Bernhard
Peter und Dominik Smasal
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 684
Gernsbach
(Murgtal, Schwarzwald)
Gernsbach: Schloß Eberstein
Das
Badische Wappen am Wirtschaftsgebäude
Schloß Neu-Eberstein kam
schrittweise an das Haus Baden. 1387 wurde die Hälfte der
Herrschaft und der Burg von Graf Wolf von Eberstein wegen
überhandnehmender Schulden an die Markgrafen von Baden verkauft.
Der Eberstein'sche Anteil an Gernsbach fiel mit deren Aussterben
im Mannesstamme 1660 erst an Speyer als Lehnsherrn heim, kam dann
1803 mit der Säkularisierung an Baden, das 1666/1667 bereits
andere Teile der Besitzungen bekommen hatte. Im 17. Jh. diente
das Schloß als Zuflucht für die Markgrafen von Baden im
Pfälzer Ebfolgekrieg. Im 18. Jh. war die Burg unbewohnt und
verfiel. Markrgraf Friedrich von Baden ließ das Schloß
1803/1804 wiederherstellen. 1829 kam Schloß Eberstein an seinen
Halbbruder Leopold von Baden, der 1830-1852 Großherzog von Baden
war. Er gestaltete die Räumlichkeiten um und wohnte sogar recht
häufig hier. Der Marstall neben dem Torhaus und die weiteren
heute sichtbaren Gebäude kamen erst im 19. Jh. hinzu. 1865 kam
das Wirtschaftsgebäude nördlich vom Torhaus hinzu. An diesem
befindet sich das abgebildete Wappen des Erbgroßherzogs von
Baden.
Das auf 1865 datierte badische Wappen über dem Torbogen ist hier im Schild auf das Stammwappen reduziert, in Gold ein roter Schrägbalken. Es handelt sich insgesamt um das Wappen des Erbgroßherzoges von Baden. Der Schild ist von einer Königskrone gekrönt. Als Schildhalter finden wir zwei widersehende, königlich gekrönte, golden bewehrte, silberne Greifen, die auf einer Art Joch stehen, von dem eine Ordenskette herabhängt.
Orden
Es handelt sich dabei um den
Hausorden der Treue, der von Markgraf Karl Wilhelm von
Baden-Durlach zur Erinnerung an die Grundsteinlegung von
Karlsruhe am 17.6.1715 gestiftet wurde. Der Anhänger ist ein in
Gold gefaßtes, rotes, achtspitziges Kreuz mit goldenen
Kugelenden, in dessen Winkeln je zwei goldene, verschlungene
Buchstaben "C" sind. Das zentrale Medaillon des
Anhängers ist eine weiße, goldgefaßte Scheibe, auf der zwei
verschlungene Buchstaben "C" über einem grünen Berg
zu sehen sind, oben mit der Inschrift "Fidelitas" über
dem Monogramm. War das Medaillon früher bunt, wurde es später
ganz in Gold dargestellt. Der kreuzförmige Anhänger ist durch
eine Königskrone mit der Kette verbunden, die aus weiteren
Königskronen und verschlungenen Dopple-"C"s als
Gliedern gebildet wird. Das Staatswappen des Großherzogtums
Baden (1806-1918), das auch vom Großherzog von Baden persönlich
geführt wurde, hatte drei Ordensketten, zum Hausorden der Treue
noch den Militär-Karl-Friedrichs-Verdienst-Orden und den Orden
Bertholds des Ersten (ersetzte 1877 den Orden vom Zähringer
Löwen). Der Erbgroßherzog benutzt nur den Hausorden der Treue;
die anderen großherzoglichen Hoheiten das badische Wappen. Das
Ganze steht unter einem hermelingefütterten purpurroten
Wappenzelt, oben mit einer Königskrone.
Schildhalter
Die beiden Greifen als
Schildhalter, allerdings noch ungekrönt, finden wir übrigens
erstmals in einem Siegel von Markgraf Philipp (gest. 1533),
allerdings nur vorübergehend. 1803 entstand das Kurfürstentum
Baden, als Schildhalter wurde rechts ein gekrönter,
widersehender, silberner Greif und links ein gekrönter, von Rot
über Gold geteilter Löwe verwendet. Eine abermalige Änderung
fand später im Großherzogtum Baden statt, da wurden die beiden
symmetrischen Greifen wie im Bild eingeführt.
Komplizierung und Vereinfachung des
badischen Wappens
Wir sehen hier den Schild des
badischen Wappens in großer Einfachheit, dem Stammschild
entsprechend. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß
zwischenzeitlich ein vielfeldriges Wappen in Gebrauch war. Eine
der einfachsten Veränderungen war, das Wappen mit Sponheim zu
Baden-Sponheim zu quadrieren. Dann gab es geringfügig
verschiedene Wappen in den beiden Linien Baden-Durlach und
Baden-Baden. 1771 wurde alles wieder zusammengeführt. Das
Staatswappen des Kurfürstentums Baden hatte nach dem
XI. Organisationsedikt vom 2.5.1803 neben dem Herzschild mit
dem roten Schrägbalken in Gold (Stammwappen) 16 Bestandteile:
Hochberg, Zähringen, Konstanz, Bruchsal, Ettenheim, Sausenberg,
Eberstein, Odenheim, Gengenbach, Salem, Petershausen, Rötteln,
Badenweiler und Geroldseck/Lahr, Mahlberg und Lichtenau,
Reichenau, Oehningen - wovon einige wieder unterteilt waren. Im
Zuge der Auflösung der geistlichen Fürstentümer kamen viele
weitere Gebiete an Baden. Ein Titel aus der Zeit des
Kurfürstentums (vom 10.1.1806) lautet beispielsweise: "Wir
Carl Friedrich von Gottes Gnaden, Markgraf zu Baden und Hochberg,
Herzog zu Zähringen, des heiligen Römischen Reiches souveräner
Kurfürst, Pfalzgraf bei Rhein, Landgraf im Breisgau, zu
Sausenberg und in der Ortenau, Fürst zu Bruchsal, Ettenheim,
Constanz und Heitersheim, Graf zu Eberstein, Odenheim und
Gengenbach, auch Salem und Petershausen, Herr zu Rötteln,
Badenweiler, Hohengeroldseck, Lahr, Mahlberg, Lichtenau,
Reichenau und Oehningen usw." Das Wappen vom 15.06.1807
hatte insgesamt 30 Felder, darunter neben dem Stammwappen die
Symbole der einzelnen Teile, aus denen das Großherzogtum
"zusammengewachsen" ist. 1830 wurde das komplizierte,
vielfeldrige badische Wappen bis auf das Stammwappen im Schild
vereinfacht - das Ergebnis sehen wir oben im Bild. Die gesamte
Geschichte und Entwicklung der badischen Wappen ist hier nachlesbar.
Das Eberstein-Wappen am Torflügel
Hier ist ein modernes
Eberstein-Wappen im Holz des Torflügels abgebildet, das den
Stammschild der Ebersteiner (Ebersteiner Rose, in Silber eine
rote Rose mit blauem Butzen) mit einem Topfhelm kombiniert, aber
nicht die alte Stammhelmzier (silberner Mannesrumpf mit roter
Ebersteiner Rose auf der Brust, auf dem Haupte eine silberne
Bischofsmütze mit roten Bändern, belegt mit einer roten Rose)
gewählt hat, sondern die zweite Helmzier, die auch im vermehrten
Wappen zu finden ist (zwischen zwei silbernen, mit goldenen
Lindenzweigen besteckten Büffelhörnern die rote Ebersteiner
Rose mit blauem Butzen. Helmdecken rot-silbern).
Das Eberstein-Wappen am Pfosten
Zwei Torpfosten säumen die
kiesbelegte Auffahrt zur privaten Kernburg. Auf beiden Torpfosten
findet sich eine moderne Darstellung der Eberstein-Rose. Heutiger
Besitzer ist seit dem Jahr 2000 Gerd Overlack, ein Kölner
Versicherungs-Unternehmer mit familiären Wurzeln in Gernsbach,
sowie seine Partnerin Katharina Schmitz. Unter seinen Ahnen ist
unter anderem der bekannte Holz-Handelsherr und Murgschiffer
Johann Jakob Kast, der das Alte Rathaus für sich hat erbauen
lassen. Der neue Besitzer ist in Gernsbach aufgewachsen. Diese
Veräußerung war Teil einer Sanierung des markgräflich
badischen Hauses, bei der nach einer großen Sotheby's-Auktion
markgräflichen Besitzes und Inventars in Baden-Baden auch der
markgräfliche Waldbesitz rund um Schloß Eberstein verkauft
wurde und auch das neue Schloß Baden-Baden an eine Hotelgruppe
veräußert wurde. 1994 schon wurde der Weinbau aufgegeben und
der Weinberg unterhalb des Schlosses gerodet. Zum Jahreswechsel
1999/2000 schloß die Gaststätte ihre Pforten. In den Jahren
2001-2004 fand eine umfassende Renovierung des Schlosses statt.
Auch der charakteristische Weinberg unterhalb des Schlosses wurde
wieder angelegt.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher.
Grafen von Eberstein: http://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Eberstein
Grafen von Eberstein: http://www.literaturdesign.de/Die_Ebersteiner/die_ebersteiner.html
Grafen von Eberstein: http://www.bad-bad.de/umgeb/graf_eberst.htm
Schloß Eberstein: http://www.literaturdesign.de/Schloss_Eberstein/schloss_eberstein.html
Schloß Eberstein: http://www.schloss-eberstein.de/htm/geschichte/kurzgeschichte.html
Schloß Eberstein: http://www.schloss-eberstein.de/htm/geschichte/geschichte.html
Schloß Eberstein: http://www.gernsbach.de/touristinfo/de/erleben/schloss.htm
Schloß Eberstein: http://www.gernsbach.de/touristinfo/content/downloads/prospekte/flyer_schloss_eberstein.pdf
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche
Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN
3-89836-545-X
Gernsbach (Murgtal, Schwarzwald): Schloß Eberstein (1) - Schloß Eberstein (2) - Liebfrauenkirche - Kondominatsbrunnen - Altes Rathaus - Liebfrauenkirche, Anna Alexandria von Fleckenstein - Liebfrauenkirche, Hans Bernhard von Eberstein - Liebfrauenkirche, sonstige
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