Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 245
Weikersheim - ein Traum aus Renaissance und Barock

Wappenschlußsteine in der St Georgs-Kirche zu Weikersheim

Die Evangelische Stadtkirche St. Georg ist eine dreischiffige Hallenkirche, vom Stil her spätgotisch (1419-1440), mit einem schönen Netzgewölbe. Der obere Teil des Westturms (zum Marktplatz) und beide Chortürme sind später erbaut worden, sie stammen von einem Umbau im Jahre 1617. Die Schlußsteine des Gewölbes im Mittelschiff sind reich mit Wappen verziert (angebracht 1592).

Es handelt sich dabei um Ahnenproben des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe-Weikersheim (1546-1610) und seiner Gemahlin Gräfin Magdalena von Hohenlohe, geb. Gräfin von Nassau-Dillenburg (1547-1633). Eine thematisch ähnliche Ahnenprobe ist in der Schloßkapelle zu finden, eine wesentlich ausführlichere und genealogisch weiter zurückgehende im Rittersaal des Schlosses.

Die vier Eltern:

Die acht Großeltern:

Von Westen nach Osten sind dies im Mittelschiff im einzelnen die Wappen Stolberg, Nassau, Hessen, Hohenlohe, Sulz, Mecklenburg und Solms. Alle bilden eine lineare Reihe. Nur die Wappen der beiden Hauptlinien sind als Vollwappen ausgearbeitet. Damit sind die vier Ahnenwappen des Ehemannes im Osten, die der Ehefrau im Westen. Die Wappen der Ehepaare unter den Großeltern stehen nebeneinander. Die probandennahen Wappen der Elterngeneration sind in der Mitte des Kirchenschiffes, die erst in der Großelterngeneration auftauchenden Familien an den Außenseiten des Gewölbes. Das Wappen der Grafen von Eppstein-Königstein wäre auf dem westlichsten Schußstein zu suchen, der hinter dem Orgelgehäuse verborgen ist. Weitere Wappenschlußsteine befinden sich im Gewölbe der Seitenschiffe.

Schlußstein im Mittelschiff für die Grafen von Nassau-Dillenburg: Geviert, Feld 1: Grafschaft Nassau, in blauem und mit goldenen Schindeln bestreuten Feld ein goldener gekrönter Löwe, Feld 2: Grafschaft Katzenelnbogen, in Gold ein roter hersehender Löwe, blau bewehrt und blau gekrönt, Feld 3: Grafschaft Vianden, in Rot ein silberner Balken, Feld 4: Grafschaft Diez (Dietz): in Rot zwei goldene, blau bewehrte Leoparden (schreitende, hersehende Löwen) übereinander. Schlußstein im Mittelschiff für die Grafen von Solms: Geviert, Feld 1 und 4: Grafschaft Solms, in Gold ein blauer Löwe, rot bewehrt und rot gezungt, Feld 2 und 3: Herrschaft Falkenstein-Münzenberg, rot-golden geteilt. Die Löwen sind hier aus Courtoisie gewendet. Gräfin Anna von Solms-Laubach war die Mutter des Bauherrn, des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe (1546-1610).
Schlußstein im Mittelschiff für die Grafen von Stolberg-Wernigerode: Geviert, Feld 1 und 4: Grafschaft Stolberg, in Gold ein schwarzer Hirsch, Feld 2 und 3: Grafschaft Wernigerode, in Silber zwei einander zugewandte aufrechte rote Fische. Schlußstein im Seitenschiff mit dem Hohenlohe-Stammwappen, in Silber zwei schwarze Leoparden, eigentlich rotbewehrt und rotgezungt. In dieser einfachen Form wurde das Wappen von der Linie Hohenlohe-Brauneck geführt.
Schlußstein im Seitenschiff mit dem Hohenlohe-Stammwappen, in Silber zwei schwarze Leoparden, rot bewehrt und rotgezungt. Hier aus Courtoisie gewendet. Vgl. unten das Tympanon. Schlußstein im Seitenschiff für die Herren von Weinsberg: In Rot drei (2:1) silberne Schildchen. Helmzier ein rotgewandeter und goldgekrönter Frauenrumpf mit zwei Fischen anstelle der Arme. Vgl. unten das Tympanon.
Schlußstein im Mittelschiff für die Herzöge von Mecklenburg: Geviert mit Herzschild, Feld 1: Herzogtum Mecklenburg, in Gold ein schwarzer, hersehender Stierkopf mit silbernen Hörnern, mit Halsfell, goldener Lilienkrone, aufgerissenem roten Maule und ausgestreckter roter Zunge, weißen Zähnen und Augen, Feld 2: Grafschaft Rostock, in Blau ein goldener Greif, Feld 3: Grafschaft Stargard, in Rot ein silberner rechter Arm, aus einer silbernen Wolke wachsend, mit blauer Oberarmbinde, einen goldenen Ring mit blauem Juwel haltend (ier wegen Platzmangels arg zusammengeschoben und vereinfacht tingiert), Feld 4: Fürstentum Wenden, in Gold ein schwarzer hersehender Stierkopf ohne Halsfell mit silbernen Hörnern, goldener Laubkrone, weißen Zähnen und Augen und roter Zunge, Herzschild: Grafschaft Schwerin, rot-golden geteilt. Schlußstein im Mittelschiff für die Grafen von Hohenlohe-Weikersheim: Geviert, Feld 1 und 4: Grafschaft Hohenlohe, in Silber zwei schwarze Leoparden, rotgezungt, Feld 2 und 3: Herrschaft Langenburg, geteilt, oben in Schwarz ein schreitender goldener Löwe, rot gezungt, golden gekrönt, unten gold-schwarz gerautet.
Schlußstein im Mittelschiff für die Landgrafen von Hessen: Geviert, Feld 1 und 4: Landgrafschaft Hessen, in Blau ein silbern-rot mehrfach geteilter aufrechter Löwe, golden gekrönt und golden bewehrt, Feld 2: Grafschaft Ziegenhain, schwarz-golden geteilt, oben ein silberner sechsstrahliger Stern, Feld 3: Grafschaft Nidda, schwarz-golden geteilt, oben zwei achtstrahlige silberne Sterne. Schlußstein im Mittelschiff für die Grafen von Sulz: Von Silber und Rot mit drei aufsteigenden Spitzen geteilter Schild auf dem Schlußstein.

Das alte Tympanon der St Georgs-Kirche zu Weikersheim

Im nördlichen Seitenschiff steht heute an der westlichen Rückwand das alte spitzbogige Tympanon des ehemaligen gotischen Hauptportals. Das Relief zeigt die beiden Stifter der Kirche, die einander zugewandt knien und gemeinsam mit ihren Händen ein Modell der Kirche halten. Es handelt sich um Conrad von Weinsberg und seine Frau Anna, geborene Gräfin von Hohenlohe-Weikersheim, verwitwete Gräfin von Hohenlohe-Brauneck. Das Relief erinnert an die Gründung der Kirche im Jahre 1418 durch den damals auf Burg Weikersheim residierenden Grundherren Conrad von Weinsberg. 1419 wurde bereits an der Westfassade eine Inschriftentafel eingemauert, die den Baufortgang dokumentiert. Die Wappen der Herren von Weinsberg und der Grafen von Hohenlohe wurden oben bereits bei den Schlußsteinen der Seitenschiffe beschrieben.

Link zur Kirchengemeinde:
http://www.kirchenbezirk-weikersheim.de/

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
http://www.ferienstrasse-bayern.de/weikersheim.htm
Hohenloher Genealogie:
http://www.gen.heinz-wember.de/hohenlohe/index.html
Klaus Merten, Stadtkirche Weikersheim, Große Baudenkmäler Heft 303, Deutscher Kunstverlag München Berlin 1995.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
http://www.schloesser-magazin.de/de/objekte/wk/wkth.php
Fischer, Adolf: Geschichte des Hauses Hohenlohe, Hrsg.: Historischer Verein f. Württembergisch-Franken, Hohenloher Druck- u. Verlagshaus, 1991
http://www.schloss-weikersheim.de/
Hanker, Werner: Weikersheim - Kleinod an der Tauber, Verlag Geigerdruck, 1992
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von
Herrn Pfarrer Martin Henzler-Hermann, Kirchengemeinde Weikersheim 2007