Bernhard
Peter
Die
Wappen des gräflichen und fürstlichen Hauses Stolberg
Die
Entwicklung des Stolberger Wappens
Die Grafen von Stolberg sind
ein uraltes gräfliches Geschlecht aus dem Harz, welches in einer
Linie 1742 den Reichsfürstenrang erreichte, welche aber wieder
erloschen ist. In anderen Linien hingegen blüht die Familie
fort. 1548 teilte sich das Haus Stolberg auf in eine rheinische
Linie und eine Harzer Linie. Die rheinische Linie erlosch 1631.
Die Harzer Linie teilte sich 1645 in die beiden Hauptlinien zu
Wernigerode und zu Stolberg, von denen weitere Linien abzweigten:
Es gab die Linien Stolberg-Gedern (nach Gedern bei Büdingen, ab
1677 zu Gedern, 1742 Reichsfürsten, 1804 ausgestorben und von
Stolberg-Wernigerode beerbt), Stolberg-Ortenberg (Grafen und
Fürsten, nach Ortenberg bei Büdingen, 1806 in Hessen-Darmstadt
mediatisiert), Stolberg-Rossla (Grafen und Fürsten, nach Rossla
bei Sangershausen benannt, 1706 von der Linie zu Stolberg
abgezweigt), Stolberg-Stolberg (Grafen, 1645 abgezweigt) und
Stolberg-Wernigerode (Grafen, 1645 entstanden durch Teilung der
Harzer Linie).
1. Wappen: Stammwappen Stolberg:
Abb. links: Stammwappen Stolberg am Erbacher Schloß, am Eingang zur Rentkammer, wiederaufgebaut 1893. Es steht hier dort für Erika Juliana Prinzessin zu Stolberg-Stolberg (15.7.1856 - 20.3.1928), Tochter von Alfred Fürst und Graf zu Stolberg-Stolberg (23.11.1820 - 1903) und Augusta Amalia Ida Prinzessin zu Waldeck (21.7.1824 - 4.9.1893). Abb. Mitte und rechts: Zeichnung von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1896.
2. Wappen:
Wernigerode kommt ins Wappen:
Das Geschlecht der Grafen von
Wernigerode gehörte zu den ältesten im Harz. Schon 1121 wird es
erwähnt, als die Grafen ihren Sitz von Haymar/Haimar bei
Hildesheim auf die Burg Wernigerode an einer wichtigen
Straßenkreuzung im Harz verlegten. Die Grafen hatten neben ihren
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes im
Nordostharz inne. 1343 erlangten sie die Grafschaftsrechte um
Wernigerode von den Grafen von Regenstein. Weiterhin hatten sie
die Vogteirechte der Klöster Ilsenburg und Drübeck inne.
Lehnsherr von Wernigerode war ab 1268 der Markgraf von
Brandenburg, ab 1381 das Erzstift Magdeburg, 1449 wieder
Brandenburg. Mit dem Tode des kinderlosen Grafen Heinrich von
Wernigerode am 3. Juni 1429 erlosch das Grafengeschlecht.
Wernigerode kam durch Erbverbrüderung zwischen beiden Häusern
(Erbvertrag) in den Besitz der Grafen zu Stolberg. Graf Botho
wird dadurch "Graf und Herr zu Stolberg und
Wernigerode". Stolberger und Wernigeroder Wappen wurden
damals vereinigt. Nach Anfall der Grafschaft Wernigerode in der
Mitte des 15. Jh. führen die Grafen von Stolberg ihr Wappen
geviert:
Helmzier:
Abb.: St. Georgs-Kirche Weikersheim, Schlußstein, Veröffentlichung der Innenaufnahme mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Martin Henzler-Hermann, Kirchengemeinde Weikersheim 2007, http://www.kirchenbezirk-weikersheim.de/ - an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Abb. links: Stadtkirche Waldenburg, Grabdenkmal für Wolfgang Friedrich Graf von Hohenlohe-Waldenburg, Abb. rechts: Stadtkirche Waldenburg, Grabdenkmal für Dorothea Walpurgis von Hohenlohe, Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Samuel Piringer, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Bereits Albrecht Georg (1519-1587) und dessen direkte Vorfahren im Jahre 1431 führten den Schild geviert von Stolberg und Wernigerode, und darauf den Stammhelm. Graf Christoph zu Stolberg, Dompropst zu Halberstadt (1523-1581) führte dazu als Herzschild das Wappen der Dompropstei Halberstadt, in Blau einen goldenen Adler.
Abb.: Ausschnitt aus einem auf 1893 datierten heraldischen Exlibris, entworfen von Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) für Wilhelm Prinz von Stolberg-Wernigerode.
Abb.: Adolf Matthias Hildebrandt (16.6.1844-30.3.1918) hat dieses Exlibris für Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode angefertigt. Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode, Graf zu Königstein, Rochefort, Wernigerode und Hohnstein (30.10.1837-19.11.1896), Herr zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Agimont, Lohra und Klettenberg, war der Sohn von Erbgraf Hermann zu Stolberg-Wernigerode (30.9.1802-24.10.1841) und Emma Gräfin zu Erbach-Fürstenau (11.7.1811-1.12.1889). Der auf Schloß Gedern aufgewachsene Otto war erst 4 Jahre alt, als sein Vater aus Verzweiflung über den Verlust seines ältesten Sohnes Albrecht starb. Otto studierte an den Universitäten in Göttingen und Heidelberg Staatsrecht, Geschichtswissenschaft und Kameralistik, machte aber keinen Abschluß, sondern machte eine kurze militärische Karriere 1859-1861 bei der preußischen Armee. Die dabei geknüpften Kontakte waren seiner späteren Karriere äußerst förderlich. 1861 übernahm er die Grafschaft Wernigerode. Er wurde 1854 erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, war 1867-1873 Oberpräsident der Provinz Hannover, 1872-1876 Präsident des Preußischen Herrenhauses als Nachfolger seines Onkels Eberhard von Stolberg-Wernigerode. Er wurde 1876 deutscher Botschafter in Wien. Danach war er 1878-1881 stellvertretender Reichskanzler und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums, sozusagen "zweiter Mann hinter Bismarck". Er war 1882-1895 Vorsitzender des sächsischen Provinziallandtags und 1884-1892 Oberstkämmerer. Daneben war er 1885-1888 stellvertretender Minister des königlichen Hauses. Er war 1876-1896 Vorsitzender des Vereins der deutschen Standesherren. Er wurde am 22.10.1890 preußischer Fürst mit dem Titel Durchlaucht; der Fürstentitel war ihm bereits 1861 angeboten worden. Schließlich wurde er 1893 von Kaiser Wilhelm II. entlassen. Danach war er noch 1893-1896 Präsident des preußischen Herrenhauses in Berlin.
Keine
Wernigeroder Helmzier?
Die alte Helmzier der Grafen
von Wernigerode war übrigens eine rote Forelle balkenweise vor
einem grünen (natürlichen) Pfauenstoß, bzw. nach einer anderen
Darstellung eine rote Forelle balkenweise vor einem mit einem
grünen (natürlichen) Pfauenstoß besetzten hohen Hut oder
Schaft. Decken rot-silbern. Diese Helmzier wurde
erstaunlicherweise nicht mit in das Stolbergsche Wappen
aufgenommen. Grünenberg bildet eine Version mit zwei Helmen ab,
von denen der zweite zwar Wernigerode repräsentieren soll, aber
unrichtig ist:
Zwei Helme (nach Grünenberg, Wappencodex Tafel 24 Nr. 3):
Geistliche
Wappen: Dompropst Christoph Graf von Stolberg
Christoph I. Graf von Stolberg
(10.1.1524-8.8.1581) führte als Dompropst von Halberstadt
folgendes Wappen:
Helmzier:
Christoph Graf zu Stolberg-Königstein amtierte seit 1544 als Halberstädter Dompropst, nachdem er diese Stelle durch Verzicht seines Bruders Heinrich von Stolberg (1509-12.11.1572) bekommen hatte, als dieser resignierte. Heinrich beendete seine kirchliche Laufbahn und heiratete 1556 in Quedlinburg Elisabeth von Gleichen-Rembda (-26.6.1578). Christoph Graf von Stolberg war außerdem seit 1545 Propst zu St. Peter in Mainz, 1546-1555 Propst zu St. Severin und 1562 Domherr zu Köln, und schließlich 1572 Administrator des Klosters Ilsenburg. Er führte den Schild als Administrator zu Ilsenburg geviert von dem Stolberger Hirschen, einem schwarzen Löwen in Gold, einem roten Adler in Gold, den Wernigeroder Forellen.
Besondere
Varianten
Daneben wurden noch
Sonderformen des Stolbergschen Wappens überliefert:
3. Wappen
vom 17.5.1548: Königstein kommt ins Wappen
Die Grafen von Königstein
starben 1535 aus. Die Grafen von Stolberg waren an der
Königsteiner Erbschaft beteiligt, was sich durch folgende
Genealogie ergab: 1418 kamen die Herren von Eppstein an
Königstein (Erbschaft von den Falkensteinern). 1433 hatten sich
die Herren von Eppstein in die Linien Eppstein-Münzenberg und
Eppstein Königstein aufgespalten. 1505 wurde ihnen der
Grafentitel zugestanden. Die Herren von Eppstein-Münzenberg
waren schon 1522 mit Gottfried XII. im Mannesstamm ausgestorben.
Das Geschlecht der Grafen von Eppstein-Königstein erlosch 1535.
Das Erbe fiel an Stolberg und 1581 an Mainz, andere Teile an
Hessen.
Über das neue, vermehrte Wappen erhielten die Grafen von Stolberg am 17.5.1548 in Augsburg einen bestätigenden Wappenbrief. Das Wappen ist aus sechs Feldern aufgebaut, der Schild ist geteilt und zweimal gespalten.
Dazu werden drei Helme geführt:
Die
Herrschaft Agimont:
Agimont ist eine historische
Herrschaft an der Maas. Sie lag in der Gegend des heutigen
Charlemont und Givet im französischen Departement der Ardennen
und in Wallonien, in der belgischen Provinz Namur. Erst erwarben
die Grafen Rochefort diese Herrschaft käuflich von Burgund.
Durch Heirat kam sie an die Grafen von der Mark, die daraufhin
den Titel Rochefort annahmen. 1544 kam die Herrschaft an die
Grafen von Stolberg, die in weiblicher Linie eine Verbindung zu
den Grafen von der Marck hatten. Der Besitz war nur von kurzer
Dauer, weil Kaiser Karl V. Agimont 1555 kaufte und Namur
zuschlug. Durch den Nimweger Frieden kam die Herrschaft 1679 halb
an Frankreich. Die Grafen von Stolberg hatten keine so
überwältigende Kenntnis von dem, was sie da beanspruchten, so
schrieben sie es lange falsch "Aigmont". Das verwendete
Wappenbild ist ein "Derivat" des Wappens der Grafschaft
Looz oder Loon, die erst beim Haus Loon, dann beim Haus Heinsberg
war und schließlich im 14. Jh. vom Lütticher Bischof Engelbert
von der Mark (1304-25.8.1368) eingezogen wurde. Seitdem waren die
Bischöfe von Lüttich bis 1794 formal auch Grafen von Looz/Loon.
Das ist die Wurzel der golden-roten Teilungen; im Grunde handelt
es sich um Looz/Loon. Es kommt leider oft vor, daß aus
rot-goldenen Teilungen rot-silberne wurden, und das Ganze dann
als Breuberg fehlinterpretiert wurde, obwohl die Anzahl nicht
zutrifft. Man hat den Euindruck, am Ende wußte damals keiner
mehr, wofür das eigentlich stand, am allerwenigsten die
Hofkanzlei.
Die
Grafschaft Rochefort:
Es handelt sich hier nicht um
die Grafschaft Rochefort bei Rambouillet südlich von Paris, die
erst den Grafen von Rochefort, dann den Herren von Garlande, dann
den Grafen von Montfort und schließlich der Familie Rohan
gehörte. Gemeint ist hier die Grafschaft Rochefort in Belgien,
in Wallonien. Dort war das Zentrum der Ort Rochefort
25 Kilometer südöstlich von Dinant in der belgischen
Provinz Namur. Erste Besitzer der Herrschaft waren die de
Montaigu, dann die de Duras, dann die de Walcourt.
Eberhard II. von der Marck-Arenberg, Sohn von Eberhard I.
von der Marck-Arenberg und Maria von Looz, heiratete in erster
Ehe Marie von Sedan und in zweiter Ehe Agnès de Rochefort,
Erbtochter von Jean III. de Walcourt-Rochefort, und so kam
der Besitz an die Grafen von der Marck. Ludwig I. von der Marck,
Eberhards Sohn aus zweiter Ehe, folgte in dem Besitz der
Seigneurie Rochefort nach. Damit spaltete sich das Haus
Marck-Arenberg in die Linien Arenberg unter dem Sohn aus erster
Ehe und Rochefort unter dem Sohn aus zweiter Ehe. Kaiser
Maximilian I. erhob 1494 die bisherige Seigneurie Rochfort zur
Grafschaft. 1544 fiel die Grafschaft auf dem Erbwege an die
Grafen von Stolberg. Die Grafen von Stolberg besaßen die
Grafschaft aber nur rund dreißig Jahre lang, weil sie 1574 durch
Heirat an die Familie von Löwenstein-Wertheim kam, die sich ab
1611 von Löwenstein-Wertheim-Rochefort nannten. Nachdem der
französische Staat die Grafschaft in den Reunionskriegen
eingezogen hatte, nannten sie sich von
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg nach einer 1728/1730 gekauften
Herrschaft dieses Namens. Ab 1737 waren wieder die Stolberger
Besitzer von Rochefort. Die Grafen von Stolberg hatten die Burg,
seinerzeit die größte Wehranlage in der Famenne, zu einem
riesigen Schloß ausbauen lassen, von dessen Ruine aber nur noch
eine Wand des Mittelrisalites übrig ist. Ende des 18. Jh. wurde
Rochefort vom französischen Staat eingezogen, das Schloß an
privat verkauft und als Steinbruch genutzt. Der blaubewehrte rote
Adler auf goldenem Grund ist das heutige belgische Rochefort, und
dieser Adler ist abgeleitet von dem der Familie de Walcourt. Der
Ort Walcourt führt ebenso einen bis auf Minimalia identischen
Adler. Insofern sind hier Motiv, Zuordnung und Tinkturen
plausibel. Es sei darauf hingewiesen, daß auch die
Löwenstein-Wertheim-Virneburg etc. Felder für diese belgische
Grafschaft (Gürtelschnalle für Rochefort, Adler für Montaigu)
führen, die aber erheblich von denen hier abweichen und sich
nicht von einem der ehemaligen Inhaber der Grafschaft Rochefort
ableiten. Und da die Löwenstein-Wertheim letztendlich den Besitz
über die Grafen von Stolberg bekommen hatten, ist die Wandlung
der Motive nicht rational.
Die
Grafschaft Mark:
Wie wir oben gesehen haben,
kam es zu einer Spaltung im Hause von der Marck: Ludwig I. von
der Marck, ein Sohn aus zweiter Ehe des letzten Gesamtbesitzers
der von de Marckschen Besitzungen, gründete die Linie von der
Marck-Rochefort und folgte seinem Vater in dem Besitz der
Seigneurie Rochefort nach, während sein Halbbruder aus der
ersten Ehe des Vaters die Linie von der Marck-Arenberg
fortsetzte. Auch für die Herrschaft Agimont waren die Grafen von
der Marck der Schlüssel für den Übergang an die Grafen von
Stolberg. Auf Ludwig I., Herr von Montaigu und Agimont, 1453 in
Rochefort, Agimont, 1/2 Neufchateau, Montaigu, Orchimont,
Herbeumont und La Roche, folgten nacheinander seine beiden
Söhne, Eberhard von der Marck Graf von Rochefort (-1524,
kinderlos) und Ludwig II. von der Marck Graf von Rochefort und
Agimont (-6.9.1525), vermählt mit Anna von Rodemachern. Deren
Sohn war Ludwig III. von der Marck Graf von Rochefort
(-6.5.1544), in Montaigu, Orchimont, Herbeumont und 1/2
Neufchateau, Vogt von Dinant, und mit ihm endete diese Linie der
von der Marck 1544. Die Tante dieses letzten Grafen von
Rochefort, Louise von der Marck, hatte Philipp I. von Eppstein
Herr von Königsstein geheiratet, und dessen Tochter Anna Gräfin
von Eppstein-Königstein-Rochefort (-7.8.1538) war die Erbin -
und genau die hat Bodo Graf zu Stolberg (4.1.1467-1538)
geheiratet. Sie brachte also nicht nur Eppstein, Münzenberg und
Königstein mit, sondern auch Rochefort, Agimont und Marck.
Variante
Eine etwas andere Anordnung
der Felder bei ansonsten identischen Inhalten zeigt das Wappen
auf einem Siegel von Graf Heinrich zu Stolberg, Königstein,
Rutzfort (=Rochefort), Wernigerode, Herr zu Epstein,
Müntzenberg, Breuberg und Agimont (1509-1572):
Die drei Helme zeigen die gleichen Kleinode wie oben beschrieben.
Geistliche
Wappen: Äbtissin Anna von Stolberg-Wernigerode
Anna von Stolberg-Wernigerode
(3.4.1565-12.5.1601), Tochter von Heinrich Graf zu Stolberg
(1509-1572) und Elisabeth von Gleichen (-1578), war 1584-1601
Äbtissin des Reichsstifts Quedlinburg und führte ein aus neun
Feldern aufgebautes Wappen:
Abb.: Stift Quedlinburg, im Torhaus (Kammertor) seitlich
Dazu werden drei Helme geführt:
4. Wappen
der Grafen von Stolberg-Königstein-Wertheim
Graf Ludwig von Stolberg führte in der zweiten Hälfte des 16.
Jh. ein etwas abweichendes Wappen, das die Grafschaft Wertheim,
die er erworben hatte, mit repräsentiert. 1556 stirbt das
Grafengeschlecht von Wertheim aus. Ihm folgt Ludwig Graf zu
Stolberg-Königstein, der seinerseits nur wenige Jahre später,
nämlich 1598, von einem seiner Schwiegersöhne, Graf Ludwig von
Löwenstein, abgelöst wird. Das Feld Wertheim war also nicht
bleibend im Stolberger Wappen. Wappen nach Erwerb der Grafschaft
Wertheim:
Bei Spener ist der Stolberger Hirsch als Feld 5 abgebildet, bei Siebmacher als echter Herzschild. An der Burg zu Wertheim ist es ebenfalls ein echter Herzschild, so daß die historische Evidenz den Herzschild belegt.
Die drei Helme zeigen:
Abb.: Burg Wertheim, Wappen für Graf Ludwig zu Stolberg-Königstein-Wertheim und Rochefort (gest. 1574)
Abb.: Stadtkirche Waldenburg, Wappen Stolberg am Epitaph für Philipp Gottfried Graf von Hohenlohe-Waldenburg und Anna Christina von Limpurg-Sontheim, Veröffentlichung der Innenaufnahme mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Samuel Piringer, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
5. Wappen
nach dem Erwerb von Hohnstein:
Das Wappen wird gespalten,
vorne das Wappen Stolberg-Königstein von 1548, also wieder ohne
Wertheim, hinten das Wappen Hohnstein. Heraldisch korrekt ist
folglich eine mittige Spaltung. Um das Erbe der Grafen von
Hohnstein wurde lange zwischen den Häusern Stolberg und
Schwarzburg gestritten. Ergebnis war eine salomonische Lösung
von Kaiser Rudolf II aus dem Jahr 1597, in der er beiden Häusern
das Hohnsteinsche Wappen zubilligte. Deshalb finden wir die
gleichen Elemente im schwarzburgischen Wappen wieder (siehe
dort). Korrekter Aufbau wäre:
Gespalten:
Dazu werden drei Helme geführt:
Der Helm Klettenberg ist nicht vertreten, auch nicht in einer Kombination, er besäße ein Hirschgeweih, schwarz, silbern oder schwarz-silbern, und schwarz-silberne Decken.
Das Diplom
vom 18.4.1597 und die erste Verzerrung:
Tatsächlich wird der
heraldisch logische und korrekte Aufbau im Wappen von 1597
verzerrt: Bei der Kombination verschieben sich in der vorderen
Hälfte die Proportionen bei den üblichen Darstellungen, so daß
die Teilung des Schildes im oberen Drittel stattfindet und die
zugrundeliegende Geometrie ein zwölffeldriger Schild ist, dessen
Felder 4, 7 und 10 zu einem hochrechteckigen Feld vereinigt
werden, in dem die Wernigeroder Fische zu liegen kommen.
Desgleichen werden die Plätze 8 und 11 für die Herrschaft
Münzenberg und die Plätze 9 und 12 für die Herrschaft Agimont
genommen. Wernigerode, Münzenberg und Agimont werden also auf
Kosten der übrigen Felder auf unheraldische Weise vergrößert.
Aufbau nach dem Diplom von 1597:
Gespalten:
Dazu werden drei Helme geführt:
Auch diese Anordnung ist heraldisch unlogisch und fragwürdig, denn dem Stammhelm Stolberg gebührt eigentlich der Ehrenplatz in der Mitte, wie er ihn auch bislang innehatte, und es gibt überhaupt keinen heraldischen oder logischen Grund, warum er jetzt dem Kombinationshelm Eppstein-Hohnstein weichen muß und an den rechten Rand auf die zweite Position gedrängt wird. Dabei war Hohnstein übrigens nie in faktischem Besitz der Grafen von Stolberg.
Vielfach wird das Wappen aber noch weiter verzerrt dargestellt, mit einer Spaltlinie im linken Drittel oder so. Deshalb wird das Wappen auch als auf 4 Spaltungen zu fünf Pfählen beruhend beschrieben, wie im folgenden erläutert wird.
Abb.: Wappen an der Rentkammer zu Wächtersbach für Ernestina Wilhelmina zu Stolberg-Gedern (29.1.1695 - 7.5.1759), Ehefrau von Ferdinand Maximilian II. Graf zu Ysenburg-Büdingen in Wächtersbach (12.1.1692 - 21.4.1755), datiert auf 1735/36. Der Aufbau folgt der Beschreibung im Abschnitt "6. Wappen".
6. Wappen,
Diplom vom 18.2.1742, Fürsten zu Stolberg-Gedern, weitere
Verschiebung der Platzaufteilung und zweite Verzerrung:
Der Wappenschild entspricht
dem Diplom von 1597 mit entsprechender Verschiebung der
Feldgrenzen wie im folgenden beschrieben, wodurch die
heraldischen Fehler zementiert und weiter verschlimmert wurden,
Wegfall der Helme, Schildhalter zwei goldene Löwen, Wappenmantel
und Fürstenhut.
Daraus hat sich im Laufe der Zeit folgende, heraldisch und logisch unrichtige Beschreibungsweise entwickelt, die nicht der historischen Entwicklung Rechnung trägt, sondern der Verschiebung der Proportionen durch graphische Bedürfnisse:
Viermal gespalten zu fünf Pfählen:
Die Elemente der Stolbergschen "Hälfte" werden also verbreitert, hinten wird das Hohnsteinsche Wappen zusammengequetscht. Diese Betrachtungsweise, egal ob darstellerisch oder beschreibend, illustriert den Verlust des Verständnisses der Herkunft der einzelnen Bestandteile und der einem Wappen innewohnenden Logik. Eigentlich ist diese Aufteilung heraldisch unbillig. Korrekter ist der Aufbau gemäß der Logik in der allerersten Beschreibung. Man findet jedoch meist Darstellungen, die der zweiten Beschreibung entsprechen.
Abb.: Wächtersbach, Personendenkmal, an einer Mauer zum Schloßpark aufgestellt.
Abb.: Reichenbach im Odenwald, Portal zur evangelischen Kirche
Dieser Wappenschild wird später von den gräflichen Linien mit rotem, hermelingefütterten Wappenmantel geführt. Im Grunde war dieses Diplom von 1742 die Quelle allen Übels, denn die gräflichen Linien ahmten nun diese unbillige Felderaufteilung nach (s.o.), obwohl sie streng genommen die korrektere Aufteilung nach dem Diplom von 1597 führen müßten, denn nur der fürstlichen Linie war die verzerrte Aufteilung verliehen worden. Schlimm genug, aber nun verließen auch die gräflichen Linien das Konzept der mittigen Spaltung.
Diese Aufteilung wird aber nicht erst seit 1742 benutzt, wie das Beispiel von 1735/36 an der Rentkammer Wächtersbach belegt. Vielmehr trägt das Diplom einer stattgefundenen Entwicklung Rechnung.
Seitens der Linie Wernigerode wurde übrigens das im Reichsgrafendiplom 1597 verliehene, heraldisch richtigere Wappen durch gräflichen Erlaß aus dem Jahre 1875 restituiert!
Abb.: Wappen am Eingang zum inneren Burghof in Schloß Büdingen. Hier ist es zu einer dritten Verschiebung gekommen. Das Feld für die Grafschaft Mark geht tiefer nach unten als das benachbarte Feld Eppstein, und drückt das Feld Agimont zusammen. Außerdem sind alle geschachten Elemente zu Kugeln geworden. Und auch in der linken Schild"hälfte" stimmen die Feldergrenzen nicht so ganz.
7. Wappen
natürlicher Kinder:
Einen Ausnahmefall stellt das
Wappen der natürlichen Kinder von Wolfgang Ernst Graf zu
Stolberg-Stolberg dar. Die Kinder dieser Verbindung trugen den
Namen "von Stolberg". Da die Söhne unverheiratet
starben, hatte das Wappen keine lange Funktion.
Das Wappen war gemäß einem zeitgenössischen Siegel geteilt, oben in Gold ein aus der Teilung wachsender schwarzer Hirsch, unten in Silber balkenweise eine rote Forelle. Das Wappen war also zweifach gemindert, zum einen wurde der Hirsch halbiert, zum andern wurde nur eine der beiden Forellen abgebildet. Die Helmzier war ein grüner (natürlicher) Pfauenstoß auf gekröntem Helm. Decken rechts schwarz-golden, links rot-silbern.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere die Bände Grafen und Hoher Adel (Fürsten)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Otto Hupp, Münchener Kalender 1896, Verlagsanstalt München und
Regensburg 1896
Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen
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