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Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1269
Krautheim (Jagst, Hohenlohekreis)
Wappen an der St. Marien-Kirche in Krautheim (Jagst)
An der St. Marien-Kirche in Krautheim begegnet uns Mainzer Geschichte. Die Erzbischöfe von Mainz erwarben 1365 den Ebersteiner Anteil von Krautheim und 1389 den Hohenloher Anteil. Die nun mainzische Burg wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört, als Ersatz baute Kurmainz ein Amtshaus daneben. Die Kirche stellt sich uns heute als ein Gemisch verschiedenster Bauteile aus ganz verschiedenen Epochen dar, von der Gotik bis zur Moderne, die das gotische Schiff zerstörend erweiterte; und verschiedene Wappensteine erinnern an Eckdaten der Baugeschichte.
Linke Abb.: Wappen des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. Er war in drei Bistümern Bischof: Würzburg ab 1642, Mainz ab 1647 und Worms ab 1663. Wir finden also aus seiner Mainzer Zeit erst Wappen ohne Worms, später mit Worms. Da hier Worms noch fehlt, ist dieser Stein zwischen 1642 und 1663 entstanden. Unter dem Wappenfeld befindet sich ein teilzerstörtes Inschriftenfeld, welches seine Titel auflistet. Johann Philipp war es übrigens, der 1660 die Krautheimer von der Leibeigenschaft befreit hatte. Dieser Wappenstein, der heute außen an der Sakristei eingemauert ist, steht in Zusammenhang mit einer baulichen Erweiterung um 1660, die 1664 geweiht wurde. Der Schild ist geviert mit Herzschild:
5 Helme, dazu rechts außen Schwert und links außen Krummstab hinter den Helmdecken und in der Mitte ein Vortragekreuz hinter dem Wappen:
Rechte Abb.: Wappenschild des Mainzer Erzbischofs Konrad III. von Dhaun (1419-1434), eine Kopie an der Giebelwand der neuen Kirche (Originalstein befindet sich im Kircheninneren), ohne Oberwappen. Dieser Stein war ursprünglich an der 1419 erbauten ersten Kirche. In Abweichung von der Erwartung, das Bistumssymbol in den höherwertigen Feldern zu sehen, ist er wie folgt geviert:
Linke Abb.: Dieser Grabstein für vier in den Jahren 1762, 1763, 1764 und 1769 verstorbene Geschwister Jo(hann)es Philipp, Carolina, Juliana und Philipp Adolph zeigt das Wappen Hedersdorff = Hettersdorf, in Silber ein ausgerissener schwarzer Baum, hier als Lindenbaum mit Blättern an den Enden der fünf Äste dargestellt, aber insgesamt ein eher variables Schildbild hinsichtlich seiner jeweiligen Darstellung. Die Helmzier ist der schwarze Baum aus dem Schild zwischen zwei einwärts gebogenen schwarzen Bärentatzen mit je zwei oder wie hier drei silbernen Spangen. Helmdecken schwarz-silbern. Die von Hettersdorf waren ursprünglich Vasallen des Erzstiftes Mainz, verbreiteten sich dann aber auch neben dem Kanton Rheinstrom in den Kantonen Rhön-Werra und Odenwald. In den Domkapiteln von Mainz, Fulda und Würzburg finden wir Mitglieder der Familie. 1829 starb die Familie im Mannesstamme aus, Namen und Wappen wurden anläßlich der Heirat von Alexis von Buddenbrock mit der Tochter des Freiherrn Franz Philipp von Hettersdorf mit dem der von Buddenbrock vereinigt.
Rechte Abb.: Wappen am Grabstein des kurfürstlich-mainzischen Keller(er)s und Oberschultheißen Siegmund Leibenstein (gest. 1686). Das Vollwappen Leibenstein (drei aus dem unteren Schildrand wachsende, gewellt gestielte, fächerförmig gestellte dreiblättrige Kleeblätter, Helmzier ein wachsender Mann, in der Rechten einen Gegenstand hochhaltend, die Linke eingestemmt, zwischen einem Paar Büffelhörner) ist einem Engel aufgelegt, der mit beiden Händen ein Tuch mit der Grabinschrift hält. Sie liest sich wie folgt: Hier li(e)gt begraben der Wohledle undt Veste Herr Siegmu(n)d Leibenstein gewesener Chur Fürstl. Mayntzl. Vogt zu Aschhausen(n) Keller u(nd) Oberschuldtheis von Crautheimb Welcher de(n) 27. Febru(ar) An(n)o 1686 Sei(n)es Alters 54 Jahr in Gott seelig eingeschlaffe(n) nebenst seine(m) Sohn Johan(n) Jakob gewesene(r) Retbore auch seines Alters bey 16 Jahre(n) deren Seelen der Allerhöchste Richter an s(e)ine(m) Al(l)gemeine(m) Tag wolle gnädig sein und beyde(n) sa(m)bt ael(l)e(n) in Gott ruhente(n) Christe(n) eine fröhliche Auferstehung verleyhen Amen. Ein ähnliches Schildbild findet sich übrigens als kommunales Wappen für Krautheim nach der Reichelschen Wappentafel angegeben im Siebmacher Band: St Seite: 211 Tafel: 229.
Ein weiterer Grabstein an der Außenwand der Kirche erinnert an Görg Blom von Krautheim (gest. 1540) und seine Ehefrau Kunigunda. Das Paar kniet vor einem großen Kruzifix, und in den vier Ecken befinden sich vier Wappen, die beiden oberen als Vollwappen, die beiden unteren nur als Schild. Die Inschrift lautet: "Anno D(o)m(ini) 1540 uff Di(e)nstag vor Sannt Gorgen (St. Georg) starb der edel und vest Gorig Blom von Krauthain und des 39 Jars dar vor an Sannt Katherina Tag starb die edle Fraw Kungund Blom gebor(e)n(e) von ......eck sein(e) e(he)liche hausfraw......" Das Wappen der Blom von Krautheim zeigt drei (2:1) Rosen und ist damit ein redendes Wappen (Blumen), als Helmzier ein wachsender Rüdenrumpf mit Halsband. Das Wappen heraldisch oben links zeigt einen Schrägbalken, als Helmzier ein beiderseits wie der Schild bez. Flug. Der Name ist leider bis auf "....eck" zerstört, möglich wäre eventuell Rau(h)eneck, was zum Wappen passen würde (Hinweise willkommen). Der Schild heraldisch unten rechts ist geteilt mit einem aus der Teilung wachsenden Tier oben, und der vierte Schild schließlich ist im Zackenschnitt geviert (Lichtenstein).
Weitere Wappen im Innern:
Literatur,
Links und Quellen:
Anton P. Rahrbach,
Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte
fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die
Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Hans Gercke, St. Marien-Kirche, Krautheim/Jagst, Schnell
Kunstführer Nr. 794, Verlag Schell & Steiner GmbH Regensburg
1994, 2. Auflage.
Die Wappen der Erzbischöfe und
Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Entwicklung der Wappen der Fürstbischöfe
von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein
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