsidium. Allerdings ist es ohne die Schildhalter dargestellt. Das große Landeswappen führen Minister, Landtag und Regierungspräsidenten. Abb. links bei Sonnenschein, Abb. rechts bei Regen mit intensiveren Farben.

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Landesfürsten 1
J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band E. Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Im Auftrage des Württembergischen Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe 1975 (Reprint), 1112 Texts. mit 4132 Wappen + 122 S. Figurenverzeichnis.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
http://www.historisches-wuerttemberg.de/kultur/wappen/wappen1.htm
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http://de.wikipedia.org/wiki/Wappen_W%C3%BCrttembergs
Württemberg und Landau in der Züricher Wappenrolle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/12/ZuericherWappenrolleLandau.jpg
Württemberg und Nellenburg in der Züricher Wappenrolle:
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Grafschaft Veringen:
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Grafen von Nellenburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Nellenburg
Württemberg-Landau im Ingeram-Codex:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/XIngeram_Codex_120-Landau.jpg
Württemberg-Grüningen-Landau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCningen-Landau - Stammliste: http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Hauses_W%C3%BCrttemberg#Grafen_von_Gr.C3.BCningen-Landau
Stammliste des Hauses Württemberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Hauses_W%C3%BCrttemberg
Mömpelgard im Ingeram-Codex:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Ingeram_Codex_089.jpg
Herzöge von Teck:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herz%C3%B6ge_von_Teck
Reichssturmfahne:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichssturmfahne
habsburgisches Regentschaftswappen in Lorch:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0a/WappenWuerttembergOesterreich.jpg
Wappen der zu Regensburg zur Reichsversammlung 1594 anwesenden Fürsten finden, Bayerische Staatsbibliothek München, Cod.icon. 326: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/45/Wappen_1594_BSB_cod_icon_326_005_crop.jpg - http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00011882/image_5
Wappen der Herzöge von Teck:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a7/Teck_%28Herz%C3%B6ge%29_Scheibler429ps.jpg
Wappen von 1789: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/15/WuerttembergWappen1789.jpg
kurfürstliches Wappen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c2/WuerttembergWappen1803.jpg
Otto Hupp, Münchener Kalender 1929, Verlagsanstalt München und Regensburg 1929
Otto Hupp, Münchener Kalender 1900, Verlagsanstalt München und Regensburg 1900
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.

Ein Erbstreit und die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums

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Impressum

Die Veröffentlichung des Wappens aus dem Foyer des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Meersburg wurde freundlicherweise am 2.2.07 genehmigt von Herrn Paul Wiest, Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Ravensburg.

Aufnahmen aus der Stadtkirche zu Darmstadt mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Martin Schneider vom 12.06.2008 (http://www.stadtkirche-darmstadt.de)