Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 617
Neckarsteinach am Neckar

Die ev. Pfarrkirche in Neckarsteinach:
Epitaph für Hans III. Landschad von Steinach (gest. 1531) und seine Gemahlin Margarethe von Fleckenstein (gest. 1530)

Ein Textepitaph mit dreispaltiger Laudatio für: "Epitaphium Herr Hansen Landtschaden von Steinnach Ritters Vnd Seiner leczten hausfrawen Margrete landschedin Geborn von Fleckensteyn. 1572", wie die durchgehende obere Inschrift besagt. Seiner letzten Hausfrau? Richtig, denn Hans III. Landschad von Steinach (1465-1531) war zweimal verheiratet: In erster Ehe mit Lucia von Nippenburg (gest. 1503), in zweiter Ehe dann 1506 mit Margarethe von Fleckenstein (gest. 22.9.1530). Ingesamt hatte er 5 Kinder, aus erster Ehe zwei Söhne und 1 Tochter, aus zweiter Ehe zwei Söhne. Das Grabmal im Stil der Spätrenaissance selbst ist 41 Jahre später entstanden, wohl vom Enkel gestiftet worden. Das aus Sandstein gefertigte Epitaph mißt 3,00 m in der Höhe und 2,38 m in der Breite und ist an der Nordwand des Langhauses zu finden.

Hans III. Landschad war ein Sohn von Blickers XIV. (-1499) und Mia von Helmstatt (-1496). Sowohl sein Vater Blicker XIV. als auch sein Sohn Hans IV. und sein Enkel Hans Ulrich I. sind in der Kirche ebenfalls mit Epitaphien vertreten. Hier haben wir einen der ganz wichtigen Landschad von Steinach: Ritter Hans III. war in vielfältigen Kriegsdiensten, erst für den ungarischen König Matthias Corvinus in Kämpfen gegen die Türken, dann für Kaiser Maximilian I., er wurde in Jerusalem zum Ritter geschlagen. 1498 steht er in Diensten des Herzogs von Württemberg. Danach sehen wir ihn in Militärdiensten der Pfälzer, 1499-1507 als Burgraf von Alzey. 1504 befehligte er im Bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg die Pfälzer Truppen und wurde zum pfälzischen Hauptmann ernannt. Pfalzgraf Ludwig ernannte Hans III. zu seinem Berater und bis 1514 zu seinem Hofmarschall. Als solcher führte er 1507-1507 Verhandlungen mit König Maximilian, ziemlich erfolglos. Auch Kurfürst PLudwig V. von der Pfalz diente er bis 1526 als Rat. Danach zog er sich weitgehend auf die Vorderburg zurück, durch schlimme Gicht (Podagra) zeitweise fast gelähmt. Was aber ungeachtet seiner militärischen Leistungen viel bedeutungsvoller war: Er war ein großer Reformator, führte sehr früh (1522) die Reformation in Neckarsteinach ein, offensichtlich unter dem Eindruck der Heidelberger Disputation Luthers 1518, und berief mit Jakob Otter 1524 den ersten evangelischen Pfarrer. Damit war er einer der ersten Ritter der Pfalz, die sich für die Sache der Reformation stark machten. Es gab jedoch nicht nur Widerstand seitens Erzherzog Ferdinand von Österreich, sondern nach entsprechendem kaiserlichen Druck auch seitens Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz, so daß Hans III. Landschad Otter wieder fortschicken mußte.

Das große, dreispaltige Schriftfeld trägt folgenden Text in gotischer Minuskel mit Frakturelementen, der das zuvor Gesagte in blumigen Worten beschreibt: "Rhümlich Christlich Auch Trostlich ist Das man Zu Keiner Zeit Vergist Der alten lieben Vorfahrn Die Vor Vns Zu Dem leben Wahrn Dern Werck Vnd thaten Zeügen Sein Eins Rechten Christens Glaubens fein Die auch im heren hie Zeitlich Entschlaffen Seyen Seligklich Nimer Wirdt Ir Vergessen Nicht Wie GotteS Wort VnS DeS bericht Also Wird Hie Löblich Gedacht DeS Edlen RitterS hochgeacht HanS Landschaden Von Steinach gut Der Mit Christlichem Dapffern mut Sein RiterSchafft bewiSen hat Wie NachvolgenD Geschriben Stat So Wol Wider DeS teiffelS Reich In GlaubenS Sachen alS Zu gleich in Weltlicher Gefahr VnD Not Zu Allen Dem sigt er Durch Gott Im Heiligen Stand Christlicher Ehe Darin sich FinDt Vil ach VnD Wehe Gieng im Zu hand nit weniger auch Manch Raucher luft Vnd Dempfich rauch Im Jar thauSendt fünfhundert Drey Starb im sein Erst gemahl lucey Von Nippenburg Geboren werD Die Wird Christlich bestatet Zur ErD Zu Ires hern hauSwürtS grab alhier Wartend Im frid Der Vrstend schier Zwen Söne Hansen Vnd bernharD VerlieS sie im nach Ir hinfart Im Sechsten Iar Der Ringern Zal begab Er sich Zum Andern mal In Ehlich lieb Pflicht VnD Verein Mit Margrethen Von Fleckenstein Dieselb Im Auch Zwen Söhn Gebar Christoffeln VnD hanSen bleickar Die ist hie Vor Der kirch bestatt Im ölberg bei bleickar LandschaD WaS Dan fernerS Anlangen thut Manch lobwirdige thugent Gut mit welchen DiSer Ritter wert Von Gott Vor Andern hoch Verehrt Ward an Im Globt Insonderheit Weisheit VerstanD Wolredenheit Zu Sampt Manlicher tapferkeit Zu schimpf Vnd Ernst alZeit bereit Die Zeit SeinS lebens braucht er sich In kriegSleiffen Ser Ritterlich König MATHIASN Zu Hungern leyst er Sein Denste wilig Gern Wider Den türcken Etlich Iahr Nicht mit Geringer leibS gefahr Dem Keiser MAXIMILIAN Hat er Drei Schlachten helffen thun Zu bayrischer KriegS VheD war er Churfürstlicher PfalZ Obrister Vber Den ganZen Hauffen GroS beideS Zu FueS VnD auch Zu RoS Sein Ritterschafft holt Vber Meer Zum heilgen LanD Vnd grab mit ehr Aber Der Liebe Gott legt In In Seinem besten alter hin Zu beth am Podagra ZwenZig Iar an HenD VnD Füssn erlahmet gahr Drumb Must er sich FürbaS entschlahn Der Weltlich Sachen Müssig Gahn Noch hat er in Seim Grösten schmerZ Er erSt beweist Sein Manlich herZ Mit Ritterlicher Dapffer keyt Dem Teüffel Vnd Der Welt Zu LeyDt AlS Nemblich im achZehenden iar DeS LutherS Lehr ward Offenbar Hat Er in ANNO Zwentzig Zwey Wider Der Welt Vnd BapstS Geschrey Der Erst in Diser LandSart Gleich Durch GotteS Geist Vnd Eifer Reich Sambt Seiner Gmahlin von Fleckenstein Solch Lehr Vor Christlich Vnd Vor Rein Erkant Vnd also Bald Mitt Crafft allhie DaS bapstumb AbgeSchafft Jacob ottern Ein Glerter Man Zum prediger Genomen An Ohn Allen Scheuh und offentlich Die lehr Bekant Bestendigklich gantZ Vngeacht Den WiderstanD So CAROLUS VnD FERDINAND Rhömischer Keiser Vnd König auch der Churfurst pfaltzgraf ludwig Durch schickung Schreiben vnd mandat bey schwerer straf VnD Vngenad Ernstlich an Ihn Gewendet han Der lehr GentZlich Abe Zustan Doch wider all solch troend wordt auch Hellischen gewalt vnD pforDt hat diser theüer Ritter Guet wenig Geacht Leib ehr VnD Guet Sonder Durch GotteS hilf Vnd Crafft bis In sein End Verhart standhafft Do er nun mercket seinS LebenS end bfahl Er sein Geist In GotteS hend Entschlieff Im Herren Seligklich alhie im Fordern SchloS sag ich SeinS AlterS SechS und SechtZig iar AVFN SIBENDEN NOVEMBER Zwar alS Man im Iar schrib ain und Dreissig Wie ES Ist auf Gemercket vleissig Gott Geb VnS allen auch Zu Gleich Ein Selig Nachfarth in sein Reich Ame(n)".

Heraldisch ist zunächst der Giebelaufsatz mit einem von zwei Delphinen flankierten Architekturrahmen von Interesse. Heraldisch rechts befindet sich das Vollwappen der Landschad von Steinach: In Gold eine schwarze Harfe. Die Helmzier ist ein gekröntes Männerhaupt mit wild wucherndem Haupt- und Barthaar, auch als Davidshaupt bezeichnet, das Haar die Helmdecke ersetzend.

Heraldisch links befindet sich das Vollwappen der Herren von Fleckenstein: In Grün drei silberne Balken, Helmzier ein Jungfrauenrumpf in grünem Gewand, statt der Arme zwei wie der Schild mit drei silbernen Balken belegte grüne Büffelhörner. Helmdecke grün-silber. Rheinisches und elsässisches Geschlecht, treue Anhänger der Hohenstaufen, Stammburg Fleckenstein bei Niederbronn, günstig in der Nähe zur Kaiserpfalz Haguenau gelegen. Mit der Ausdehnung der Kurpfalz lehnten sich die Fleckensteiner an diese neue Territorialmacht an, bewahrten so die Integrität ihres Territoriums und nahmen auch Dienste bei den Kurfürsten an. 1467 Erhebung in den Reichsfreiherrenstand.

Auf der optisch rechten Seite befinden sich die acht Wappenschilde der Ehefrau (Ahnenprobe):

Auf der optisch linken Seite befinden sich die acht Wappenschilde des Ehemannes (Ahnenprobe):

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Anneliese Seeliger-Zeiss, Evangelische Pfarrkirche Neckarsteinach, Schnell Kunstführer Nr. 1401, 1. Auflage 1983, Verlag Schnell & Steiner GmbH, München, Zürich, Regensburg.
Stammbaumtafel und auf vorbildliche Weise erläuternde Hinweisschilder im Innern der evangelischen Pfarrkirche
http://www.neckarsteinach.com/barrierefrei/html_bf/stadt_einrichtungen_evkirche.html
http://www.ekhn.de/
Deutsche Inschriften
DI 38, Bergstraße, Nr. 160 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0016009 - http://www.inschriften.net/landkreis-bergstrasse/inschrift/nr/di038-0160.html#content
Hans III. Landschad 1572, Neckarsteinach, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/492

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Frau Pfarrerin Marion Rink, Neckarsteinach, vom 18.7.2007