Bernhard Peter
Wappen der Grafen und Fürsten von Fürstenberg

Kurze Geschichte des Hauses Fürstenberg
Das dynastische Haus Fürstenberg entstammt dem Geschlecht der Grafen von Urach. Um 1218 erbte die Linie Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg und in der Baar und im Ostschwarzwald. Urach mußten sie bald den Grafen von Württemberg überlassen. Namengebend für das Haus Fürstenberg ist die gleichnamige Burg bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. 1175 wird die Burg erstmals erwähnt, und ab ca. 1250 wird der neue Name geführt.

Das Geschlecht ist nicht zu verwechseln mit dem westfälischen Haus Fürstenberg, die beiden Familien haben nichts miteinander zu tun und auch gänzlich verschiedene Wappen.

Die Dynasten von Fürstenberg, ein süddeutsches Geschlecht mit Besitzschwerpunkt zwischen Schwarzwald, Bodensee, Hochrhein und Schwäbischer Alb, teilten sich in zwei Linien, die Heiligenberger und die Kinzigtaler. Die Heiligenberger Linie, zurückgehend auf Joachim, wurde am 12.5.1664 in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt bald darauf am 6.9.1667 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Diese Linie erlosch am 10.10.1716 mit Fürst Anton Egon.

Genealogie der Linie Heiligenberg:

Die Reichsfürstenwürde ging jetzt auf die Kinzigtaler Linie über, welche von Christoph I gegründet worden war. Diese übernahm das Erbe. Christoph II von Fürstenberg aus der Kinzigtaler Linie, getötet im Streit mit Graf Wilhelm v. Fürstenberg-Heiligenberg, hatte zwei Söhne, Wratislaus II und Friedrich Rudolf. Ersterer vermählte sich mit der Erbtochter des 1627 verstorbenen Rudolph Graf von Meßkirch und Gundelfingen und gründete die Meßkircher Linie. Sein Enkel Frobenius Ferdinand wurde am 9.11.1716 in den Reichsfürstenstand erhoben. Die Meßkircher Linie starb aber schon am 7.9.1744 mit Karl Friedrich Fürst von Fürstenberg aus. Friedrich Rudolph (s. o.) gründete die Stühlinger Linie, er hatte die Erbtochter des Grafen Max von Pappenheim und Landgraf von Stühlingen geheiratet und so die Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft Hohenhöwen (Hohenhewen) bekommen.

Die Meßkircher Linie:

Die Stühlinger Linie:

Seine Nachkommen (Joseph Wilhelm und Ludwig August Egon) übernahmen das Erbe und teilten sich wiederum in das fürstliche, ältere und in das landgräfliche, jüngere Haus zu Stühlingen, das zur Linie Fürstenberg-Weitra wird, denn Ludwig August Egon schließt am 29.7.1755 einen Vergleich mit dem Bruder und erhält Weitra. Sein Bruder Joseph Wilhelm erhielt 1762 eine Ausdehnung des Reichsfürstenstandes auf seine gesamte Nachkommenschaft. Er residiert 1744 zu Mösskirch, ist 1735-1740/1743 u. 1745-11.1.1748 kaiserlicher Prinzipalkommissar auf dem Reichstag zu Regensburg, ferner kurbayerischer Obersthofmeister, wird am 2.12.1716 Fürst, als die Linie Heiligenberg ausstirbt, ist zudem Ritter vom Orden des Goldenen Vließ und kaiserlicher wirklicher geheimer Rat. Seine Söhne gründeten des älteren Primogenialast (1804 erloschen) und die fürstliche Linie zu Böhmen.

1896 starb die schwäbische Stammlinie aus, Max Egon II. Fürst von Fürstenberg aus der böhmischen Linie übernahm die Leitung der vereinigten Fürstenberger Besitzungen.

Sitz des fürstlichen Hauses war erst das Schloß Hohenlupfen in Stühlingen, dann ab dem 31.10.1723 (bis heute) das Schloß in Donaueschingen. Weitere Schlösser in Familienbesitz sind Schloß Werenwag im oberen Donautal und Schloß Heiligenberg nördlich des Bodensees.

Abb.: Stammwappen der Grafen von Fürstenberg an der Haßfurter Ritterkapelle.

Heutiges Haus Fürstenberg zu Donaueschingen:

Wappen 1: Stammwappen
Im von blauen und silbernen Wolken bzw. Doppelwolken eingefaßten goldenen Schild ein blau bewehrter roter Adler. Helmzier: Auf einem mit goldenen Quasten verzierten roten Kissen ein silberner Pelzballen. Helmdecken rot-silbern oder rot-golden oder vorne rot-golden, hinten blau-silbern.

Die Anzahl der Wolken mit in neuerer Zeit mit 11 angegeben, doch darf nicht die Entwicklung außer Acht gelassen werden, die dieser Bord nahm: Zu Beginn dürfte es dem Motiv "Wolkenfeh" entsprochen haben, und auch die Farben Blau und Silber deuten auf die ursprüngliche Ableitung aus einem entsprechenden umlaufenden Pelzbesatz aus rund zugeschnittenen Fellen des Grauen Eichhörnchens. Entsprechend finden sich auch ältere Darstellungen, bei denen die Wolken einfache Ausbuchtungen haben, erst später setzte sich die doppelte Wolke, die doppelte Ausbuchtung durch. Korrekterweise müßte man das Bord in der heute üblichen Gestaltung als Doppelwolkenfeh ansprechen.

Das Stammwappen geht in seinen Motiven wohl zurück auf das Wappen der Zähringer und der Grafen von Urach, dem das Motiv des Wolkenfehs entnommen wurde. Auch bei der Helmzier handelte es sich wohl ursprünglich um einen Fellballen, eine aus Pelzwerk gebildete Kugel, die dann gänzlich silbern wurde.

 

Abb.: Zeichnung des Stammwappens der Familie von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1896.

Abb.: Fürstenberg-Wappen als heraldisch rechter Teil eines Ehewappens am einstigen Wasserschloß Menningen. Das Wappen steht hier für Fürst Frobenius Ferdinand von Fürstenberg-Mößkirch (6.8.1664-4.4.1741) und seine Frau.

Wappen 2: Um Werdenberg vermehrtes Wappen
Graf Friedrich II hatte sich mit der Erbtochter des letzten Grafen von Werdenberg, Christoph von Werdenberg und Heiligenberg, vermählt, dadurch kamen die Grafschaft Heiligenberg an Fürstenberg. Fürstenberg hätte gerne beim Aussterben der Werdenberger (Werdenberg-Trochtelfingen-Sigmaringen-Heiligenberg) ) 1535 alle drei Grafschaften gehalbt, Heiligenberg, Sigmaringen und Veringen, war aber nur bei den Eigengütern erfolgreich. Sigmaringen und Veringen feilen als Reichs- bzw. österreichische Lehen heim und wurden neu vergeben, an die Grafen von Zollern. Die Grafschaft Heiligenberg konnte sich das Haus Fürstenberg jedoch zu Eigen machen als Folge der Schlüsselehe.

Im von blauen und silbernen Doppelwolken eingefaßten goldenen Schild ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit geviertem Herzschild; Feld 1 und 4 in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen und drei Ringen (Werdenberg), Feld 2 und 3 in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken ("eine schwarze Stiege", Heiligenberg), normalerweise schrägrechts.

Drei Helme:

Fürstlicher Wappenmantel mit Fürstenhut, als Schildhalter sind zwei silberne Engel üblich.

Abb.: fürstliches Wappen an Schloß Weitra (Waldviertel, Niederösterreich)

Wappen 3: Variante des vermehrten Wappens
Nicht immer ist der Herzschild geviert, sondern kommt auch bei ansonsten gleichen Inhalten gespalten vor, so z. B. in einem Siegel des Friedrich von Fürstenberg (gest. 1617) und des Franz Egon von Fürstenberg (gest. 1662) der Heiligenberger Linie.

Im von blauen und silbernen Doppelwolken eingefaßten goldenen Schild ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit gespalten Herzschild; darin vorn in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen (Werdenberg), hinten in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken ("eine schwarze Stiege", Heiligenberg), normalerweise schrägrechts, wurde aber auch schräglinks geführt. Variante: Herzschild von Werdenberg und Heiligenberg geviert.

Drei Helme wie oben beschrieben.

Wappen 4: Gundelfingen als Herzschild:
Die Herrschaft Gundelfingen kam 1627 an die Grafen von Fürstenberg. Nur der Schild wurde als Herzschild aufgelegt, die Gundelfinger Helmzier (ein goldener Schwanenrumpf mit einem durch seinen Hals gesteckten, an den Enden aufwärts geknickten und oben jeweils gekrönten und mit einem Pfauenstoß versehenen Stab / Joch, Decken rot-golden) wurde nicht verwendet.

Im von blauen und silbernen Doppelwolken eingefaßten goldenen Schild ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit geviertem Mittelschild; Feld 1 und 4 in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen und drei Ringen (Werdenberg), Feld 2 und 3 in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken ("eine schwarze Stiege", Heiligenberg), normalerweise schrägrechts, darauf ein goldener Herzschild mit einem roten, beiderseits geasteten, schrägrechtsgelegten Ast (Gundelfingen).

Drei Helme:

Wappen 5: Baar-Wartenbergischer Zweig, vermehrtes Wappen seit dem 16.2.1624
Jacob Ludwig von Fürstenberg hatte die Herren von Wartenberg beerbt. Wartenberg ersetzt dabei den einen Heiligenberger Zickzackbalken in Feld 3:

Innerhalb eines silbern-blau doppelwolkenförmig geteilten Bordes in Gold ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit geviertem Herzschild: 1 und 4 in Rot eine silberne Kirchenfahne (Werdenberg), 2 in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken (Heiligenberg), 3 in Silber ein roter Löwe (Herren von Wartenberg).

Vier Helme:

Im Siebmacher ist eine opulente Darstellungen mit fünf Standarten mit springendem Roß hinter den Helmen abgebildet, dazu auf jeder Seite 8 Fahnen, rechts rot, links silbern, alle an goldenen Lanzen.

Wappen 6: Fürstenberg-Stühlingen
Es gibt eine Variante mit dem alten Schildbild, aber mit den neuen Helmen, also insgesamt mit 5 Helmen, die die weiteren Erwerbungen berücksichtigen:

Im von blauen und silbernen Doppelwolken eingefaßten goldenen Schild ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit geviertem Herzschild; Feld 1 und 4 in Rot eine silberne Kirchenfahne mit drei Lätzen und drei Ringen (Werdenberg), Feld 2 und 3 in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken ("oeine schwarze Stiege", Heiligenberg), normalerweise schrägrechts.

5 Helme:

Wappen 7: Stühlingen gelangt jetzt auch in das Schildbild
Innerhalb eines silbern-blau doppelwolkenförmig geteilten Bordes in Gold ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit geviertem Herzschild: 1. in Rot ein einwärts gekehrter goldener Löwe, 2. in Rot eine silberne Kirchenfahne (Werdenberg), 3. in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken (Heiligenberg), 4. in Silber ein wachsender einwärtsgekehrter blaugekleideter Jünglingsrumpf mit blauer Mütze und goldenen Knöpfen, beides silbern umgeschlagen (Stühlingen).

3 Helme:

Zwei silberne Engel mit blauen Flügeln als Schildhalter.

Wappen 8: Fürstenberg-Stühlingen, erweitertes Wappen:
Innerhalb eines silbern-blau doppelwolkenförmig geteilten Bordes in Gold ein blau bewehrter roter Adler (Stammwappen), belegt mit geviertem und mit Schildfuß versehenen Herzschild: 1 in Rot eine silberne Kirchenfahne (Werdenberg), 2 in Silber ein schwarzer, schräger Zickzackbalken Heiligenberg), 3 geteilt, oben in Silber ein wachsender einwärtsgekehrter blaugekleideter Jünglingsrumpf mit blauer Mütze, beides silbern umgeschlagen (Stühlingen), unten von Blau über Silber geteilt (Lupfen), 4 gespalten, vorn von Schwarz über Gold geteilt, oben ein silberner Stern (Herrschaft Hohen-Höwen / Hohen-Hewen), hinten gespalten von Gold und Schwarz (Herrschaft Steckborn), Schildfuß: in Silber ein schreitender schwarzer Löwe (Herrschaft Hausen im Kinzigtal).

5 Helme:

Kirchenfürsten aus dem Hause Fürstenberg-Heiligenberg:
Das Wappen von Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg-Heiligenberg (geb. 10.4.1626, 1644 Domherr in Köln, 1650 Obristhofmeister in Kurköln, 1653 Propst von St. Gereon, Domherr in Minden, Straßburg und Lüttich, 1655 Domdechant in Köln, 1660 Domherr zu Speyer, 1663 Dompropst in Köln, 1664 Fürst, 19.1.1663-1.4.82 Fürstbischof von Straßburg, 1664-1.4.1682 Fürstabt der Klöster Murbach und Lüders, 1660 (Wahl)/1668(Bestätigung)-1.4.1682 zusätzlich Fürstabt von Stavelot und Malmedy) ist geviert:

Das Oberwappen zeigt insgesamt fünf Helme:

Hinter dem Wappen schrägrechts der fürstbischöfliche Krummstab und schräglinks das fürstbischöfliche Schwert.

Abb.: Wappenvariante des Fürstbischofs Franz Egon von Fürstenberg-Heiligenberg am Straßburger Amtshaus (Palais Rohan) in Ettenheim (Ortenaukreis). Es folgt der obigen Beschreibung mit einigen Abweichungen gegenüber den Literaturbeschreibungen (Siebmacher, Gatz):

Franz Egon von Fürstenberg-Heiligenberg betrieb zur Sicherung seines eigenen Bischofsstuhles eine sehr frankreichfreundliche Politik und war nicht unbeteiligt an der Angliederung Straßburgs an Frankreich im Rahmen dessen Réunionspolitik. Durch des Bischofs entgegenkommende Politik konnte sich Ludwig XIV Straßburgs 1681 mitten im Frieden durch Besetzung bemächtigen, was im Frieden von Rijswijk 1697 als Tatsache bestätigt wurde.

Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg blieb nicht der einzige Fürstbischof auf dem Straßburger Bischofsstuhl. Er wurde von seinem Bruder nachgefolgt, Wilhelm Egon Fürst von Fürstenberg (1682-10.4.1704). Dieser nahm in sein Wappen (ohne Abb.) weitere Elemente auf, die es von dem seines Vorgängers unterscheiden:

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band FstM, S. 30-31, T. 63-67, Band Mä, S. 34, T. 24-25, Band NÖ1, S. 107, T. 52.
Haus Fürstenberg:
http://webuser.fh-furtwangen.de/~vs-fg/do/ff/ff-hist.htm
Haus Fürstenberg:
http://www.deutschemonarchie.de/?furstenberg,143
Haus Fürstenberg:
http://thz-historia.de/FFHisto.pdf
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Geschichtliche Hintergründe: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Siebmacher Band Bistümer
Wappen der Bischöfe von Straßburg: Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9, S. 558 und 562 ff.
Franz Egon von Fürstenberg-Heiligenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Egon_von_F%C3%BCrstenberg-Heiligenberg - http://www.saarland-biografien.de/Fuerstenberg-Franz-Egon-von
Leonhard Ennen, Franz Egon und Wilhelm Egon von Fürstenberg, Bischöfe zu Straßburg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 297&ndash306, online:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Franz_Egon_%28Bischof_von_Stra%C3%9Fburg%29
Wilhelm Egon Fürst von Fürstenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Egon_von_F%C3%BCrstenberg-Heiligenberg - http://www.saarland-biografien.de/Fuerstenberg-Wilhelm-Egon-von
Otto Hupp, Münchener Kalender 1896, Verlagsanstalt München und Regensburg 1896

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