Bernhard Peter
Wappen der von Cronberg / Kronberg

Cronberg (4) - Wappen des Ohrenstammes

Bildbeispiel: Wappen von der Kirche St. Johannis in Kronberg (Taunus), ältestes überliefertes Wappen des Ohrenstammes. Zwar sind die beiden Ohren des die beiden Wappenschilde als eine gemeinsame Helmzier überhöhenden Kleinods stark vom Zahn der Zeit angenagt, doch klar erkennbar. Dieser in einer späteren Wand vermauerte ehemalige Türsturz stammt von der ersten Kirche an dieser Stelle und geht auf das Ehepaar Frank VIII von Cronberg (1339 - gest. 1378, Begründer des Ohrenstammes) und Loretta von Reiffenberg zurück. Erst durch diese Heirat wurden die Ohren des Reiffenberger Wappens als Helmzier etabliert, das Cronberger Stammwappen wurde mit der Helmzier der Ehefrau kombiniert, so kamen die Eselsohren in das Wappen des Ohrenstammes.

Bildbeispiel: Aschaffenburg, Stiftskirche, am Grabdenkmal des Johannes von Cronberg (Kroneberg), gest. 22. April 1439, der selbe wie oben. Sein Vater war Hartmut VIII (1371-1422, gest. vor 1426) aus dem Kronenstamm, seine Mutter war Lorchen vom Ohrenstamm (1391-1411), deren Wappen wir hier sehen. Das Grabdenkmal ist eines der seltenen heraldischen Dokumente, wo wir zwei Stämme gleichzeitig verewigt sehen. Rot sind hier die Felder 1 und 4.

Bildbeispiel: Wappen an der Ecke des Glockenturmes der Kirche St. Johannis in Kronberg (Taunus), unterhalb des Statuensockels, gefertigt aus rotem Sandstein. Auf dieser Seitenfläche ist das Wappen des Ehemannes, Frank XII "der Reiche" von Cronberg aus dem Ohrenstamm (1397-5.3.1461), verheiratet mit Katharina von Isenburg, deren Wappen um 90 Grad abgewinkelt auf der anderen Seitenfläche des Turmes ist. Sie waren die Hauptbauherren besagter Kirche in der Spätgotik. Rot liegt in den Feldern 1 und 4, da das Wappen gewendet ist. Frank der Reiche ist zugleich das letzte männliche Mitglied des Ohrenstammes. Seine einzige Tochter Elisabeth heiratet Graf Johann V von Solms und begründet mit ihrem Erbe die Linie Solms-Assenheim-Rödelheim.

Bildbeispiel: Grabplatte für Frank XII von Cronberg in der Pfarrkirche Lich. Durch ihn verband sich das Haus Cronberg mit dem Haus Solms. Seine einzige Tochter ehelichte Graf Johannes von Solms (gest. 1457), und der Reichtum des Vaters ließ die eben erst gegründete Grafschaft Solms in der Wetterau an dessen Wohlstand teilhaben. Frank (Franco) XII von Cronberg war ein adliger Frühkapitalist, der seine Zeit wirtschaftsgeschichtlich prägte. Er ist das bedeutendste Mitglied des Johannesstammes und zugleich derjenige, der ihn im Mannesstamm beschloß.

Frank (Franco) der Reiche von Cronberg
Frank XII von Cronberg ist der Sohn von Walter VI von Cronberg (1367 – 17.4.1400) und dessen zweiter Frau, Elisabeth von Runkel. Als er 3 Jahre alt war, verlor er seinen Vater. Er mußte schon früh vor seiner Volljährigkeit sein Erbe antreten. Schon mit ca. 18 Jahren heiratete er Katharina von Isenburg aus dem Hause der Grafen von Isenburg. Nur eine einzige Tochter entsproß dieser Verbindung, die die Verbindung mit dem Hause Solms begründete, die aber von ihren beiden Elternteilen lange überlebt wurde. Weit erfolgreicher als in familiärer Hinsicht war Frank in wirtschaftlichen Belangen. Er ist das große Finanzgenie der Familie, der beachtlichen Wohlstand erwarb, was ihm den Beinamen "der Reiche" einbrachte. Im wesentlichen waren das Geldgeschäfte, Geldverleih, Pfandgeschäfte, Maklergeschäfte, Handel mit Grundbesitz, Rheinzölle. Die hauptsächlichen Geschäftspartner waren die Kurfürsten von Mainz und Trier. Aber auch mit Naturalien wie Getreide handelte Frank von Cronberg. Weit größere Margen als mit Geldverleih waren jedoch mit Pfandgeschäften möglich, die notorische Finanznot der Kurfürsten ließ sie Burgen, Dörfer, ganze Städte an Frank verpfänden, der mit den Pfändern Gewinne erwirtschaftete. So wurde ihm die zum Kurfürstentum Trier gehörige Stadt Limburg gegen 12000 Gulden jahrelang verpfändet. Frank ist im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen seiner Zeit weit voraus. Er hat erkannt, daß die Quelle für wirtschaftlichen Erfolg im Schulterschluß mit den Mächtigen der Zeit unter Einsatz ökonomischer Vernunft mit einer guten Portion politischen Opportunismus liegt, nicht in dem verzweifelten Versuch vieler Zeitgenossen, als Gutsbesitzer oder Ritter den bisherigen Status in einer sich wandelnden Welt zu behaupten, während die Geldströme woanders flossen und die Hebel der Macht woanders betätigt wurden. Der Einsatz an der Seite der Kurfürsten für die Interessen der Hochstifte, nicht nur finanzieller Art, sondern auch politischer Natur, wurde honoriert, zum einen durch beachtliche Verdienstmöglichkeiten, zum andern mit der Verleihung des Erbschenkenamtes der Stadt Mainz am 17.3.1436. Aber letztendlich wurde dieser ganze Wohlstand nicht für das Haus Cronberg akkumuliert, sondern für das Haus Solms. Sein Enkel Kuno begründet die Linie Solms-Assenheim-Rödelheim, deren Wohlstand dem Cronberger Erbe zu verdanken ist.

Genealogie des Johannesstammes
(geb. = Geburtsdatum, gest. = Sterbedatum, sonstige sind Erwähnungsdaten)

  1. Walter V von Cronberg, 1318 – gest. 14.2.1353, unter ihm sind die Stämme noch ungeteilt
    1. Johann II von Cronberg, 1339-1353, gest. vor 1354, verh. mit Hebele Marschall von Waldeck
    2. Frank VIII von Cronberg, 1339 – gest. 1378, Begründer des Ohrenstammes, verh. mit Loretta von Reiffenberg
      1. Hebele von Cronberg, 1385-1405
      2. Philipp von Cronberg, 1370
      3. Lisa von Cronberg, 1364-1410, verh. mit Johann von Waldeck gen. Saneck
      4. Else von Cronberg, 1360 – 1395, gest. vor 1397, verh. mit 1.) Hans Rüd von Collenberg, 2.) Hans von Hirschhorn
      5. Walter VI von Cronberg, 1367 – gest. 17.4.1400, verh. mit 1.) Getzele von Hatzfeld, 2.) Elisabeth von Runkel
        1. Anna von Cronberg, ca. 1398 – gest. 1442, verh. mit Eberhard von Eppstein-Königstein
        2. Lorchen von Cronberg, 1391-1411, verh. mit Hartmut VIII von Cronberg aus dem Kronenstamm
        3. Frank XII von Cronberg, der Reiche, geb. um 1397, gest. 5.3.1461, verh. mit Katharina von Isenburg
          1. Elisabeth von Cronberg, 1429 – gest. 15.7.1438, verh. mit Johann V Graf von Solms, mit ihren Kindern und dem Erbe beginnt die Linie Solms-Assenheim-Rödelheim

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
M. Müller-Hillebrand: Cronberg, Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN 3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3

Gerd Strickhausen: Zur frühen Baugeschichte der Oberburg Kronberg i. Ts. und zur Gründung der Burg, Nassauische Annalen 115, 2004
Bruno Langhammer, Kronberger Geschichtsblätter, hrsg. v. Verein für Geschichte und Heimatkunde Kronberg e.V., Heft 4: Kurfürst Johann Schweikard, Westfälischer Frieden, 1996
Wolfgang Ronner, Kronberger Geschichtsblätter, hrsg. v. Verein für Geschichte und Heimatkunde Kronberg e.V., Heft 11: Über die Familie von Kronberg in Krieg und Frieden, 2002
Sofie Bauer, Die Johanniskirche in Kronberg im Taunus, eine spätgotische Saalkirche und ihre Kunstdenkmäler, hrsg. v. d. Evangelischen Gemeinde St. Johann in Kronberg, 1997
Herbert Kammer, Evangelische Marienstiftskirche Lich/Oberhessen, Schnell Kunstführer Nr. 666, 1957, 2. Auflage 1982, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich.
Evangelische Marienstiftsgemeinde Lich www.marienstiftsgemeinde-lich.de
Ausführliche Beschreibung der Kirche:
http://www.marienstiftsgemeinde-lich.de/images/dokumente/MARIENSTIFTSKIRCHE%20ZU%20LICH%20Oberhessen.pdf - Text identisch mit dem Kirchenführer im Schnell & Steiner Verlag, aber ohne die dortigen Abbildungen

Wappen der Herren von Cronberg - Kronenstamm - Flügelstamm - Ohrenstamm

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
Impressum

Veröffentlichung der Innenaufnahme aus der Aschaffenburger Stiftskirche mit freundlicher Erlaubnis von
der Kath. Kirchenstiftung St. Peter und Alexander, 23.1.2007

Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis der Evangelischen Marienstiftsgemeinde Lich (www.marienstiftsgemeinde-lich.de) und Herrn Pfarrer Lutz Neumeier vom 10.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.