Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2135
Lorch (Rheingau-Taunus-Kreis)
St. Martin, Johann von Breidbach und Loretta von Schöneck
Dieses hochrechteckige, 2.35 m x 1.24 m messende Epitaph aus rötlichem Sandstein für Johann von Breidbach und Loretta von Schöneck ist in der Pfarrkirche St. Martin an der Ostwand des Presberger Schiffes aufgestellt. Die beiden im flachen Relief dargestellten Figuren sind leicht einander zugewandt. Der Ehemann wird in Rüstung dargestellt, mit einer Schaller auf dem Kopf und mit einem in der Rechten gehaltenen und über die Schulter gelegten Streitkolben. Seine Linke liegt an der Parierstange des großen Zweihänderschwertes, welches er umgebunden trägt.
Die Ehefrau, die er 1476 geheiratet hatte, trägt eine hohe Haube und hält einen Rosenkranz in den Händen. Ein sehr detailreich gearbeiteter Doppelkielbogen rahmt die beiden Köpfe ein und schließt das Innenfeld der Platte nach oben ab. Die zweiteilige Inschrift in gotischen Minuskeln lautet: "An(n)o d(omi)ni mdxi starb der stre(n)g he(r)r loha(nn) vo(n) breitbach herre zu olbrug (Olbrück) ritte(r) - An(n)o d(omi)ni m ccccc des xxviii dags lanuarii starb d(i)e ersa(m) fraw loret e(he)lige h(a)usfraw des egna(n)t(en) her(ren) Ioha(n)s docht(er) zu scho(e)neck gewest". Hierbei fällt auf, daß das Datum bei der Ehefrau auf den Tag genau genannt wird, bei dem Ehemann aber nur das Jahr, und das spricht für eine Anfertigung bereits 1500, und man hätte dann nachträglich das Todesjahr des Mannes eingeschlagen, als er seiner Frau gefolgt war. Dagegen spricht die Einheitlichkeit des Schriftzuges - also kann das Epitaph entweder im Jahr 1500 oder im Jahr 1511 entstanden sein, ohne daß man das mit Sicherheit entscheiden kann. Stilistisch gibt es eine große Ähnlichkeit hinsichtlich der Figuren zum Wandgrabmal Sifrits von Schwalbach in der Bopparder Karmeliterkirche und hinsichtlich des Doppelkielbogens zum Wandgrabmal des Wilhelm von Schwalbach und der Anna von der Leyen in der selben Kirche.
In den vier Ecken befinden sich die vier Wappenschilde der doppelten Ahnenprobe, jeweils nach innen geneigt. Heraldisch oben rechts ist das Wappen der Breidbach bzw. später Breidbach von Bürresheim, in Silber ein roter, zweibeiniger, geflügelter Drache mit untergeschlagenem Stachelschwanz. Der Vater von Johann von Breidbach war Gerlach von Breidbach. Heraldisch unten rechts ist ein hängender Flügel zu sehen, der golden in schwarzem Feld zu tingieren wäre. Er steht für Johanns Mutter, Mase Sooneck (Saneck) von Waldeck.
Heraldisch links oben ist der rote Balken in goldenem Feld für Lorettas Vater zu sehen, Kuno von Schöneck, Herr von Schöneck und Olbrück, Kempenich und Bürresheim. Loretta war seine einzige Tochter. Heraldisch links unten folgt als letztes das Wappen der von Eynenburg, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein goldener Schrägrechtsbalken, begleitet von 6 (3:3) goldenen Rauten, Feld 2 und 3: in Rot die goldene Königskrone von Landscron, die um 1400 in den Schild kam. Lorettas Mutter war Elisabeth von Eynenburg, Tochter von Gerhard von Eynenburg und Adelheid von Vlatten.
Interessant ist hier, daß Bürresheim damals noch im Besitz der von Schöneck war. 1473 verkauften Lorettas Vater Kuno von Schöneck und ihr Bruder Johann von Schöneck an Gerlach von Breitbach, den genannten Schwiegervater von Loretta. Die Saneck von Waldeck hatten einen Hof in Lorch, den auch die von Breidbach übernahmen. Weiterhin ist interessant, daß bei der Diskussion der künstlerischen Beziehung zu den Grabdenkmälern in der Bopparder Karmeliterkirche auch eine genealogische Beziehung nach Boppard bestand: Maria Anna von Breitbach, die Tochter von Loretta und Johann von Breitbach, heiratete Johann von Eltz, und deren prächtiges Epitaph ist im Chor der Karmeliterkirche in Boppard zu finden, wo entsprechend die hier genannten Personen und Wappen ebenfalls auftauchen.
Literatur,
Links und Quellen:
Otto Gruber: Wappen
des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965,
incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in
verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Jürgen Kaiser, St. Martin, Lorch am Rhein, Verlag Schnell &
Steiner GmbH Regensburg, 1. Auflage 2000, ISBN 3-7954-6303-3
Veröffentlichung der
Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer H.
Daniel, Kath. Pfarramt St. Martin, vom 10.11.07, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Theodor Klingelschmitt, Das Grabdenkmal
des Johann von Breitbach und der Loret von Schöneck in der
Pfarrkirche St. Martin zu Lorch a. Rh. In: Nass. Heimatbll. 18
(1914) 101-105.
Johann von Breidbach und Loret von Schöneck 1500 / (1511),
Lorch, in: Grabdenkmäler http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1958 (Stand: 4.10.2006)
Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und
bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43),
1997, S. 271 f., Nr. 324.
Möller, Stammtafeln AF I, Tafel XXXXI
Möller, Stammtafeln AF III 286 f., Tafel CXXXVIII
St. Martin, Vorhalle - St. Martin, Schlußsteine der Vorhalle - St. Martin, Johann Hilchen II. von Lorch und Elisabeth von Walderdorff - Philipp IV. Hilchen von Lorch und Elisabeth von Bicken - Johann von Eschbach und Anna von Rossau - Johann III. Marschall von Waldeck - Marquard vom Stein - Carl Heinrich Frhr. v. Hausen - Hilchenhaus
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