Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 535
Bischofsstadt
Eichstätt
Eichstätt: Dom, Seckendorff-Altar
Dieser Grabaltar für Kaspar von Seckendorff, Kanoniker zu Eichstätt, Bamberg und Würzburg, Fürstbischof zu Eichstätt 1590-1595, steht im Eichstätter Dom in der östlichsten Seitennische der Südwand, direkt zwischen Südeingang und Querschiff. Es handelt sich um eine funktionale Mischung aus Altar und Epitaph, bereits 1593 zu Lebzeiten in Auftrag gegeben. Vom Typ her ein steinerner Flügelretabel, vom Stil her eine meisterhafte Schöpfung der späten Renaissance. Der Künstler ist vermutlich Wolf Beidmüller. Die hohe Qualität der Ausführung wird anhand des unten gezeigten Ausschnittes der beiden Gesichter deutlich.
Das Mittelrelief zeigt Gottvater mit seinem toten Sohn, vor dem der Auftraggeber kniet, fast den Fuß mit seinen Lippen berührend. In den Seitenflügeln finden wir Darstellungen der heiligen Walburga (rechts) und des heiligen Willibald (links). Diese beiden tragen im Bogenscheitel das Wappen mit den drei goldenen schreitenden Löwen in rotem Schild, links über Willibald gewendet, das Wappen, das der Legende nach dem Hl. Willibald zugeschrieben wird und das das Domkapitel in gutem Glauben als das seinige angenommen hat. Das Bischofswappen befindet sich oben im Giebelfeld, die Säulen tragen 8 Wappenschilde.
Das Wappen des Bischofs Kaspar von Seckendorff (15901595) in der Gebälkzone des Altars ist geviert:
Zwei Helme sind auf dem Wappen zu sehen:
Wappen der von Wolfstein: In Gold zwei rote, schreitende Löwen übereinander, hier gewendet
Wappen der von Mayenthal (Maienthal): In Blau eine silberne Wolfsangel (Wolfsanker), mit den Spitzen nach oben. Hier sind die Spitzen beide mit einem Federbusch besteckt, was nicht dem korrekten Schildbild nach Siebmacher entspricht, wohl aber sind die Spitzen der Helmzier, ebenfalls eine liegende Wolfsangel (Wolfsanker) mit je einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt. Im Siebmacher Bayern1, Seite 49, Tafel 48 fälschlicherweise als Anker bezeichnet, in Siebmacher Band: Bayern 2, Seite 128, Tafel 80 korrekt als Wolfsangel (Wolfsanker).
Wappen der Truchseß von Wetzhausen: In Gold zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachte Balken
2x Wappen der von Seckendorff: In Silber zwei zu einer Acht verschlungene und unten miteinander verbundene rote Lindenzweige mit nach außen gekehrten Blättern.
Wappen der von Schaumberg: Das vermehrte Wappen, wie hier abgebildet und ab ca. 1500 geführt, enthält zusätzlich das Wappen derer von Sonneberg. Es ist geviert (wobei die Positionen 1 und 4 vs. 2 und 3 hier ausnahmsweise als richtig gelten): Feld 1 und 4: Von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt (Stammwappen von Schaumberg). Feld 2 und 3: (vermehrtes Wappen von Sonneberg), rechts: In Rot ein silberner Sparren (verschiedene Theorien: von Sparneck, von der Deck, keine bewiesen), links: In Gold eine schwarze Schafschere (Stammwappen von Sonneberg).
Wappen der Ratz von Eismannsberg: Von Schwarz und Silber schrägrechtsgeteilt mit oberhalbem Bock in verwechselten Farben. Cave: Im Schöler waagerechte Teilung und Farben andersherum, im Siebmacher (Band Bayern 1, Seite 120, Tafel 123) schräglinksgeteilt. Dieser fränkische Adel ist im 16. Jh. erloschen. Stammesgenossen der Türriegel (oder Dürriegel) von Riegelstein, die ebenfalls einen oberhalben Bock, aber in anderen Farben führten, lt. altem Siebmacher schwarz und golden bewehrt in silbernem Feld.
Wappen der von Seinsheim: Hier 5x silbern-blau gespalten, aber auch als 6x, 7x, 8x, 9x gespalten beschrieben, man hat wohl von einer erheblichen Toleranzbreite auszugehen
Und noch ein kleines Wappen gibt es: Zwischen dem Herrn, der dem Bischof seinen Krummstab hält, und der Inschriftenkartusche ("CONSERVA ME...) ist noch ein kleiner Schild mit drei schwarzen Wolfsangeln (Wolfsankern) übereinander, das Wappen der Stain zum Rechtenstein, den Herrn, obwohl eindeutig in dienender Pose, dennoch mit Individualität ausstattend. Der geflügelte Engel rechts, der dem Bischof die Hand auf die Schulter legt, ist natürlich ohne eigenes Wappen.
Genealogie des Fürstbischofs (nach Franckenstein, Biedermann wie leider so oft nicht vertrauenswürdig):
Eltern:
Großeltern:
Urgroßeltern:
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Ururgroßeltern:
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Zur
Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Eichstätter
Bischöfe:
Gebhard III. Graf von
Graisbach (1324-1327)
Friedrich III. Landgraf von Leuchtenberg (1328-1329)
Heinrich V. Schenk von Reicheneck (1329-1344)
Albrecht I. von Hohenfels (1344-1351)
Berthold von Zollern, Burggraf von Nürnberg (1351-1365)
Rabeno Truchsess von Wilburgstetten (1365-1383)
Friedrich IV. Graf von Oettingen (1383-1415)
Johann II. von Heideck (1415-1429)
Albrecht II. von Hohenrechberg (1429-1445)
Johann III. von Eych (1445-1464)
Wilhelm von Reichenau (1464-1496)
Gabriel von Eyb (1496-1535)
Christoph Marschall von Pappenheim (1535-1539)
Moritz von Hutten (1539-1552)
Eberhard II. von Hirnheim (1552-1560)
Martin von Schaumberg (1560-1590)
Kaspar
von Seckendorff (1590-1595)
Johann Conrad von Gemmingen
(1595-1612)
Johann Christoph von Westerstetten (1612-1636)
Marquard II. Graf Schenk von Castell (1636-1685)
Johann Euchar Graf Schenk von Castell (1685-1697)
Johann Martin von Eyb (1697-1704)
Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen (1705-1725)
Franz Ludwig Freiherr Schenk von Castell (1725-1736)
Johann Anton II. Freiherr von Freyberg (1736-1757)
Raymund Anton Graf von Strasoldo (1757-1781)
Johann Anton III. Freiherr von Zehmen (1781-1790)
Joseph Graf von Stubenberg (1790-1824)
Literatur
und Links:
Siebmachers Wappenbücher,
bes. Band Bistümer
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Dr. Claudia Grund, Der Dom zu Eichstätt, Hrsg. Domkapitel
Eichstätt, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2007, ISBN
978-3-89870-293-5
http://www.bistum-eichstaett.de
Johann Heinrich von Falckenstein: Antiquitates Nordgavienses oder
Nordgauische Alterthümer und Merckwürdigkeiten, aufgesucht in
der Aureatensischen Kirche, oder Hochfürstl. Hochstifft
Eichstett, 2. Teil, Lochner, Frankfurt und Leipzig 1733 - https://books.google.de/books?id=fwZDAAAAcAAJ
Dom (1): Seckendorff - Dom (2): Wirsberg - Dom (3): Gottsmann - Dom (4): Rechenberg - Dom (5): Wolfstein - Dom (6): Eyb - Dom (7): Freyberg - Dom (8): Ulm - Dom (9): Zehmen - Dom (10): Leonrod-Totenschild - Dom (11): Speth - Dom (12): Leonrod-Denkmal - Dom (13): Hirnheim - Dom (14): Knebel-Pforte - Dom (15): Pfeffenhausen/Heideck - Dom (16): Freyberg/Westchor - Dom (17): Knebel-Denkmal
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Dom mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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