Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 653
Wappen an
Bauten der Weser-Renaissance
Stadthagen:
Das Schloß der Schauenburger (3)
Ostflügel, Hofseite
Der Ostflügel des Stadthagener Schlosses weist hofseitig ein weiteres Allianzwappen auf, die Position in der unteres Abbildung ist über dem großen grünen Tor links neben dem rechten Zwerchgiebel. Es ist ein sehr spätes, mit dem wir weit jenseits der Grafen von Schauenburg sind und uns schon im Haus Schaumburg-Lippe befinden: Es ist auf 1875 AD datiert und gehört zu Adolf Georg Fürst zu Schaumburg-Lippe, 1817-1893, reg. 1860-1893, vermählt mit Hermine Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont (1827-1910).
Das Wappen von Adolf Georg Fürst zu
Schaumburg-Lippe
Der ererbte Titel der Herren
von Schauenburg wurde in den Herzschild gesetzt, die zugehörige
Helmzier in die Mitte. Eigentlich ist ja der Herzschild die
Stelle des Stammwappens in vermehrten Wappen, aber hier sei es
dadurch erklärt, daß erst durch die Schauenburgische Erbschaft
die Nebenlinie Lippe-Alverdissen so aufgewertet wurde, daß sie
schließlich souverän wurde, das Nesselblatt quasi das Zeichen
der Emanzipation vom Mutterhaus Lippe-Detmold ist. Und so wurde
es aus Wichtigkeitsgründen in den Herzschild gesetzt. Außerdem
fühlte man sich in direkter Kontinuität der Schaumburger. Das
Wappen der Grafen von Schaumburg-Lippe ist wie folgt aufgebaut:
Dieses Wappen trägt nur eine einzige Helmzier, die alte Schaumburger Helmzier, auf einem mit einer goldenen Dornenkrone gekrönten Helm zwei goldgestielte Pfauenwedel (Schleswig) und dazwischen ein Stoß von sieben goldenen Lanzen mit Fähnchen, die das holsteinische Wappenbild zeigen (Holstein). Helmdecken rot-silbern. Eigentlich könnten zu diesem Wappen drei Helme geführt werden: Holstein-Schauenburg, Lippe und Schwalenberg. Hier ist aber nur eine gewählt worden, und zwar nicht die lippische, obwohl der Mannesstamm eigentlich lippisch ist, sondern die schauenburgische, wohl um deutlich zu machen, daß man sich hier im von den Schauenburger Grafen erbauten Schloß in besonderer Kontinuität der Vorgänger sieht.
Das
Wappen der Hermine Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont
Das Wappen der Ehefrau,
Hermine Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont ist neunfeldrig mit
Herzschild:
Zu diesem Wappen würden insgesamt fünf Helme gehören, von denen hier aber nur der Helm 1 abgebildet ist:
Die anderen, hier nicht repräsentierten Helme von Waldeck-Pyrmont wären:
Ausführliche Diskussion des Pyrmonter Wappens vgl. unter "Pyrmont", "Schloß"
Geschichte: Schaumburg-Lippe
Der letzte Schaumburger Graf
war Otto VII, mit seinem Tod (Vergiftung aller evangelischen
Teilnehmer bei einer Versammlung während des 30jährigen Krieges
in Hildesheim) wurde die Grafschaft 1640 aufgeteilt zwischen den
Häusern Lippe und Hessen. Eine Schwester von Graf Ernst von
Schaumburg namens Elisabeth war mit Graf Simon VI zur Lippe
verheiratet, dies begründete den Anspruch durch das Haus Lippe.
Lippe-Alverdissen bekam Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg und zur Hälfte das Amt Sachsenhagen. Hessen-Kassel bekam Schauenburg, Rodenberg, Rinteln und ebenfalls zur Hälfte das Amt Sachsenhagen.
Den an Lippe gefallenen Teil der Grafschaft bekam Elisabeths Sohn Philipp (1601-1681), so wurde er der erste Herrscher von Schaumburg-Lippe. Die ihm zugefallenen Gebiete vereinigte er mit seinen eigenen Gebieten Alverdissen und Lipperode zu dem neuen Territorium (ab 1807 Fürstenrang und Fürstentum) Schaumburg-Lippe. Die Hauptlinie residierte in Bückeburg, die Nebenlinie weiter in Alverdissen. Ehebündnisse zwischen Schaumburg-Lippe und Hessen festigten die Zusammenarbeit bei der Verwaltung der Schaumburger Erbes.
Ein kleines Bißchen erhielt auch das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg: Lauenau und Bokeloh. Die Herrschaft Pinneberg, bis zuletzt noch als einziger ehemals holsteinischer Besitz in den Händen der Schauenburger, kam 1643 an König Christian IV von Dänemark und Herzog Friedrich III von Holstein-Gottorf, die aktuellen Landesherren. 1647-48 wurden schließlich die letzten Unklarheiten der komplexen Teilung vertraglich geregelt.
Die Herrschaft Gehmen war schon 1635 verlorengegangen, an die Grafen von Limburg-Styrum, und war nicht mehr Bestandteil der Erbmasse.
1748 muß Schaumburg-Lippe das Amt Blomberg an Lippe-Detmold abtreten. Nach der Übernahme durch die Alverdissener Nebenlinie geht das Amt Schieder ebenfalls an Lippe-Detmold verloren. 1812 kauft Lippe-Detmold auch Alverdissen, den Ursprung der Fürsten von Schaumburg-Lippe.
Schaumburg-Lippe konnte sich seine Eigenständigkeit gegenüber Preußen bewahren. 1871 tritt das Fürstentum dem Deutschen Reich bei - als zweitkleinster Bundesstaat. 1918 trat der regierende Fürst zurück, und das Land wird Freistaat mit neuer Verfassung von 1922. Bis auf die Zeit von 1933-45, wo es einem Reichsstatthalter unterstand, blieb das Land bis 1946 Freistaat, bis zum Anschluß an Niedersachsen.
Geschichte:
Die Stammfolge des Hauses Schaumburg-Lippe
Graf Simon VI, geb. 1554, reg.
1563-1613, vermählt mit 1.) Ermgard von Rietberg und 2.)
Elisabeth von Holstein-Schaumburg. Graf Simon war eine bedeutende
Herrscherpersönlichkeit der Renaissance. Er residierte auf
Schloß Brake. Unter seiner Herrschaft erlebte Lippe eine Blüte,
wirtschaftlich und kulturell. Graf Simon war kaiserlicher
Kammerherr, Reichshofrat, Obrist des
Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises. Und er ist
Stammvater aller Linien des Gesamthauses. Unter seinen Söhnen
beginnt die Verzweigung in das Haupthaus der Grafen und späteren
Fürsten zur Lippe unter Graf Simon VII einerseits und die
Nebenlinie Alverdissen, den späteren Grafen und Fürsten von
Schaumburg-Lippe. War bis hierhin die Stammfolge identisch mit
dem Hause der Fürsten zur Lippe, so beginnt hier die neue Linie.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
(Fürsten, Souveräne)
Hartmut Platte: Schaumburg-Lippe, Geschichte eines
Fürstenhauses, Reihe Deutsche Fürstenhäuser, Heft 4,
Börde-Verlag Werl 2007, ISBN 978-3-980-6221-9-6
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, CH Beck
Verlag München, 6. Auflage 1999, ISBN 978-3-406-54986-1
Stadthagen: Schloß, Westtrakt - Schloß, Haupteingang - Schloß, Ostflügel - Schloß, Nordflügel - Schloß, Wirtschaftsgebäude (Marstall)
Die Entwicklung des Wappens der
Grafen von Schauenburg in Westfalen
Die Wappen der Grafen und Fürsten
von Waldeck-Pyrmont
Das Feld für die
Grafschaft Gleichen und seine Verbreitung in deutschen
Adelswappen
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