Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 660
Wappen an
Bauten der Weser-Renaissance
Rinteln:
Burg Schaumburg (5)
Bergfried
Am Bergfried der Burg Schaumburg ist unterhalb der zum hochgelegenen Eingang führenden Treppe eine auf 1539 AD datierte Wappentafel angebracht, die ein vermehrtes Wappen der Grafen von Schauenburg zeigt. Wie die anderen vermehrten Wappen der Burg zeigt es zusätzlich zum Stammwappen, dem Nesselblatt, als weitere Elemente Gehmen und Sternberg, die unter Jobst I ins Wappen kamen. Die Tafel befindet sich nicht am ursprünglichen Ort. Sie wurde am wiederaufgebauten Bergfried nachträglich abgebracht.
Aber das Wappen zeigt eine andere Platzverteilung als die später übliche, denn das Nesselblatt kommt im gevierten Hauptschild vor, und Sternberg liegt im Herzschild, eine unübliche und nur kurzfristig benutzte Anordnung. Das Wappen gehört zu Graf Otto IV von Holstein-Schauenburg (geb. 1517, reg. 1533-1576 in Stadthagen und Bückeburg, 1531-1537 als Otto III Bischof von Hildesheim, gest. 1576). Es ist im Detail wie folgt aufgebaut:
Dazu gehören folgende 3 Helme, von denen hier nur der Stammhelm abgebildet ist:
Man beachte die Helmdecke, die sich hier ziemlich unorthodox in florale Elemente mit Blättern und Blütenständen verliert. Solche Gestaltungen werden eigentlich als unheraldisch abgelehnt - aber die Gesamtdarstellung läßt sowie an Qualität zu wünschen übrig.
Die Schauenburger und Sternberg
Die Linie Holstein-Pinneberg
oder Holstein-Schauenburg hatte 1377 die Grafschaft Sternberg
erhalten. Das ist eine kleine
Grafschaft zwischen Rinteln, Herford, Pyrmont und Detmold, der
nördliche Teil der ehemaligen Grafschaft Schwalenberg, deren
Nebenlinie die Grafen von Sternberg ja auch waren. Zu Sternberg
gehörten die Klostervogteien über Herford und Möllenbeck. Der
letzte Graf Johann I von Sternberg, da kinderlos, verpfändete
1369 die Burg an die Schaumburger und verkaufte sie ihnen
schließlich 1377 ganz. Graf Otto zu
Holstein und Schauenburg hatte ihm die Herrschaft Sternberg für
3000 Mark Lemgoer Pfennige abgekauft, mit Vorbehalt des
Wiederkaufs. 1391 verzichtete
Graf Johann I von Sternberg auf das Rückkaufrecht und überließ die Herrschaft seinem Onkel Otto
Graf von Holstein-Schauenburg zum ewigen erblichen Besitz. Die Schaumburger verpfändeten sie wiederum
erst um 1399 teilweise (Barntrup, Salzuflen), dann um 1405 ganz
an die Grafschaft Lippe. Der letzte Graf von Sternberg verstarb
1399.
Die Schauenburger und Gehmen
Die Linie Holstein-Pinneberg oder Holstein-Schauenburg
bekam 1492 weiteren territorialen Zugewinn: Die Herrschaft Gehmen
(auch Gemen). Gehmen war einst ein alter Königshof bei Borken.
Um 1092 werden Edelherren von Gehmen erstmalig genannt. Um 1250
trugen sie ihre Burg dem Herzog von Kleve zu Lehen auf. 1492
starb das Geschlecht derer von Gehmen aus. Graf Johann IV von
Holstein-Schauenburg (geb.1449, reg. 1526-1527, gest. 1527,
Bruder von Adolf X, Erich I, Otto III und Antonius), vermählt
sich mit Cordula von Gehmen (geb. ca. 1443, gest. 1528). Durch
Vererbung in weiblicher Linie kam Gehmen nun an die Grafen von
Schauenburg. Zu Gehmen gehörte übrigens ein Pfand am Vest
Recklingshausen (bis 1573). Gehmen ging 1635 erst wieder
verloren, aber schon vor der eigentlichen Aufteilung der
Schauenburger Güter; es fiel an die Grafen von Limburg-Styrum.
1801 kam das mittlerweile reichsunmittelbare Gehmen an die
Reichsfreiherren von Boyneburg-Bömelberg, 1806 durch die
Mediatisierung an die Fürsten von Salm-Kyrburg, 1810 an
Frankreich, 1815 an Preußen, 1822 wurde Gehmen von den
Landsberg-Vehlen gekauft, und 1946 fand die Odyssee der kleinen
Herrschaft durch ihren Anschluß an Nordrhein-Westfalen ein Ende.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
(Fürsten, Souveräne)
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, CH Beck
Verlag München, 6. Auflage 1999, ISBN 978-3-406-54986-1
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/schauenburger.htm
http://genealogy.euweb.cz/pan/holstein.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein2.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein-Pinneberg
Schaumburg, Torbau außen - Schaumburg, Torbau innen - Schaumburg, Palas links - Schaumburg, Palas rechts - Schaumburg, Bergfried - Schaumburg, ältere Wappensteine
Die Entwicklung des Wappens der Grafen von Schauenburg in Westfalen
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