Bernhard Peter
Die Wappen des Hauses Waldeck

Das Stammwappen der Familie
Das Stammwappen der Grafen von Waldeck, einem alten Grafengeschlecht, das seit 1712 reichsfürstlich wurde und 1806 sogar souverän, ist in Gold ein achtstrahliger schwarzer Stern. Die Helmzier ist ein goldener Flug, beiderseits belegt mit einem achtstrahligen schwarzen Stern. Die Helmdecken sind schwarz-golden.

Bildbeispiel: Lemgo, Rathaus

 

Abb.: Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895. Hupp wählt nach alten Siegelbildern einen halben Flug in altertümlicher Darstellung als Brett mit aufgesteckten Federn.

Der Waldecker Stern
Eigentlich ist das Haus Waldeck eine Seitenlinie der Grafen von Schwalenberg (Alt-Schwalenberg). Alt-Schwalenberg führte in Gold einen roten Stern. Die Seitenlinie, die sich von Waldeck nannte, differenzierte ihr Wappen von der Alt-Schwalenberger Hauptlinie durch einen Wechsel der Tinktur des Sternes: Es wurde nun in Gold (gleich) ein schwarzer (geändert) achtstrahliger Stern. Cave: Neu-Schwalenberg ist von Alt-Schwalenberg ebenfalls durch einen Tingierungswechsel differenziert, zusätzlich kommt als differenzierendes Beiszeichen die Schwalbe ins Schildbild. Alt-Schwalenberg lebt in Sternberg fort, um die Verwirrung komplett zu machen. Und beide, Sternberg und Neu-Schwalenberg, im Wappen der Fürsten zu Lippe.

Wie eng die drei Familien verwandt sind, sieht man hieran: Heinrich I Graf von Sternberg (gest. ca. 1280), war ein Bruder von Graf Adolf I von Neu-Schwalenberg (gest. ca. 1300). Und beide sind Neffen von Adolf I von Waldeck (gest. ca. 1270), dem Stammvater der Grafen und Fürsten zu Waldeck. Fassen wir zusammen: Alt-Schwalenberg ist der Ursprung. Dessen Schildbild hat sich in Sternberg erhalten. Neu-Schwalenberg und Waldeck sind durch Wechsel der Tinkturen resp. Aufnahme von Beizeichen abgeleitet.

Beispiel: Darmstadt, evangelische Stadtkirche, Epitaph des Grafen Philipp VI. v. Waldeck

Beispielhafte numismatische Belege (externe Links auf waldecker-muenzen.de): Beispiel 1 - Beispiel 2 - Beispiel 3 - Beispiel 4

Genealogie des Hauses Waldeck: Wildunger und Eisenberger Linie

Das vermehrte Wappen der Grafschaft Waldeck-Pyrmont
Tonna und Pyrmont halten Einzug ins Wappen: Pyrmont war zwischenzeitlich im Besitz der Grafen von Gleichen-Tonna, die mit den Grafen von Spiegelberg verschwägert waren. Aber auch Pyrmont hängt mit den Schwalenbergern zusammen: Im 12. Jh. war die Grafschaft Pyrmont eine Secundogenitur der Grafen von Schwalenberg, die 1494 erlosch und nach langem Streit mit Paderborn an die Grafen von Spiegelberg kam. 1631 erloschen die Grafen von Gleichen. 1621 war ein Erbvertrag geschlossen worden, aufgrund dessen die Grafschaften Pyrmont und Spiegelberg jetzt an Waldeck fielen, die ihnen Graf Johann Ludwig von Gleichen-Tonna bereits 1625 abgetreten hatte. Die Basis für die Ansprüche bildete die am 20.5.1582 geschlossene Ehe zwischen Margarethe von Gleichen (28.5.1556-14.1.1619) und Günther Graf von Waldeck-Wildungen (29.6.1557-23.5.1585). Die Grafen von Waldeck behielten 1631 die Grafschaft Pyrmont, aber die Grafschaft Spiegelberg kam 1631 an das Haus Nassau-Diez.

Weiterhin übernahmen die Grafen von Waldeck 1640 die Güter, die 1631 an die Schenken von Tautenburg gefallen waren (Herrschaft Tonna mit Burgtonna, Aschara, Eckardtsleben, Illeben, Döllstedt, Bienstädt, Ufhausen, Töttelstädt und Teilen von Eschenbergen). Mit dem Tod von Christian Schenk von Tautenburg übernahmen die Waldecker das territoriale Erbe wie genannt. Die Grafen von Waldeck waren jedoch nie Inhaber eines Grafentitels von Gleichen. Sie führten lediglich den Löwen der Grafen von Gleichen für die Herrschaft Tonna. Deshalb kann man die Wappenkomponenten, obwohl sie dem Wappen der Grafen von Gleichen entnommen wurden, auch nicht als Grafschaft Gleichen ansprechen; sie stehen lediglich für die Herrschaft Tonna. Die Grafen von Waldeck behielten die Herrschaft Tonna aber nur 37 Jahre lang, denn am 4.10.1677 verkauften sie diese an Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Waldeck-Pyrmont führt aber dennoch das Wappen Gleichen für Tonna weiterhin in seinem vermehrten Wappen. Es ist jetzt wie folgt aufgebaut:

Drei Helme führt das Wappen:

Beispiel: Wappentafel der Gräfin Catharina von Waldeck (1612-1649), Witwe des Grafen Simon Ludwig zur Lippe, die 1637-1643 die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Simon Philipp führte und die 1652 in St. Nicolai zu Lemgo bestattet wurde. 1643 heiratete sie Herzog Philipp Ludwig von Holstein, verstarb aber 6 Jahre später im Kindbett. Eine Bestattung in der Blomberger Familiengruft verwehrte man ihr.

Beispielhafte numismatische Belege (externe Links auf waldecker-muenzen.de): Beispiel 1 - Beispiel 2

Erben der Schenken von Limpurg, Linie Gaildorf: die Grafen von Waldeck-Bergheim und Waldeck-Landau
Der anteilige Besitz der Grafen von Waldeck an der Limpurger Erbschaft speist sich allein aus dem Solms-Assenheimer Anteil, dort aber aus mehreren Quellen: Die Familie erwarb Anteile sowohl durch Erbheirat als auch durch Kauf. Josias Graf von Waldeck-Bergheim (20.8.1696-2.2.1763) erheiratete durch die Ehe mit Dorothea Sophia Wilhelmina Gräfin zu Solms-Rödelheim und Assenheim (1698-6.2.1774) 6/48 von Limpurg-Gaildorf quasi aus zweiter Hand. Sein Sohn Josias Wilhelm Leopold Graf von Waldeck-Bergheim (16.10.1733-4.6.1788) gab das Erbe kurzfristig gegen Cash auf, verkaufte 1801 seine 6/48 an den Grafen von Lynar, der die Anteile 1802 an den Grafen von Pückler weiterverkaufte, und schließlich kaufte Graf Josias Wilhelm Leopold 1813 die Anteile nach dieser "Spielerrunde"zurück. Von den Nachkommen der beiden Schwestern der Dorothea Sophia Wilhelmina Gräfin zu Solms-Rödelheim und Assenheim fanden weitere Anteile den Weg zu den Grafen von Waldeck: Louise Carolina Wilhelmina Sophia Christine Gräfin von Pückler (4.9.1786-12.1.1856), vermählte von Roeder, verkaufte am 23.4./31.5.1819 einen Anteil von 1/48 an Georg Friedrich Karl Graf von Waldeck-Landau. Und Carl Friedrich Ludwig Christian Ferdinand Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim (15.5.1790-18.3.1844), der mit seinem Anteil von 6/48 die gleiche "Spielerrunde" wie oben vollzogen hatte, verkaufte am 6.7.1819 seine 6/48 ebenfalls an Georg Friedrich Karl Graf von Waldeck-Landau (31.5.1785-18.6.1826). Aber dieser kaufte nicht nur, sondern hatte auch selber 1,5/48 geerbt. Um das zu arrondieren, kaufte er noch am 30.9.1816 4,5/48 von seinen drei Geschwistern, hat jetzt das elterliche Erbe von 6/48 ganz, insgesamt aber 13/48, wovon er 1,5 Teile geerbt und 11,5 Teile gekauft hat. Über seine Witwe kommen diese 13 Anteile an seinen Neffen, der sie seiner Schwester überließ. Beide hatten selber nichts von ihrem Vater geerbt, da dieser seinerzeit seinen Anteil an ihren Onkel verkauft hatte. Fazit: 13/48 landen jetzt bei Caroline Mechtild Emma Charlotte Christiane Luise Gräfin von Waldeck (23.6.1826-28.2.1899), die Carel Anton Ferdinand Graf von Bentinck Graf von Aldenburg (4.3.1792-28.10.1864) heiratete und so diese Anteile an das gräfliche Haus Bentinck brachte. Später gingen diese 13/48 an das Haus Ortenburg.

Vier Generation lang waren Anteile im Besitz der Grafen von Waldeck-Bergheim bzw. Waldeck-Landau. Deren Wappen in der einfachsten Form ist geviert (Limpurg) mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot vier aufsteigende silberne Spitzen, Feld 2 und 3: in Blau 5 (3:2) aufrechte silberne Heerkolben, Herzschild: in Gold ein achtzackiger schwarzer Stern (Grafschaft Waldeck). In dieser Form fand das Wappen später Eingang in das Wappen der Grafen von Bentinck.

Die vermehrte Form des Wappens der Grafen von Waldeck-Bergheim wird im Siebmacher Band: Gf Seite: 72 Tafel: 118 beschrieben und berücksichtigt die sonstigen Territorien und Ansprüche des Hauses Waldeck:

Dazu wird ein aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel geführt. Wenn eine Darstellung mit Helmen erfolgen sollte, stehen folgende vier Helme zur Verfügung:

Bildbeispiel: Gaildorf, Neues Schloß, Wappen für Wilhelm Carl Philipp Otto Graf von Bentinck und Waldeck-Limpurg, Graf von Aldenburg (28.11.1848-2.11.1912), Teil eines Ehewappens am Vorbau der Parkfassade. Waldeck-Limpurg bildet Feld 3 eines gevierten Wappens, Hervorhebung der Felder für Limpurg. Hier fälschlicherweise nur drei statt vier Spitzen.

Nach dem Übergang an die von Bentinck-Aldenburg ergibt sich folgendes Wappen Bentinck-Aldenburg-Waldeck-Limpurg: Geviert:

Es gehörten vorher zum Bentinck-Wappen vier gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte rechts): drei Straußenfedern golden-blau-golden, Helm 2 (Mitte links): ein schwarzer Doppeladler, Helm 3 (ganz rechts): zwei gebogene rot gekleidete Arme mit goldenen Aufschlägen, je eine silberne Straußenfeder schräg aufwärts haltend (Stammhelm Bentinck), Helmdecken blau-silbern, Helm 4 (ganz links): wachsender goldener Löwe, Helmdecken rot-golden. Die drei anderen Helme neben dem Stammhelm wurden aus dem Wappen der von Aldenburg übernommen. Dazu wären jetzt noch der waldeckische und der limpurgische Helm möglich, das wird aber nicht gemacht, sondern das Ganze wird von einem Wappenmantel umrahmt.

Linie Waldeck-Eisenberg (auch Waldeck-Kulenburg oder Waldeck-Culemborg genannt)
Zweimal gespalten und einmal geteilt mit Herzschild

Abb.: Schild für Albertine Elisabeth Gräfin zu Waldeck-Eisenberg (9.2.1664 - 1.11.1727),
über dem Portal der ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin in Kleinheubach (Landkreis Miltenberg).

Beispielhafte numismatische Belege (externe Links auf waldecker-muenzen.de): Beispiel 1 - Beispiel 2.

Im alten Rathaus von Werth (Gemeinde Isselburg) befindet sich ein Wappen für Georg Friedrich v. Waldeck-Eisenberg mit einem Feld mehr, also mit acht Inhalten. Der Schild ist zweimal geteilt (unter Korrektur von Fehlfarben):

Ein ähnliches Wappen ist im Siebmacher, Band Souveräne 1, S. 47, T. 108 aufgeführt, allerdings mit noch einem Feld mehr. Das gleiche Wappen mit 9 verschiedenen Inhalten taucht in einem unter Georg Friedrich v. Waldeck-Eisenberg entstandenen Druck des Culemburgischen Stadt- und Landrechts von 1680 auf.

Georg Friedrich Fürst von Waldeck-Eisenberg war auch Kommandeur des Johanniter-Ordens zu Lagow, weshalb es sein Wappen auch mit dem achtspitzigen Ordenskreuz unterlegt gibt, so z. B. auf einem Druck des Culemburgischen Stadt- und Landrechts von 1680.

Dazu bei diesen Varianten fünf Helme. Meist werden drei auf den Schildrand gesetzt und zwei seitlich neben den Schild gestellt. Davon werden folgende Helme auf dem Schildrand sitzend präsentiert:

Rechts und links des Schildes befinden sich zwei weitere Helme, völlig losgelöst vom Schild:

Es können aber auch genauso alle fünf Helme auf dem Schildrand präsentiert werden, wie die Darstellung des Wappens für Albertine Elisabeth Gräfin zu Waldeck-Eisenberg (9.2.1664 - 1.11.1727) über dem Portal der ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin in Kleinheubach belegt.

Abb. Fünf Helme für Albertine Elisabeth Gräfin zu Waldeck-Eisenberg (9.2.1664 - 1.11.1727),
über dem Portal der ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin in Kleinheubach (Unterfranken)

Die Stammlinie von der Teilung der Linien bis zur Erhebung in den Fürstenstand

Das um Rappoltstein vermehrte Wappen der Grafschaft Waldeck-Pyrmont
Im nächsten vermehrten Wappen halten weitere Bestandteile Einzug. Es sind alles Anspruchswappen, die den Schild jetzt auffüllen. Er ist neunfeldrig mit Herzschild:

Zu diesem Wappen gehören insgesamt fünf Helme:

Bildbeispiel: Schloß Pyrmont, Südgiebel des in der Festung befindlichen Schlosses

Abb.: Zeichnung des Wappens von Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1914, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1914

Beispielhafte numismatische Belege (externe Links auf waldecker-muenzen.de): Beispiel 1 - Beispiel 2 - Beispiel 3 - Beispiel 4 - Beispiel 5 - Beispiel 6 - Beispiel 7

Eine Abweichung bei den Helmzieren gab es bei einer gräflichen Nebenlinie, die Josias Graf v. Waldeck-Bergheim (20.8.1696 - 2.2.1763), ein Sohn des Grafen Christian Ludwig, einem jüngeren Bruder des im Jahre 1712 gefürsteten Friedrich Anton Ulrich, gründete: Er verwendete die Helme von rechts nach links: Hohenack, Pyrmont, Waldeck, Rappoltstein und Geroldseck - Tonna (Gleichen) fehlte, dafür wurden Waldeck und Pyrmont entzerrt und wieder auf zwei Helme verteilt.

Das meiste ist nur Anspruch im vermehrten Wappen
Betrachten wir das zweite vermehrte Wappen genauer: Von neun Feldern sind nur 1x Waldeck und 2x Pyrmont "echt". Waldeck ist der Stammsitz des Geschlechtes, und Pyrmont ist ihr später dazugekommener Besitz. Alles andere, also zwei Drittel der Felder, sind Ansprüche ohne realen Hintergrund. Die Grafen haben die übrigen Gebiete nie besessen oder beherrscht. Die Grafen und Fürsten trugen klangvolle Titel wie "Se. Durchlaucht, der regierende Fürst zu Waldeck und Pyrmont, Graf zu Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldeck am Wasziegen" - wahr davon waren nur Waldeck und Pyrmont.

Der Hintergrund zu den elsässischen "Besitzungen": Die Herren von Rappoltstein sind eine uradelige Familie und herrschten von 1084 bis 1673 im Elsaß, in und um Rappoltsweiler (Ribeauville). Bekannt sind die Burgen der Rappoltsteiner, allen voran die wunderschöne Ulrichsburg, dazu Giersberg und Hohen-Rappoltstein, Hohenack und Judenburg, bekannt auch der erbitterte Konflikt mit den Giersbergern. Der letzte Herr von Rappoltstein wurde in den Grafenstand erhoben, es handelte sich um Johann Jacob Graf von Rappoltstein (1598-1673). Sein vollständiger Titel lautete "Graf zu Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck am Wasichin". 1673 starb das Geschlecht in männlicher Linie aus. Die Besitztümer fielen an das Haus Birkenfeld-Bischweiler-Pfalz-Zweibrücken, denn durch ein altes kaiserliches Privileg war es den Rappoltsteinern erlaubt, ihren Titel auch in weiblicher Linie zu vererben, wenn keine männlichen Nachkommen das Erbe antreten konnten. Catharina Agathe Gräfin zu Rappoltstein, Herrin zu Hohenack und zu Geroldseck am Wasichen (1648-1683), älteste Tochter des verstorbenen Grafen Johann Jacob, heiratete im Jahr 1667 Christian II., Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler (1637-1717), der 1673 den Rappoltsteiner Titel annahm. 1699 folgte sein Sohn Christian III nach, auch als Titelträger.

Graf Johann Jakob von Rappoltstein hatte einen Bruder, Georg Friedrich Graf zu Rappoltstein, und dessen Tochter, Anna Elisabeth Gräfin von Rappoltstein (1644 - 1676) heiratete 1658 Christian Ludwig; Graf von Waldeck (1660-1706), den Vater des Friedrich Anton Graf von Waldeck und Pyrmont. Im Gegensatz zur Grafentochter, die den Titel und die Besitzansprüche tatsächlich erbte, war der Anspruch über die Nichte des letzten Rappoltsteiner Grafen inhaltsleer. Mit der tatsächlichen Ausübung der ererbten Rechte war es aber nicht weit her, denn die betreffenden Besitzungen standen seit 1680/81 unter französischer Souveränität. Die leiseste Resthoffung auf Rappoltstein ging endgültig in der Französischen Revolution verloren, als am 4.8.1789 durch Beschluß der Nationalversammlung sämtliche Feudalrechte aufgehoben wurden. Ungeachtet dieser Fakten und ungeachtet der Tatsache, daß Anna Elisabeth NICHT die Erbin war, führte und führt das Haus Waldeck-Pyrmont die Ansprüche im Wappen weiter. So nennt sich der heutige Chef des Hauses immer noch "Wittekind, Fürst zu Waldeck und Pyrmont, Graf zu Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck am Wasigen".

Auftreten der neuen Komponenten
In ganz ungewohnter Weise sind die Elemente am Epitaph des Grafen Philipp VI. v. Waldeck in Darmstadt auf die beiden äußeren Schilde aufgeteilt: Beide sind geviert mit Herzschild. In beiden Herzschilden ist das Stammwappen der Grafen von Waldeck, in Gold ein achtstrahliger schwarzer Stern. Beide Hauptschilde sind aus je zwei Komponenten geviert. Der optisch linke Schild: Feld 1 und 4: In Silber ein rotes Ankerkreuz (Grafschaft Pyrmont), Feld 2 und 3: In Silber 3 (2:1) golden gekrönte, schwarze Adlerköpfe (auch als Rabenköpfe angesprochen, Herrschaft Hohenack, Elsaß), der optisch rechte Schild: Feld 1 und 4: In Silber ein golden gekrönter, roter Löwe, das Feld mit querliegenden, blauen Schindeln bestreut (Herrschaft Geroldseck, Elsaß (Saverne), Feld 2 und 3: In Silber 3 (2:1) rote Schildchen (Grafschaft Rappoltstein, Elsaß).

Abbildung: Darmstadt, evangelische Stadtkirche, Epitaph des Grafen Philipp VI. v. Waldeck von 1582

Beide Schilde zusammen ergeben den später geführten vermehrten Schild des Grafenhauses Waldeck, der als weitere, hier nicht repräsentierte Komponente noch in Blau einen golden gekrönten, silbernen Löwen mit Doppelschweif (Herrschaft Tonna) enthält. Im Jahre 1582 war der Anspruch auf die elsässischen Besitzungen noch eine verfrühte Idee, denn Johann Jacob Graf zu Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck am Wasichin, starb erst 1673, was das Erlöschen des Geschlechtes in männlicher Linie bedeutete. Vermutlich datieren die Schilde später.

Die Genealogie seit Erhebung in den Fürstenstand bis zur neuesten Zeit

Kleines Staatswappen und Kurzform heute
Der Schild ist gespalten, vorne in Gold ein achtstrahliger schwarzer Stern (Waldeck), hinten in Silber ein rotes Ankerkreuz (Pyrmont). Das Ganze in einem Wappenmantel mit Fürstenhut. Heute ist beim Fürstenhaus diese "Kurzform" in Gebrauch, bei der man sich auf die angestammten Herrschaftsgebiete besinnt und die ganzen Ansprüche wegläßt, über dem Schild ein hermelinverbrämter Fürstenhut.

Beispielhafte numismatische Belege (externe Links auf waldecker-muenzen.de): Beispiel 1 - Beispiel 2 - Beispiel 3 - Beispiel 4

Alternativ mit zwei getrennten Schilden (externe Links auf waldecker-muenzen.de): Beispiel 1 - Beispiel 2

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Hartmut Platte: Waldeck und Pyrmont, Geschichte eines Fürstenhauses, Heft 3 der Reihe Deutsche Fürstenhäuser, Börde-Verlag Werl 2006, ISBN 3-980-6221-8-5
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Eine hervorragende Seite von Herrn Wolfgang Mergel zu Waldecker Herrschern und Wappen ist folgende numismatische Seite: http://www.waldecker-muenzen.de/index.php
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Aufnahme aus der St. Nicolai-Kirche zu Lemgo mit freundlicher Erlaubnis von Superintendant Andreas Lange vom 26.10.2007 (
http://www.nicolai-lemgo.de).
Aufnahmen aus der Stadtkirche zu Darmstadt mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Martin Schneider vom 12.06.2008 (
http://www.stadtkirche-darmstadt.de)
Herrn Bert Blommers aus Culemborg ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zur Linie Waldeck-Eisenberg
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1914, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1914

Das Feld für die Grafschaft Gleichen und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen
Ein Erbstreit und die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums

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