Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2037
Veitshöchheim (Landkreis Würzburg, Unterfranken)
Spolien neben dem Veitshöchheimer Rathaus
Nordwestlich des Schlosses bildet ein Gebäudeensemble rings um den Erwin-Vomberger-Platz eine markante Ortsmitte. Der Platz ist auf dreieinhalb Seiten von Gebäuden umgeben, im Südwesten von der Pfarrkirche, im Süden war früher einmal ein Wasserschloß der Familie Reinstein, welches aber 1749 Wirtschaftsgebäuden zur Versorgung des Schlosses weichen mußte und abgerissen wurde. Im Osten des Ökonomiebereiches wurde 1751 ein Wachhaus für den Hofgarten erbaut. Dieses wurde 1922 durch den heutigen "Mittelbau" für die Königliche Lehranstalt für Wein- und Gartenbau ersetzt, die 1902 schon in den nach Plänen Balthasar Neumanns errichteten Wirtschaftsflügel eingezogen war. Im "Mittelbau" befindet sich heute die Touristinformation. Im Norden des Platzes stand einst ein Schlößchen der Familie Echter von Mespelbrunn, die hier Besitz hatte. Auch dieses mußte den fürstbischöflichen Expansionsplänen weichen: 1749 wurde es abgerissen, als Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim einen neuen Kavaliersbau für seine Gäste und Hofbediensteten brauchte. Auch dieses Gebäude (im Bild unten) entwarf Balthasar Neumann. 1902 nutzte auch dieses Gebäude die Königliche Lehranstalt für Wein- und Gartenbau, und nach 1968 zog hier das Veitshöchheimer Rathaus ein.
An der an dieses Rathaus angrenzenden Mauer, die den Erwin-Vomberger-Platz nach Westen von der Kirchstraße abgrenzt, befinden sich zwei dort eingemauerte Spolien. Der linke Wappenstein im Stil der Renaissance ist schon halb von Efeu überwuchert, er stammt von dem zuvor erwähnten Schlößchen der Echter von Mespelbrunn. Es handelt sich um ein Allianzwappen von Dietrich Echter von Mespelbrunn (23.1.1554-1608) und Susanna Marschall von Pappenheim; diese beiden hatten 1577 den Bund der Ehe geschlossen. Ersterer war der Sohn von Peter Echter von Mespelbrunn, Amtmann in Protzelten, und dessen Frau Gertraud von Adelsheim. Susanna war die Tochter von Christoph Marschall von Pappenheim und dessen Frau Anna von Bemelburg. Der genannte Dietrich war übrigens der jüngste Bruder des Fürstbischofs Julius und hatte neben Veitshöchheim Besitzungen in Zellingen, Breitensee, Büchold bei Arnstein und Kirchschönbach. Er war würzburgischer Rat und Amtmann zu Rothenfels.
Das Echter-Wappen heraldisch rechts zeigt in Blau einen silbernen, mit drei blauen Ringen belegten Schrägbalken, das Wappen der Marschälle von Pappenheim ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-blauer Eisenhutfeh (Stammwappen), Feld 2 und 3: in silbern-schwarz geteiltem Feld zwei gekreuzte rote Schwerter (Erbamt). Das Pappenheimer Wappen ist schon zum Großteil von Efeu überwuchert. Beide Schilde sind mit je einem Riemen an der die Jahreszahl 15.. tragenden Kartusche befestigt.
Der rechte der beiden in der Mauer befestigten Wappensteine gehört zum Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg (6.11.1645-14.12.1698, reg. 16.10.1684-14.12.1698). Sein Wappen ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Rose mit goldenem Butzen, das Stammwappen der von Guttenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräglinksgestellte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Über der barocken Wappenkartusche der Fürstenhut, hinter dem Schild schrägrechts das gestürzte Schwert und schräglinks der Krummstab.
Literatur,
Links und Quellen:
Peter Kolb: Die Wappen der
Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk
Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V.
und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974, 192
Seiten.
Sehenswertes in Veitshöchheim: http://www.veitshoechheim.de/images/pdf_flyer_und_info/vhh_sehenswert.pdf
Genealogie Echter von Mespelbrunn: Biedermann,
Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft
Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
kath. Pfarrkirche St. Vitus - Schloß und Hofgarten
Die Wappen der Fürstbischöfe von
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Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein
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