Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 658
Wappen an
Bauten der Weser-Renaissance
Rinteln:
Burg Schaumburg (3)
Palas und Amtshaus, links
Am Palas bzw. Amtshaus im Kernbereich der Burg Schaumburg ist linkerhand ein dreiteiliger Wappenstein angebracht, datiert auf 1521 AD. Das Wappen gehört zu Graf Antonius von Holstein-Schauenburg (geb. 1439, reg. 1510-1526, gest. 1526, Bruder von Adolf X, Erich I und Otto III), vermählt 1491 in erster Ehe mit Sophie von Sachsen-Lauenburg und 1497 in zweiter Ehe mit Anna von Schönburg.
Das Wappen des Grafen Antonius von
Holstein-Schauenburg
Das Wappen zeigt das Stammwappen der
Herren von Schauenburg und Grafen von Holstein und Schauenburg:
In Rot ein silbernes Nesselblatt. Mit einer goldenen Dornenkrone
(Dornenkranz) gekrönt, die hier aber eher wie ein gewundenes
Tuch aussieht. Helmzier zwei goldgestielte Pfauenwedel und
dazwischen ein Stoß von sieben goldenen Lanzen mit Fähnchen,
die das holsteinische Wappenbild zeigen. Helmdecken rot-silbern.
An diesem Beispiel wird deutlich, wie sich das Nesselblatt veränderte. Ganz am Anfang ist es eine durchgehende Fläche innerhalb eines gezackten Randes. Es ist offensichtlich, daß gerade bei gotischen Dreieckschilden die Ecklösung etwas schwierig ist, daß sich an genau drei Stellen Einschränkungen der Breite einer Zacke ergeben. Diese abweichenden drei Zacken wurden gerne ein bißchen abweichend gestaltet, meistens leicht rautenförmig, aber auch blattförmig oval ausgerundet und mit natürlichen Blättern belegt. Durchgesetzt hat sich später aber eine Darstellung, in der die Ecken zu drei zur Schildmitte weisenden Nägeln geformt werden, die Köpfe über das Nesselblatt herausragend, und die Spitzen zur Schildmitte gezogen. Entwickelt hat sich diese Variante wohl aus der graphischen Herausforderung, ansprechende "Ecklösungen" zu finden, so wurden die drei Eckzacken zu Rauten, Blättern, und eben zu Nägeln - auch wenn sich ganz andere christlich inspirierte Wappenlegenden darum ranken, halte ich es in erster Linie für eine Lösung eines graphischen Problems: Was man nicht verbergen kann, betont man und macht so graphisch aus der Not eine Tugend.
Später entwickelte sich das Nesselblatt weiter: Es bekam ein Schildchen aufgelegt, das dann silbern-rot geteilt wurde. Die Nägel wurden von dem restlichen Nesselblatt abgetrennt, welches nun in 3 separate Reststücke zerfiel, die als Blattabschnitte zwischen den Nägeln rings um das Schildchen angeordnet waren; das ist die jüngste Form des Nesselblattes.
Noch eine Bemerkung zur Helmzier: Sie unterlag im Laufe ihrer Geschichte Wandlungen. Erst in späteren Darstellungen wie hier erlangt die Helmzier die Form, in der sie dann konstant beibehalten wurde, und die beiden Pfauenwedel stehen jetzt beide schräg nach oben. Früher gab es andere Modelle (siehe unter "ältere Wappensteine", vergleiche auch am Stadthagener Schloß). Auch die Anzahl der Fähnchen mit dem Nesselblatt ist in früheren Beispielen nur vier Stück, erst später werden die sieben Fähnchen erreicht wie hier abgebildet.
Das Wappen der Sophie von Sachsen-Lauenburg
Sophie von Sachsen-Lauenburg
war die Tochter von Johann V Herzog von Sachsen-Lauenburg und
seiner Frau Dorothea von Brandenburg. Die Heirat fand 1491 statt.
Hier ist nur das kleine Staatswappen des Herzogtums
Sachsen-Lauenburg mit dem Stammwappen von Sachsen abgebildet. Von
schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner
schrägrechter Rautenkranz. Nachdem 1422 die askanische Linie
Sachsen-Wittenberg ausstarb, kam die Herzogswürde von Sachsen
1423 an die Wettiner. Das war der Dank für das Engagement in den
Hussiten-Kriegen. Der Rautenkranz war ursprünglich eine
Wappenminderung des alten Askanierwappens durch den jüngeren
Bruder Albrecht von Sachsen, während Heinrich von Aschersleben
das Askanierwappen unverändert (von schwarz und Gold neunmal
geteilt) führte. Das Wappen ist komplett gewendet, weil es
optisch ganz links steht und sich dem Wappen des Ehemannes in der
Mitte der Dreierreihe zuneigt.
Die einzige Helmzier ist die des Herzogtums Sachsen: Auf gekröntem Helm ein gekrönter Spitzhut, wie der Schild bez., in der Hutkrone ein natürlicher Pfauenstoß Ursprünglich war das ein breitkrempiger Hut, der dann im Laufe der Zeit zum Spitzhut wurde und das Schildbild als Hilfskleinod wiederholte.
Das Wappen der Anna von Schönburg
Anna von Schönburg
lebte 1479-1533. Sie ist die Tochter von Ernst I von Schönburg zu Waldenburg, Hartenstein,
Lichtenstein und Glauchau und seiner Frau, Gräfin Anna von
Rieneck. Die Hochzeit fand
1497 statt. Das Stammwappen der Herren von Schönburg zeigt einen
dreimal von Rot und Silber
schrägrechtsgeteilten Schild. Die Helmzier ist ein wie der
Schild bez. Flug. Helmdecken rot-silbern. Bei den gräflichen
Linien steht übrigens Silber oben. Man beachte den Flug: Die
Federn sind in genau 4 Etagen mit diagonaler Trennlinie
angeordnet, so daß die Farbgrenze jeweils die Federgrenze ist.
Das Geschlecht der Herren von Schönburg war erst edelfrei, dann reichsministerialisch. Es stammt aus dem Saalegebiet und Naumburg und wurde 1166 zum ersten Mal erwähnt. Ca. 1170 begründeten sie die reichsunmittelbaren Herrschaften Geringswalde, Glauchau und Lichtenstein. Um 1300 erwarben sie die Herrschaft Meerane, 1375/78 die Herrschaft Waldenburg und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. 1556 erfolgte Teilung in die Linien Schönburg-Glauchau und Schönburg-Waldenburg sowie Schönburg-Hartenstein und -Penig. Die Linie -Glauchau erlosch 1620. Der Ast Schönburg-Waldenburg erlebte den Aufstieg zu Reichsgrafen und später Reichsfürsten. Die Herrschaften gerieten zunehmend unter sächsischen Druck. 1740 schließlich traten die Grafen die Landshoheit über die Schönburgischen Lande an Sachsen ab. 1806 wurden sie mediatisiert. Bis 1878 hatten die Schönburger eine Sonderstellung inne, nämlich eine autonome Gerichtsbarkeit.
Liste der
Grafen von Holstein-Schauenburg und Fürsten von
Holstein-Schauenburg
Folgende Grafen und Fürsten
herrschten über Holstein-Schauenburg (Schaumburg) und
Holstein-Pinneberg:
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
(Fürsten, Souveräne)
Hartmut Platte: Schaumburg-Lippe, Geschichte eines
Fürstenhauses, Reihe Deutsche Fürstenhäuser, Heft 4,
Börde-Verlag Werl 2007, ISBN 978-3-980-6221-9-6
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, CH Beck
Verlag München, 6. Auflage 1999, ISBN 978-3-406-54986-1
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/schauenburger.htm
http://genealogy.euweb.cz/pan/holstein.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein2.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein-Pinneberg
http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6nburg_(Adelsfamilie)
Aschaffenburger Wappenbuch: http://www.geocities.com/wappenrolle3/s/s075.html
Schaumburg, Torbau außen - Schaumburg, Torbau innen - Schaumburg, Palas links - Schaumburg, Palas rechts - Schaumburg, Bergfried - Schaumburg, ältere Wappensteine
Die Entwicklung des Wappens der Grafen von Schauenburg in Westfalen
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