Bernhard Peter
Die Wappen der Freiherren, Grafen und Fürsten von Metternich

Eine Familie im Aufstieg
Stammsitz der Metternich ist Metternich am Schwarzbach bei Euskirchen. Einst war es ein Burgmannengeschlecht, dem bedeutende Trierer und Mainzer Kurfürsten aus den eigenen Reihen, geschickte Heiraten und tatkräftige Unterstützung des Hauses Habsburg zu Aufstieg, Ruhm und Reichtum verhalfen. Die ersten urkundlich belegten Mitglieder der Familie von Metternich sind die Gebrüder Heinrich und Conrad von Metternich, 1408 als Burgmannen zu Hammerstein erwähnt. Das Wappen dieser rheinischen Uradelsfamilie hat sich entsprechend dem gesellschaftlichen Aufstieg der Familie nachher erheblich durch Erweiterungen verändert. Die Familie ist in mehrere freiherrliche, reichsgräfliche und fürstliche Linien aufgespalten, deren genaue Analyse nicht Aufgabe dieser Seite sein soll.

Abb. links: Metternich-Wappen an der Grabplatte der Anna Veronica de Fültz (von Feltz, de Larochette) an der moselseitigen Rückseite des Mittelrheinmuseums Koblenz (ehemaliges altes städtisches Tanz- und Kaufhaus). Abb. rechts: Metternich-Wappen an einem Epitaph in der Pfarrkirche Föhren.

1. Stammwappen der Metternich
Das Stammwappen der Familie von Metternich, der auch der lange vor der Erbauungszeit dieses Hauses geborene Trierer Kurfürst und Erzbischof Lothar von Metternich (1599-1623) sowie der Mainzer Kollege und frühere Rektor der dortigen Universität Karl-Heinrich von Metternich (1679) entstammen, zeigt in Silber 3 (2:1) schwarze Jakobsmuscheln. Die Helmzier wäre ein silberner Schwanenrumpf (Kopf und Hals) mit rotem Schnabel auf gekröntem Helm. Der Rücken des Halses kann kammartig gestaltet sein und mit schwarzen Federbüscheln besteckt - es finden sich Beispiele mit und ohne. Helmdecken wären schwarz-silbern.

 

Abb.: Zeichnung des Wappens von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1899.

Abb.: Haus Metternich in Koblenz

2. Gräfliches Wappen Metternich-Winneberg:
1652 erfolgte der Erwerb der Reichsherrschaften Winneberg und Beilstein an der Mosel. Es handelte sich bei Winneberg (oder Winneburg) um eine aus zwei einzelnen Territorien bestehende reichsunmittelbare Herrschaft. Der größere Teil lag rechts der Mosel im Hunsrück, der kleinere Teil mit der namengebenden Burg lag links der Mosel bei Cochem.

Die Herren von Winneberg (früher auch: von Wunnenberg) erbten 1362 die Herrschaft Beilstein durch Heirat einer Erbtochter aus der Familie der von Braunshorn, die Beilstein besaßen. Johann von Braunshorn (ca. 1270-1347), Hofmeister bei König Heinrich VII. (1308-1347), bekam am 3.12.1309 Ort und Burganlage Beilstein, dazu noch die Ortschaften Poltersdorf und Ellenz als Reichslehen. Mit dem Genannten starben die von Braunshorn 1347 im Mannesstamm aus. In Fortunas Spiel mit diesen beiden Herrschaften mischten auch noch viel bedeutendere Spieler mit, Kurtrier und die Kurpfalz, die beide gewisse Interessen an dem Territorium hatten, was zum Beilsteiner Krieg führte, den Kurtrier gewann.

Die Freiherren von Winneberg und Beilstein waren bereits nach 1634 während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges ausgestorben und ihre reichsständischen Herrschaften waren als Reichslehen dem Erzstift Trier heimgefallen bzw. 1637 von ihm eingezogen worden. Lothar von Metternich, seit 1599 Erzbischof und Kurfürst von Trier, kaufte diese Herrschaften und belehnte damit 1652 als Reichsafterlehen seine Neffen. Zu dieser Verzögerung kam es, weil eigentlich 1638 das Domkapitel den Brüdern Emmerich, Wilhelm und Lothar von Metternich das Gebiet zugesagt hatte, der Fürstbischof Philipp Christoph von Sötern war gerade in Luxemburg in Gefangenschaft als Strafe für seine frankreichfreundliche und reichsschädliche Politik, und so entschied das Kapitel. Als der Kurfürst 1645 wieder freikam, zickte er und erklärte die Beschlüsse des Domkapitels für nichtig. Sein Nachfolger regelte es dann im ursprünglichen Sinne, sehr familienfreundlich. Besagter Emmerich Freiherr von Metternich war übrigens Trierer Dompropst und hatte sich ab 1636 sehr in dem Gebiet um die Wiederherstellung des katholischen Glaubens bemüht.

Winneburg und Beilstein - zusammen waren das 3 Quadratmeilen Territorium, 17 Dörfer und 6500 Einwohner. Winneburg-Beilstein gehörte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, und mit dem Erwerb der Gebiete bekamen die von Metternich auf der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates einen Sitz unter den westfälischen Grafen. Der Herrschaftsteil im Hunsrück war das sog. Dreiherrische, ein bis 1780 bestehendes Kondominat mit Kurtrier und den Grafen von Sponheim.

Diese neuen Herrschaften kamen auch erst ins freiherrliche, später ins gräfliche Wappen, das jetzt wie folgt aussieht: Geviert mit Herzschild:

Zwei Helme:

Der Helm von Braunshorn-Beilstein fehlt, es wäre ein zylindrischer, hoher, von Schwarz und Silber gespaltener Hut, an der Krempe besteckt rechts mit einer schwarzen, links mit einer silbernen Feder. Helmdecken rot-silbern/silbern-rot.

Bildbeispiel: Beilstein an der Mosel, Metternicher Hof. Wegen eines störenden schmiedeeisernen Auslegers Photomontage aus zwei seitlichen Ansichten.

Bildbeispiel: Kiedrich, Metternichscher Hof.

Bildbeispiel: Boppard, Karmeliterkirche, Epitaph für den 1693 verstorbenen Johannes Philipp Anton von Eltz.

Bildbeispiel: Geisenheim, Schloß Johannisberg

Weitere Fundorte:

3. Fürstliches Wappen, Diplom vom 30.6.1803:
Franz Georg Carl Joseph Johann Nepomuk von Metternich (geb. 1746, gest. 1818), Sohn von Johann Hugo Franz von Metternich (geb. 1710, gest. 1750), Herr der Herrschaft Königswart in Böhmen (heute Lázne Kynžvart im Okres Cheb, Tschechische Republik), verlor durch den Frieden von Lunéville seine reichsständischen und ritterschaftlichen Besitzungen auf der linken Rheinseite, also Winneberg und Beilstein. Vom Reichsdeputationshauptschluß wurde er durch die Reichsabtei Ochsenhausen (ohne das Amt Thanheim) entschädigt. Kaiser Franz erhob ihn am 30. Juni 1803 zum "Fürst von Metternich-Winneburg und Ochsenhausen", wobei Ochsenhausen zu einem Fürstentum wurde. Später verkauften die Metternichs die Abtei Ochsenhausen an Württemberg. Das Wappen ist geteilt und zweimal gespalten mit Herzschild.

Zum Wappen gehören 5 Helme:

Schildhalter: Rechts ein von Schwarz und Silber gespaltener Steinbock mit goldener Bewehrung (erinnert an Winneberg), links ein typisch egerländischer wilder Mann mit Keule. Devise: "Kraft im Recht". Weitere Prunkstücke: Fürstenmantel mit Fürstenhut.

4. Fürstliches Wappen nach Diplom vom 21.4.1814:
In dem neuen Fürstendiplom hält ein österreichisches Gnadenzeichen Einzug: Kaiser Franz I. von Österreich verlieh dem verdienten Staatskanzler von Metternich am 20. Oktober 1813 die Erlaubnis, das Österreichisch-Lothringische Wappen seinem Wappen hinzuzufügen. König Ferdinand I. beider Sizilien erhob Metternich zum Sizilianischen Herzog und verlieh ihm am 1. August 1818 den Titel Duca di Portella. Dies war zum Andenken gedacht an den Ort, wo 1813 das Österreichische Heer zuerst das Königreich Neapel betrat. Das Wappen nach diesem Diplom von 1814 ist geteilt und zweimal gespalten mit Herzschild.

Bildbeispiel: Geisenheim, Schloß Johannisberg

Dazu ein aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel. Alternativ gehören zum Wappen folgende 5 Helme:

Schildhalter: Rechts ein von Schwarz und Silber gespaltener Steinbock mit goldener Bewehrung (erinnert an Winneberg), links ein typisch egerländischer wilder Mann mit Keule. Devise: "Kraft im Recht". Weitere Prunkstücke: Fürstenmantel mit Fürstenhut.

Bildbeispiel: Geisenheim, Schloß Johannisberg

Offene Fragen: Im Siebmacher wird das Tatzenkreuz im Schild Portella zugeordnet. Die Würde eines Herzogs von Portella wurde erst 1818 verliehen, das Tatzenkreuz wurde aber schon 1803 geführt. Desgleichen der wilde Mann in der Helmzier - er wird schon im Wappen von Johann Hugo Franz Graf von Metternich 1750 abgebildet. Im Siebmacher wird er Portella zugeordnet. Der Ochsenkopf wird im Siebmacher meistens Königswart zugeordnet, nur einmal Ochsenhausen. Vor 1803 taucht der Ochsenkopf aber nicht im Wappen auf. Königswart gehörte der Familie hingegen seit dem 17. Jh. Der Balken von Winneberg wird im Siebmacher mehrmals nicht silbern, sondern blau abgebildet, ein offensichtlicher Irrtum. Weitere Hinweise willkommen.

5. Lothar von Metternich, Fürstbischof von Trier 1599-1623
Das Wappen ist wie folgt aufgebaut

Oder einfacher:

Drei Helme:

Bildbeispiel: Trier, kurfürstliches Palais, Innenhof.

Am Allerheiligenaltar im Trierer Dom sind alle drei Helme realisiert, desgleichen am kurfürstlichen Palais in Trier. Im Siebmacher, Bistümer ist zu lesen, daß Metternich Prüm aus seinem Schild verbannt hätte. Die Darstellung am Allerheiligenaltar im Trierer Dom enthält dagegen eindeutig einen Herzschild mit Prüm, desgleichen weitere bauplastische Darstellungen wie im Innenhof des kurfürstlichen Palais in Trier. Es gibt aber auch Belege ohne den Prümer Schild wie am Rathaus in Bernkastel, so daß davon ausgegangen werden kann, daß er beide Varianten geführt hat.

Bildbeispiel: Bernkastel-Kues, Rathaus in Bernkastel

6. Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid, Fürsterzbischof von Mainz 1673-1675
Er war ab 1652 Fürstbischof von Speyer und ab 1673 von Mainz und Worms. Sein ab 1673 als Fürstbischof von Mainz, Kurfürst und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches geführtes Wappen ist wie folgt aufgebaut:

Mögliche Helmzieren (meist wird ein Kurhut geführt, dazu hinter dem Schild Schwert und Krummstab gekreuzt):

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
Bernd Brauksiepe: Beilstein - Karmeliterkloster, geschichtlicher Abriß, in: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz
http://www.klosterlexikon-rlp.de/mosel-saar/beilstein-karmeliterkloster/geschichtlicher-abriss.html
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1901, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1901

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