Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1049
Regensburg

Rings um das Niedermünster: Dompfarrhof

Hier in der Niedermünstergasse 4 (F123) ist das ehemalige Haus des Kanzlers (nein, keine politische Tätigkeit, sondern der Kanzleivorstand, Schreiber-Chef) des Stifts Niedermünster. Über dem Sturz ist ein Wappenstein mit der Inschrift M.C.H.C.ABA.P. Die Wappen sind das des Stiftes Niedermünster (in Rot ein silberner Bischofsstab, der in der Mitte mit dem silbernen Buchstaben "n" (oder "N") belegt ist) und das der Fürstäbtissin Katharina Helena Gräfin von Aham (1723-1757), an einen Umbau im Jahre 1738 erinnernd. Nach der Säkularisation war hier eine Knabenschule der Unteren Stadt. Heute ist hier das katholische Dompfarramt St. Ulrich (Niedermünster).

Die Grafen Aham zu Neuhaus, ein altbayrisches, turnierfähiges Geschlecht, das seit 1383 die Veste Neuhaus am Inn in Österreich besitzt und das früher in den drei Linien zu Neuhaus, zu Wildenau und zu Hagenau blühte, führten einen gevierten Schild, in den Feldern 1 und 4 das Ahamsche Stammwappen, ein von einem grünen Dreiberge (kann auch in alten Darstellungen fehlen) aufspringender gekrönter roter Löwe in Silber, in den Feldern 2 und 3 in Schwarz drei (2:1) silberne Becher mit goldenen Reifen, inwendig golden (Wappen der abgestorbenen von Doneck (Danneckh), wurde bei Erwerb der Grafenwürde als Vermehrung dazugegeben).

Dazu gehören zwei Helme: Helm 1 gekrönt, wachsender roter Löwe, am Hals (Nacken und Rücken) kammartig mit grünen Pfauenspiegeln besteckt, in der einen Pranke eine abgebrochene rot und silbern umwickelte Turnierlanze haltend, in der anderen einen grünen Kranz. Helm 2: auf einem roten Kissen ein schwarzer Flug, wie Feld 2 und 3 bez. Decken beiderseits rot-silbern.

Das alte Kleinod derer von Aham vor der Erhebung in den Grafenstand waren zwei rote (oder rechts rot, links silbern) Büffelhörner, außen mit silbernen Straußenfedern besteckt. Helmdecken rot-silbern. Der alte Wappenschild zeigte nur den roten Löwen in Silber, ohne den grünen Dreiberg. Eine Variante ist ein golden gesprenkelter roter Löwe, auch als goldengesprenkelter roter "Tiger" angesprochen, so im Diplom vom 3.6.1652.

1652 wurde die Familie in den Freiherrenstand erhoben, am 7.7.1691 wird Johann Ignaz Freiherr von Aham in den österreichischen erbländischen Grafenstand erhoben, den Kurfürst Max Emanuel von Bayern am 3.3.1698 auf die ganze Familie ausdehnte. Der Letzte seines Geschlechts war Graf Joseph von Aham, geb. 21.3.1820, einziger Sohn von Graf Franz Xaver von Aham und Walburga Gräfin von Tauffkirchen, königlich-bayrischer Kämmerer, Herr auf Neuhaus bei Gürten am Inn, gestorben am 13.1.1881 auf Schloß Neuhaus, unvermählt.

Rings um das Niedermünster: Kastnerwohnung

Ein gleiches zusammengestelltes Wappen, aber schlechter erhalten, da weniger erhaben ausgeführt, befindet sich auf einem Türsturz in der Niedermünstergasse 2 (F122), in Ecklage zur Straße Unter den Schwibbögen. Hier in diesem Anwesen wohnte früher der Kastner von Niedermünster, der Stiftsverwalter, der quasi die Verantwortung für die Vorrats"kästen" hatte.

Die Wappenkombination ist die gleiche wie oben beschrieben, das des Stiftes Niedermünster und das der Fürstäbtissin Katharina Helena Gräfin von Aham (1723-1757). Beschreibung siehe oben. Heute ist hier das Bischöfliche Ordinariat, Schule - Hochschule, religionspädagogisches Seminar.

Rings um das Niedermünster: Bischöfliches Ordinariat

Am bischöflichen Ordinariat (Niedermünstergasse 1 (F156)) befindet sich noch ein Wappen des Hochstifts Regensburg, in Rot ein silberner Schrägrechtsbalken, datiert auf 1909, überhöht von einer Inful und einem Krummstab.

Das Anwesen entstand 1720 als neues Hauptgebäude des Stiftes Niedermünster. Bauherrin war die Äbtissin Franziska Sibylla von Muggenthal. Nach der Säkularisation überließ Bayern das Gebäude dem Bistum als Ordinariat und bischöfliche Residenz.

Rings um das Niedermünster: Portal der Niedermünsterkirche

Die Wurzeln des Niedermünsters reichen bis in karolingische Zeit. 1152 brannte dieser erste Bau ab, und es wurde die romanische Kirche erbaut, die heute noch besteht. Im 17. und 18. Jh. wurde sie im jeweiligen Stil der Zeit modernisiert, so auch mit diesem herrlichen Portal versehen.

Am auf 1621 datierten Portal der Niedermünsterkirche befindet sich das Wappen des Stiftes Niedermünster, gespalten, vorne in Rot ein silberner Bischofsstab, der in der Mitte mit dem silbernen Buchstaben "n" (oder auch "N") belegt ist (Stiftswappen), hinten geteilt, oben in Gold ein natürlicher ausgerissener grün belaubter Baum (Salweide, Weide, Palmbaum), unten von Silber und Rot 4-6x gespalten. Letzteres ist der Äbtissin Anna Maria von Salis 1616-1652 zuzuordnen.

Das Stammwappen der Familie war ursprünglich nur der grün belaubte Weidenbaum, wobei Salweide eine redende Assoziation zum Familiennamen darstellt. Die Helmzier ist ein nacktes Jungfrauenbild ohne Arme zwischen einem offenen Flug (var. die Flügel statt der Arme), rechts silbern, links rot. Helmdecken rot-golden, var. rechts grün-golden, links rot-silbern. Die Darstellung dieses Kleinods wäre wohl für ein Damenstift etwas unpassend gewesen.

Das freiherrliche Wappen der ursprünglich aus Graubünden stammenden und in sehr viele Linien aufgespaltenen Familie von Salis in der Linie von Salis-Samaden hat bei identischem Schild (geteilt, Baum über Spaltungen) drei Helme. Helm 1 rot gekleidetes Mannsbild aus der Krone wachsend, auf dem Haupt einen roten, silberngestulpten Hut, Decken rot-silbern, Helm 2 gekrönt, schwarzer Adler, Decken schwarz-silbern, Helm 3 ungekrönt, silbern gestulpter, links abhängender Heidenhut, von Rot und Silber gespalten, Decken rot-silbern.

Liste der Äbtissinnen des Stiftes Niedermünster ab 1422:

  • 1422-1427 Anna I. von Streitberg
  • 1427 Beatrix von Rotheneck
  • 1427-1444 Osanna von Streitberg
  • 1444-1448 Ursula von Tauffkirchen-Hohenrain und Höchlenbach
  • 1448-1475 Ottilia von Abensberg z. T. gemeinsam mit
  • 1469-1475 Margarethe III. von Paulstorff
  • 1475-1520 Agnes von Nothafft
  • 1520-1569 Barbara II. von Aham
  • 1569-1598 Anna II. von Kirmbreith
  • 1598-1605 Katharina II. Scheifflin
  • 1605-1616 Eva von Uhrhausen
  • 1616-1652 Anna Maria von Salis
  • 1652-1675 Maria Margarethe von Sigertshofen
  • 1675-1693 Maria Theresia von Muggenthal
  • 1693-1697 Regina Recordin von Rein und Hamberg
  • 1697-1723 Johanna Franziska Sibylla von Muggenthal
  • 1723-1757 Katharina Helena von Aham-Neuhaus
  • 1757-1768 Anna Katharina von Dücker-Hasslen-Urstein-Winkel
  • 1769-1789 Anna Febronia Elisabeth von Speth zu Zwiefalten
  • 1789-1793 Maria Franziska Xaveria von Königfeld
  • 1793-1801 Maria Violanta von Lerchenfeld-Premberg
  • 1801-1803 Maria Helena von Freien-Seiboltsdorf
  • Literatur, Quellen und Links
    Karl Bauer, Regensburg – Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte, Mittelbayerische Druck- und Verlagsanstalt, 5. Auflage 1997, ISBN 3-931904-19-9
    Siebmachers Wappenbücher

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