Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 667
Koblenz: Spuren Trierer Kurfürsten

Koblenz: Alte Burg

Koblenz hat nicht nur ein unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen gegen Ende des 18. Jh. erbautes kurfürstliches Schloß im französisch beeinflußten frühklassizistischen Stil, sondern auch ein wesentlich älteres Schloß, das sein heutiges Gesicht in der Renaissance erhielt, im Kern aber eine gotische Stadtburg ist, die auf den Fundamenten eines römischen Kastells aus dem 4. Jh. n. Chr. steht. Mit dem abgebrochenen barocken Schloß in Ehrenbreitstein hat in Koblenz einst sogar ein drittes kurfürstliches Repräsentationsbauwerk gestanden.

Abb.: Alte Burg von Südosten

Das Schloß befindet sich im Norden der Altstadt direkt an dem Moselufer in der Nähe der Balduinbrücke und sitzt quasi der Stadtmauer auf, und die flußseitigen runden Türme gehen bis auf Uferniveau herunter. Dazwischen liegt der eigentliche Kernbau, ein romanischer Wohnturm von 10 m x 13.5 m Seitenlänge und einer Wandstärke von 1.20 m, erbaut von der Ministerialenfamilie von der Arken. Drei Stockwerke bringen ihn auf stolze 16 m Höhe, obwohl die ursprüngliche Höhe geringer anzunehmen sein muß (vgl. Rundbogenfries im 2. Stockwerk moselseitig, das war die ursprüngliche Höhe). Von der angrenzend in der Gotik ab 1277 unter Erzbischof Heinrich II. von Vinstingen (1260-1286) als Zwingburg zur Beherrschung der nach mehr Selbständigkeit strebenden Stadt Koblenz erbauten Burg sind weitere Mauern in das Renaissance-Schloß integriert.

Früher war es eine Wasserburg der Kurfürsten. Wo heute dichte Altstadtbebauung ist, befand sich früher die südliche Ringmauer der Burg mit umlaufendem Wassergraben. Der stadtseitige Graben ist heute verfüllt, die Wehrmauern sind abgebrochen. Diese Kernburg erlebte unter verschiedenen Kurfürsten mehrere Erweiterungen. Otto von Ziegenhain (1418-1430) ließ im auf römischen Mauern stehenden Ostturm das achteckige, rippengewölbte Obergeschoß errichten, welches als Kapelle diente. Hatte Balduin von Luxemburg 1342 mit dem Bau der direkt daneben befindlichen ersten Balduinbrücke über die Mosel begonnen, ließ Otto von Ziegenhain den schlankeren Westturm zum gleichzeitigen Schutz von Burg und Brücke erbauen.

Abb.: Alte Burg, Haupteingang im Stile der Renaissance mit den kreisrunden Wappenkartsuchen

Die größten Veränderungen und die Umwandlung in die heute sichtbare Gestalt erlebte die Burg unter Johann VI von der Leyen (1556-1567) und Johann VIII von Orsbeck (1676-1711). Beide ummantelten den Kernbau und schufen Fassadengestaltungen im Stile der Renaissance. Dabei stammt die östliche Seite aus der Zeit Johanns VI. von der Leyen, und die westliche Seite sowie die Moselfront aus der Zeit unter Johann VIII von Orsbeck (Umbau 1680-1682). Ihrer beider Wappen finden wir am Bau. Typische Stilelemente der Renaissance halten Einzug: Gepaarte Rechteckgewände ersetzten die mittelalterlichen Fenster. Das Haupttor mit kräftiger Halbsäulenumrahmung und Gebälk entsteht, ebenso der Kellereingang in schmucken Formen mit muschelförmig gestalteten, runden Ziergiebeln. Baumeister der Umbaumaßnahmen unter Johann VIII von Orsbeck war der Hofbaumeister Johann Christoph Sebastiani, auch der Maurermeister ist bekannt: Jeremias Dekatusch. Sebastiani errichtete auch das große Walmdach und die Turmhauben. Innendrin ist eine wunderschöne Renaissance-Sandstein-Wendeltreppe.

Abb.: Alte Burg, Seiteneingang aus der Renaissance, Flügel von Johann VI von der Leyen

Mit dem Einmarsch der Revolutionstruppen aus Frankreich wurde die Burg beschädigt. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches und der geistlichen Herrschaft war hier bis 1897 eine Blechwarenfabrik eingerichtet. Folgeeigentümer wurde die Stadt Koblenz. 1960-1962 wurde die Alte Burg restauriert. Sie gehört jetzt zum Weltkulturerbe "Oberes Mittelrheintal“. Stadtarchiv und Stadtbibliothek sind die heutigen Nutzer.

Abb.: Detail aus der Giebelzone des Seiteneingangs, Wappen Johann VI von der Leyen, Beschreibung siehe unten.

Wappen des Johann VI. von der Leyen (1556-1567)
Hier ist das Wappen gänzlich ohne Oberwappen in einer kreisrunden Kartusche dargestellt. Sein Wappen ist geviert:

Wappen des Johann Hugo von Orsbeck (1676-1711)
Das Wappen ist wie folgt aufgebaut (in anderen Darstellungen findet sich Trier in Feld 1 und Speyer in Feld 4):

Überblick über die Genealogie der von der Leyen und Orsbeck und Querverbindungen zu anderen Wappenfundstellen:
(fett alle für die Abfolge der Linien relevanten Personen, fett und dunkelrot die hier mit Wappen vertretenen Personen oder Bauherren, hellrot Wappenfundstellen, fett und hellrot hier beschriebene Wappenfundstelle),

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/region/orte/orte-k/koblenz/kunstdenkmaeler/alte-burg.html
Friedrich Wilhelm Krahe, Burgen des Deutschen Mittelalters, Grundriß-Lexikon, Bechtermünz-Verlag, 1996, ISBN 3-86047-219-4, S. 333.
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 3.2, hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege, Stadt Koblenz, Innenstadt, bearbeitet von Herbert Dellwing und Reinhard Kallenbach, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2004, ISBN 3-88462-198-X, S. 90-91
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Ehrenbreitstein, Dikasterialgebäude - Ehrenbreitstein, Pagerie - Haus Metternich - Mittelrhein-Museum: Anna Veronica de Fültz - Schöffenhaus - Liebfrauenkirche, Westportal - Jesuitenkloster - Stadtkommandatur

Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright/Urheberrecht für Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2012
Impressum