Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 615
Neckarsteinach am Neckar

Die ev. Pfarrkirche in Neckarsteinach:
Epitaph für Hans IV. Landschad von Steinach (gest. 1571) und seine Gemahlin Margaretha von Erligheim (gest. 1578)

Hans III., der große Anhänger Luthers und Einführer der Reformation in Neckarsteinach, hatte von zwei Frauen vier Söhne: Den hier zu besprechenden Hans IV. (1500-1571) Landschad, den früh verstorbenen Bernhard, Christoph I. (1507-1587) und Hans Bleickard I. (gest. 1583), neben seiner Tochter Anna aus erster Ehe. Dieser Hans IV. Landschad von Steinach, an den hier mit diesem 2,98 m hohen und 1,15 m breiten Epitaph aus grauem Sandstein direkt rechts neben der Kanzel erinnert wird, führte die Hauptlinie der Landschad von Steinach auf der Vorderburg fort. Er war Vogt zu Mosbach und zu Durlach. Margaretha von Erligheim (-6.9.1578), Tochter des Hans von Erligheim und Lucia von Helmstatt zu Fürfeld, war seine zweite Frau, was für ihn sehr günstig war, denn sie war die Erbtochter der im Mannesstamme aussterbenden von Erligheim und erhielt so die Lehen und Besitzungen derer von Erligheim, darunter u.a. den Ort Ilvesheim, wo er 1571 verstarb. Sowohl sein Vater Hans III. als auch sein Großvater Blicker XIV. sind in der Kirche mit eigenen Epitaphien vertreten. Seine erste, 1523 geehelichte Frau Apollonia Bock von Gerstheim, die Witwe Philipps von Hirschhorn, hat ein Sandstein-Grabdenkmal an der nördlichen Wand des Chores. Dieses Epitaph ist an der Wand rechts vom Triumphbogen zu finden.

Das Hauptfeld des in drei Zonen aufgeteilten Epitaphs trägt eine 32zeilige Inschrift in gotischen Minuskeln mit Frakturelementen des Wortlauts: "Die weyl Für Christlich wirD erkenDt DaS man Vnser liben Vorelttern Denckt Wollen wir hie auch meldung thun HanS landschaden her hansen eltsten Son Den ehr mit seiner ersten hausfrawen milt Lucien Von Nippenburg hat geZilt Diser bey Seins VaterS leben Nam Zu weyb ein böckin genant apploniam So Ihm Zwo Döchter hinder lieS Derrn eine lucey Die ander agneS hies Als Dise im Iar 1542 starb Hans landtschaDt sein andere hausfrauw erwarb In thausent fünfhundert firZig Dritten Iar Margreht Von erlikhem Ir Name war mit Der ehr eilff kinDt über kam Welche ehr erlebtt bis auff Drey mit Nam hanS Vlrich lucey VnD Otheinrich In Zeyt seinS leben Dient er gantZ treulich Der pfaltZ VnD wirtenberg mit ehrn auch margraffen baden Den Dreyen hern Wie er nach SeinS liben Vatters Dott Zu steinach Die Religion funden hat hat ers mit fleyS helfen erhaltten Fürdern hanD haben VnD verwaltten Die weil Ihm Gott gegünt DaS leben Vnd Ihm Dar Zu Seiner gnaden geben Ist im Iar 15.. uf erdrich komen hat in anno 1571 wider sein abschiD genomen Zu Ilfusheim den eylften Ianuary ligt begraben VnDer Disem stein alhie Gott Verleyh Ihm VnD Vns allen Samen Ein freidenreiche aufferstendnuS Amen"

In der obersten Zone ist die Auferstehung Christi in einem Bogenfeld dargestellt. Die beiden Vollwappen der zweitobersten Zone werden von einer männlichen und einer weiblichen Herme gerahmt. Heraldisch rechts befindet sich das Vollwappen der Landschad von Steinach: In Gold eine schwarze Harfe. Die Helmzier ist ein gekröntes Männerhaupt mit wild wucherndem Haupt- und Barthaar, auch als Davidshaupt bezeichnet, das Haar die Helmdecke ersetzend.

Heraldisch links befindet sich das Vollwappen der von Erligheim: In Grün ein silberner Löwe, hier rot gekrönt. Auf dem Helm auf einem roten (auch als schwarz angegeben) Kissen mit goldenen Quasten an goldenen Knöpfen ein mit Hahnenfedern gefüllter Krug. Die Farbe der Decken wird äußerst verschieden angegeben. Hier sind die Helmdecken grün-silbern. Stammsitz bei Besigheim. Kurpfälzische Vasallen, hatten u. a. 1335-1418 das Lehen und die Burg Stolzeneck am Neckar. Ruprecht von Erligheim war 1467 kurpfälzischer Haushofmeister. Ausgestorben 1544, der letzte seines Geschlechts war Hans von Erligheim.

Die Inschriftenzone wird von zwei Pilastern mit 2x 8 reliefierten und bemalten hölzernen Wappenschilden flankiert, Im einzelnen sehen wir auf der optisch rechten Seite die acht Wappenschilde der Ehefrau (Ahnenprobe):

Auf der optisch linken Seite befinden sich die acht Wappenschilde des Ehemannes (Ahnenprobe):

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Anneliese Seeliger-Zeiss, Evangelische Pfarrkirche Neckarsteinach, Schnell Kunstführer Nr. 1401, 1. Auflage 1983, Verlag Schnell & Steiner GmbH, München, Zürich, Regensburg.
Ein herzliches Dankeschön an Frau Angelika Zangl für wertvolle Hinweise
Stammbaumtafel und auf vorbildliche Weise erläuternde Hinweisschilder im Innern der evangelischen Pfarrkirche
http://www.neckarsteinach.com/barrierefrei/html_bf/stadt_einrichtungen_evkirche.html
http://www.ekhn.de/
Deutsche Inschriften
DI 38, Bergstraße, Nr. 159 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0015906 - http://www.inschriften.net/landkreis-bergstrasse/inschrift/nr/di038-0159.html#content
Hans IV. Landschad 1571, Neckarsteinach, in: Grabdenkmäler
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/491

Neckarsteinach: Hinterburg - Besitzstein - Kirchenportal - Ev. Kirche: Epitaph für A. E. v. Helmstatt - Hennel L.v.S. - A. Bock v. Gerstheim - Ulrich V. L.v.S - Hans IV. L.v.S. - Hans Ulrich I. L.v.S. - Hans III. L.v.S. - Eberhard II. L.v.S. - Hans Philipp L.v.S. - Hans Bleikhard L.v.S - Blicker XIV. L.v.S.

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Frau Pfarrerin Marion Rink, Neckarsteinach, vom 18.7.2007