Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2992
Wipfeld (Landkreis Schweinfurt)

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Wipfeld

Die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer steht hoch über dem historischen Ortskern und dem Marktplatz am Hang. Die Architektur offenbart zwei ganz unterschiedliche Bauphasen: Der Julius-Echter-Turm im Osten stammt von 1599; die Bauinschrift befindet sich unter dem Dachgesims an der Ostseite des Turms. Eine zweite, typische Echter-Bautafel befindet sich an der Nordseite des Chors, mit der Jahreszahl 1615 (ohne Abb.). Das Langhaus, für das bis dahin eine schlichte Lösung aus Holz angenommen werden darf, wurde aber erst 1786-1787 errichtet. Innen gibt es eine sehenswerte Einrichtung mit einer Kanzel von 1710 (umgestaltet 1740) und Rokoko-Altären von 1740. Die Stuckaturen im Inneren sind Arbeiten des Würzburger Hofstuckateurs Materno Bossi; der Stil geht ins Klassizistische. Dieser fertigte auch den Hochaltar an, auf dem Figuren der Heiligen Petrus, Paulus, Ambrosius und Augustinus stehen. Das Altarbild ist neueren Datums, es stammt von dem Würzburger Maler Leimgrub und wurde 1857 angefertigt. Es zeigt die Taufe Christi. Seitlich des Hochaltars standen früher zwei Nebenaltäre, die aus der Würzburger Jesuitenkirche stammen und 1798 hierhin versetzt wurden. Diese wurden aber ihrerseits wieder ersetzt, als man 1804 zwei um 1795 von Materno Bossi hergestellte Seitenaltäre aus der abgerissenen Klosterkirche von Heidenfeld erwerben konnte und hier aufstellte. Christoph Fesel malte die Altarblätter, und die Statuen der Heiligen Petrus, Paulus, Kilian und Burkard sind Arbeiten des Hofbildhauers Wagner. Auch die Orgel mit ihrem klassizistischen Prospekt stammt aus der ehemaligen Klosterkirche.

 

Die Bautafel des Langhauses trägt folgenden Wortlaut, der allerdings wenig original ist, sondern später nach Flickarbeit mit Zement in der neuen Oberfläche nachgezogen wurde: "Als sich Wipfeld hat vermehret / und die Kirche ward zu klein / Franz Ludwig, o Kinder ehret / Franz Ludwig und schreibt ihn ein / in das Hertz als edlen Sp(r)oßes / aus des Echters Frömmigkeit / wie er Gnader Zeit genoßest / zu erweitern dies Gebäud(e) / unter Laste(n) der Gemeinde / ..us nicht hergeste... / Franz Ludwig verglich und ... / ... bald mit Heidenfeld ../ Franz Ludwig, Herzog zV Franken / ... / ...Herzen .../...", wobei die unteren, nicht mehr erhaltenen Zeilen einmal ein Chronogramm gebildet haben. Interessant ist, daß in dieser Bauinschrift das Kloster Heidenfeld, das immerhin den Kirchenzehnten kassierte und den Pfarrer stellte, mit keiner Silbe erwähnt wird. Vielleicht spiegelt sich darin wider, daß der Beitrag zur Baukasse wesentlich geringer ausfiel als erhofft. Dafür werden vielsagend die Lasten für die Gemeinde hervorgehoben.

Das Wappen über der Bautafel ist dasjenige des Würzburger und Bamberger Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal (regierte 1779-1795) aus der Zeit der Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg 1757-1795. Es ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild: Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg, Herzschild: Stammwappen der von Erthal, Feld 1 und 4: in Rot zwei silberne Balken, Feld 2 und 3: ledig und blau. Schräg hinter der Kartusche ragen das gestürzte Schwert und der Krummstab hervor. Über der Kartusche sind zwei Kopfbedeckungen übereinander gestaffelt, unten der Fürsten- oder Herzogshut für das Hochstift Würzburg und das Herzogtum in Franken, darüber, hier im Schatten, die Kaiserkrone für das kaiserliche Stift Bamberg.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9223186,10.1769474,19.75z - https://www.google.de/maps/@49.9223054,10.1769937,59m/data=!3m1!1e3
Chronik: 1100 Jahre Wipfeld 918-2018, hrsg. von der Gemeinde Wipfeld 2018
Franz Ludwig von Erthal:
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Ludwig_von_Erthal
Johannes Kist: Franz Ludwig von Erthal, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 371 ff -
https://www.deutsche-biographie.de/gnd118692984.html#ndbcontent - https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016321/images/index.html?seite=385
Franz Ludwig von Erthal im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Franz_Ludwig_von_Erthal
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe, hrsg. vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg, 1974, 192 S.

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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