Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1735
Lauda (Main-Tauber-Kreis)
Die Stadtpfarrkirche St. Jakobus d. Ä. in Lauda
Die Stadtpfarrkirche von Lauda, St. Jakobus d. Ä. gewidmet und am nördlichen Rand der Altstadt gelegen in direkter Nachbarschaft zum sog. Pulverturm und einem Rest der alten Stadtmauer, wurde unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn neu gebaut. Nur Weniges aus der gotischen Vorgängerkirche aus der Zeit des Fürstbischofs Wolfram von Grumbach wurde dabei übernommen, eigentlich nur der Chor. Das alte Langhaus wurde 1608 abgebrochen und durch ein neues, längeres im Stile der Echtergotik ersetzt, mit einem Haupt- und zwei Seitenschiffen, wobei auch der Vorgängerbau diese basilikale Form hatte. Doch was wir heute sehen, ist jedoch nicht dieser Bau vom Anfang des 17. Jh., denn 1694 brannte die Kirche ab und mußte 1695-98 unter Verwendung der alten Mauern neugebaut werden, wobei der bis dahin niedrige Chor erhöht wurde. Dabei wurde auch das gotische Maßwerk aus den Fenstern entfernt, dieselben verlängert und rundbogig geschlossen, so daß sich die Kirche heute schlichter und "weniger gotisch" darstellt als zu Julius Echters Zeiten.
Das Prunkportal der neuen Kirche liegt auf ihrer Südseite. Es ist gänzlich im Stil der Renaissance gehalten und um 1610 entstanden. Stilistisch ist das Portal ganz ähnlich dem an der Marienkirche aufgebaut. Das Portal wird flankiert von zwei Säulen auf hohen Sockeln mit Löwenmasken. Die Ansätze des Portalrundbogens sind horizontal nach außen gezogen und werden von den beiden Säulen unterbrochen. In den beiden Zwickeln sind geflügelte Engelsköpfe zu sehen. Das Gebälk hat zwei verkröpfte Gesimse, das obere wuchtiger als das untere. Darüber ist eine im Umriß dreieckige Fläche mit reichem Beschlagwerk, in das das fürstbischöfliche Wappen integriert ist.
Das von einer Perlenschnur eingefaßte Vollwappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (reg. 1573-1617) ist geviert:
Hinter dem Schild befinden sich schräggekreuzt Schwert und Krummstab. Zum Wappen gehören drei Helme:
Am Chor der Stadtpfarrkirche befindet sich ein spätgotischer Ölberg, errichtet um 1500. Die beiden Stifterwappen sind in den beiden Bogenzwickeln zu sehen, jeweils einem Vierpaß aus Blendmaßwerk aufgelegt, heraldisch rechts der Würzburger Fürstbischof Lorenz von Bibra (reg. 1495-1519, gewendeter Schild, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg), heraldisch links der Graf von Rieneck (neunmal von Gold und Rot geteilt). Die Figuren wurden jedoch nicht für diese Umrahmung geschaffen, sondern erst 1958 miteinander kombiniert.
Im Innern der Stadtpfarrkirche sind weitere heraldisch interessante Denkmäler, von denen besonders hervorgehoben sei die Grabplatte für Philipp Valentin Baron von Lautter, stirpis ultimus, der Letzte seines Geschlechtes. Sein Wappen (v. Lauter, in silbern-blau geteiltem Schild ein roter Schrägrechtsbalken, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein aus einer liegenden goldenen Mondsichel wachsender grüner Laubbaum) ist gestürzt dargestellt, weil mit ihm das Geschlecht und damit auch das Wappen erlosch. Die vier Vollwappen seiner Ahnenprobe (von Lauter, von Ebersberg gen. v. Weyer, 2x Voit von Rieneck) sind aufrecht dargestellt. Das führt zu einem heraldisch ungewöhnlichen Wechselspiel in der obersten Reihe aufrecht-gestürzt-aufrecht.
Weiterhin ist im Innenraum hervorhebenswert der Taufstein links vom Choreingang, er trägt an seinem Fuß das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg (reg. 1684-1698).
Die Kirche mußte einen modernen Umbau aus der Zeit 1953-1955 verkraften, der ihr westliches Ende empfindlich verändert hat. Um zwei Achsen wurde das Kirchenschiff nach Westen verlängert, dazu kam ein häßliches modernes Hauptportal.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenwerk,
insbes. Band Bistümer
Lauda: http://www.badischewanderungen.de/Lauda.htm
Stadtkirche St. Jakob: http://www.se-lauda.de/dokuwiki/doku.php?id=kirchen:lauda:i._die_stadtkirche_st._jakobus_der_aeltere:start
Hermann Fischer, die katholischen Kirchen von Lauda, Schnell
Kunstführer Nr. 1420, 1. Auflage 1984, Verlag Schnell &
Steiner GmbH, München.
Hinweistafeln am Objekt
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger
Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Marienkirche - ehem. Amtshaus - Oberes Tor - Fränkisches Gehöft
Die Wappen der Fürstbischöfe von
Würzburg - Teil (1)
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Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein
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