Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1118
Höchst (Hessen, Stadtteil von Frankfurt)

Höchst, Dalberg-Haus

Dalberg-Haus
Hier sei das Dalberg-Haus in der Bolongarostraße 186 mit seinen Wappen vorgestellt, ein Anwesen, das trotz seines Namens kein einziges Dalberg-Wappen trägt. Erbaut wurde es durch Hartmut XIII. von Cronberg (1517-1591) im Jahre 1582 im Stile der Renaissance, eines von mehreren Stadthäusern im Besitz der Familie. Das Haus ist dreistöckig, wovon die beiden unteren Stockwerke in Stein ausgeführt sind und das obere in Fachwerk, rückseitig verschindelt. Erst danach erwarb es 1586 die Familie Kämmerer von Worms gen. Dalberg. Bis zu deren Aussterben 1811 war es in Familienbesitz. Danach wechselte es häufig den Besitzer, war unter anderem ab 1828 in städtischem Besitz. Ende der 60er Jahre des 20. Jh. war es akut baufällig und sollte abgerissen werden, was durch den Widerstand der Bürger und einem Engagement der Firma Hoechst verhindert werden konnte. Die Renovierung wurde 1977 abgeschlossen. Heute ist das Gebäude Sitz der Höchster Porzellanmanufaktur

Der Wappenstein
Hofseitig finden wir einen dreiteiligen Wappenstein eingemauert mit dem Ehewappen von Hartmut XIII von Cronberg (1517-1591), er war in erster Ehe mit Barbara von Sickingen verheiratet und in zweiter Ehe mit Margarete Brendel von Homburg, der Schwester des Mainzer Kurfürsten Daniel Brendel von Homburg. Hartmut XIII war Hofmarschall und Großhofmeister in Kurmainz, Oberamtmann in Höchst und Hofheim sowie der Vater des Kurfürsten von Mainz Johannes Schweikhard von Cronberg.

Wappen Sickingen: Innerhalb eines roten Bordes in Schwarz 5 (2:1:2) silberne Kugeln (Swicker-Linie), Helmzier hier abgebrochen, es wäre ein silberner (Gruber) oder goldener (Scheiblersches Wappenbuch) Schwanenrumpf, rückwärts mit hahnenfedergezierten roten Kugeln (auch als rote Äpfel mit drei schwarzen Blättern interpretiert) besteckt. Helmdecken rot-silbern (Gruber) oder schwarz-silbern (Wappenbuch der Stadtbibliothek in Zürich) bzw. schwarz-golden oder schwarz-silbern (Rahrbach) oder schwarz-golden (Scheiblersches Wappenbuch). Eine der bedeutendsten südwestdeutschen Ritterfamilien, der Stammsitz ist Sickingen im Kraichgau. Wichtige Familiensitze waren Landstuhl und Ebernburg. 1632 Reichsfreiherren, eine Linie 1773 Reichsgrafen, ausgestorben 1835. Der Letzte der von Sickingen starb 1932 in Wien, womit die ganze Familie erlosch.

Der Kronenstamm der Familie Cronberg führt das Wappen in mehreren Varianten, hier ist es eine mit zweifach vorkommender Krone: Geviert, Feld 1 und 4: Rot, darin eine goldene Krone, Feld 2 und 3: In Silber 4 (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmiger Eisenhutfeh). Helmzier auf gekröntem Helm ein schwarzer Federbusch, auch als eine schwarze Zirbelnuß interpretiert. Helmdecken rot-silbern.

Wappen der Brendel von Homburg: In Gold ein roter Zickzackbalken (Sparrenbalken). Helmzier ein wie der Schild bez. Flug. Helmdecken rot-golden. Die Familie wird um die Mitte des 14. Jh. unter den Ganerben zu Reiffenberg bei Usingen genannt. Seit 1449 besaßen sie die Burg Gräveneck bei Weilburg. Weitere Güter lagen bei Dietz, Hadamar, Limburg, Niederhamar, Niederahlbach. Zwei Hauptlinien hatte die Familie. Die nassauische Linie erlosch 1582 mit Joachim Brendel von Homburg, die in Homburg vor der Höhe ansässige Linie 1630 mit Joachim Brendel von Homburg, und damit das gesamte Geschlecht. Das berühmteste Mitglied der Familie ist Daniel Brendel von Homburg, Mainzer Fürsterzbischof 1555-1582.

Das Wappen illustriert die enge Verbindung zwischen den wichtigen Familien der Region und dem Mainzer Bischofsstuhl: Hartmut XIII, Sohn des Reformators Hartmut XII, war Marschall und Rat in Mainzer Diensten sowie Amtmann in den Städten Höchst und Hofheim, die beide dem Erzbistum Mainz gehörten. Seine zweite Frau war die Schwester des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg, ihrer beider Eltern waren Friedrich Brendel v. Homburg und Margarete Riedesel. Hartmuts drei Söhne wurden alle Amtmänner in Höchst und Hofheim. Einer dieser Söhne, Hartmut XIV, war auch noch Amtmann in Lohr und in der Grafschaft Rieneck im Spessart, und er heiratete ebenfalls eine Margareta Brendel von Homburg (12.2.1559 - 1619), Tochter von Eberhard Brendel v. Homburg und Gertrud Rüd v. Collenberg (-1574). Hartmut XIV wechselte wieder zum katholischen Glauben zurück. Und der vierte Sohn von Hartmut XIII schaffte es schließlich selbst auf den Mainzer Bischofsstuhl als Nachfolger seines Stiefonkels Daniel Brendel von Homburg.

Genealogie des Kronenstammes
(geb. = Geburtsdatum, gest. = Sterbedatum, sonstige sind Erwähnungsdaten)

  1. Hartmut XII von Cronberg, 1488, gest. 7.8.1549, verh. mit Anna von Cronberg aus dem Flügelstamm. Mußte 1522 die Stadt wegen der Teilnahme an der Sickingenschen Fehde gegen Trier verlassen. Gilt als Reformator der Stadt Kronberg. Lebte vorwiegend in Oppenheim bis zu seiner Rückkehr 1541, als ihm Hessen seine Herrschaft zurückgab.
    1. Walter X von Cronberg, um 1519, gest. 14.3.1558, verh. mit Anna Riedesel von Eisenbach
    2. Philipp VIII von Cronberg, geb. 1512, gest. 1553, Rittmeister, verh. mit Klara von Landsberg-Vinstingen
    3. Hartmut XIII von Cronberg, vor 1517, gest. 3.5.1591, Hofmarschall und Großhofmeister in Kurmainz, Oberamtmann in Höchst und Hofheim, verh. mit 1.) Barbara von Sickingen, 2.) Margarete Brendel von Homburg.
      1. Anna von Cronberg, gest. 2.5.1549
      2. Klara Anna von Cronberg, gest. 16.7.1586
      3. Margarete von Cronberg, gest. 4.3.1590
      4. Johann Schweikart I von Cronberg, geb. 1553, gest. 17.9.1626, geistliche Laufbahn, Kurfürst und Erzbischof von Mainz
      5. Johann Georg II von Cronberg, geb. 4.2.1561, gest. 9.7.1608, verh. mit Anna Margret von Dalberg
        1. Anna Klara von Cronberg, gest. 1.4.1627
        2. Anna Maria von Cronberg, geb. 17.8.1590, gest. 6.9.1626
        3. Adam Philipp XI von Cronberg, geb. 1599, gest. 3.8.1634, 1618 Reichsfreiherr, 1630 Reichsgraf, Regimentskommandeur in bayrischen und kaiserlichen Diensten im 30jährigen Krieg, verh. mit Maria Sidonia von Daun, Gräfin von Falkenstein.
          1. Kraft Adolf Otto von Cronberg, geb. 1629, gest. 1.4.1692, Reichsgraf, kaiserlicher Rat, Kammerherr, verh. mit 1.) Maria Franziska von Oettingen-Baldern, 2.) Charlotte Eleonora von Sayn-Wittgenstein
          2. Isabella Klara von Cronberg
          3. Magdalena Isabella von Cronberg
          4. Maria Diana von Cronberg
        4. Wolfgang III Hartmut von Cronberg, als Kind verstorben
        5. Julius von Cronberg, als Kind verstorben
        6. Johann Schweikart III von Cronberg, als Kind verstorben
      6. Hartmut XIV von Cronberg, geb. 1550, gest. 21.6.1606, kurmainzischer Rat, Oberamtmann in Hofheim und Höchst, Lohr und Rieneck, verh. mit Margarete Brendel von Homburg
        1. Magdalene von Cronberg, gest. 29.8.1616
        2. Anna Margarete von Cronberg, gest. 28.6.1616
      7. Franz von Cronberg, geb. 1545, gest. 22.2.1605, Amtmann in Höchst, verh. mit Katharina von Hattstein
        1. Anna
        2. Maria Magdalena von Cronberg

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
M. Müller-Hillebrand: Cronberg, Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN 3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3

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