Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 758
Lich (Hessen, Landkreis Gießen)

Lich: Evangelische Marienstiftskirche (1)
Johannes von Solms, Epitaph

Dieses ist das im Chorumgang der ev. Marienstiftskirche aufgestellte Grabdenkmal des Junggrafen Johannes von Solms, Sohn von Johannes V. Graf zu Solms-Lich (- 1457) und Elisabeth v. Cronberg-Rödelheim (-15.7.1438), Enkel von Frank dem Reichen von Cronberg und Bruder des Begründers der Grafschaft Solms-Assenheim-Rödelheim. Die 1,14 m x 2,17 m messende Platte ist aus rotem Sandstein angefertigt worden. Die Umschrift in gotischen Minuskeln lautet: "Anno d(omi)ni m cccc lvii ip(s)a die b(ea)ti agapiti m(arti)r(is) obiit nobilis ac generosus do(m)icellus iohan(n)es Comes in Solms hic sepult(us) c(uius) a(n)i(m)a r(e)q(ui)escat in pace" - Im Jahre des Herrn 1457, am Tage des Märtyrers und Heiligen Agapitus, verschied der edle und großzügige Junker Johannes Graf zu Solms, der hier begraben wurde, seine Seele ruhe in Frieden.

Wir sehen den Verstorbenen gerüstet mit hochgeschobenem Visier in frontaler Darstellung als erhabenes Relief in der leicht vertieften Zentralfläche der Platte. Zu seinen Füßen kauert ein Löwe, den Rachen nach oben gerichtet. Die Haltung des Ritters wirkt etwas unglücklich aufgeblasen, was dadurch kommt, daß die Oberarme etwas nach oben geführt wurden, so daß die angewinkelten Ellenbogen den umlaufenden Inschriftrahmen von innen berühren. In der Rechten hält der Ritter ein Schwert in umwickelter Scheide, das unten im Rachen des Löwen endet. Der Schwanz des Löwen ringelt sich unterhalb des Wappenschildes. Der an dieser Stelle die Inschriftenleiste überdeckende und den Text unterbrechende Wappenschild von Johannes zu Solms-Hohensolms-Lich (-18.8.1457) wird von ihm in der linken Hand an seiner linken Körperseite gehalten und zeigt in Gold einen blauen Löwen, das Solmser Stammwappen. In sehr alten Wappen des 13. und 14. Jh. wird der Löwe noch von Schindeln begleitet, die fielen später ab dem ausgehenden 14. Jh. weg. Ein solches Wappen mit Schindeln kann man in exzellenter Qualität sehen an der Tumbafigur des Grafen Heinrich IV. von Solms-Burgsolms (gest. 1314) im Kloster Altenberg an der Lahn. Später gingen die Schindeln verloren, vor allem, als das Wappen vermehrt wurde.

Der Helm ist nicht über dem Wappenschild dargestellt, sondern ist schräg in die optisch obere rechte Ecke der Platte geschoben, wobei die Helmdecke hinter dem behelmten Kopf des Ritters auf die andere Seite geht. Kleinod und Decke unterbrechen die Inschrift, weil sie weit auf die Inschriftenleiste ausgreifen. Das Kleinod: Sitzend ein blauer Löwe zwischen einem goldenen Flug. Helmdecken blau-golden. Hier finden wir eine eigenartige Mischung aus Profil- und frontaler Darstellung: Eigentlich ist der Helm frontal ausgerichtet, aber der Löwe wird leicht zur Seite abgebildet, so daß er zwischen die beiden Flügel geschoben erscheint und den hinteren z. T. verdeckt, während sein eigenes Hinterteil durch den vorderen Flügel abgedeckt wird.

Genealogie:
Abgebildet ist Johannes zu Solms-Hohensolms-Lich (-18.8.1457). Er blieb unverheiratet und hatte zwei Geschwister:

Eltern der drei:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Evangelische Marienstiftsgemeinde Lich www.marienstiftsgemeinde-lich.de
Ausführliche Beschreibung der Kirche:
http://www.marienstiftsgemeinde-lich.de/images/dokumente/MARIENSTIFTSKIRCHE%20ZU%20LICH%20Oberhessen.pdf - Text identisch mit dem Kirchenführer im Schnell & Steiner Verlag, aber ohne die dortigen Abbildungen
Herbert Kammer, Evangelische Marienstiftskirche Lich/Oberhessen, Schnell Kunstführer Nr. 666, 1957, 2. Auflage 1982, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich.
H. Roth, Die plastischen Bildwerke in der Marienstiftskirche, in: Licher Heimatbuch, Lich 1950
W. Küther: Das Marienstift Lich im Mittelalter, Lich 1977
Marienstiftskirche:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienstiftskirche_(Lich)
Johannes Graf zu Solms 1457, Lich, in: Grabdenkmäler
http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/845 (Stand: 14.12.2011)

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis der Evangelischen Marienstiftsgemeinde Lich (www.marienstiftsgemeinde-lich.de) und Herrn Pfarrer Lutz Neumeier vom 10.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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