Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1251
Erbach (Odenwald)

Das Alte Rathaus in Erbach

Das historische Rathaus der Stadt Erbach, aus einem Hauptbau und einem rechtwinklig daran anschließenden Torbau bestehend, wobei letzterer gleichzeitig Stadtpforte war, steht direkt an der Mümling, und ein Fachwerkerker ragt sogar auf drei Streben über den Fluß. An dem Steinsockel des Rathauses ist flußseitig ein auf 1545 datiertes Ehewappen für Eberhard XII. Graf zu Erbach Herr zu Breuberg (19.1.1511 - 12.7.1564), Landvogt im Unterelsaß, kurpfälzischer Großhofmeister, und seine Ehefrau Margarethe Wild- und Rheingräfin v. Dhaun (25.9.1521 - 5.4.1576) angebracht. Graf Eberhard war es, der den Hauptbau des Rathauses 1545 errichten ließ, mit ehemals offenem Erdgeschoß und Pfeilerarkaden. Das Obergeschoß wurde 1754 wegen mittlerweile eingetretener Baufälligkeit erneuert.

Das Stammwappen der Grafen von Erbach ist rot-silbern geteilt mit drei (2:1) sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben. Helmzier wäre zwei silbern-rot übereck geteilte Büffelhörner. Die Helmdecken wären rot-silbern.

Das Wappen der Rhein- und Wildgrafen ist hier etwas abweichend angestrichen. Da die Löwen in Feld 1 und 4 gekrönt sind, die in 2 und 3 hersehend, ist davon auszugehen, daß die Zuordnung einst genau anders herum war, wie häufiger in Erbach zu finden.

An der dem Schloß zugewandten Vorderseite des Rathauses ist zwischen den Bögen eine Stadtwappendarstellung von 1593 zu sehen. Sie stammt nicht aus der Erbauungszeit des Haupthauses, sondern aus der Zeit, als der Städtelbogen angebaut wurde. Graf Eberhard war es auch, der der Stadt Erbach ihr Wappen im Jahre 1560 am 10. Dezember stiftete: In Rot ein blauer Wellenschrägbalken, belegt mit drei sechsstrahligen roten Sternen. Die drei Sterne sind ganz klar vom Erbacher Grafenwappen abgeleitet worden. Schade ist nur, daß dabei die heraldische Farbregel so grausam verletzt wurde. Dieses Stadtwappen ist ein augenfälliges Beispiel, warum man nicht Farbe auf Farbe legt, sondern immer Farbe auf Metall und umgekehrt: Es hat weder Prägnanz noch Wirkung und schmerzt in den Augen. Da zu vermuten ist, daß man um 1560 noch ein ausgeprägtes Bewußtsein für heraldische Gestaltung hatte, kann gemutmaßt werden, daß man ein Stadtwappen vielleicht einfach nicht als ebenbürtig empfand und deshalb Regeleinhaltung nicht als so wichtig ansah. Direkt unter dem Stadtwappen ist übrigens das Halseisen des Prangers.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Peter W. Sattler, Helga Bartmann: Erbach erleben, ein Führer zu den historischen Sehenswürdigkeiten im Städtel und im Schloß, Edition Diesbach, Weinheim 2006, ISBN 3-936468-33-8 bzw. 978-3-936468-33-5
Peter W. Sattler, Helga Bartmann: Erbach im Odenwald: Wappen erzählen Geschichte. Aus der Geschichte von Stadt und Grafschaft Erbach, Band 7, Herausgeber: Magistrat der Kreisstadt Erbach im Odenwald und Historischer Verein für die Kreisstadt und ehemalige Grafschaft Erbach e.V., ISBN 3-9801518-2-4
Hartmut Platte: Das Gräfliche Haus Erbach-Erbach, Heft 8 der Reihe Deutsche Fürstenhäuser, Börde-Verlag Werl, 2004, ISBN 3-9807740-6-6
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hessische Kulturdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=11014&session=913&event=Query.Details

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