Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 699
Liebliches Mittelrheintal: Wappen im Weinort Lorch

Lorch am Rhein: St. Martin, Vorhalle

In der Vorhalle von St. Martin in Lorch ist eine gußeiserne Gedenkplatte angebracht für Elisabeth Gottfried, gest. 1666. Die Platte zeigt ein Allianzwappen, zusammengestellt aus dem Wappenschild ihres Ehemannes Peter Bresmal (heraldisch rechts, geviert: Feld 1 ein Löwe, Feld 2 und 3 ein Balken, oben von zwei, unten von einem Mühleisen begleitet, Feld 4 geweckt. Vgl. Siebmacher Band Bürgerliche 2) und dem der Familie Gottfried (heraldisch links, ein Wellenbalken, begleitet von oben zwei und unten einem Stern), mit einem einzigen mittig über beiden Schilden befindlichen Helm mit der Helmzier Bresmal (ein Löwe, der einen Baum umklammert hält). Die umlaufende Inschrift lautet: "ANNO 1666 DEN 27 IVNI IST IN GOT ENTSCHLAFEN DIE EHR VND TVGENTREICHE FRAW ELISABETHA GODEFRIDI IHRES ALTERS 62 IAHR DES EHR VND ACHTBAREN HERN PETRI BRESMAL DES GERICHTS IN LORCH EHLICHE HAVSFRAW BEIDE GEBVRDIG VON LVTTIG".

 

Diese Platte wird hier nicht etwa wegen der durchaus kritisch zu sehenden Qualität der Abbildung gezeigt, sondern weil wir hier eine in Deutschland doch eher zurückhaltend geübte Verwendung eines Rautenschildes haben. Rautenförmige Schilde sind Frauen vorbehalten. Sie wurden erfunden, weil ein richtiger Schild zu kriegerisch erschien. Heraldisch rechts ist das Wappen des Ehemannes dargestellt, mit einem ordentlichen Schild, das Wappenbild Bresmal enthaltend. Heraldisch links ist der Wappenschild der Frau dargestellt, dafür wurde ein Rautenschild gewählt. Da man bei dieser Art der Darstellung dem Wappen der Frau den Bezug zu tatsächlichen Schutzwaffen nahm, entfällt bei ihr auch das Oberwappen. Beide Schilde sind unter Helm und Helmzier des Ehemannes vereinigt.

Rautenschilde kommen mehr in der französischen und englischen Heraldik vor als in der deutschen. Aus den Benelux-Ländern sind sie ebenfalls bekannt, was hier passend ist, denn "BEIDE GEBVRDIG VON LVTTIG". Eigentlich sind Rautenschilde Schnickschnack der Zeit jenseits der heraldischen Blütezeit und insbesondere der Papierheraldik, und die Existenz derselben sollte uns nicht zur Nachahmung ermuntern, zumal in heutiger Zeit auch diesbezüglich der Emanzipation Rechnung getragen werden sollte, denn es ist reichlich diskriminierend, in heutiger Zeit Frauen das Recht auf einen korrekten Schild zu nehmen. Der Rautenschild ist ein unheraldischer Schild, denn er wurde zu keiner Zeit wirklich im Kampf oder im Turnier getragen. Heute bemühen wir uns darum, heraldische Korrektheit an den Vorgaben der Blütezeit der Heraldik zu messen. Aus diesem Grund sind Rautenschilde eine unschöne Entwicklung, weil sie keinen Bezug mehr zu Form und Aussehen real geführter Schutzwaffen haben. Das Auftreten solcher Formen ist als Produkt ihrer Zeit zu sehen, nicht als Vorbild.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher

St. Martin, Schlußsteine der Vorhalle - St. Martin, Johann Hilchen II. von Lorch und Elisabeth von Walderdorff - Philipp IV. Hilchen von Lorch und Elisabeth von Bicken - Johann von Eschbach und Anna von Rossau - Johann III. Marschall von Waldeck - Johann von Breidbach und Loretta von Schöneck - Marquard vom Stein - Carl Heinrich Frhr. v. Hausen - Hilchenhaus

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