Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 760
Lich (Hessen,
Landkreis Gießen)
Lich:
Evangelische Marienstiftskirche (3)
Frank (Franco) von Cronberg, Epitaph
Frank
(Franco) der Reiche von Cronberg
Frank XII. von Cronberg ist
der Sohn von Walter VI. von Cronberg (1367 - 17.4.1400) und
dessen zweiter Frau, Elisabeth von Runkel. Als er 3 Jahre alt
war, verlor er seinen Vater. Er mußte schon früh vor seiner
Volljährigkeit sein Erbe antreten. Das war ein bedeutendes
Vermögen , von dem aber der Großteil von 24400 Gulden aus
Außenständen bestand, Hauptschuldner war der Erzbischof von
Mainz. Schon mit ca. 18 Jahren heiratete er Katharina von
Isenburg aus dem Hause der Grafen von Isenburg. Nur eine einzige
Tochter entsproß dieser Verbindung, die die Verbindung mit dem
Hause Solms begründete, die aber von ihren beiden Elternteilen
lange überlebt wurde. Weit erfolgreicher als in familiärer
Hinsicht war Frank in wirtschaftlichen Belangen. Er ist das
große Finanzgenie der Familie, der beachtlichen Wohlstand
erwarb, was ihm den Beinamen "der Reiche" einbrachte.
Im wesentlichen waren das Geldgeschäfte, Geldverleih,
Pfandgeschäfte, Maklergeschäfte, Handel mit Grundbesitz,
Rheinzölle. Die hauptsächlichen Geschäftspartner waren die
Kurfürsten von Mainz und Trier. Aber auch mit Naturalien wie
Getreide handelte Frank von Cronberg. Weit größere Margen als
mit Geldverleih waren jedoch mit Pfandgeschäften möglich, die
notorische Finanznot der Kurfürsten ließ sie Burgen, Dörfer,
ganze Städte an Frank verpfänden, der mit den Pfändern Gewinne
erwirtschaftete. So wurde ihm die zum Kurfürstentum Trier
gehörige Stadt Limburg gegen 12000 Gulden jahrelang verpfändet.
Frank ist im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen seiner Zeit weit
voraus. Er hat erkannt, daß die Quelle für wirtschaftlichen
Erfolg im Schulterschluß mit den Mächtigen der Zeit unter
Einsatz ökonomischer Vernunft mit einer guten Portion
politischen Opportunismus liegt, nicht in dem verzweifelten
Versuch vieler Zeitgenossen, als Gutsbesitzer oder Ritter den
bisherigen Status in einer sich wandelnden Welt zu behaupten,
während die Geldströme woanders flossen und die Hebel der Macht
woanders betätigt wurden. Der Einsatz an der Seite der
Kurfürsten für die Interessen der Hochstifte, nicht nur
finanzieller Art, sondern auch politischer Natur, wurde
honoriert, zum einen durch beachtliche Verdienstmöglichkeiten,
zum andern mit der Verleihung des Erbschenkenamtes der Stadt
Mainz am 17.3.1436. Frank von Cronberg erwarb gewaltige Gebiete
in der Wetterau bis an die Tore von Friedberg und Frankfurt. Ihm
gehörte Rödelheim, wo er eine gewaltige Burg innerhalb der
Frankfurter Burgfriedensgrenzen erbauen ließ und Dank
geschickter Verhandlungen mit der besorgten Stadt behauptete.
Aber letztendlich wurde dieser ganze Wohlstand nicht für das
Haus Cronberg akkumuliert, sondern für das Haus Solms. Sein
Enkel Kuno begründet die Linie Solms-Assenheim-Rödelheim, deren
Wohlstand dem Cronberger Erbe zu verdanken ist.
Frank von Cronbergs Grabdenkmal befindet sich im Chorumgang der ev. Marienstiftskirche. Die 1,25m x 2,43 m messende Platte wurde aus rotem Sandstein angefertigt. Die auf beiden Seiten jeweils unten beschädigte Umschrift aus gotischen Minuskeln lautet: "Anno d(omi)ni m cccc sexagesimo primo quinta die mensis marcij obijt nobilis domicellus (F)ranco de Cronenberg senior Cui(us) a(n)i(m)a requiescat in pace amen" - Im Jahre des Herrn 1461 am 5. Tag des Monats März verstarb der edle Junker Frank von Cronberg der Ältere, dessen Seele in Frieden ruhe.
Wie bei den anderen Epitaphien in Lich, die vermutlich aus einer Künstlerhand stammen, steht der Verstorbene in Rüstung mit hochgeschobenem Visier frontal dem Betrachter zugewandt und füllt das vertiefte rechteckige Zentralfeld aus. Die Arme sind etwas abgespreizt; der rechte Ellenbogen berührt die Inschriftenleiste. Der Verstorben hat zu Füßen zwei nach außen gewandte Löwen, die den Rachen nach oben drehen. Frank von Cronberg hält in der Rechten ein in einer mit einem Lederriemen umwickelten Scheide steckendes Anderthalbhänderschwert, das unten vom Rachen des einen Löwen umfaßt wird, auch dies ist ein Motiv, das bei mehreren Epitaphien in Lich zu finden ist und eine gemeinsame künstlerische Handschrift der Epitaphiengruppe ist. Wie beim Epitaph von Johannes von Solms ist der Helm mit Kleinod ins heraldisch obere linke Eck schräggestellt, die Inschriftenleiste teilweise verdeckend, und genauso ragt der Schild bis in die Mitte der Inschriftenleiste und unterbricht den Textverlauf zum zweiten Mal. Ganz ähnlich sind die Epitaphien von Johannes zu Solms (gest. 1457), des Grafen Johann V. zu Solms und seiner Frau aufgebaut und gestaltet.
Wappen
des Johannesstammes (Ohrenstammes)
Begründet wurde der
Ohrenstamm von Frank VIII. von Cronberg (1339 - gest. 1378). Er
ehelichte Loretta von Reiffenberg. Das Reiffenberger Wappen ist
wie folgt blasoniert: In Silber drei rote Schrägrechtsbalken,
darüber ein dreilätziger blauer Turnierkragen. Helmzier: Ein
silbernes und ein schwarzes Eselsohr, auch silbern-rot oder beide
schwarz. Helmdecken: Rot-silbern. Erst durch diese Heirat wurden
die Ohren des Reiffenberger Wappens als Helmzier etabliert, das
Cronberger Stammwappen wurde mit der Helmzier der Ehefrau
kombiniert, so kamen die Eselsohren in das Wappen des
Ohrenstammes, allerdings in Silber.
Geviert: Feld 1 und 4 Rot, Feld 2 und 3 in Silber 4 (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmig angeordneter Eisenhutfeh). Helmzier auf dem gekrönten Helm zwei silberne Eselsohren. Helmdecken rot-silbern. Weitere Beispiele für Wappen des Ohrenstammes (Johannesstammes) finden sich:
Genealogie des Johannesstammes
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage
2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Evangelische
Marienstiftsgemeinde Lich www.marienstiftsgemeinde-lich.de
Ausführliche Beschreibung der Kirche: http://www.marienstiftsgemeinde-lich.de/images/dokumente/MARIENSTIFTSKIRCHE%20ZU%20LICH%20Oberhessen.pdf - Text identisch mit dem Kirchenführer im Schnell
& Steiner Verlag, aber ohne die dortigen Abbildungen
Herbert Kammer, Evangelische Marienstiftskirche Lich/Oberhessen,
Schnell Kunstführer Nr. 666, 1957, 2. Auflage 1982, Verlag
Schnell & Steiner, München/Zürich.
M. Müller-Hillebrand: Cronberg, Geschichte eines
Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer
Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe,
Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN
3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von
Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3
Gerd Strickhausen: Zur frühen Baugeschichte der Oberburg
Kronberg i. Ts. und zur Gründung der Burg, Nassauische Annalen
115, 2004
Bruno Langhammer, Kronberger Geschichtsblätter, hrsg. v. Verein
für Geschichte und Heimatkunde Kronberg e.V., Heft 4: Kurfürst
Johann Schweikard, Westfälischer Frieden, 1996
Wolfgang Ronner, Kronberger Geschichtsblätter, hrsg. v. Verein
für Geschichte und Heimatkunde Kronberg e.V., Heft 11: Über die
Familie von Kronberg in Krieg und Frieden, 2002
H. Roth, Die plastischen Bildwerke in
der Marienstiftskirche, in: Licher Heimatbuch, Lich 1950
W. Küther: Das Marienstift Lich im Mittelalter, Lich 1977
Marienstiftskirche: https://de.wikipedia.org/wiki/Marienstiftskirche_(Lich)
Frank von Kronberg der Ältere 1461, Lich, in: Grabdenkmäler http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/847
Marienstiftskirche: J. v. Solms - Solms/Cronberg - F. v. Cronberg - Solms/Hanau/Sayn/Mecklenburg
Wappen der Herren von Cronberg - Kronenstamm - Flügelstamm - Ohrenstamm
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis der Evangelischen Marienstiftsgemeinde Lich (www.marienstiftsgemeinde-lich.de) und Herrn Pfarrer Lutz Neumeier vom 10.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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