Bernhard
Peter und Dominik Smasal
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 718
Gernsbach
(Murgtal, Schwarzwald)
Gernsbach:
Liebfrauenkirche, Anna Alexandria von Fleckenstein
Die Liebfrauenkirche in
Gernsbach besitzt zwei bedeutende Grabmonumente. Das heraldisch
reichste ist das 2,42 m x 1,11 m messende Epitaph der Anna
Alexandria von Fleckenstein (1565-9.4.1610) Freiin zu Dagstuhl,
geborene von Rappoltstein: Sie war die Ehefrau von Philipp
Wolfgang von Fleckenstein, Freiherr zu Dagstuhl (vor 1604-1618)
und die Mutter der Barbara Philippa von Fleckenstein, deren
Wappen wir am Torbau des Ebersteinschlosses sehen. Die Platte war
wohl früher horizontal in den Fußboden eingelassen und wurde
später im südlichen Seitenschiff zwischen dem ersten und
zweiten Joch von Osten senkrecht auf die Wand montiert. Die in
Teilen beschädigte Inschrift unter der Darstellung der
Verstorbenen lautet "DIE WOLGEBORNE FRAW FRAW ANNA
ALEXANDRIA VON FLECKENSTEIN FREIFRAW ZV DAGSTVEL GEBORNE FRAW VON
RAPPOLTZSTEIN HOHENACK VND GEROLTZECK AM WASSICHIN IST ZV BADEN
IN CHRISTO SELIGLIC(H) ENTSCH(LA)FFEN DEN 9 APBRILIS ANNO 1610
(WELCHER? DER?) DER ALLERH(O)ECHST(E) AVF DEM (IVENGSTEN) TAG EIN
SELICHE VFFERST(EHVNG GEN)EDIG(LICH VER)EIHENN (WOLLE
AMEN)."
Ihre
Eltern sind:
- Egenolf III. v. Rappoltstein
(22.8.1527-4.9.1585)
- Maria v. Erbach
(27.1.1541-1606)
Ihre Großeltern sind:
- Ulrich VI. v. Rappoltstein
(1495?-25.7.1531)
- Anna Alexandrina v.
Fürstenberg (18.2.1504-11.5.1581)
- Eberhard XII. Graf v. Erbach
(19.1.1511-12.7.1564)
- Margarethe Rhein- und
Wildgräfin von Dhaun (25.9.1521-5.4.1576).
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Ihre Urgroßeltern
sind:
- Wilhelm II. v. Rappoltstein
(22.8.1468-7.10.1547)
- Margareta v.
Zweibrücken-Lichtenberg (-17.5.1505)
- Wolfgang I. Graf v.
Fürstenberg (1465-31.12.1509)
- Elisabeth v. Solms-Braunfels
(21.10.1469-24.8.1540)
- Eberhard XI. Graf v. Erbach
(22.4.1475-1539)
- Maria v. Wertheim (23.2.1485-)
- Philipp Graf v. Salm Wild- und
Rheingraf v. Dhaun (8.9.1492-27.8.15215)
- und seine Frau Antoinette de
Neufchatel (ca.1500-29.10.1544).
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Abb.: Grabdenkmal der
Anna Alexandria von Fleckenstein (1565-9.4.1610),
geborene von Rappoltstein, links Gesamtansicht, rechts
Detailaufnahmen der Ahnenprobe, oben Nassau, Mitte Matsch, unten
Grafen von Frauenberg zum Hag.
Ihre Ururgroßeltern - und
jetzt kommen wir zu den insgesamt 16 Ahnenwappen der
umfangreichen Ahnenprobe am Epitaph - sind:
- Wilhelm I. v. Rappoltstein
(-20.6.1507, Wappen zusammengesetzt:
- Hauptschild: geviert
- Feld 1 und 4: In
Silber 3 (2:1) golden gekrönte, schwarze
Adlerköpfe (auch als Rabenköpfe
angesprochen, Herrschaft Hohenack,
Elsaß)
- Feld 2 und 3: In
Silber ein golden gekrönter, roter Löwe
mit Doppelschweif, das Feld mit meist
querliegenden, meist schräg
beschnittenen, hier vereinfachten blauen
Schindeln bestreut (Herrschaft
Geroldseck, Elsaß (Saverne). Es
handelt sich ausdrücklich nicht um
Hohengeroldseck im Ortenaukreis, sondern
um die Burg Grand-Geroldseck in der Nähe
von Château Haut Barr).
- Herrzschild: In Silber 3 (2:1)
rote Schildchen (Grafschaft Rappoltstein,
Elsaß)
- Jeanne ("Janita") de Neienburg/Neufchâtel/Neuenburg
(-22.4.1475), Schild geviert aus (Referenz: Siebmacher
Supplemente 1753 bis 1806, Band 1, Tafel bzw. S. 16.):
- Feld 1 und 4: In Rot ein
silberner Schrägbalken (die Helmzier wäre ein
wie der Schild bez. Flug, Neufchâtel)
- Feld 2 und 3: In Rot ein
silberner Adler (Bourgogne, alte Freigrafschaft)
- Simon VII. Wecker Graf v.
Zweibrücken-Bitsch (1446-22.7.1499), in Gold
ein roter Löwe, doppelschwänzig. Helmzier wäre der
Löwe sitzend oder wachsend zwischen zwei schwarz-silbern
mehrfach geteilten Federbüschen, Helmdecken wären
rot-golden
- Elisabeth v. Lichtenberg
(9.8.1444-21.1.1495), innerhalb eines roten Bordes ein
schwarzer Löwe
- Konrad V. Graf v. Fürstenberg
(ca.1430-24.4.1484), Schild zeigt in einem von blauen und
silbernen Wolken bordierten goldenen Schild einen roten
Adler, blau bewehrt. Helmzier wäre nach dem Siebmacher
auf einem roten, mit goldenen Quasten versehenen Kissen
ein silberner Pelzballen. Helmdecken wären rot-silbern
- Kunigunde Voegtin v. Matsch
(-1469), in Silber drei (2:1) blaue Flügel (Referenz:
Rietstap, Graubündner Adelsgeschlecht.)
- Otto II. Graf v. Solms-Braunfels
(22.11.1426-1504), das Wappen der Grafen zu Solms ist
geviert:
- Feld 1 und 4: In Gold ein
blauer Löwe. Das ist das Stammwappen Solms.
In sehr alten Wappen des 13. und 14. Jh. wird der
Löwe noch von Schindeln begleitet, die fielen
später ab dem ausgehenden 14. Jh. weg.
- Feld 2 und 3: Erst ein
goldenes Feld mit rotem Schildhaupt. Mit der Zeit
(insbesondere in vermehrten Wappen) rutschte die
Trennlinie immer tiefer und wurde zur
rot-goldenen Teilung. Hierbei handelt es sich um
das Wappen von Falkenstein, das
geführt wurde, seit Graf Otto von Solms (gest.
27.10.1409) Agnes, die Tochter von Philipp VIII
von Falkenstein und Münzenberg und Erbin beider
Herrschaften geheiratet hatte.
- Anna v. Nassau-Wiesbaden
(-1.3.1480), in mit goldenen Schindeln bestreutem Feld
ein goldener Löwe.
- Georg I. v. Erbach und
Bickenbach (1438-17.3.1481), das Wappen ist
geviert:
- Feld 1 und 4: Grafen
von Erbach: Rot-silbern geteilt, oben
zwei silberne und unten ein roter sechsstrahliger
Stern. Die zugehörige Helmzier bestünde aus
zwei silbern-rot übereck geteilten
Büffelhörnern. Helmdecken wären rot-silbern.
- Feld 2 und 3: Herrschaft
Breuberg: In Silber zwei rote Balken.
Die zugehörige Helmzier bestünde aus zwei wie
der Schild bez. Büffelhörnern. Helmdecken
wären rot-silbern. Hier fehlt jeweils eine
Trennlinie.
- Cordula Gräfin v. Frauenberg
zum Hag/Haag (-28.3.1501), in Rot ein silbernes
Pferd, die Helmzier wäre die Frauenbergische: eine
Spitzhaube von Pelz, oben gekrönt und in der Krone ein
Pfauenspiegel, Decken wären rot-silbern.
- Michael II. Graf v. Wertheim
(ca.1450/1452-24.3.1531), geviert:
- Feld 1 und 4: Grafen
von Wertheim: Geteilt, oben in Gold ein
schwarzer aus der Teilung hervorkommender Adler,
unten in Blau 3 (2:1) silberne Rosen mit goldenem
Butzen. Die Helmzier der Grafen von Wertheim
wäre ein golden gekrönter Adler.
- Feld 2 und 3: Herrschaft
Breuberg: In Silber zwei rote Balken.
Die zugehörige Helmzier bestünde aus zwei wie
der Schild bez. Büffelhörnern. Helmdecken
wären rot-silbern.
- Barbara v. Eberstein
in Neu-Eberstein (-1.8.1529) Schild zerstört,
Stammwappen ist in Silber eine rote Rose mit blauem
Butzen. Sehr interessant hier, daß Anna Alexandria nicht
nur die Schwiegermutter eines Grafen von Eberstein war,
sondern auch selbst Vorfahren in diesem Adelsgeschlecht
besitzt. Barbara von Eberstein war eine Tochter des
Grafen Johann III (Hans) von Eberstein (1.6.1421-1479),
von dem auch Philipp III von Eberstein abstammt (ein
Ururenkel), der Schwiegersohn der Anna Alexandria von
Fleckenstein geb. v. Rappoltstein.
- Johann VI. Wild- und Rheingraf
v. Dhaun u. Kyrburg (vor 1470-25.12.1499), Aufteilung des
Schildes wie folgt:
- Hauptschild: geviert
- Feld 1 und 4: In
Schwarz ein silberner Löwe, rot bewehrt,
meist hersehend (leopardiert).
Stammwappen der Rheingrafen
zum Stein.
- Feld 2 und 3: In Gold
ein roter, meist blau gekrönter Löwe.
Stammwappen der Wildgrafen
von D(h)aun.
- Herzschild: Gespalten und
halbgeteilt
- vorne: In Rot 3 (2:1)
aufgerichtete, goldene Löwen (Kyrburg)
- hinten: geteilt:
- oben: In Rot
zwei pfahlweise gestellte,
gekrümmte, mit dem Rücken
einander zugewandte Salme,
bewinkelt von vier (1:2:1)
silbernen Kreuzchen (Alt-Salm)
- unten: In Blau
ein silberner Balken (Vinstingen)
- Johanna Gräfin v. Moers u.
Saarwerden, Schild geviert
- Feld 1: Adler - das Wappen der
Grafen von Saarwerden war
eigentlich in Schwarz ein rot bewehrter,
silberner Doppeladler. Die Grafschaft Saarwerden
kam 1376 durch Heirat an die Grafen von Moers.
1527 fiel es an Nassau-Saarbrücken, 1629 an
Nassau-Weilburg.
- Feld 2 und 3: in Gold ein
schwarzer Balken (Grafen von Moers)
- Feld 4: Löwe - noch
ungeklärt
- Ferdinand de Neienburg/Neufchâtel/Neuenburg
(das ist das heutige Neuchâtel in der Schweiz), Seigneur
de Marnay, de Montaigu, de Reynel, d'Amance, de Bouclans,
de Fontenoy, de Vuillafans, de Fondremand, de Liesle, de
Chissey, de Buffard. Interessant, daß dieses
Adelsgeschlecht hier zweimal in der Ahnenprobe auftaucht.
Schild geviert aus:
- Feld 1 und 4: in Rot ein
silberner Schrägbalken
- Feld 2 und 3: in Rot ein
silberner Adler
- Claudia de Vergy
(-1512), in Rot drei (2:1) goldene Rosen (Referenz:
Armorial Lalaing und Siebmacher Supplemente Band 1, Tafel
13, dort jeweils als Fünfblätter dargestellt).
Damit haben wir eines der prächtigsten
Epitaphien des Murgtales mit reicher Heraldik, deren Richtungen
bis nach Oberbayern und ins Elsaß reichen, mit den 16
Ahnenwappen aber auch zugleich ein Zeitdokument der engen und
sogar mehrfachen verwandtschaftlichen Verflechtungen des
zeitgenössischen Adels.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher.
Rietstap
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Herbert Brunner, Alexander von Reitzenstein, Reclams Kunstführer
Baden-Württemberg, Philipp Reclam Stuttgart 1979, ISBN
3-15-008073-8
Genealogie: Prof. Herbert
Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 7. Auflage 2004, Degener
Verlag ISBN 3-7686-2512-5
Cornelia Zorn: "Ahnentafel mit vielen Rätseln" und
"Ein vergessener Ebersteiner", http://www.literaturdesign.de/Die_Ebersteiner/die_ebersteiner.html
Regina Kunitzki, Gernsbach im Murgtal, Casimir Katz Verlag 1985,
ISBN 3-88640-025-5
Katholische Seelsorgeeinheit Gernsbach: www.kath-gernsbach.de
Mitgliedern der GwF ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise
Deutsche Inschriften: DI 78, Stadt
Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 458 (Ilas Bartusch), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0045808 - http://www.inschriften.net/zeige/suchergebnis/treffer/nr/di078-0458.html#content
Gernsbach
(Murgtal, Schwarzwald): Schloß Eberstein
(1) - Schloß
Eberstein (2) - Liebfrauenkirche - Kondominatsbrunnen - Altes Rathaus - Liebfrauenkirche,
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Dr. Marian Rybak, vom 23.11.2007, wofür ihm an dieser Stelle
herzlich gedankt sei - www.kath-gernsbach.de
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