Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 666
Koblenz:
Spuren Trierer Kurfürsten
Koblenz: Metternicher Hof
Metternicher
Hof
Das Haus Metternich am
Koblenzer Münzplatz 7/8 wurde 1674 erbaut, wobei ältere
Bauteile einbezogen wurden (der Kern war sogar ein
mittelalterlicher Wohnturm von ca. 1230 im westlichen Abschnitt
des antiken Kastells). Es war die Stadtresidenz der Freiherren
von Metternich-Winneburg. Es ist ein schlichtes Barockhaus von
drei Stockwerken und von heute nach Kürzung nur noch sechs
Fensterachsen. Über dem leicht exzentrisch angeordneten,
nachträglich nach links versetzten Haupt-Portal aus Sandstein
ist ein barocker Rundgiebel mit Wappen innerhalb einer
Rocaillekartusche. 1806-1816 war hier die Rechtsfakultät der
Universität untergebracht. 1809 wurde die Koblenzer Fakultät
für Recht mit der Akademie Mainz durch Dekret verbunden. Die
Nebengebäude des Hofes wurden schon im 19. Jh. abgebrochen. 1944
brannte das Haus aus, Wiederaufbau 1976. Obwohl das Überbleibsel
nur ein Rest ist und das Haus im Laufe der Zeit unzählige
Veränderungen erfahren hat, ist es eines der letzten Zeugnisse
der einst in Koblenz reichlich vorhandenen Adelshöfe. Heute wird
das Haus Metternich als Jugendbegegnungsstätte und für
Kunstausstellungen genutzt.
Es ist nicht der erste Adelshof an dieser Stelle. Der Vorgängerbau geht auf das 13. Jh. zurück und gehörte erst dem rheinischen Geschlecht der von Bachem. Rund zwei Jahrhunderte danach waren die neuen Besitzer die Grafen von Eltz. Im Jahre 1644 gelangte der Besitz als Lehen zum Grafen von Metternich-Winneburg-Beilstein, und 30 Jahre später nahm man den Neubau in Angriff.
Geburtshaus eines berühmten Staatsmannes
Hier in diesem Haus am
Koblenzer am Münzplatz wurde am 15.5.1773 ein ganz berühmter
Metternich geboren: Graf und seit 1813 Fürst Clemens Wenzeslaus
Nepomuk Lothar von Metternich-Winneburg zu Beilstein, Sohn von
Franz Georg von Metternich, Staatsrat und Konferenz-Minister für
Auswärtige Angelegenheiten am Hofe zu Koblenz, und Beatrix von
Kageneck. Die von Metternich sind ein rheinländisches Geschlecht
und stammen ursprünglich aus Metternich im Kreis Mechernich.
Clemens Wenzeslaus von Metternich war Patenkind des regierenden
Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Er studierte
1788-1794 in Straßburg und Mainz. Er trat in den diplomatischen
Dienst und vertrat die Interessen des Kaiserreiches Östereich.
Er wurde 1801 österreichischer Gesandter in Dresden, 1803-1805
in Berlin und 1806-1809 in Paris. Seine Beziehungen zum
österreichischen Hof und zum Hochadel festigte er durch seine
Ehe mit Marie-Eleonore Gräfin von Kaunitz-Rietberg. Sie war die
Enkelin des österreichischen Staatskanzlers Wenzeslaus Anton
Graf von Kaunitz-Rietberg. Danach wurde er 1809 Minister für
Außenpolitik und 1810 Staatskanzler in Wien. Als solcher
beeinflußte er Europas Politik vor dem Hintergrund erst der
ausgleichenden Annäherungsversuche zwischen Frankreich und
Österreich nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches und
später der Napoleonischen Kriege (1812-1815) und wurde zu einem
wichtigen Gegenspieler des französischen Herrschers. Sein
politischer Höhepunkt war der Wiener Kongreß, dessen Vorsitz er
führte, und die Neuordnung der politischen Landschaft Europas
auf demselben. Die Heilige Allianz der Großmächte und das
wiederhergestellte Gleichgewicht und der andauernde Frieden sind
im wesentlichen seinem diplomatischen Geschick zu verdanken. Aber
auch das Verebben des Befreiungsgedankens und die anschließende
Restauration gehen auf sein Konto. Metternich war zwar ein
großer Staatsmann, doch Demokratie und Liberalismus waren gewiß
nicht seine Leitgedanken - der Name Metternich ist auch zum
Begriff "Metternisch'sches System" geworden, der für
einen Polizeistaat, Rechtswillkür, Liberalismusfeindlichkeit und
Reformunfähigkeit steht, aus heutiger Zeit ein vernichtendes
Urteil, für seine Zeit aber ein Garant der Stabilität. Die
Karlsbader Beschlüsse sind eine weitere Etappe der
Unterdrückung unter dem Einfluß Metternichs. Desgleichen ging
die Sicherstellung der Vormachtstellung Österreichs mit einer
billigend in Kauf genommenen Zersplitterung Deutschlands,
Italiens und Polens einher. 1821 wurde Clemens Wenzeslaus von
Metternich zum Haus-, Hof- und Staatskanzler ernannt,
eine besonders hohe Würde. Ab 1836 war er Mitglied der Geheimen
Staatskonferenz in Wien, die letztendlich die
Regierungsgeschäfte für den österreichischen Kaiser führte.
Sein Sturz in der Wiener Märzrevolution (1848) war jäh,
Metternich dankte 1848 ab und floh nach England. Danach lebte er
in Brüssel, zog 1851 wieder nach Wien, wo er am 11.6.1859
verstarb.
Stammwappen
der Metternich
Das Stammwappen der Familie
von Metternich, der auch der lange vor der Erbauungszeit dieses
Hauses geborene Trierer Kurfürst und Erzbischof Lothar von
Metternich (1599-1623) sowie der Mainzer Kollege und frühere
Rektor der dortigen Universität Karl-Heinrich von Metternich
(1679) entstammen, zeigt in Silber 3 (2:1) schwarze
Jakobsmuscheln. Die Helmzier wäre ein silberner Schwanenrumpf
(Kopf und Hals) mit rotem Schnabel auf gekröntem Helm. Der
Rücken des Halses kann kammartig gestaltet sein und mit
schwarzen Federbüscheln besteckt - es finden sich Beispiele mit
und ohne. Die Helmdecken wären schwarz-silbern.
Eine
Familie im Aufstieg
Stammsitz der Metternich ist
Metternich am Schwarzbach bei Euskirchen. Einst war es ein
Burgmannengeschlecht, dem bedeutende Trierer und Mainzer
Kurfürsten aus den eigenen Reihen, geschickte Heiraten und
tatkräftige Unterstützung des Hauses Habsburg zu Aufstieg, Ruhm
und Reichtum verhalfen. Die
ersten urkundlich belegten Mitglieder der Familie von Metternich
sind die Gebrüder Heinrich und Conrad von Metternich, 1408 als
Burgmannen zu Hammerstein erwähnt. Das
Wappen dieser rheinischen Uradelsfamilie hat sich entsprechend
dem gesellschaftlichen Aufstieg der Familie nachher erheblich
durch Erweiterungen verändert. Die Familie ist in mehrere
freiherrliche, reichsgräfliche und fürstliche Linien
aufgespalten, deren genaue Analyse nicht Aufgabe dieser Seite
sein soll.
Gräfliches
Wappen Metternich-Winneberg ab 1682:
1652 erfolgte der
Erwerb der Reichsherrschaften Winneberg (bestehend aus einem Teil
links der Mosel rund um die namengebende Winneburg und einem Teil
rechts der Mosel im Hunsrück) und Beilstein an der Mosel. Die Herren
von Winneberg und Beilstein waren bereits nach 1634 ausgestorben
und ihre reichsständischen Herrschaften waren als
Reichsafterlehen dem Erzstift Trier heimgefallen. Lothar von
Metternich, seit 1599 Erzbischof und Kurfürst von Trier,
belehnte damit seine Neffen. Diese Herrschaften kamen auch erst
ins freiherrliche, später ins gräfliche Wappen, das jetzt wie
folgt aussieht: Geviert mit Herzschild
Zwei Helme:
Der Helm von Braunshorn-Beilstein fehlt, es wäre ein zylindrischer, hoher, von Schwarz und Silber gespaltener Hut, an der Krempe besteckt rechts mit einer schwarzen, links mit einer silbernen Feder. Helmdecken rot-silbern/silbern-rot.
Fürstliches
Wappen, Diplom vom 30.6.1803:
Franz Georg Carl
Joseph Johann Nepomuk von Metternich (geb. 1746, gest. 1818),
Sohn von Johann Hugo Franz von Metternich (geb. 1710, gest.
1750), Herr der Herrschaft Königswart in Böhmen (heute Lázne
Kynvart im Okres Cheb, Tschechische Republik), verlor durch
den Frieden von Lunéville seine reichsständischen und
ritterschaftlichen Besitzungen auf der linken Rheinseite, also
Winneberg und Beilstein. Vom Reichsdeputationshauptschluß wurde
er durch die Reichsabtei Ochsenhausen (ohne das Amt Thanheim)
entschädigt. Kaiser Franz erhob ihn am 30. Juni 1803 zum
"Fürst von Metternich-Winneburg und Ochsenhausen",
wobei Ochsenhausen zu einem Fürstentum wurde. Später verkauften
die Metternichs die Abtei Ochsenhausen an Württemberg. Das
Wappen ist geteilt und zweimal
gespalten mit Herzschild.
Zum Wappen gehören 5 Helme:
Schildhalter: Rechts ein von Schwarz und Silber gespaltener Steinbock mit goldener Bewehrung (erinnert an Winneberg), links ein typisch egerländischer wilder Mann mit Keule. Devise: "Kraft im Recht". Weitere Prunkstücke: Fürstenmantel mit Fürstenhut.
Fürstliches
Wappen nach Diplom vom 21.4.1814:
In dem neuen Fürstendiplom
hält ein österreichisches Gnadenzeichen Einzug: Kaiser Franz I.
von Österreich verlieh dem verdienten Staatskanzler von
Metternich am 20. Oktober 1813 die Erlaubnis, das
Österreichisch-Lothringische Wappen seinem Wappen hinzuzufügen.
König Ferdinand I. beider Sizilien erhob Metternich zum
sizilianischen Herzog und verlieh ihm am 1. August 1818 den Titel
Duca di Portella. Dies war zum Andenken gedacht an den Ort, wo
1813 das Österreichische Heer zuerst das Königreich Neapel
betrat. Das Wappen nach diesem Diplom von 1814 ist geteilt und
zweimal gespalten mit Herzschild.
Zum Wappen gehören 5 Helme:
Schildhalter: Rechts ein von Schwarz und Silber gespaltener Steinbock mit goldener Bewehrung (erinnert an Winneberg), links ein typisch egerländischer wilder Mann mit Keule. Devise: "Kraft im Recht". Weitere Prunkstücke: Fürstenmantel mit Fürstenhut.
Offene Fragen: Im Siebmacher wird das Tatzenkreuz im Schild Portella zugeordnet. Die Würde eines Herzogs von Portella wurde erst 1818 verliehen, das Tatzenkreuz wurde aber schon 1803 geführt. Desgleichen der wilde Mann in der Helmzier - er wird schon im Wappen von Johann Hugo Franz Graf von Metternich 1750 abgebildet. Im Siebmacher wird er Portella zugeordnet. Der Ochsenkopf wird im Siebmacher meistens Königswart zugeordnet, nur einmal Ochsenhausen. Vor 1803 taucht der Ochsenkopf aber nicht im Wappen auf. Königswart gehörte der Familie hingegen seit dem 17. Jh. Der Balken von Winneberg wird im Siebmacher mehrmals nicht silbern, sondern blau abgebildet, ein offensichtlicher Irrtum. Weitere Hinweise willkommen.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler
in Rheinland-Pfalz, Band 3.2, hrsg. im Auftrag des Ministeriums
für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur vom
Landesamt für Denkmalpflege, Stadt Koblenz, Innenstadt,
bearbeitet von Herbert Dellwing und Reinhard Kallenbach,
Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2004, ISBN 3-88462-198-X,
S. 172
Ehrenbreitstein, Dikasterialgebäude - Ehrenbreitstein, Pagerie - Alte Burg - Mittelrhein-Museum: Anna Veronica de Fültz - Schöffenhaus - Liebfrauenkirche, Westportal - Jesuitenkloster - Stadtkommandatur
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