Bernhard Peter
Felder, Komponenten und ihre Geschichte

Ein großer Kuchen wird verteilt:
Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen

Die Herren von Hagen-Münzenberg und ihre Herrschaft:
Alles begann mit den Herren von Münzenberg, die auch Herren von Hagen-Münzenberg genannt werden, Ministerialen und Vögte der Salier, die den Reichsforst Dreieich verwalteten und zu Reichskämmerern aufstiegen. In dem Namen stecken ihre beiden Burgen, nämlich ihre Stammburg, die im 12. Jh. zur Reichsburg ausgebaute Burg Hayn (-> Hagen) oder auch Dreieichenhayn bei Dreieich südlich von Frankfurt und die ihnen später gehörende Burg Münzenberg in der Wetterau. Die um 1080 begonnene Niederungsburg Hayn, ihr erster Sitz, ist heute eine in Dreieichenhain gelegene Ruine, deren Mauern größtenteils von den Nachbesitzern errichtet wurden. Die Herren von Hagen sind übrigens stammesverwandt mit den von Heusenstamm und den von Dornberg, die Aufspaltung erfolgte jedoch in vorheraldischer Zeit, und alle drei Familien führten unterschiedliche Wappen. Den Herren von Hagen gehörte weiterhin die Höhenburg Arnsberg (Arnsburg) bei Lich, von der allerdings heute nur noch freigelegte Grundmauern im Gelände zeugen. Münzenberg kam erst in der Mitte des 12. Jh. in das "Immobilien-Portfolio" der Herren von Hagen, und zwar war es davor ein Besitz des Klosters Fulda. Konrad II. von Hagen-Arnsberg, vermählt mit Luitgart von Bickenbach, tauschte mit dem Kloster Gebiete und bekam den Berg, auf dem unter seinem Sohn, Kuno I. von Hagen-Münzenberg (1151-1212), eine neue Burg erbaut wurde, und nach dem sich seit 1156 die Familie "von Münzenberg" nannte. Arnsberg wurde uninteressant und 1174 an den Zisterzienserorden gestiftet, die hier Kloster Arnsburg erbauten. Der Name "Münzenberg" stammt übrigens nicht von den Geld-Münzen, sondern von der Pflanze Minze.

Burg Münzenberg (Abb. oben) in der Wetterau ist wegen ihrer Anlage mit doppeltem Bergfried unter Burgenkundlern als Besonderheit (neben Thurandt) bekannt. Ihre Lage auf länglich-ovalem Basaltkegel macht sie optisch beherrschend für das Umland. Weiterhin ist diese Burg aufgrund des reichen Bauschmucks (Fenster, Gewände) kunsthistorisch bedeutsam. 1165 war die Burg bezugsfertig. Die romanische Kernburg wurde unter den Münzenbergern errichtet (staufischer, südlicher Palas; älterer, östlicher Bergfried; innere, in ovalem Verlauf der Form des Basaltkegels folgende Buckelquader-Ringmauer). Die Burg spielte eine wichtige Rolle in den staufischen Bemühungen, die Wetterau als Reichsterritorium von zentraler Lage zu sichern, und kontrollierte den Zugang aus dem Nordosten. In Folge konnten die Herren von Münzenberg ihr Territorium in der Wetterau und im Vordertaunus gewaltig ausweiten. Eine Schlüsselheirat, die Königstein einbrachte, war die zwischen Kuno I. von Münzenberg, dem bedeutendsten Münzenberger, der ab 1162 als Reichskämmerer nachweisbar ist, und der Erbtochter Lucardis von Nürings, so daß mit dem Aussterben der Nüringser mit Gerhard von Nürings im Jahr 1171 jede Menge Territorium verfügbar wurde. Neben den Herren von Münzenberg, die Königstein bekamen und dort eine Burg erbauten, profitierten die Herren von Eppstein, die Grafen von Sponheim, die Herren von Bolanden und vor allem das Reich selbst von dem Aussterben der Nüringser. Die Herren von Münzenberg (Minzenberg) blühten jedoch nur in drei Generationen, und nach ihrem Erlöschen im Mannesstamm mit dem kinderlosen Ulrich II von Münzenberg im Jahre 1255 wurde das Erbe über seine Schwestern an deren jeweilige Ehemänner aufgeteilt.

Das Ende der Münzenberger und der Erbfall von 1255:
Der letzte Münzenberger im Mannesstamm war Ulrich II von Münzenberg, gest. am 11.8.1255. Da er selbst kinderlos war, und da sein älterer Bruder schon 11 Jahre vor ihm das Zeitliche gesegnet hatte, kamen jetzt seine insgesamt sieben Schwestern ins Spiel. Eine davon nahm man schnell aus dem Rennen, denn sie war weit weg in Eisenach, dazu Nonne und wurde schließlich später Äbtissin in dem von ihrem Bruder gestifteten Eigenkloster Patershausen und folgte damit ihrer Tante Luckard von Ziegenhain, die 1252 ebendort Äbtissin geworden war, 1267 nach. Die übrigen sechs hatten in die umliegenden Adelsfamilien eingeheiratet, und jede einzelne brachte den jeweiligen Familien ein Sechstel der Erbschaft ein. Verwaltet wurde Münzenberg gemeinsam.

Dabei fielen zwei Kuchenstücke an die Herren von Weinsberg, doch trotz dieser guten Startbedingungen machten nicht sie schließlich das Rennen um das größte Stück, sondern die Herren von Falkenstein, die sukzessive andere Erbteile an sich brachten.

Das Münzenberger Wappen:
Was war das ursprüngliche Wappen der Herren von Münzenberg? Interessanterweise finden sich redende Siegel, z. B. von 1220, die auf einem Dreiberg drei beblätterte Pflanzenstengel mit jeweils einer Blüte tragen, traditionell als Minze (Münzenberg = Minzenberg!) gedeutet. Alternative Siegelbilder zeigen auf einem Dreiberg zwei durch eine Mauer verbundene Türme, dazwischen einen Pflanzenstengel. Diese redenden heraldischen Symbole, die auch auf den Münzenberger Münzen Anwendung fanden, verschwinden mit dem Aussterben des Mannesstammes.

Am mittleren Tor der Burg Münzenberg aus dem ersten Viertel des 15. Jh. sehen wir auf dem Schlußstein des Torbogens das Münzenberger Wappen mit einem von Rot und Gold geteilten Schild. Der rot-goldene Schild setzte sich als Wappen erst nach dem Ende der ursprünglichen Herren von Münzenberg unter ihren Erben durch, zunächst ein goldenes Feld mit rotem Schildhaupt. Mit der Zeit (insbesondere in den vermehrten Wappen der Erben) rutschte die Trennlinie immer tiefer und wurde zur rot-goldenen Teilung. Dieses Feld wurde von nachfolgenden Anteilseignern jeweils in ihr vermehrtes Wappen aufgenommen, auch wenn es die ursprünglichen Herren von Münzenberg selbst nie so geführt haben.

Gleiches Photo wie oben, aber zur Verdeutlichung am PC nachcoloriert. Auch die nachfolgenden Bildbeispiele sind zur Hervorhebung des Münzenberg-Feldes diesbezüglich digital nachbearbeitet.

Die Herren von Falkenstein werden Burgherr und größter Anteilseigner 1255-1418:
Der kometenhafte Aufstieg der Falkensteiner begann mit Philipp IV. (I.) von Bolanden und Falkenstein (-1270), der 1236 Isengard von Münzenberg geheiratet hatte. Die Herren von Falkenstein sind eigentlich eine Seitenlinie der Herren von Bolanden. Philipp, ein Sohn Werners III. von Bolanden und seiner Frau Agnes von Isenburg-Braunsberg, nannte sich seit ungefähr 1220 nach seiner Burg Falkenstein am Donnersberg. Übrigens erbauten die Herren von Falkenstein oberhalb von Königstein Burg Neu-Falkenstein. 1255 fiel besagtem Philipp durch seine Frau ein Sechstel des Münzenberger Erbes zu, darunter die Herrschaft Königstein, Assenheim und der Forst Dreieich. Philipp war 1246-1253 Reichstruchsess und 1257-1266 Reichskämmerer, ein Amt, das er von den Münzenbergern mitgeerbt hatte. Philipp begann schnell, diesen Anteil auf Kosten der anderen Erben zu vergrößern und seine Herrschaft auszubauen. Sein Vorteil war, daß drei der beteiligten Familien in anderen Gebieten ihren Schwerpunkt hatten und durch entsprechende finanzielle Angebote überzeugt werden konnten, ihr Interesse an ihrem Erbteil zu verlieren. Man tauschte gegenseitig und kaufte sich Anteile ab, bis am Ende des 13. Jh. die Grafen von Hanau ein Sechstel und die Herren von Falkenstein fünf Sechstel besaßen.

1256 konnte Philipp von Falkenstein bereits die beiden Weinsberger Anteile, die über Mechtild und Irmengard von Münzenberg an Engelhard IV. und Conrad II. von Weinsberg gefallen waren, erwerben. Damit besaß Philipp von Falkenstein die Hälfte der Anteile. Er erfuhr 1256 die Belehnung mit der Grafschaft Wetterau. Die Herren von Weinsberg spielten später noch einmal eine Rolle in Bezug auf die Münzenberger Erbschaft, weil sie nämlich die Falkensteiner hinsichtlich des Amtes des Reichserbkämmerers beerbten. Territorien versuchten sie vergeblich herauszuschlagen. Es war zwar bitter für die Herren von Weinsberg, die mit diesem Erbamt verbundenen Kosten tragen zu müssen, was ein Faktor war, der später zu ihrem finanziellen Ruin führte, doch mit dem Verkauf 1256 war der Zug in territorialer Hinsicht abgefahren.

1272 konnten die Falkensteiner einen weiteren Anteil, der über Agnes von Münzenberg an Konrad II. von Schöneberg gefallen war, käuflich erwerben. Damit besaßen die Herren von Falkenstein zwei Drittel der Anteile. Die Schöneberger saßen auf der gleichnamigen Stammburg bei Geismar in Nordhessen sowie auf der Trendelburg bei Kassel und waren Lehensleute des Hochstifts Mainz, welches 1272 ihre Stammburg aufkaufte. 1419 sind die Herren von Schöneberg im Mannesstamm erloschen.

Schließlich konnten die Falkensteiner 1286 einen vierten Erbteil, der über Hedwig (Heilwig) von Münzenberg an Heinrich von Pappenheim gefallen war, aufkaufen. Damit besaßen die Herren von Falkenstein fünf Sechstel der Anteile. Die beiden schwäbisch-fränkischen Familien und die nordhessischen Schöneberg hatten alle ihre Anteile an die Falkensteiner verkauft. Einziger verbleibender zweiter Anteilseigner war Hanau, das war territorial zu nah benachbart, um nicht eigene Ziele in der Wetterau zu verfolgen. Hanau besaß weiterhin ein Sechstel der Münzenberger Erbschaft.

Die Herren und Grafen von Falkenstein und ihr Wappen 1255-1418:
Das Stammwappen der Falkensteiner ist ursprünglich das Rad, wie es auch die von Bolanden führten, differenziert durch andere Farben: Die Herren von Bolanden-Falkenstein führten in Blau ein silbernes Rad, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silbernes Rad. Die Herren von Bolanden führten hingegen in Gold ein rotes Rad, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein rotes Rad. Nach der Münzenberger Erbschaft kommt dieses Wappen geviert mit Münzenberg vor, doch geriet das Rad schnell in Vergessenheit, die Herren von Falkenstein-Münzenberg siegelten seitdem ausschließlich mit dem rot-golden geteilten Schild. Das Münzenberger Wappen wurde mit dem Falkensteiner identisch. 1302 ist die Helmzier ein goldener Hut mit rotem Aufschlag (später Varianten), bald wird der Hut oben mit einer goldenen Kugel und einem natürlichen Pfauenstoß besteckt, alles zu rot-goldenen Helmdecken. Von dieser Helmzier sind zwei andere Varianten bekannt, bei denen a) im Stulp zusätzlich zwei rot-golden geteilte Fähnchen an goldenem Schaft stecken, oder bei denen b) ein silberner Hund zwischen vier Münzenberger Fähnchen auf dem Hut sitzt. Bei dem gevierten Wappen wäre die Helmzier ähnlich, aber das Rad auf dem rechten Fähnlein.

von Bolanden-Falkenstein von Falkenstein-Münzenberg von Falkenstein-Münzenberg

Die zweite Ausbauphase (13. Jh., 1260-1298) der Burg Münzenberg ist im wesentlichen den Herren von Falkenstein zuzurechnen (zweiter Palas, zweiter Bergfried im Westen wird fortgeführt, Aufstockung der ersten Ringmauer unter Verschluß der Zinnen, zweite Mauer). In der Mitte des 13. Jh. entstand Brandschutt, vermutlich anläßlich einer teilweisen Zerstörung der Burg, so daß bereits unter Ulrich II. von Münzenberg der Wiederaufbau eingeleitet wurde, der dann nach seinem 1255 erfolgten Tod von den Herren von Falkenstein fortgeführt wurde. 1298 verlegten die Herren von Falkenstein ihre Residenz nach Lich.

 

Abb.: Wappen von Falkenstein-Münzenberg, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1935.

Im Jahre 1397 erlangte die Familie den Grafenstand, doch da waren ihre Tage schon gezählt, denn 21 Jahre später war die Familie erloschen. Anfang des 15. Jh. kam es zu einem Männerschwund bei den Falkensteinern, insbesondere da viele Mitglieder geistlich wurden. Die Familie fand ihren krönenden Abschluß mit Werner von Falkenstein als Fürsterzbischof von Trier (1362-1388), dem zweiten Familienmitglied, das den Trierer Bischofsstuhl bestiegen hatte. Mit ihm starb am 4.10.1418 der letzte Falkensteiner im Mannesstamm, und das riesige Erbe, jene fünf Kuchenstücke aus der Münzenberger Erbschaft, stand erneut zur Disposition. Das Erbe wurde erneut verteilt, und die Karten in der Wetterau und im Vordertaunus wurden neu gemischt. Nur der Hanauer Anteil blieb in festen Händen.

Das Haus Solms und die entsprechenden Kuchenstücke ab 1418:
Als der letzte Falkensteiner 1418 verstarb, gab es zwei Erben: die Herren von Eppstein und die Grafen von Solms. Agnes von Falkenstein und Münzenberg (-1409), Schwester des Fürstbischofs Werner III. von Falkenstein, hatte Otto I. von Solms-Braunfels geheiratet, den Sohn von Bernhard I. Graf von Solms-Braunfels und Gostya von Ahaus. Da der Falkensteiner Anteil 5/6 betrug, erbte also jedes der beiden Häuser 20/48. Zu den von den Grafen von Solms erworbenen Gebieten gehörte Münzenberg, Lich, Laubach, Butzbach, Wölfersheim, Hungen und Södel. Gerne hätten sie die Gebiete mit den Stammgütern verschmolzen, das gelang jedoch rechtlich nicht, es blieb eine gemeinsame Verwaltung.

Das Solmser Kuchenstück in der Größe von 20/48 des Münzenberger Erbes blieb nur kurz, nämlich von 1418-1420, ungeteilt, denn die beiden Söhne des Otto I. von Solms-Braunfels teilten das große Gebiet ab 1420 unter sich auf, was aber insgesamt erst 1436 seinen Abschluß fand. Es entstanden die beiden Hauptlinien des Hauses Solms, die von da an getrennte Wege gingen. Je nach Unterlinie kamen im Laufe der Zeit unterschiedliche Bezeichnungen auf, aber diese beiden Hauptäste entstanden als bleibende Teilung. Bernhard II. Graf von Solms-Braunfels begründete die Linie zu Braunfels, Greifenstein und Hungen, und sein Bruder begründete die Linie zu Lich, Hohensolms und Laubach. Dabei wurde das ehemalige Münzenberger Gebiet im Verhältnis 3:1 aufgeteilt. Die Linie zu Braunfels, Greifenstein und Hungen bekam also 15/48 des Münzenberger Erbes, die Linie zu Lich, Hohensolms und Laubach bekam hingegen nur 5/48 der Erbschaft.

Die Grafen von Solms und ihr vermehrtes Wappen
Das Stammwappen der Grafen von Solms zeigt in Gold einen blauen Löwen. In sehr alten Wappen des 13. und 14. Jh. wird der Löwe noch von Schindeln begleitet, die fielen später ab dem ausgehenden 14. Jh. weg. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken wurde ein sitzender blauer Löwe geführt. Das Kleinod Solms hat eine lange Entwicklung hinter sich. Es sind frühe Darstellungen bekannt, da wurden von Reinbold Graf von Solms-Königsberg zwei mit je drei "Kleestengeln" besteckte Büffelhörner geführt (13. Jh.). Im 14. Jh. findet man einen wachsenden Löwen bei Johann Graf zu Solms, einen wachsenden Löwen mit Fisch im Maul und erstmalig 1398 den sitzenden blauen Löwen zwischen einem goldenem Flug, der sich dann als spätere Familienhelmzier durchsetzte.

von Solms von Falkenstein-Münzenberg von Solms, vermehrt

Mit dem Falkenstein-Münzenberger Erbe wurde nun das Stammwappen vermehrt. Es ist nun geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein blauer Löwe, Feld 2 und 3: rot-golden geteilt. Zwei Helme: Helm 1: Kleinod Solms, sitzend ein blauer Löwe, Helmdecken blau-golden, Helm 2: Kleinod Falkenstein-Münzenberg, ein roter flacher Hut mit Hermelinaufschlag, oben mit einer goldenen Kugel und einem natürlichen Pfauenstoß besteckt, Helmdecken rot-golden. Von dieser Helmzier ist eine zweite Variante bekannt, bei der im Stulp zwei rot-golden geteilte Fähnchen an goldenem Schaft stecken.

Bildbeispiele unter Hervorhebung des Münzenberg-Feldes: Abb. links: Solmser Wappen in der Stadtkirche Waldenburg, aus einer Ahnenprobe am Epitaph für Philipp Gottfried Graf von Hohenlohe-Waldenburg (geb. am 6.6.1618 in Waldenburg, gest. am 14.12.1679 in Waldenburg) und seine Frau Anna Christina von Limpurg-Sontheim (geb. am 25.12.1615, gest. am 28.5.1685 in Waldenburg), ihnen zu Angedenken 1687 errichtet von deren drei Töchtern, unter Hervorhebung der Münzenberger Felder. Abb. rechts: Klosterkirche des Klosters Altenberg, Grabdenkmal des Grafen Johann Heinrich Christian von Solms (gest. 1668), unter Hervorhebung der Münzenberger Felder.

Die verschiedenen Solmser Linien:
1420-1436 bildeten sich im Hause Solms die beiden prinzipiellen Linien heraus, die zu Braunfels (Bernhardinische Linie) und die zu Lich (Johannische Linie). Diese Linien spalteten sich im Laufe der Geschichte weiter auf:

Durch diese vielfachen Teilungen und wechselseitigen Beerbungen verwischen die Grenzen der einzelnen territorialen Anteile innerhalb der beiden Hauptäste, aber nicht untereinander.

Abb.: Wappen von Wilhelm Moritz Graf von Solms-Braunfels (4.4.1651 - 9.2.1724) an Schloß Hungen, unter Hervorhebung des Münzenberger Feldes. Der Herzschild zeigt den Solmser Löwen, die Felder des Hauptschildes stehen für die Grafschaft Tecklenburg, die Herrschaft Lingen, die Herrschaft Rheda, Greifenstein, die Herrschaft Falkenstein-Münzenberg, die Herrschaft und Grafschaft Criechingen, die Herrschaft von Pittingen und die Herrschaft Erchingen.

Die Herren von Eppstein und ihr Wappen 1418-1535:
Die letzte Generation der Falkensteiner wurde gebildet durch den Trierer Fürstbischof Werner von Falkenstein und seine fünf Geschwister. Seine drei Brüder waren schon vor ihm gestorben, einer davon bereits als Kind (Ulrich), und alle waren kinderlos. Vererbt wurde die Falkensteiner Erbschaft nun über die zwei Schwestern, wobei Lukard (Luitgard) von Falkenstein, die Erbin von Königstein und Butzbach, Tochter von Philipp VI. von Falkenstein (-1373) und Agnes von Falkenstein-Münzenberg, ihr Erbteil an ihren Ehemann Eberhard I. Herr von Eppstein brachte. Dieses Erbteil war die Hälfte der Falkensteiner fünf Sechstel, also 20/48. Die anderen 20/48 waren an die Grafen von Solms gegangen, und ein Sechstel (8/48) hielten weiterhin die Grafen von Hanau.

Die beiden Söhne aus dieser Schlüsselehe teilten 1433 das durch die beiden Elternteile vereinigte Gebiet und begründeten zwei neue Linien, die von Eppstein-Münzenberg und die von Eppstein-Königstein. Am 6.8.1505 wurde ihnen der Grafentitel zu Königstein zugestanden.

Zwischendrin gab es 1458 eine kleine Änderung, als sich die Grafen von Hanau in zwei Linien teilten, in die Linie Hanau-Münzenberg mit den Gebieten nördlich des Mains und in die von Hanau-Babenhausen bzw. Hanau-Lichtenberg mit den Gebieten südlich des Mains, im Elsaß und bei Kehl.

Die Herren von Eppstein-Münzenberg sind zwar erst 1522 mit Gottfried XII. im Mannesstamm ausgestorben, aber bereits 1507 hatte jener seine Rechte an den anderen Familienzweig zu Königstein gegen eine Pension abgetreten, als das Erlöschen seines eigenen Zweiges mit seiner Person vorhersehbar war.

Das Geschlecht der Grafen von Eppstein-Königstein erlosch schon wenig später, nämlich im Jahre 1535. Folglich ist der Anteil an Münzenberg, der 20/48 des ursprünglichen Territoriums betrug, 1418-1433 der einzigen Linie Eppstein zuzurechnen, 1433-1507 den beiden Linien Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein, 1507-1535 allein der Linie zu Königstein. Danach fiel das Erbe an Stolberg, welches sich in mehrere Linien aufspaltete, zu Stolberg, zu Wernigerode und zu Königstein.

von Eppstein von Eppstein-Münzenberg von Eppstein zu Königstein

Das Stammwappen der Herren von Eppstein zeigt in Silber drei rote Sparren (als Variante auch fünfmal gesparrt, also mit einer Teilungslinie weniger, vgl. Abb.), auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Turnierhut mit Stulp (rot-silbern), darauf eine mit Pfauenfedern besteckte goldene Kugel. Nach ihrer Erbfolge in Münzenberg führten sie ein geviertes Wappen: Feld 1 und 4: Eppstein, 2 und 3: Münzenberg. Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine mit Pfauenfedern besteckte goldene Kugel (Falkensteiner Hut).

Abb.: Altes Rathaus in Königstein, Wappenschild im Scheitel des spitzbogigen Tores

Die Herren von Eppstein zu Königstein führten einen gevierten Schild mit Herzschild, Feld 1 und 4: Eppstein, 2 und 3: Münzenberg, Herzschild Königstein (in Gold ein schwarzer Löwe). Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine mit Pfauenfedern besteckte goldene Kugel (Falkensteiner Hut). Helmdecke schwarz-golden (Königstein). Dazu sei angemerkt, daß es davor keine Grafen von Königstein gab und daß die früheren Herren von Königstein (Niederadel), mit denen die von Eppstein-Königstein nichts zu tun haben, ein ganz anderes Wappen führten, offensichtlich ist der Königsteiner Löwe eigens zu dem Zwecke der Wappenverbesserung angenommen worden und zentral im Herzschild plaziert worden. Später wurde der Herzschild noch gespalten, vorne der Königsteiner Löwe, hinten die Grafschaft Dietz.

Abb.: Stadtkirche Waldenburg, aus einer Ahnenprobe am Epitaph für Wolfgang Friedrich Graf von Hohenlohe-Waldenburg (geb. am 17.4.1617 in Waldenburg, gest. am 21.3.1658 in Waldenburg), Hervorhebung der Münzenberger Felder.

Die Grafen von Stolberg treten ihr Erbe 1535 an und werden 1581 von Mainz gelinkt:
Graf Eberhard von Königstein hatte seine beiden Brüder überlebt. Auch von etwaigen Nachkommen kamen keinerlei Ansprüche, denn der eine Bruder, Philipp, hatte eine geistliche Laufbahn eingeschlagen und war Domherr in Mainz, und der andere, Georg, hatte weder geheiratet noch erbberechtigte Kinder in die Welt gesetzt. Der Fall war damit klar, es blieb die Schwester Anna, die ihren Bruder um drei Jahre überlebte. Zudem hatte Graf Eberhard deren Sohn, seinen Neffen Ludwig zu Stolberg zum Universalerben eingesetzt. Die eigentlichen Nutznießer der Königsteiner Erbschaft waren also Annas beide Söhne aus der Ehe mit Bodo VIII Graf von Stolberg (4.1.1467-1538), nämlich erst Ludwig zu Stolberg Graf von Königstein, Dietz, Rochefort und Wertheim (12.1.1505-28.8.1574), und nach diesem der jüngere Christoph I. Graf zu Stolberg-Königstein (10.1.1524-8.8.1581), der die Regierung in Königstein 1674 fortsetzte. Beide hatten als Nachgeborene erst eine geistliche Laufbahn eingeschlagen, resignierten jedoch, als sich die Möglichkeit zur Übernahme einer Herrschaft bot. Diese beiden Brüder bildeten die kurzlebige Linie Stolberg-Königstein, an die jetzt 20/48 der Münzenberger Erbschaft kamen.

Diese beiden Brüder hatten jedoch ein Problem: Ludwig hatte nur Mädchen gezeugt, und Christoph hatte gar nicht erst geheiratet: Es gab keinen direkten Erben. Korrekterweise wäre erst der nächste Bruder, Albrecht, der Erbe gewesen, dann wären die Neffen aus den Linien Stolberg-Stolberg oder Stolberg-Wernigerode als Erben drangekommen, doch da hatte man die Rechnung ohne das Hochstift Mainz gemacht: Das sah beim Tod von Graf Christoph eine günstige Gelegenheit, sich Königstein einzuverleiben. Daniel Brendel von Homburg, Fürstbischof von Mainz, hatte sich kurzerhand die Ansicht zu eigen gemacht, daß die Grafschaft Königstein mit Christophs Tod als erledigtes Reichslehen anzusehen sei. Und per kaiserlicher Vollmacht setzte er sich selbst als Reichskommissar für die Herrschaft ein. Die Grafschaft Königstein war damit für beendet erklärt worden, und das von Kurmainz besetzte Gebiet war nun ein Oberamt des Kürfürstentums. Das war natürlich ein klarer Rechtsbruch, gegen den die Grafen von Stolberg vor dem Reichskammergericht klagten. Unter dem Neffen des Verstorbenen, Ludwig Georg Graf zu Stolberg-Ortenberg (8.10.1562-7.11.1618), kam es 1590 zu einem Vergleich mit Kurmainz, welches Königstein behielt, Ortenberg und Gedern verblieben hingegen bei Stolberg. Damit hatte Mainz 10/48 der Münzenberger Erbschaft, und Stolberg ebensoviel.

Eine kleine Änderung in der Graphik erfolgt im Jahr 1642, als die Grafen von Hanau-Münzenberg ausstarben und von der anderen Linie zu Lichtenberg beerbt wurden (ausführliche Diskussion s. u.).

Münzenberg in den Wappen von Stolberg-Königstein
Über das neue, vermehrte Wappen erhielten die Grafen von Stolberg am 17.5.1548 in Augsburg einen bestätigenden Wappenbrief. Das Wappen ist aus sechs Feldern aufgebaut, der Schild ist geteilt und zweimal gespalten.

Dazu werden drei Helme geführt:

Variante: Eine etwas andere Anordnung der Felder bei ansonsten identischen Inhalten zeigt das Wappen auf einem Siegel von Graf Heinrich "zu Stolberg, Königstein, Rutzfort (=Rochefort), Wernigerode, Herr zu Epstein, Müntzenberg, Breuberg und Agimont" (1509-1572):

Die drei Helme zeigen die gleichen Kleinode wie oben beschrieben.

Wappen der Grafen von Stolberg-Königstein-Wertheim
Graf Ludwig von Stolberg führte in der zweiten Hälfte des 16. Jh. ein etwas abweichendes Wappen, das die Grafschaft Wertheim, die er erworben hatte, mit repräsentiert. 1556 stirbt das Grafengeschlecht von Wertheim aus. Ihm folgt Ludwig Graf zu Stolberg-Königstein, der seinerseits nur wenige Jahre später, nämlich 1598, von einem seiner Schwiegersöhne, Graf Ludwig von Löwenstein, abgelöst wird. Das Feld Wertheim war also nicht bleibend im Stolberger Wappen. Wappen nach Erwerb der Grafschaft Wertheim:

Bei Spener ist der Stolberger Hirsch als Feld 5 abgebildet, bei Siebmacher als echter Herzschild. An der Burg zu Wertheim ist es ebenfalls ein echter Herzschild, so daß die historische Evidenz den Herzschild belegt.

Die drei Helme zeigen:

Ein Beispiel für ein Wappen der Linie Stolberg-Königstein-Wertheim ist auf der Burg Wertheim am Renaissance-Treppenturm zu finden (Abb. oben unter Hervorhebung des Münzenberger Feldes), ein weiteres Wappen findet sich in der Stadtkirche Waldenburg am Epitaph für Philipp Gottfried Graf von Hohenlohe-Waldenburg und Anna Christina von Limpurg-Sontheim (ohne Abb.)

Stolberg-Gedern als Besitznachfolger der Münzenberger Anteile:
Nach diesem Vergleich und der endgültigen Aufteilung der ehemals Eppsteiner 20/48 zu gleichen Teilen auf Kurmainz und Stolberg-Wernigerode konnten die Grafen ihre Besitzungen in der Wetterau von ihren Residenzen in Gedern und Ortenberg aus verwalten. 1645 bildeten sich die Hauptlinien zu Stolberg und zu Wernigerode heraus, als zwei Brüder das Gebiet untereinander aufteilten. 1677 bildete sich eine eigene Linie Stolberg-Gedern als Abspaltung der Linie zu Wernigerode heraus. Diese Linie hatte ihre Residenz im Herzen des verbliebenen Anteils von 10/48 der Münzenberger Erbschaft. Die Linie Stolberg-Gedern wurde reichsfürstlich und bestand bis 1804, ehe die Linie wieder in Stolberg-Wernigerode aufging.

Münzenberg in den Wappen von Stolberg-Gedern
Wappen dieser Linie finden sich am Schloß Gedern (Abb. links, unter Hervorhebung des Münzenberger Feldes), am Schloß Büdingen (Abb. rechts, unter Hervorhebung des Münzenberger Feldes), weiterhin (ohne Abb.) am Portal zur evangelischen Kirche in Reichenbach im Odenwald, in Wächtersbach an einem an einer Mauer zum Schloßpark aufgestellten Personendenkmal, an der Rentkammer zu Wächtersbach u.v.a.m.

Das Wappen ist viermal gespalten zu fünf Pfählen:

Anspruchswappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg:
Die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg hatten von der großen Stolberger Erbschaft nicht nur die Grafschaft Wertheim, die Herrschaft Breuberg und ein paar belgische Grafschaften geerbt, sondern hatten damit auch eine Beziehung aufgebaut hatte zu Eppstein, Falkenstein-Münzenberg und der Grafschaft Königstein, was alles die Stolberger geerbt hatten. Schließlich führten die Stolberger das ja auch im Wappen. Daß Stolberg-Gedern Rechts- und Besitznachfolger war und daß man diese Gebiete gar nicht besaß, interessierte nicht. Daß Kurmainz erledigte Lehen eingezogen hatte, ebensowenig. Wir wollen noch einmal festhalten: Die Löwensteiner erbten von den Stolbergern Wertheim, Breuberg und belgische Grafschaften, aber sie erbten weder Königstein noch Eppstein noch Münzenberg oder irgendwelche Anteile davon. Sie glaubten nur, einen Anspruch darauf zu haben, auch wenn Stolberg-Gedern den Besitz übernommen hatte. Also kamen anläßlich einer Wappenänderung auch diese drei neuen Felder hinzu. Die Veränderungen führten zu folgendem Gesamtergebnis:

Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, Ende des 18. Jh. (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54-55 Tafel: 119). Königstein-Eppstein-Münzenberg kam hinzu. Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:

Die nächste Version hat noch zwei Inhalte mehr: Zum einen fiel auf, daß man in der letzten Variante die Schnalle ("Neu-Rochefort") herausgeworfen hatte, wieder rein damit! Und die belgischen Grafschaften hingen ja auch noch mit den Grafen von der Mark zusammen, also nimmt man das auch mit rein - haben die Stolberger ja schließlich auch gemacht, und von denen hatte man ja die belgischen Grafschaften geerbt. Jetzt haben wir drei Felder für Rochefort = Montaigu und vier Felder, die mit der belgischen Sache zusammenhingen. Mit folgendem Ergebnis:

Wappen der Grafen und Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, Carl Ludwig Graf von Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anfang des 19. Jh., kurz vor der Erhebung in den Fürstenstand (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54-55 Tafel: 119, nach Tyroff). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:

Dazu werden beim gräflichen Wappen sieben Helme geführt, wobei die äußeren vier Helme auch neben den Schild gestellt werden:

Mit der Umwandlung der Linie Löwenstein-Wertheim-Virneburg in Löwenstein-Wertheim-Freudenberg nahm man von diesen Inhalten (Königstein, Eppstein, Münzenberg) wieder Abstand zugunsten anderer Besitzungen, echter und solcher der Bruderlinie mit Erbansprüchen. Die Linie Löwenstein-Wertheim-Rochefort hat diese Felder nicht aufgenommen.

Die Grafen von Hanau 1255/1684-1736 und ihre Linien:
Die Grafen von Hanau hatten ja bereits 1255 ihr Sechstel an der Münzenberger Erbschaft bekommen, besaßen ein Sechstel von Münzenberg und ein Sechstel von Assenheim und waren bisher eher ruhig geblieben im Kampf um die Tortenstücke. Im Rhein-Main-Gebiet kam Babenhausen zu ihren Gütern hinzu, dazu Steinau und Gebiete im Spessart. 1429 erhielten sie die Reichsgrafenwürde. 1458 erfolgte eine Teilung in zwei Hauptlinien: Hanau-Münzenberg umfaßte die Gebiete nördlich des Mains mit dem Münzenberger Erbe und mit dem Hauptsitz in Hanau. Hanau-Babenhausen umfaßte die Gebiete südlich des Mains. Letztere bekam 1480 die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Besitzungen im Unterelsaß und bei Kehl, und von da an nannte sich die südliche Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Und sie sollten noch viel mehr Gebiete bekommen: 1570 beerbte die südliche Linie die Grafen von Zweibrücken-Bitsch (Bitche). Und als die nördliche Linie Hanau-Münzenberg 1642 erlosch, beerbten sie diese auch noch aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1610 zwischen den beiden Familienästen.

Die Stammlinie der Herren und Grafen von Hanau bis zum Erlöschen der Münzenberger Linie:

1684 verdoppelten die Grafen von Hanau-Lichtenberg ihren Anteil an der Münzenberger Erbschaft durch einen Gebietstausch mit Mainz: Kurmainz trat 1684 seinen (wobei man trefflich darüber diskutieren könnte, ob Kurmainz den Anteil zu Recht als sein Eigentum bezeichnen konnte, s. o.) Anteil an die Grafen von Hanau ab. Kurmainz bekam dafür andere Gebiete von den Grafen von Hanau, z. B. Griesheim, den Hanauer Anteil am Amt Partenstein, die hanauischen Rechte in Ober-Roden etc. Die elsässischen Besitzungen (Buchsweiler, Ottendorf, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim) gingen 1697 wieder an Frankreich verloren. Die Grafen von Hanau-Lichtenberg verlegten ihre Residenz von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim. Von 1255 bis 1458 gab es nur eine einzige Linie, von 1458 bis 1642 gehörte der Münzenberger Anteil den Grafen von Hanau-Münzenberg, von 1642 bis zu ihrem Aussterben 1736 den Grafen von Hanau-Lichtenberg.

Die Grafen von Hanau 1255/1684-1736 und ihre Wappen:
Die Grafen von Hanau führten als Stammwappen in Gold drei rote Sparren, auf dem Helm mit rot goldenen Decken ein auffliegender silberner Schwan (Decken rot-silbern im Scheiblerschen Wappenbuch). Nach der anteiligen Erbschaft von Münzenberg führten die Grafen von Hanau-Münzenberg einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: in Gold drei rote Sparren (Stammwappen), Feld 2 und 3: rot-golden geteilt (Münzenberg).

Graf von Hanau von Falkenstein-Münzenberg Graf von Hanau-Münzenberg

Dazu werden zwei Helme geführt: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein auffliegender silberner Schwan. (Stammkleinod), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter flacher Hut mit Hermelinaufschlag, oben mit einer goldenen Kugel und einem natürlichen Pfauenstoß besteckt (Falkenstein-Münzenberg). Da die Münzenberger Erbschaft vollständig zur Grafschaft Hanau-Münzenberg gekommen war, führte die Grafschaft Hanau-Babenhausen bzw. Hanau-Lichtenberg keinerlei Münzenberg-Feld. Hanau-Lichtenberg ist bis 1642 geviert mit Herzschild, Feld 1: Grafschaft Hanau, Feld 2: Grafschaft Zweibrücken, Feld 3: Herrschaft Lichtenberg, Feld 4: Herrschaft Ochsenstein, Herzschild: Herrschaft Bitsch.

Abb.: Wappen der Adriana von Hanau-Münzenberg (1.5.1470-12.4.1524) an einem Epitaph in der Evangelischen Marienstiftskirche in Lich, unter Hervorhebung des Münzenberger Feldes.

Nach dem Kauf von Rieneck war der Schild für die Grafschaft Hanau-Münzenberg geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Hanau, Feld 2 und 3: Rieneck, Herzschild: Münzenberg. Erst mit dem Ende der Teilung der Grafschaften und dem Erlöschen von Hanau-Münzenberg kam es zur Kombination 1642-1736: Geteilt und zweimal gespalten mit Herzschild, Feld 1: Grafschaft Hanau, Feld 2: Grafschaft Rieneck, Feld 3: Grafschaft Zweibrücken, Feld 4: Herrschaft Münzenberg, Feld 5: Herrschaft Lichtenberg, Feld 6: Herrschaft Ochsenstein, Herzschild: Herrschaft Bitsch. Ein solches kombiniertes Wappen ist am Kanzleibau des Hanauer Schlosses am Portal angebracht als Teil eines Allianzwappens (ohne Abb.).

Aus Solms-Greifenstein wird wieder Solms-Braunfels:
Eine winzige, eher formale Änderung gab es wiederum 9 Jahre später. Die Linie Solms-Braunfels war erloschen, und die Linie zu Greifenstein trat das Erbe an und vereinigte die Gebiete unter dem neuen (alten) Namen Solms-Braunfels.

Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt als Sammelbecken der Kuchenstücke:
Die letzte größere Veränderung in der Erbengemeinschaft gab es im Jahre 1736: Die Grafen von Hanau-Lichtenberg, die seinerzeit 1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg beerbt hatten, starben ebenfalls aus. Die beiden Grafschaften waren, obwohl mittlerweile von der selben Linie regiert, nie territorial verschmolzen worden, und so gingen die beiden Teile nach dem Tod des letzten Hanauers auch getrennte Wege: Die Grafschaft Hanau-Münzenberg kam aufgrund eines Erbvertrages von 1643 an Hessen-Kassel. Die Tante des letzten Grafen von Hanau-Münzenberg war nämlich die Ehefrau von Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel, und diese Tante hätte nur zu gerne das Tortenstück Hanau-Münzenberg gehabt, aber es ging an die Nachkommen der Grafen von Hanau-Lichtenberg. Eine ältere Erbverbrüderung aus dem Jahre 1610 zwischen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und Johann Reinhard I. von Hanau-Lichtenberg, die besagte, daß beim Erlöschen einer Linie die jeweils andere in die Erbfolge eintreten solle, hatte Vorrang. Um die erhitzten Gemüter zu beruhigen, wurde 1643 ein entsprechender neuer Erbvertrag mit Hessen-Kassel für den Fall des Aussterbens geschlossen. Territorial umfaßte die Grafschaft die Stadt Hanau sowie die Städte und Ämter Steinau, Ortenberg, Windecken, Babenhausen (umstritten, schließlich geteilt), Schlüchtern, Altenhasslau, Büchertal, Rodheim, Dorheim und Bornheimerberg. Von Hessen-Kassel kamen die Territorien 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. Die Grafschaft Hanau wurde zeitweise eine Sekundogenitur von Hessen-Kassel.

Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg kam hingegen aufgrund der Heirat der einzigen Tochter des letzten Grafen und Fürsten mit Landgraf Ludwig VIII. an Hessen-Darmstadt, freilich unter französischer Landeshoheit. Da die französischen Anteile bereits 1697 verlorengegangen waren, handelte es sich um die Ämter Lichtenau, Hatten, Lemberg mit Pirmasens, Wörth, Schaafheim, Willstätt, Ingweiler und Kutzenhausen. Babenhausen war umstritten und wurde nach langem Streit schließlich geteilt. Die ehemaligen Besitzungen verteilen sich heute auf Frankreich und die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen. Lichtenau und Willstätt (sog. Hanauer Land) kamen 1803 von Hessen-Darmstadt an Baden. Pirmasens kam 1815 an Bayern und von da 1946 an Rheinland-Pfalz. Und was bei Hessen-Darmstadt verblieb, gelangte an das Bundesland Hessen.

Bei Solms-Braunfels kamen die Ämter Greifenstein und Braunfels 1806 durch die Mediatisierung an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen. Die Anteile der Münzenberger Erbschaft, die Ämter Hungen, Wölfersheim und Gambach, Anteile an Grüningen, Münzenberg und Trais-Münzenberg kamen jedoch 1806 an Hessen-Darmstadt. Im anderen Familienzweig kamen die Ämter Rödelheim und Niederwöllstadt 1806 ebenfalls an Hessen-Darmstadt, ebenso Laubach, Utphe und die in diesem Teil der Familie gehaltenen Anteile an Münzenberg und Trais-Münzenberg.

Münzenberg in den hessischen Wappen:
Heraldisch hat die Erbauseinandersetzung von 1736 (siehe oben) mit anschließender Gebietsaufteilung für Hessen-Kassel folgende Konsequenzen: Hanau, Rieneck und Münzenberg kommen als neue Komponenten hinzu. Das neue Wappen ist komplex aufgebaut:

Die zusätzlichen Helmzieren wären ein wachsender silberner Schwan für Hanau, für Münzenberg ein roter, hermelingestulpter Hut, auf jeder Seite mit einem rot-silbern geteilten Fähnchen besteckt, dazwischen eine goldene Kugel, aus der ein Pfauenstoß hervorbricht, Helmdecken rot-golden, für Rieneck/Reineck ein silberner auffliegender Schwan, Helmdecken rot-golden. Dieses Wappen wird auch von Hessen-Philippsthal geführt, ehe es dort zu weiteren Änderungen kam.

Bildbeispiel: Lemgo, Alte Abtei (jetzt Volkshochschule), Breite Straße 10, Wappen von "Anna Friderique Wilhelmine Landgrawe zu Hessen Philipsthal", datiert auf 1768, rechts unter Hervorhebung des winzigen Münzenberger Schildchen. Leichte Fehler wie die Anzahl der Hanauer Sparren etc. sind vorhanden.

Zusammenfassung:
Mit der Herrschaft Münzenberg haben wir einen der historisch und heraldisch interessantesten Erbfälle, weil das Münzenberg zugeordnete Feld im Laufe der Geschichte in vielen Wappen auftaucht und über die Erbengemeinschaft der Herren von Falkenstein die Grafen und Fürsten von Solms, die Landgrafen von Hessen-Kassel, die Herren von Eppstein und Königstein, die Grafen von Stolberg und die Grafen von Hanau in jeweils verschiedenen Linien miteinander verbindet. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Münzenberger Feld als Symbol für die hochkomplexe Aufteilung eines reichen Erbes in der Wetterau durch die Wappen all derjenigen, die zeitweilig Anteile daran hatten. Folgende Übersicht zeigt alle Veränderungen dieser Anteilsinhaber und die Verteilung des Münzenberger Erbes im Laufe der Geschichte auf einen Blick (zum Vergrößern anklicken):

Literatur, Links und Quellen:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Die Münzenberger Erbschaft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Münzenberger_Erbschaft
Münzenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Münzenberg, Burg Münzenberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Münzenberg
Hagen-Münzenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hagen-M%C3%BCnzenberg
Amt Münzenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Amt_M%C3%BCnzenberg
Herren von Pappenheim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pappenheim_%28Adelsgeschlecht%29
Herren von Schöneberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Edelherren_von_Sch%C3%B6neberg
Herren von Falkenstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Falkenstein_%28Hessisches_Adelsgeschlecht%29
Anette Löffler, die Herren und Grafen von Falkenstein (Taunus), Studien zur Territorial- und Besitzgeschichte, zur reichspolitischen Stellung und zur Genealogie eines führenden Ministerialengeschlechts 1255&ndash1418, Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Nr. 99, Darmstadt 1994, ISBN 3-88443-188-9
Herren von Bolanden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bolanden_%28Adelsgeschlecht%29
Herren von Weinsberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Weinsberg
Grafschaft Königstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_K%C3%B6nigstein
Herren von Eppstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eppstein_%28Adelsgeschlecht%29
Karl Wolf, Die Besitzergreifung der Grafschaft Königstein durch Kurmainz im Jahre 1581 und der Wetterauer Grafenverein, in: Jahrbuch des Vereins für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 74, 1963, S. 70 ff.
Herrschaft Hanau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Hanau
Grafschaft Hanau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Hanau
Hanau, Territorium:
http://de.wikipedia.org/wiki/Territorium_der_Herrschaft_Hanau_und_der_Grafschaft_Hanau-M%C3%BCnzenberg
Hanau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hanau_%28Adelsgeschlecht%29
Grafschaft Hanau-Münzenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Hanau-M%C3%BCnzenberg
Grafschaft Hanau-Lichtenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Hanau-Lichtenberg
das Haus Solms:
http://de.wikipedia.org/wiki/Solms_%28Adelsgeschlecht%29 und http://de.wikipedia.org/wiki/Solms-Braunfels
das Haus Stolberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stolberg_%28Adelsgeschlecht%29
Aufteilung des Münzenberger Erbes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heuchelheim_%28Reichelsheim%29 und http://de.wikipedia.org/wiki/Trais
Burg Hayn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Hayn
Burg Arnsburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Arnsburg
Burg Neufalkenstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Falkenstein_%28Taunus%29
Otto Hupp, Münchener Kalender 1935, Verlagsanstalt München und Regensburg 1935

Die Entwicklung des Hessischen Wappens
Wappen des gräflichen und fürstlichen Hauses Stolberg
Wappen der Grafen und Fürsten von Solms

Die Bärentatzen-Beute und ihre Darstellung
Das Feld für die Grafschaft Gleichen und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen
Ein Erbstreit und die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums

Weitere Monographien - Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos - sofern nicht anders angegeben: Bernhard Peter 2013
Die Abb. historischer Zeichnungen sind selbst angefertige Scans historischer Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
Impressum