Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1038
Regensburg
Engel-Apotheke
Bei der Engel-Apotheke (Tändlergasse 24) handelt es sich um ein hochgotisches Haus, das in der Renaissance erheblich verändert wurde. 1563 wurde das heutige Gebäude auf den Grundmauern eines Judenhauses unter Einbezug älterer Bausubstanz erbaut. Im Erdgeschoß ist noch ein frühgotisches Kreuzrippengewölbe. Seit 1637 besteht hier die Engel-Apotheke. Am Haus ist ein Wappenstein von 1563 angebracht, es ist dem Bewohner Ulrich Schmidl aus Straubing zuzuordnen, wie die Inschrift verrät.
Ulrich Schmidl, aus einer Straubinger Patrizierfamilie, Sohn von Wolfgang Schmidl, ist ein Entdecker, Abenteurer, Soldat: 1534 reiste er von Antwerpen über die See nach Cadiz, dann brach er mit einer spanischen Expedition als Landsknecht bzw. Soldat unter Don Pedro de Mendoza nach Südamerika auf, deren Ziel die Eroberung des La-Plata-Gebietes und die Inbesitznahme durch die spanische Krone war. 14 Schiffe, 2500 Spanier, 150 Söldner aus Deutschland und den Niederlanden, das war die Eroberungs-Streitmacht. So wurde Ulrich Schmidl 1535 zum Mitbegründer von Buenos Aires, eine einfache Hüttensiedlung an der Mündung des Rio de la Plata. In Buenos Aires gibt es zu seiner Erinnerung eine deutsche Ulrich-Schmidl-Schule und ein Denkmal für ihn. Auch an der Gründung von Asunción in Paraguay war er beteiligt. Er nahm an mehreren Expeditionen in den Gran Chaco teil, die ihn bis ins südöstliche Bolivien gelangen ließen, womit er zu den ersten Europäern gehört, die diese Regionen zu Gesicht bekamen. Die Eroberungszüge der Conquistadoren gingen bis in das Gebiet des heutigen Peru, stets getrieben von der Gier nach Ruhm und Reichtum, und tatsächlich nur eine Abfolge von Not und Gewalt. Von ihm sind auch die ersten detaillierten Schilderungen des La-Plata-Gebietes nach Europa gekommen, erschienen in Frankfurt 1567 unter dem Titel "Wahrhaftige Historien einer wunderbaren Schiffahrt", 1599, 1612, 1617 jeweils neu aufgelegt. 1567 erschienen - in der Tat ist Schmidl erst 1554 wieder in Antwerpen eingetroffen, 20 Jahre nach seinem Aufbruch in die Neue Welt. Mit dieser Veröffentlichung wurde er neben Alvaro Nuñez Cabeza de Vaca zum ersten Geschichtsschreiber Argentiniens und Paraguays.
Nach seiner durch den Tod seines Bruders Thomas Schmidl veranlaßten Rückkehr lebte Ulrich Schmidl 8 Jahre in Straubing, wo er dessen Erbe angetreten hatte, verließ es aber aufgrund seines protestantischen Bekenntnisses unter katholischem Druck. Am 21.5.1563 nahm Regensburg, freie Reichsstadt, den Weltenbummler als Bürger auf. Er kaufte das ruinöse Anwesen in der Tändlergasse und baute es neu auf. Er kaufte auch das Nachbarhaus und verband beide durch ein Tonnengewölbe mit einem zweistöckigen Aufbau über die Brandgasse hinweg, sicherlich entgegen geltender Vorschriften und Bauauflagen, denn genau diese Brandgassen sollten ja das Übergreifen eines Feuers auf Nachbarbezirke verhindern. Und genau an diesem Verbindungsstück befindet sich das hier abgebildete Wappen mit einem gekrönten, oberhalben Stier. Schmidl verkaufte das zweite Haus 1578 wieder, lebte insgesamt 18 Jahre in Regensburg und verstarb 1581 ohne Nachkommen.
Literatur,
Quellen und Links
Karl Bauer, Regensburg
Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Mittelbayerische Druck-
und Verlagsanstalt, 5. Auflage 1997, ISBN 3-931904-19-9
Ulrich Schmidl, Josef Keim (Hrsg.): Ulrich Schmidls Erlebnisse in
Südamerika. Nach dem Frankfurter Druck (1567). Straubing 1962
Carlo Ross: Abenteurer und Rebell. Ulrich Schmidl und die
Entdeckung Lateinamerikas. Eine Romanbiographie, Regensburg 1996
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