Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2038
Veitshöchheim (Landkreis Würzburg, Unterfranken)
Schloß und Schloßpark in Veitshöchheim
Die Hauptsehenswürdigkeit von Veitshöchheim ist der Rokokogarten, einer der wenigen vollständig erhaltenen Gartenanlagen dieser Zeit, die nicht später in einen weniger pflegeintensiven englischen Landschaftspark umgewandelt wurden wie so viele andere Gartenanlagen jener Zeit. Der Schloßgarten besteht aus zwei ganz unterschiedlichen Teilen:
Im Norden befindet sich der ältere Teil, wobei die östliche Hälfte eine erhöhte Terrasse mit dem in Nord-Süd-Richtung erbauten Schloß enthält, und der westliche Teil die von einer Allee gesäumte Zugangsachse zu ersterem, im Süden des Weges begleitet von einem formalen Garten, im Norden von Wirtschaftsbauten, und mit zwei großen, baumbestandenen Ovalen rechts und links der Achse kurz vor Erreichen der Treppe zur Schloßterrasse. Dieser nördliche Garten war der ältere Teil, erst später kam der riesige südliche Teil hinzu, so daß heute das Schloß exzentrisch liegt.
Im Süden dieses terrassenförmigen Bereiches liegt der jüngere Baum- und Heckengarten: Ein rechteckiges, außen an drei Seiten mauerumfriedetes Areal mit innen umlaufendem Weg wird von drei Wegachsen in Nord-Süd-Richtung und fünf Wegachsen in West-Ostrichtung kompartimentiert, wobei im westlichen Teil ein großes Wasserbassin mit Fontäne insgesamt acht dieser Kompartimente anschneidet (Großer See mit Parnaß). Dieses Großraster wird durch unzählige diagonale oder strahlenförmige Wege, Baumflächen, Hecken, Rondelle, Grotten, künstlichen Ruinen, Brunnen, Kaskaden, Pavillons und weiterer Staffage, vor allem mit den einst über 300 bildhauerischen Arbeiten aus Sandstein, Vasen, Statuen, Putten etc., von Johann Wolfgang von der Auvera, Ferdinand Tietz und Peter Wagner zu einer Rokoko-Inszenierung der Gartenkunst ohnegleichen. Von diesen Bildhauerarbeiten sind noch ca. 200 erhalten. Es gibt eine kleine Asymmetrie - im Osten schließt noch ein schmaler, dreieckiger Streifen an, der die Fläche bis zur Mauer an der Echterstraße füllt und eine Struktur für sich darstellt.
Insgesamt bilden die Kompartimente drei Zonen ganz unterschiedlichen Charakters: Im Westen ist die See-Zone mit dem Musenberg inmitten des Großen Sees und mit Statuen der antiken Götter und Allegorien der Freien Künste und der Jahreszeiten. Das ist der pathetisch-programmatischste Teil des Gartens. Im Osten ist die Wald-Zone mit einem Heckentheater, Heckensaal und Quellplätzen. Dort dominieren aus Sandstein gehauene Tiere, naturnahe Götter sowie Gestalten aus La Fontaines Fabeln. Dazwischen ist die Lauben-Region, wo am meisten Statuen stehen und ein steinernes Abbild des höfischen Lebens mit Hofdamen, Kavalieren, Musikanten, Tänzern etc. etc. formen. Stellvertreter illustrieren, was von der höfischen Gesellschaft hier an kulturell-gesellschaftlichem Leben erwartet wurde. Heute sind die Statuen freilich Kopien aus Zement; die sandsteinernen Originale sind wegen der Bedrohung durch Luftverschmutzung und Verwitterung in Würzburg auf der Festung im Museum.
Schloß im Abendlicht
Der Hofgarten war seit dem frühen 17. Jh. ein Wildgehege und Tierpark mit Fasanerie, er wurde 1680-82 unter Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach erweitert und 1702-03 unter Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths wohl nach Plänen Antonio Petrinis zum Zier- und Lustgarten umgestaltet. 1721 legte Balthasar Neumann den südlichen, sumpfigen Teil trocken und schuf so die Basis für einen weiteren Ausbau. Seine endgültige Form bekam der Garten 1763-68 unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim durch Johann Philipp Geigel. Dieser Fürstbischof ließ während seiner Amtszeit auch die Rokokogärten von Schloß Seehof bei Bamberg und die von Schloß Werneck ausbauen.
Das Schloß, die Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe, ist ein langgestreckter, in jeder Richtung symmetrischer Bau mit einem beiderseits vorspringenden und erhöhten Mittelteil, der in den vier sich ergebenden Winkeln von je einem kleinen viereckigen Bau mit geschweiftem Dach begleitet wird. Im Norden und im Süden schließt T-Förmig jeweils ein Querbau an, der an den Längsseiten jeweils zwei Eckrisalite entstehen läßt. Das gesamte Gebäude ist zweistöckig, weist aber eine sehr lebhaft gestaltete Dachlandschaft aus Mansarddächern an den Endbauten und geschweiften Dächern im Mittelteil auf. Nach den Würzburger Fürstbischöfen nutzte 1806-1814 Großherzog Ferdinand III. von Toskana das Schloß als Sommerwohnsitz, und danach kam es in den Besitz der Bayerischen Könige, für dies es aber zur mehr als seltenen Nutzung zu abgelegen war. Seit 1932 ist das Schloß Museum. 2001-05 erfolgte eine umfassende Restaurierung.
Vor der Gartentreppe, die von Westen her zur weitläufigen Plattform hochführt, auf der das Schloß steht, befinden sich rechterhand und linkerhand je ein schildhaltender Löwe auf einem Podest. Optisch links ist das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (16.2.1708-18.2.1779, reg. in Würzburg 1757-1779) zu sehen. Von 1755-1757 war er Bischof nur von Würzburg. Die beiden Hochstifte Würzburg und Bamberg regierte er 1757-1795 in Personalunion. Deshalb ist dieses Wappen frühestens 1757 entstanden. Es ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild. Der Hauptschild enthält hierbei nur die kirchlichen Ämter: Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, für das Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Der Herzschild enthält die Familienkomponenten, Feld 1 und 4: oben hier 4x blau-silbern gespalten, normalerweise mit mehr Spaltungen beschrieben, man hat wohl von einer erheblichen Toleranzbreite auszugehen, das Stammwappen Seinsheim, Feld 2 und 3: in Gold eine golden gekrönte, schwarze, aufspringende Wildsau, Wappen der erloschenen von Sünching. Hier wird das Wappen mit der Bamberger Kaiserkrone ganz oben und der fürstbischöflichen Kopfbedeckung Würzburgs darunter geführt, als Schildhalter wird ein nach außen blickender, gekrönter Löwe verwendet.
Optisch rechts trägt der Schild ein Monogramm des Bauherrn mit den verschlungenen Großbuchstaben "A" und "F" für Adam Friedrich von Seinsheim. Verglichen mit anderen, insbesondere den zeittypischen spiegelbildlichen Monogrammen, ist dieses schlicht und noch leicht lesbar.
Das ringsum von einer mit Bildhauerarbeiten (Vasen und Kinderfiguren) geschmückten Balustrade umgebene Schloß wurde 1680-82 unter Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach in einer ersten Bauphase als Jagdschloß vom Architekten Antonio Petrini und dem Werkmeister Heinrich Zimmer erbaut. Eine vorher dort befindliche mittelalterliche Burg wurde abgebrochen. Aus dieser ersten Bauphase stammen die zentrale Halle mit den fünf Arkadenbögen und die vier turmartigen Risalite an den vier inneren Ecken. Zu dieser Zeit war das Gebäude noch eingeschossig. Später fügte man im Norden und im Süden jeweils zwei Fensterachsen an und stockte den Altbau überall um ein Geschoß auf (zweite Bauphase). In einer dritten Bauphase wurden 1753 unter Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths durch Balthasar Neumann die beiden Pavillons an den Enden angesetzt. Ein geschwungenes, in der Mitte erhöhtes Dach verband alles zu einem schwungvollen Ganzen. Und innen wurde ein repräsentatives Treppenhaus eingebaut.
Ein weiteres Wappen befindet sich an der äußeren Mauerumfriedung des Hofgartens, im auf 1702 datierten Schlußstein des Westportals, das zur Würzburger Straße führt. Hier ist es das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (13.2.1652-3.8.1719, reg. 9.2.1699-3.8.1719), geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: von Greiffenclau-Vollraths, erneut geviert, Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Ippelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Das Wappen wird mit hinter dem Schild schräggekreuztem Schwert und Krummstab geführt, dazu mit Fürstenhut auf der Kartusche.
Literatur,
Links und Quellen:
Peter Kolb:
Die Wappen der
Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom
Bezirk
Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte
e.V.
und Würzburger Diözesangeschichtsverein.
Würzburg, 1974, 192
Seiten.
Sehenswertes in Veitshöchheim: http://www.veitshoechheim.de/images/pdf_flyer_und_info/vhh_sehenswert.pdf
Die Wappen
der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen
Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Christiane Rossner, Ein
Garten wie im
Traum - Der Schloßpark von Veitshöchheim, Monumente
2005, http://www.monumente-online.de/05/03/streiflicht/Veitshoechheim_Barockschloss_barocker_Park.php
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser,
Gärten und
Seen: http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/veitsho.htm
Schloß Veitshöchheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Veitshöchheim
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach,
Jörg
Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002,
ISBN
3-87191-309-X, S. 138-139
kath. Pfarrkirche St. Vitus - Spolien am Rathaus
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