Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 10
Das
Pagenhaus in Koblenz-Ehrenbreitstein
Das Wappen des Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck am Pagenhaus in Koblenz-Ehrenbreitstein
Das
Pagenhaus
Als eines der wenigen
Überbleibsel des einstigen kurfürstlichen Residenz-Komplexes um
Schloß Philippsburg in Koblenz-Ehrenbreitstein, der Residenz der
Erzbischöfe und Kurfürsten von Trier, schmiegt sich das
Pagenhaus heute als isolierter Bau an die Felsen unterhalb der
wichtigen und mächtigen Festung hoch über dem Rhein. Die
Philippsburg wurde in mehreren Bauphasen im 17. und 18. Jh.
erbaut und war einer der bedeutendsten und größten Barockbauten
am Rhein, mit 160 m Länge und 7 Flügeln und drei Höfen, bis
sie 1801 bei der Sprengung der Festung Ehrenbreitstein durch
französische Truppen so stark beschädigt wurde, daß sie
abgebrochen wurde. 1786 zogen die Kurfürsten aus und bewohnten
seitdem das neue Schloß in Koblenz.
Nur wenige Nebengebäude sind erhalten, neben dem Pagenhaus nur das Dikasterialgebäude, der Krummstall und der Marstall. Das Pagenhaus (die Pagerie), 1690 bis 1692 für Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck von Hofbaumeister Johann Christoph Sebastiani als Festungspfortenbau errichtet, war zuerst als Kanzlei in Benutzung, später als Kavalierswohnungen, dann unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen als Wohn- und Schulhaus der Pagen, später als Waisenhaus und Gefängnis. Heute ist das Pagenhaus liebevoll restaurierter Privatbesitz. Einst führte der Weg zur Festung durch das Gebäude hindurch, doch heute ist der hintere Bogen vermauert, weil sich der neuere, unter der preußischen Herrschaft gebaute Zugangsweg mit seiner Begrenzungsmauer auf einer anderen, weniger steilen Hanglinie hart hinter der Pagerie entlangzieht und sogar in seine Ecke einschneidet.
Die Bauinschrift auf der Brüstung des ersten Obergeschosses unterhalb des Drillingsfensters lautet: "VIAM ISTAM AD FORTALITIVM NOVAM A CAROLO CASPAR A PETRA ARCH(IEPISCO)PO ET ELECT TREVIR IN PETRA EXCISAM JOANNES HVGO EIVS SVCCESSOR PERFECIT ATQVE HAC PORTA CLAVSIT MVNIVIT ORNAVIT A(NN)O D(OMI)NI 1692". Daraus geht hervor, daß Karl Kaspar von der Leyen (1652-1676, Ley = Fels = Petra) bereits diesen Weg zur Festung hat in den Felsen brechen lassen, daß aber erst dessen Nachfolger Johann Hugo von Orsbeck ihn vollendet hat und mit diesem Torbau an seinem Eingang hat abriegeln lassen.
Die Wappen-Bestandteile:
Über dem im Giebeldreieck angebrachten Prunkwappen der rote, hermelingestulpte Kurfürstenhut und das Kreuz, hinter dem Wappen schräggekreuzt ein Krummstab und ein Schwert als Symbole für geistliche und weltliche Herrschaft.
Der
Kirchenfürst Johann Hugo von Orsbeck
geb. 1634 auf Burg
Großvernich bei Weilerswist (Herzogtum Jülich; Erzbistum
Köln), Sohn von Wilhelm von Orsbeck, Herr von Vernich und
Kammerherr von Jülich, und Katharina von der Leyen
Beginn der geistlichen Laufbahn 1650
Ausbildung am Collegium Germanicum in Rom ab 1652, niedere Weihen
1653
Subdiakonsweihe und Diakonsweihe 1658, Domkapitel in Trier und
Speyer.
Archidiakon von Longuyon (Herzogtum Luxemburg) 1658
Wahl zum Speyerer Domdechant 1660
Koadjutor des Erzbischofs in Kurtrier 2.1.1672
Titularbischof von Larissa 1672
Priesterweihe 24.3.1674 in Ehrenbreitstein
Fürst-Bischof von Speyer, Wahl 16.7.1675, päpstliche Ernennung
10.5.1677
Propst von Weißenburg/Elsaß
Erzbischof und Kurfürst von Trier 1.6.1676-6.1.1711, bestieg den
Thron mit 42 Jahren als Nachfolger von Karl Kaspar von der Leyen
gest. 6.1.1711 auf Schloß Philippsburg in
Koblenz-Ehrenbreitstein. Bestattung im Trierer Dom, Herz separat
in Speyer.
Johann
Hugo von Orsbeck - ein Leben im Krieg
Drei große und vor allem
verheerende Kriege fielen in seine 35jährige Regierungszeit:
Das Land war noch zerstört vom dreißigjährigen Krieg, litt unter den Annexionen von Reichsgebiet durch den französischen König Ludwig XIV und durch den steten Finanzbedarf der kriegführenden Landesherren. Johann Hugo von Orsbeck forderte z. B. von den Landständen gleich zu Beginn seiner Regierungszeit 150000 Taler - eine unermeßliche Summe, die das Land gar nicht aufbringen konnte, er erhielt 86000, mehr war nicht möglich. Vor diesem Hintergrund war seine Regierungszeit ein unermüdlicher Kampf um Schadensbegrenzung, um wirtschaftliche Stabilisierung und um Wiederaufbau seiner Herrschaftsgebiete, mehr oder weniger erfolglos aufgrund der desolaten Gesamtsituation.
Literatur,
Links und Quellen:
Otto Gruber: Wappen
des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965,
incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in
verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Hugo_von_Orsbeck
http://www.bautz.de/bbkl/o/orsbeck_j_h.shtml/
Fritz Michel: Die
Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Band 1, Stadt Koblenz, - die
profanen Denkmäler und die Vororte, Deutscher Kunstverlag 1954,
Nachdruck 1986.
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler
in Rheinland-Pfalz, Band 3.3 Stadt Koblenz, Stadtteile, bearb.
von Ulrike Weber, hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Bildung,
Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur von der Generaldirektion
Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege,
Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2013, ISBN
978-3-88462-345-9, S. 80.
Ehrenbreitstein, Dikasterialgebäude - Haus Metternich - Alte Burg - Mittelrhein-Museum: Anna Veronica de Fültz - Schöffenhaus - Liebfrauenkirche, Westportal - Jesuitenkloster - Stadtkommandatur
Die Wappen der Fürstbischöfe und
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