Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 492
Regensburg -
Ratisbona - Castra Regina
Die Zant und das Zanthaus
Gesandtenstraße
3 - Zanthaus
Es handelt sich um das gelb
gestrichene Eckhaus an der Ecke von Gesandtenstraße und
Spiegelstraße, eine ehemalige Patrizierburg. Das Anwesen gilt
als das Stammhaus der bedeutenden Patrizierfamilie Zant (Zandt,
Zante). Das Haus besteht aus zwei Teilen. Der östliche ist der
ältere, früher hatte er einen Turm aus dem 12. Jh. wie die
meisten Patrizierburgen, der aber im heutigen Erscheinungsbild
nicht mehr in Erscheinung tritt, denn er wurde 1718 bis zur Höhe
der Dachkante des Wohngebäudes abgetragen. Im östlichen Teil
befand sich früher die zweigeschossige Hauskapelle St.
Pankratius und St. Pantaleon. Diese wurde profaniert und später
umgebaut. 1718 wurde das Gewölbe herausgeschlagen;
Zwischenböden wurden eingezogen. Aus Resten dieser Kapelle
könnte das hier an der Außenwand eingemauerte Wappen stammen.
Die Front zur Gesandtenstraße hat drei romanische
Rundbogenfensterchen. Nach Süden gibt es eine zweischiffige
Halle mit vier Gewölbejochen (erstes Viertel des 14. Jh.) und
einem zentralen Mittelpfeiler, nach Westen ein zusätzliches
Doppeljoch. Der westlich angrenzende Teil des Anweens ist jünger
und stammt aus der Hochgotik. Auch hier gibt es eine große
Halle, mit 10 Gewölbefeldern, 24 m tief, also durch das gesamte
Haus gehend. Beide Hallen sind mit reicher Bauplastik
geschmückt. Der Westteil hat einen noch sichtbaren Turm, an der
Gesandtenstraße ein Stockwerk über die Dachkante gehend, an der
Südseite 6 Geschoße hoch, an seiner Westseite eine freigelegte
ursprüngliche Zinnenreihe. Im Erdgeschoß dieses Turmes an der
Gesandtenstraße ist die ehemalige Hauskapelle mit dreijochigem
Gewölbe und drei schönen Schlußsteinen (Doppelrosette und
Masken). Das Wappen an der Fassade:
Das Zant-Wappen
Im Wappen führten die Zant
einen aufsteigenden silbernen Löwen mit menschlichem Antlitz und
langen Hauern auf rotem Grund. Das ist die "vorherrschende
Blasonierung". Es gibt im Siebmacher noch eine zweite
Blasonierung, die von einem "verhüllten" Löwen
spricht und sich auf eine andere Darstellung bezieht. Beides kann
korrekt sein, aus den Bändseln zum Zuschnüren der Hülle sind
die Hauer geworden - vielleicht? Die Darstellung hier am
Zant-Haus entspricht mehr den "Hauern", andere
Darstellungen im Stadtbild (z. B. am Strebepfeiler in der
Speichergasse) entsprechen mehr dem "verhüllten"
Löwen. Da der Name "Zant" einfach "Zahn"
bedeutet, ist die redende Darstellung bzw. Interpretation mit den
überlangen Hauern wie hier dargestellt plausibler, daher würde
ich dieser Blasonierung den Vorzug geben.
Die
Zant - eine mittelaterliche Erfolgsgeschichte
Die Zant waren ein wichtiges
Patriziergeschlecht und eines der wirtschaftlich erfolgreichsten
dazu. Ihr Aufstieg begann in Regensburg wenige Jahre nach dem
Aussterben der Grafen von Bogen (1242). Die Umstände waren
günstig, der Einfluß der Bischöfe ging in der Stadtherrschaft
zurück, die Bürger strebten nach einem Status ihrer Stadt als
freie Reichsstadt. In der Mitte des 13. Jh. waren die Zand
bereits angesehene Patrizier der Stadt und hatten die Pflegschaft
des Katharinenspitals inne. Von 1289-1359 hatten sie das
herzogliche Schultheißenamt inne, da war wohl die in der
Zwischenzeit erreichte Verwurzelung in der Regensburger
Bügerschaft einerseits und die stets gepflegte Nähe zu den
Wittelsbachern andererseits hilfreich gewesen. Für dieses Amt
mußten sie allerdings ihre Ratsmitgliedschaft aufgeben, was
ihrem Ansehen aber keinen Abbruch tat, aus Gründen der
Gewaltenteilung in der Reichsstadt waren beide Ämter einfach
unvereinbar.
Edle
Wohltäter
Ihren wohltätigen Stiftungen
hat Regensburg viel zu verdanken. Die Zant sind Stifter der
Allerheiligenkapelle, des Katharinenspitals, des Siechenhauses
und der Kirche St. Lazarus (Leprosenhaus), der Totenkapelle des
Chorstiftes zur Alten Kapelle und Miterbauer der Chorkirche des
Domes, wie eine vom Historischen Verein am Stammhaus angebrachte
Gedenktafel verrät. Heinrich Zant stiftete die
Allerheiligenkapelle, Konrad Zand die Markuskapelle im
Kanonikerstift Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle 1299,
Albrecht Zant vermutlich die Lazaruskapelle - drei Grabkapellen
gestiftet von drei der bekanntesten Mitgliedern des
Schultheißengeschlechtes.
Kapelle
am Kanonikerstift U.L. Frau zur Alten Kapelle
Hier der Wappenstein am
Strebepfeiler der Kapelle in der Speichergasse:
Die Inschrift am benachbarten Strebepfeiler lautet: "Anno D M / CCLXXXXVI / III edificat / a est hec / capella / de bonis / heinrici / dentis +" Also: Im Jahre des Herrn 1299 wurde diese Kapelle erbaut als Stiftung von Heinrich Zant. Auch hier wird im Lateinischen der Name "Zant" mit "Dens", Zahn gleichgesetzt.
Weitere Zant-Wappen
Weitere Zant-Wappen finden
sich in Regensburg als Schlußstein im Goliath-Haus am alten
Watmarkt, in der Allerheiligenkapelle im Hospital, am
Leprosenhaus und der Kapelle St. Lazarus sowie am Chorhaupt des
Domes. Bei letztgenannten ist auffällig, daß hier nicht etwa
alle Patrizier der Stadt mit ihren Wappen vertreten sind, sondern
nur die Zand und Leo Thundorfer, der Baumeister. Das zeigt die
herausgehobene Stellung der Zant, nicht nur in der städtischen
Gesellschaft des Mittelalters, sondern auch bei der Finanzierung.
Das
Ende der Zant
Der Abgang der Zant von der
politischen Bühne verlief ein wenig stürmisch in der sog.
Schultheißenfehde 1359, als der letzte Schultheiß aus dem Hause
Zant entmachtet wurde. Zu dem Zeitpunkt war die Finanzkraft der
Zand bereits angeschlagen, sogar Schulden und Beugehaft sind
vermerkt, Zeichen des wirtschaftlichen Niederganges der Familie.
Literatur
und Quellen:
Karl Bauer, Regensburg
Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Mittelbayerische Druck-
und Verlagsanstalt, 5. Auflage 1997, ISBN 3-931904-19-9, S. 316.
Baedeker Stadtführer Regensburg, Karl Baedeker Verlag 2002, ISBN
3-87954-026-8
Sigfrid Färber, Regensburg Ratisbona das
mittelalterliche Wunder Deutschlands, Stadtführer, Verlag
Friedrich Pustet Regensburg 1972, ISBN 3-7917-0793-0
Siebmachers Wappenbücher
Artur Dirmeier: Die Zant. Geschichte und architektonisches Erbe
einer Patrizierfamilie. Spitalarchiv web-edition.
http://www.spital.de/archiv/reihen/web_zant.pdf
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