Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 659
Wappen an
Bauten der Weser-Renaissance
Rinteln:
Burg Schaumburg (4)
Palas und Amtshaus, rechts
Am Palas bzw. Amtshaus im
Kernbereich der Burg Schaumburg ist rechterhand ein zweiteiliger
Wappenstein mit Allianzwappen angebracht, datiert auf 1596 AD.
Die Inschrift lautet: "VON GOTTES / GNADEN ADOLFF / GRAVF ZV
HOLS: / TEIN SCHAVMB: / VRG VND STERN / BERG HERRE ZV / GEHMEN /
AD 1596" sowie "VON GOTS GNADN / ELISABET GEBORNE /
HERZOGIN ZV BRA / V(N)SWIG VND LVH(N)EB / VRG GRAVI(N) ZV HOL /
STEIN SCHAV(N)BVRG / V(N)D STERNBERG FR: / AWE ZV GHEMEN".
Damit sind die Wappen selben Typs und Inhalts wie außen am
äußeren Tor der Burg Schaumburg.
Das
Wappen des Ehemannes
Zur Geschichte von Gehmen,
Sternberg und Schauenburg vergleiche die Beschreibungen für die
Wappen außen am äußeren Tor. Das Wappen ist wie folgt
aufgebaut:
- Hauptschild: geviert:
- Feld 1 und 4: In Gold ein
achtzackiger roter Stern (Grafschaft
Sternberg). Mitte des 16. Jh. kam das
Feld bei der Wappenvermehrung in das neue Wappen
der Schaumburger. Damals war die Herrschaft aber
schon an das Haus Lippe gegangen, erst als
Pfandbesitz, später nach dem Aussterben der
Schaumburger 1640 als erblicher Besitz.
- Feld 2 und 3: In Silber ein
roter Balken, jener belegt mit drei goldenen
Pfählen (Herrschaft Gehmen).
Graf Johann IV (gest. 1527) erwarb die Herrschaft
durch seine Ehe mit Cordula von Gehmen,
Erbtochter von Heinrich von Gehmen. Mitte des 16.
Jh. kam die Komponente in das Wappen.
- Herzschild: In Rot ein silbernes
Nesselblatt, je nach Darstellung an den drei Ecken zu
einem Nagel ausgezogen (Stammwappen Schaumburg),
kann mit einem silbernen oder silbern-rot geteilten
Schildchen belegt sein. Hier ist eine besondere Form des
Nesselblattes gewählt worden, bei der die einzelnen
Spitzen mit radial verlaufenden Kanten zum zentralen
Schildchen hin verbunden sind.
Dazu gehören folgende 3
Helme:
- Helm 1 (Mitte): Mit einer goldenen
Dornenkrone (Dornenkranz) gekrönt. Zwei goldgestielte
Pfauenwedel (Schleswig) und dazwischen
ein Stoß von sieben goldenen Lanzen mit Fähnchen, die
das holsteinische Wappenbild zeigen (Holstein).
Helmdecken rot-silbern.
- Helm 2 (optisch links): Zwei
rot-golden übereck geteilte Büffelhörner, dazwischen
ein achteckiger roter Stern (Kleinod der Grafschaft
Sternberg)
- Helm 3 (optisch rechts): Ein mit
goldenen Blättern oder Herzchen bestreuter
silbern-schwarz geteilter Flug (Kleinod der Herrschaft
Gehmen, so abgebildet im Bruderschaftsbuch St.
Hubertus). Helmdecken schwarz-golden. Cave: Für die
Herren von Gehmen werden auch alternative Helmkleinode
beobachtet, so ein beiderseits mit einem roten Balken
belegter silberner Flug, jener jeweils belegt mit drei
goldenen Pfählen (Beispiel Rathaus Lemgo).
Das
Wappen der Ehefrau:
Das Wappen ist ein frühes
Wappen der der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, das nur sechs
Felder zeigt: Der Schild ist gespalten und zweimal geteilt und
setzt sich aus Braunschweig, Lüneburg, Everstein, Homburg, Hoya
und Brückhausen zusammen. Lauterberg, Diepholz, Hohenstein,
Blankenburg, Klettenberg und Regenstein fehlen.
- Feld 1: Fürstentum Braunschweig:
In Rot zwei goldene schreitende Löwen (eigentl.
Leoparden) übereinander
- Feld 2: Fürstentum Lüneburg:
Gold bestreut mit roten Herzen (fehlen hier), darin ein
blauer Löwe, rotbewehrt und rotgezungt.
- Feld 3: Grafen von Everstein:
In Blau ein silberner Löwe, golden gekrönt, rot bewehrt
und rot gezungt.
- Feld 4: Edelherren von Homburg
(zwischen Weser und Leine): Innerhalb eines blau-silbern
gestückten Bordes in Rot ein goldener Löwe, blau
bewehrt und ebenso gezungt.
- Feld 5: Grafen von Hoya:
In Gold zwei aufgerichtete und nach außen gewendete
schwarze Bärentatzen mit roter Bewehrung, eigentlich an
der Basis miteinander verbunden.
- Feld 6: geviert, Bruchhausen.
- Feld 1 und 4: Neu-Bruchhausen
(mehrfach rot-silbern geteilt)
- Feld 2 und 3: Alt-Bruchhausen
(achtfach silbern-blau geständert)
Die drei Helme zeigen Alt-Bruchhausen und
Neu-Bruchhausen, Hoya, Braunschweig-Lüneburg. Auch hier sieht
man, daß das bedeutendste Ereignis die Einverleibung der
Grafschaft Hoya war.
- Helm 1: Braunschweig-Lüneburg:
Aus der Helmkrone erhebt sich ein eine rote Säule, oben
mit grünen oder natürlichen Pfauenfedern besteckt. Die
Federn sind mit einem sechsstrahligen Stern belegt, der
seit 1504 ab Vermehrung (Verbesserung) hinzukam. Dazu
wird im Siebmacher die Geschichte berichtet, daß Herzog
Erich I. Kaiser Maximilian 1504 in der Schlacht gegen die
Böhmen rettete, als dieser im Getümmel vom Pferd
gestürzt war und unterzugehen drohte, und zum ewigen
Angedenken an des Kaisers Huld diesen Stern verliehen
bekam. Dies ist eine hübsche Wappenlegende, denn man
findet den Stern erstmals 1383 im Siegel des Herzogs
Friedrich II., aber im Schild über dem dort
dargestellten Pferd schwebend. Später bildete man das
Pferd auch im Kleinod mit dem Stern darüber ab, und so
kam der Stern bereits 1483 auf den Pfauenfederbusch (vgl.
Ströhl). Zu beiden Seiten der Säule sind zwei rot
gestielte, silberne Sicheln angebracht, deren Rücken mit
Pfauenfedern besteckt sind. Zwischen den Sicheln
erscheint ein laufendes silbernes Pferd. Decken
rot-golden.
- Helm 2: Grafschaft Hoya:
Zwei aus der Helmkrone wachsende schwarze Bärentatzen,
Decken schwarz-golden.
- Helm 3: Kombination Alt- und
Neu-Bruchhausen: Decken rot-silbern.
- Zwei übereck von Blau und
Silber geteilte Büffelhörner,
- zwischen die 7 rot-silbern
geteilte Fähnchen an goldenen Lanzen gesteckt
sind.
Zur Geschichte des
Wappens der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und seiner
einzelnen Elemente vgl. die Beschreibung der Wappen am äußeren
Tore. Bei jenem Wappen gibt es aber kleine Unterschiede, so sind
die Positionen des gevierten Feldes Nr. 6 ausgetauscht, und die
Herzchen von Lüneburg fehlen hier in dem hier vorliegenden
Beispiel.
Abb.:
Blick auf das Wohngebäude der Burg im Stile der Weserrenaissance
Liste der
Grafen von Holstein-Schauenburg und Fürsten von Holstein-Schauenburg
Folgende Grafen und Fürsten
herrschten über Holstein-Schauenburg (Schaumburg) und
Holstein-Pinneberg:
- Graf Adolf VI (geb. 1256, reg.
1290-1315, gest. 1315), vermählt ca. 1297 Helene von
Sachsen
- Graf Adolf VII von
Holstein-Schauenburg (geb. ca. 1297, gest. 1354, reg.
1315-1354), vermählt in erster Ehe mit Hedwig von
Schwalenberg und 1322 in zweiter Ehe mit Heilwig zur
Lippe
- Graf Adolf VIII von
Holstein-Schauenburg (reg. 1354-1370, gest. 1370, Sohn
von Adolf VII).
- Graf Otto I von Holstein-Schauenburg
(geb. ca. 1330, gest. 1404, reg. 1370-1404, Bruder von
Adolf VIII), 1368 vermählt mit Mechthild von
Braunschweig-Lüneburg
- Graf Adolf IX von Holstein-Schauenburg
(geb. ca. 1370, reg. 1404-1426, gest. 1426, Sohn von Otto
I), vermählt mit Helene von Hoya
- Graf Otto II von Holstein-Schauenburg
(geb.1400, reg. 1426-1464, gest. 1464, Sohn von Adolf
IX), vermählt 1418 mit Elisabeth von Hohnstein
- Graf Adolf X von Holstein-Schauenburg
(geb.1419, reg. 1464-1474, gest. 1474, Sohn von Otto II),
vermählt ca. 1459 mit Gräfin Irmgard von Hoya
- Graf Erich I von Holstein-Schauenburg
(geb.1420, reg. 1474-1492, gest. 1492, Bruder von Adolf
X), vermählt 1476 mit Gräfin Hebe von Ostfriesland
- Graf Otto III von Holstein-Schauenburg
(geb.1426, reg. 1492-1510, gest. 1510, Bruder von Adolf X
und Erich I)
- Graf Antonius von Holstein-Schauenburg
(geb. 1439, reg. 1510-1526, gest. 1526, Bruder von Adolf
X, Erich I und Otto III), vermählt 1491 in erster Ehe
mit Sophie von Sachsen-Lauenburg und 1497 in zweiter Ehe
mit Anna von Schönburg
- Graf Johann IV von
Holstein-Schauenburg (geb.1449, reg. 1526-1527, gest.
1527, Bruder von Adolf X, Erich I, Otto III und
Antonius), vermählt mit Cordula von Gehmen (geb. ca.
1443, gest. 1528)
- Graf Jobst I von Holstein-Schauenburg
(geb. 1483, reg. 1527-1531, gest. 1531, Sohn von Johann
IV), vermählt 1506 mit Gräfin Maria von Nassau-Dietz
(geb. 1491, gest. 1547)
- Graf Johann V von Holstein-Schauenburg
(geb. ca. 1512, reg. 1531-1560, gest. 1560, Sohn von
Jobst I), vermählt 1555 mit Gräfin Elisabeth von
Ostfriesland (geb. 1531, gest. 1558)
- Graf Jobst II von Holstein-Schauenburg
zu Gehmen (geb. ca. 1520, reg. 1531-1581 in Gehmen, gest.
1581, Bruder von Johann V), vermählt 1561 mit Elisabeth
von Palland (gest. 1606)
- Graf Otto IV von Holstein-Schauenburg
(geb. 1517, reg. 1533-1576 in Stadthagen und Bückeburg,
1531-1537 als Otto III Bischof von Hildesheim, gest.
1576, Sohn von Jobst I, Bruder von Jobst II), vermählt
zum ersten Mal 1544 mit Maria von Pommern-Stettin,
Tochter von Barnim IX, Herzog von Pommern und Stettin,
und in zweiter Ehe 1558 mit Elisabeth-Ursula von
Braunschweig-Wolfenbüttel (geb. 1539, gest. 1586), eine
Tochter von Ernst I., Herzog zu Braunschweig-Grubenhagen
- Graf Adolf XI
von Holstein-Schauenburg (geb. 1547, reg. 1576-1601,
gest. 1601, Sohn von Otto IV), vermählt 1583 mit
Elisabeth von Braunschweig-Wolfenbüttel (geb. 1567,
gest. 1618)
- Graf Ernst von Holstein-Schauenburg,
ab 1620 Fürst von Holstein-Schauenburg (geb. 1569, reg.
1601-1622, gefürstet 1620, gest. 1622, Sohn von Otto IV,
Bruder von Adolf XI), vermählt 1597 mit Hedwig von
Hessen-Kassel (geb. 1569, gest. 1644). Mit ihm starb die
Hauptlinie Holstein-Schauenburg aus, jetzt übernimmt die
Nebenlinie Gehmen.
- Fürst Jobst Hermann von
Holstein-Schauenburg (geb. 1593, reg. 1622-1635, gest.
1635, Enkel von Jobst II, Sohn von Graf Heinrich von
Holstein-Schauenburg aus der Gehmener Nebenlinie und
Gräfin Mechthild von Limburg-Styrum)
- Graf Otto V von Holstein-Schauenburg
(geb. 1616, reg. 1635-1640, gest. 1640, Sohn von Graf
Georg Hermann, Enkel von Graf Jobst II, Cousin von Fürst
Jobst Hermann), starb unvermählt, ohne Nachkommen.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
(Fürsten, Souveräne)
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, CH Beck
Verlag München, 6. Auflage 1999, ISBN 978-3-406-54986-1
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/schauenburger.htm
http://genealogy.euweb.cz/pan/holstein.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein2.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein-Pinneberg
Schaumburg, Torbau außen - Schaumburg,
Torbau innen
- Schaumburg, Palas links - Schaumburg,
Palas rechts
- Schaumburg, Bergfried - Schaumburg,
ältere Wappensteine
Die Entwicklung des Wappens der
Grafen von Schauenburg in Westfalen
Wappen, Linien und Territorien der
Welfen (1): Wappen-Komponenten und ihre Geschichte
Wappen, Linien und Territorien der
Welfen (2): Entwicklung der herzoglichen Wappen
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