Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1546
Schönfeld bei Hollfeld (Landkreis Bayreuth)

Die Kreuzauffindungskirche von Schönfeld

Schönfeld ist ein Ortsteil des oberfränkischen Hollfeld. Bedeutendster Sohn des Ortes ist übrigens der Humanist, Rechtsgelehrte, Staatsmann, Dichter und Theologe Erasmus Neustetter genannt Stürmer (1523-1594), Rektor Magnificus der Universität Würzburg; diese Familie hatte zeitweise Schönfeld zum Hauptsitz. Vom ehemaligen Schloß der Familie sind nach der wiederholten Zerstörung nur spärliche Reste erhalten, die alte Burgkapelle war aber die Keimzelle der heutigen, in den Jahren 1619–1625 errichteten katholischen Pfarrkirche Inventio Sanctae Crucis, in deren Inneren heraldische Zeugnisse der Familie Neustetter genannt Stürmer zu finden sind (Taufstein, Epitaph und Totenschild). Die Baumeister der Kirche waren Meister Joh. Bonalino, Meister Biberillo und Julio Nigerio. Trotz der späten Bauzeit ist die Kirche in gotischen Formen gehalten, das Langhaus ist dreijochig mit eingezogenen Strebepfeilern, der Chor zweijochig mit polygonalem Abschluß. Der 1620 vollendete Kirchturm steht im Norden am Übergang zwischen Chor und Langhaus.

Außen ist es vor allem der prunkvoll gestaltete Wappenstein über dem Westeingang (Haupteingang), angefertigt von einem Kronacher Bildhauer, welcher den Blick des heraldisch Interessierten auf sich zieht. Es ist das Wappen von Johann Gottfried von Aschhausen, Bischof von Bamberg 1609-1617 und Bischof von Würzburg und Bamberg zusammen in den Jahren 1617-1622. Das Wappen ist geviert mit Herzschild:

Dazu gehören folgende Helme (wegen des Platzbedarfes der 5 Elemente ist der Schild sehr in die Breite gezogen):

Sehr geschickt ist die Form des Schildes gewählt worden, so daß das helmlose Element in der Mitte auf der hochgezogenen Mitte der Oberkante sitzen kann, während die Oberkante zu beiden Seiten der Mitte abfällt und Platz für die Helme bietet.

Die Inschrift nennt "EPISCOPATVS 1622 BAMBERGENSIS". Der Stein wurde also im allerletzten Regierungsjahr des Fürstbischofs angefertigt. Vier weitere Wappenkartuschen in den vier Ecken des rechteckigen Steines vervollständigen die Komposition: Optisch oben links ist das Wappen der von Aschhausen (in Rot ein silbernes, fünfspeichiges Rad), links unten das der von Ehrenberg (in Silber ein roter - nicht grüner wie hier! - Adlerflügel, die Saxen nach oben gekehrt, links in einen Vogelkopf endend, oft belegt mit einem goldenen Mond), rechts oben das der Zobel von Giebelstadt (in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln), und schließlich sehen wir optisch rechts unten das Symbol der von Bibra (in Gold ein aufspringender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz). Diese vier Wappen stellen die Ahnenprobe des Fürstbischofs dar, denn seine Eltern waren Gottfried von Aschhausen (gest. 1581), würzburgischer Amtmann in Lauda, und Brigitta Zobel von Giebelstadt (gest. 1601), seine Großeltern waren Johann Gottfried von Aschhausen, Apollonia von Ehrenberg, Hans Zobel von Giebelstadt und Apollonia von Bibra. Die Großeltern väterlicherseits finden sich heraldisch rechts, die mütterlicherseits heraldisch links, die Großväter oben und die Großmütter jeweils unten.

Literatur, Links und Quellen:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Chronik von Schönfeld:
http://www.eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/......Schoenfeld/Ortschronik.html bzw. http://www.mariae-himmelfahrt-hollfeld.de/kirchen/Schoenfeld/Ortschronik.html und http://www.mariae-himmelfahrt-hollfeld.de/kirchen/Schoenfeld/Ortschronik_1.html
Chronik der Pfarrkirche:
http://www.mariae-himmelfahrt-hollfeld.de/kirchen/Schoenfeld/chronik.html
Ronny Baier: Johann Gottfried Freiherr von Aschhausen, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 24, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 119–135,
http://www.bbkl.de/a/aschhausen_j_g.shtml
Artikel "Johann Gottfried I. von Aschhausen" von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 451–453:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_Gottfried
Alfred Wendehorst: Johann Gottfried v. Aschhausen, in: Neue Deutsche Biographie, Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 467 f.:
http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016327/images/index.html?seite=483

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