Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 541
Bischofsstadt Eichstätt

Eichstätt: Dom, Freyberg-Denkmal

An der Wand des Seitenschiffes befindet sich eine barocke Gedenktafel für den Domherren, Dekan, bischöflichen Rat etc. (vgl. Inschrift) Rudolph Theodor Freiherr von Freyberg zu Rhaunau, geb. 1651, gest. 16.8.1722 im hohen Alter von 71 Jahren. Unten in der Mitte ist das Freyberg-Wappen, von dem ausgehend sich eine 8er-Ahnenprobe um das zentrale Inschriftenfeld zieht.

Wappen der von Freyberg, von Silber und Blau geteilt, unten 3 (2:1) goldene Kugeln. Eisenberger Hauptlinie. Die Kugeln werden auch als "Eidotter" (sic) blasoniert. Helmzier ein Stoß silberner und blauer Straußenfedern. Helmdecken blau-silbern. Das Silber ist hier durch Umwandlung in Silbersulfid schwarz geworden.

Wappen der von Gumppenberg: Das Wappen ist geviert (die korrekte Reihenfolge der Inhalte in den Feldern 1 und 4 bzw. 2 und 3 ist umstritten. Eigentlich wird heute das Stammwappen in den Feldern 2 und 3 geführt, hier ist es aber in den Feldern 1 und 4. Der Stammhelm wird aber auch hier wie heute üblich an Position 2 geführt. Die Stellung der Felder ist aber schon im Freiherrendiplom von 1571 irrig).

• Feld 1 und 4: in Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei kleeblattförmig ausgeschlagenen grünen Seeblättern (Stammwappen Gumppenberg), Tingierung hier teilweise anders. Manchmal auch als Schröterhörner bezeichnet, um das Chaos perfekt zu machen. Dabei liegt das Seeblatt aufgrund von "Gumpe" irgendwie nahe....
• Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei grünen Lindenblättern

Zum Wappen gehören zwei Helme:

• Helm 1 (rechts): gekrönt, ein wie der Schild bez. Flug, d. h. ein roter Flug mit einem silbernen Schrägbalken, belegt mit drei grünen Lindenblättern. Helmdecken rot-silbern.
• Helm 2 (links): Helmzier zwei silberne, schwarz gefleckte Büffelhörner, dazu je ein anhängendes Ohr, rot bzw. außen silbern, innen rot (also von einem weißen Ochsen genommen), Helmdecken rot-silbern. Stammkleinod Gumppenberg. Auch wenn die Punkte manchmal wie ein Hermelinschwänzchen gestaltet werden, bleiben sie doch eine heraldische Umsetzung gefleckter Ochsenhörner.

Wappen der Nothafft von Hohenburg/Hohenberg: Cave: Es gibt mehrere Sippen Nothafft (Nothaft, Notthafft).

• Das Wappen der bayrischen Nothafft ist in Gold ein blauer Balken. Auf dem Helm goldene Hörner mit blauen Balken belegt; dazwischen eine sitzende Bracke. Decken blau und gold.
• Das Wappen der schwäbischen Linie der Nothafft, die im Jahr 1300 mit Wernher Nothafft und dessen Söhnen Albrecht und Werner erstmals erwähnt wird, führt im Wappen einen roten Schild mit einem offenen silbernen Flug. Warum die Änderung? Der erste Nothafft ist vermutlich im Dienste der Grafen von Württemberg nach Schwaben gekommen. Jetzt gab es aber Probleme mit dem alten Nothafft-Schildbild: Die Herren von Maienfels führten genau wie die bayerischen Nothafft in Gold einen blauen Balken (manchmal auch umgekehrt dargestellt) im Wappen. Aus dieser Situation heraus wählten die schwäbischen Nothafft ein anderes Wappen, nämlich den genannten silbernen Adlerflug in Rot.
  • Als Kleinod findet sich bei den Nothafft von Hohenberg ein roter Hut auf dem Helm, der wiederum mit zwei silbernen Adlerschwingen besteckt ist.
  • Bei den Nothafft von Frauenberg besteht das Helmkleinod aus einem silbern geflügelten, rot bekleideten Mohrenrumpf.

Hier haben wir es also mit den schwäbischen Nothafft von Hohenberg zu tun: In Rot ein offener silberner Flug. Helmzier ein roter Hut, der wiederum mit zwei silbernen Adlerschwingen besteckt ist, Helmdecken rot-silbern.

Wappen der von Weichs, in Silber eine eingebogene schwarze Spitze. Auf dem Helm ein offener Flug, im Siebmacher "von Silber und Schwarz schräggeteilt und verwechselt", hier insgesamt mit dem Schildbild belegt, dazwischen auf einem roten Kissen ein natürlicher Affe sitzend, der in einen goldgeränderten Handspiegel blickt, den er in seiner linken Vorderpfote hält, Helmdecken schwarz-silbern.

Wappen der von Hoheneck, in Silber Kopf und Hals eines schwarzen Ochsen mit roten Hörnern. Auf dem gekrönten Helm Kopf und Hals des wie im Schild bez. Ochsen wachsend, Helmdecken schwarz-silbern. Hier gewendet.

Wappen der Stain vom Rechtenstein, in Gold drei schwarze Wolfsangeln (Wolfsanker) übereinander, die Spitzen abwärts. Kleinod eine goldene Wolfsangel (Wolfsanker), die Spitzen aufwärts und jeweils mit einem Büschel Pfauenfedern besteckt, Helmdecken schwarz-golden.

Wappen der Freiherren von Closen, geviert mit ebenfalls geviertem Herzschild.

• Hauptschild:
  • Feld 1 und 4: in Gold 9 (eigentlich 3:3:2:1, hier 3:3:3) schwarze Kugeln (von Mülberg, abgestorben).
  • Feld 2 und 3: in Gold eine schwarze, rotbewehrte Uttenschwalbe (sic, Stammwappen von Closen), als Schwan dargestellt.
• Herzschild (Wappen von Degenberg, 1602 abgestorben):
  • Feld 1 und 4: in Gold ein aus dem unteren Feldrande wachsender, einwärts gekehrter, rotgewandeter bärtiger Mannesrumpf mit fünfzackigem gestulpten Hut (auch als Kroate oder Ungar bezeichnet, Hut auch als Krone). Bei der Wappenvermehrung wanderte dieses Motiv von der Helmzier zusätzlich auch in den Schild.
  • Feld 2 und 3: in Blau eine ausgerissene, fünfblättrige rote, später auch goldene Blätterstaude, auch als ausgerissener Lindenbaum bezeichnet, Stammwappen Degenberg. Bei der Wappenvermehrung wanderte dieses Motiv aus dem Schild auch auf den Helm. Früher waren die Farben anders, der Lindenbaum war rot, das Feld silbern. Bei der Wappenvermehrung passierte dann die "Farbumstellung" und der Verstoß. Um das zu korrigieren, tingierte man auch den Lindenbaum golden, wobei man sich von der ursprünglichen Farbfassung nur noch weiter entfernte.

Vier Helme hat das Wappen:

• Helm 1 (rechts innen): ein wachsender, rotgewandeter bärtiger Mannesrumpf mit fünfzackigem gestulpten Hut (auch als Kroate bezeichnet, Hut auch als Krone). Stammkleinod von Degenberg. Bei der Wappenvermehrung der von Degenberg wanderte dieses Motiv von der Helmzier zusätzlich auch in den Schild.
• Helm 2 (links innen): ein blauer Adlerflug, belegt mit einer ausgerissene, fünfblättrigen roten Blätterstaude, auch als ausgerissener Lindenbaum bezeichnet, von Degenberg, bei der Wappenvermehrung wanderte dieses Motiv aus dem Schild des Stammwappens auch auf den Helm. Der Flug war ursprünglich silbern, erst später blau, so kam es zum Farbverstoß. Helmdecken ebenso nun blau-rot statt rot-silbern, wie es sich eigentlich früher gehörte.
• Helm 3 (rechts außen): ein Paar goldener Büffelhörner, mit schwarzen Kugeln belegt (Stammkleinod von Closen)
• Helm 4 (links außen): ein goldener Hut mit schwarzem Stulp, auf dem Hut die 9 (eigentlich 3:3:2:1, hier 3:3:3) schwarzen Kugeln wiederholt, oben gekrönt, aus der Krone drei (auch fünf möglich) Straußenfedern schwarz-gold-schwarz ragend (Kleinod von Mülberg).

Wappen der von Freyberg, von Silber und Blau geteilt, unten 3 (2:1) goldene Kugeln. Eisenberger Hauptlinie. Die Kugeln werden auch als "Eidotter" (sic) blasoniert. Helmzier ein Stoß silberner und blauer Straußenfedern, Helmdecken blau-silbern. Das Silber ist hier durch Umwandlung in Silbersulfid schwarz geworden.

Wappen der von Riedheim auf Harthausen, in Silber ein schwarzer oder natürlicher springender Esel, Helmzier der Esel wachsend, Helmdecken schwarz-silbern.

Zur Genealogie: Die Eltern des Rudolf Dietrich von Freyberg (1651-1722) waren Hans Dietrich Freiherr von Freyberg zu Eisenberg (1605-14.5.1690) und seine zweite Frau Anna Euphrosyna von Riedheim (-1688). Die Großeltern väterlicherseits waren Markus (Marx) Sittich von Freyberg zu Eisenberg und Maria vom Stain zum Rechtenstein. Die weitere Genealogie ist ungeklärt.

Literatur und Links:
Siebmachers Wappenbücher, bes. Band Bistümer
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Dr. Claudia Grund, Der Dom zu Eichstätt, Hrsg. Domkapitel Eichstätt, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2007, ISBN 978-3-89870-293-5
http://www.bistum-eichstaett.de

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Dom mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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