Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 655
Wappen an
Bauten der Weser-Renaissance
Stadthagen:
Das Schloß der Schauenburger (5)
Wirtschaftsgebäude (Marstall)
Vor der an einer Ecke
geöffneneten Vierflügelanlage des Schlosses liegen die alten
Wirtschaftsgebäude (hier der Marstall), schlichte Steingebäude
mit Fensterrahmen aus Werksandstein. Auch dieses Gebäude ist mit
einem Wappenstein verziert:
Die Inschrift unter dem Wappen
lautet: "VON GOTTES GNADEN OTTO GRAVE ZV / HOLSTEIN
SCHAVMBVRCH VNDE STERNNEN / BARGE HERE ZV GEMEN ANNO 1561".
Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
- Hauptschild: geviert:
- Feld 1 und 4: In Gold ein
achtzackiger roter Stern (Grafschaft
Sternberg). Mitte des 16. Jh. kam es bei
der Wappenvermehrung in das neue Wappen der
Schaumburger. Damals war die Herrschaft aber
schon an das Haus Lippe gegangen, erst als
Pfandbesitz, später nach dem Aussterben der
Schaumburger 1640 als erblicher Besitz.
- Feld 2 und 3: In Silber ein
roter Balken, jener belegt mit drei goldenen
Pfählen (Herrschaft Gehmen).
Graf Johann IV (gest. 1527) erwarb die Herrschaft
durch seine Ehe mit Cordula von Gehmen,
Erbtochter von Heinrich von Gehmen. Mitte des 16.
Jh. kam es in das Wappen.
- Herzschild: In Rot ein silbernes
Nesselblatt, je nach Darstellung an den drei Ecken zu
einem Nagel ausgezogen (Stammwapen Schaumburg),
kann mit einem silbernen oder silbern-rot geteilten
Schildchen belegt sein.
Dazu gehören folgende 3
Helme:
- Helm 1 (Mitte, groß): Mit einer
goldenen Dornenkrone (Dornenkranz) gekrönt. Zwei
goldgestielte Pfauenwedel (Schleswig)
und dazwischen ein Stoß von sieben goldenen Lanzen mit
Fähnchen, die das holsteinische Wappenbild zeigen (Holstein).
Helmdecken rot-silbern.
- Helm 2 (optisch links, verkleinert):
Zwei rot-golden übereck geteilte Büffelhörner,
dazwischen ein achteckiger roter Stern, fehlt hier
(Kleinod der Grafschaft Sternberg)
- Helm 3 (optisch rechts, verkleinert):
Ein mit goldenen Blättern oder Flittern bestreuter
silbern-schwarz geteilter Flug (Kleinod der Herrschaft
Gehmen, so abgebildet im Bruderschaftsbuch St.
Hubertus). Helmdecken schwarz-golden. Cave: Für die
Herren von Gehmen werden auch alternative Helmkleinode
beobachtet, so ein beiderseits mit einem roten Balken
belegter silberner Flug, jener jeweils belegt mit drei
goldenen Pfählen (Beispiel Rathaus Lemgo).
Interessant ist bei dieser
Darstellung der "Bedeutungsmaßstab" bei der Behandlung
der drei Helme: Der mittlere, wichtigste, ist doppelt so hoch und
nimmt viermal so viel Fläche ein wie die flankierenden Helme. Im
Schild ist die Verteilung vergleichsweise umgekehrt. Ein ganz
ähnlich gestaltetes Wappen ließ sein Sohn Adold XI am
Nordflügel des Schlosses anbringen. Außergewöhnlich ist ferner
bei diesem Wappen, wie stark die Helmdecken auf die tragenden
Teile des Rahmens übergreifen.
Blick vom Schloßeingang auf
den Marstall. Unter dem Giebel, der die gleiche Formensprache wie
die Giebel des Schlosses verwendet, ist im zweiten Obergeschoß
der Wappenstein zwischen den Fenstern zu erkennen.
Geschichte:
Liste der Grafen von Holstein-Schauenburg und Fürsten von
Holstein-Schauenburg
Folgende Grafen und Fürsten
herrschten über Schauenburg (Schaumburg) und Holstein-Pinneberg:
- Graf Adolf VI (geb. 1256, reg.
1290-1315, gest. 1315), vermählt ca. 1297 Helene von
Sachsen
- Graf Adolf VII von
Holstein-Schauenburg (geb. ca. 1297, gest. 1354, reg.
1315-1354), vermählt in erster Ehe mit Hedwig von
Schwalenberg und 1322 in zweiter Ehe mit Heilwig zur
Lippe
- Graf Adolf VIII von
Holstein-Schauenburg (reg. 1354-1370, gest. 1370, Sohn
von Adolf VII).
- Graf Otto I von Holstein-Schauenburg
(geb. ca. 1330, gest. 1404, reg. 1370-1404, Bruder von
Adolf VIII), 1368 vermählt mit Mechthild von
Braunschweig-Lüneburg
- Graf Adolf IX von Holstein-Schauenburg
(geb. ca. 1370, reg. 1404-1426, gest. 1426, Sohn von Otto
I), vermählt mit Helene von Hoya
- Graf Otto II von Holstein-Schauenburg
(geb.1400, reg. 1426-1464, gest. 1464, Sohn von Adolf
IX), vermählt 1418 mit Elisabeth von Hohnstein
- Graf Adolf X von Holstein-Schauenburg
(geb.1419, reg. 1464-1474, gest. 1474, Sohn von Otto II),
vermählt ca. 1459 mit Gräfin Irmgard von Hoya
- Graf Erich I von Holstein-Schauenburg
(geb.1420, reg. 1474-1492, gest. 1492, Bruder von Adolf
X), vermählt 1476 mit Gräfin Hebe von Ostfriesland
- Graf Otto III von Holstein-Schauenburg
(geb.1426, reg. 1492-1510, gest. 1510, Bruder von Adolf X
und Erich I)
- Graf Antonius von Holstein-Schauenburg
(geb. 1439, reg. 1510-1526, gest. 1526, Bruder von Adolf
X, Erich I und Otto III), vermählt 1491 in erster Ehe
mit Sophie von Sachsen-Lauenburg und 1497 in zweiter Ehe
mit Anna von Schönburg
- Graf Johann IV von
Holstein-Schauenburg (geb.1449, reg. 1526-1527, gest.
1527, Bruder von Adolf X, Erich I, Otto III und
Antonius), vermählt mit Cordula von Gehmen (geb. ca.
1443, gest. 1528)
- Graf Jobst I von Holstein-Schauenburg
(geb. 1483, reg. 1527-1531, gest. 1531, Sohn von Johann
IV), vermählt 1506 mit Gräfin Maria von Nassau-Dietz
(geb. 1491, gest. 1547)
- Graf Johann V von Holstein-Schauenburg
(geb. ca. 1512, reg. 1531-1560, gest. 1560, Sohn von
Jobst I), vermählt 1555 mit Gräfin Elisabeth von
Ostfriesland (geb. 1531, gest. 1558)
- Graf Jobst II von Holstein-Schauenburg
zu Gehmen (geb. ca. 1520, reg. 1531-1581 in Gehmen, gest.
1581, Bruder von Johann V), vermählt 1561 mit Elisabeth
von Palland (gest. 1606)
- Graf Otto IV
von Holstein-Schauenburg (geb. 1517, reg. 1533-1576 in
Stadthagen und Bückeburg, 1531-1537 als Otto III Bischof
von Hildesheim, gest. 1576, Sohn von Jobst I, Bruder von
Jobst II), vermählt zum ersten Mal 1544 mit Maria von
Pommern-Stettin, Tochter von Barnim IX, Herzog von
Pommern und Stettin, und in zweiter Ehe 1558 mit
Elisabeth-Ursula von Braunschweig-Wolfenbüttel (geb.
1539, gest. 1586), eine Tochter von Ernst I., Herzog zu
Braunschweig-Grubenhagen
- Graf Adolf XI von Holstein-Schauenburg
(geb. 1547, reg. 1576-1601, gest. 1601, Sohn von Otto
IV), vermählt 1583 mit Elisabeth von
Braunschweig-Wolfenbüttel (geb. 1567, gest. 1618)
- Graf Ernst von Holstein-Schauenburg,
ab 1620 Fürst von Holstein-Schauenburg (geb. 1569, reg.
1601-1622, gefürstet 1620, gest. 1622, Sohn von Otto IV,
Bruder von Adolf XI), vermählt 1597 mit Hedwig von
Hessen-Kassel (geb. 1569, gest. 1644). Mit ihm starb die
Hauptlinie Holstein-Schauenburg aus, jetzt übernimmt die
Nebenlinie Gehmen.
- Fürst Jobst Hermann von
Holstein-Schauenburg (geb. 1593, reg. 1622-1635, gest.
1635, Enkel von Jobst II, Sohn von Graf Heinrich von
Holstein-Schauenburg aus der Gehmener Nebenlinie und
Gräfin Mechthild von Limburg-Styrum)
- Graf Otto V von Holstein-Schauenburg
(geb. 1616, reg. 1635-1640, gest. 1640, Sohn von Graf
Georg Hermann, Enkel von Graf Jobst II, Cousin von Fürst
Jobst Hermann), starb unvermählt, ohne Nachkommen.
Literatur:
Siebmachers Wappenbücher
(Fürsten, Souveräne)
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, CH Beck
Verlag München, 6. Auflage 1999, ISBN 978-3-406-54986-1
http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/schauenburger.htm
http://genealogy.euweb.cz/pan/holstein.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein2.html, http://genealogy.euweb.cz/holstein/holstein1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Holstein-Pinneberg
Stadthagen:
Schloß, Westtrakt - Schloß,
Haupteingang
- Schloß, Ostflügel - Schloß,
Nordflügel
- Schloß, Wirtschaftsgebäude
(Marstall)
Die Entwicklung des Wappens der
Grafen von Schauenburg in Westfalen
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