Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 466
Giechburg bei
Scheßlitz (Franken)
Die Giechburg - Festung der Bamberger Fürstbischöfe - Teil (1)
Ruine in
beherrschender Lage
Burg Giech gehört zur
Gemeinde Scheßlitz im Kreis Bamberg und liegt bei Zeckendorf.
Das Beste an Burg Giech ist ihre Lage auf einem hohen und sehr
malerischen Hügel mit unglaublichem Blick über das Bamberger
Land. Ein mehr oder weniger rechteckiges Plateau wird von einer
insgesamt ca. 400 m langen Mauer mit fünf Rundbastionen und zwei
Rundtürmen rechts und links der dicken Schildmauer hinter dem
Halsgraben befestigt. Die Ringmauer stammt aus dem frühen 17.
Jahrhundert. Dem Torkomplex im Norden und Westen vorgelagert ist
noch eine Zwingermauer mit äußerem Tor. Interessant ist die
Ausrichtung des massiven und großen, ja fast geräumigen
Bergfriedes, der um 45 Grad verdreht mit etwas Abstand hinter der
Schildmauer steht, so daß eventuelle feindliche Geschosse
seitlich an den Mauern abgelenkt werden, eine Anordnung, wie sie
uns in dieser kompromißlosen und klaren Form beispielsweise auch
auf der Wildenburg im Odenwald begegnet. Der Bergfried hat 10 m
Seitenlänge und 1.70 m starke Mauern, bei 24 m Höhe waren
ursprünglich drei Stockwerke in ihm vorhanden bei
ursprünglicher Position des Eingangs in 8 m Höhe.
Zwischenzeitlich mußte der große Bergfried an Höhe einbüßen.
Der aus dem 13. Jh. stammende Bergfried ist seit 1982 wieder
restauriert und innen als modernes Museum für Kunstausstellungen
hergerichtet. Der ursprüngliche Eingang zur Giechburg befand
sich im Osten, über den tiefen Halsgraben führte eine
Zugbrücke, und der Bergfried sicherte den Zugang auch
diese Anordnung eine Parallele zur Wildenburg. Später wurde der
Zugang an die Nordwestecke verlegt. Das Hauptproblem für eine
Burg in dieser Lage war bei einer Belagerung die
Wasserversorgung: Ein 64 m tiefer Ziehbrunnen stellte diese
sicher. In Friedenszeiten konnte der Eselsbrunnen genutzt werden,
eine ca. 300m weiter im Osten gelegene Quelle.
Ein
ehemaliges Riff des Jurameeres
Der Giechberg selbst ist ein
ehemaliges Schwammriff, denn diese Landschaft war im Jura ein
Küstenbereich des Jurameeres mit Riffen aus Korallen und
Meeresschwämmen. Hier begann die Teilung des Jurameeres in ein
norddeutsches und ein süddeutsches Becken durch die nördlich
gelegene Landmasse, und hier war der Küstenbereich des
süddeutschen Jurameeres. Am Ende der Jurazeit hoben sich diese
Gebiete. Durch Verwitterung blieben die Stellen als Hügel
übrig, die durch bestimmte chemische Prozesse dolomitisiert und
verhärtet waren - der Giechberg ist ein solches Dolomit-Riff.
Auf einem ähnlichen schroffen Riff steht die Gügel-Kapelle in
Sichtweite.
Die Herren
von Giech - was haben sie mit der Giechburg zu tun?
In der Tat ist die Giechburg
eine Burg der Herren von Giech, aber sie ist nicht deren
Stammburg, wohl aber namengebend. Deren Herkunft ist umstritten,
einige Autoren sehen sie als Bamberger Ministerialengeschlecht,
andere wiederum als Ministerialien
der Andechs-Meranier. Der allererste Giech hieß Eberhard, wird
nur mit seinem Vornamen 1137 erwähnt und 1147 als de Giecheburg
bezeichnet, er stammt wohl von Schönbrunn (de Sonnenbrunn).
1149 ist er Ministeriale der Andechs-Meranier. Generell ist
umstritten, ob die Giech edelfreier Herkunft waren. Die Burg wurde bereits 1255 in fremde Hände
gegeben, aber die Familie der Herren von Giech besaß noch
weitere Güter in der Gegend. 1819 kauften die Herren von Giech,
mittlerweile zu Reichsgrafen avanciert, die Giechburg zurück,
über ein halbes Jahrtausend nach deren Verlust an die Bamberger
Bischöfe. Das Geschlecht erlosch 1938 im Mannesstamm.
Wappenstein am südlichen Gebäudetrakt im inneren Bereich mit dem Wappen der Herren von Giech in Form des vermehrten Wappens von 1482. Das Wappen ist geviert:
Dazu würden folgende Helmzieren passen, die hier nicht abgebildet sind:
Ein
uralter Siedlungsplatz
Ein Willehalm liber homo
de Giche (Wilhelm, Freiherr von Giech) wird im Jahre 1125
in einer Urkunde des Bamberger Fürstbischofs Bischofs Otto I.
erwähnt. Damit erscheint die Giechburg als Beleg, es ist aber
von einer wesentlich älteren Besiedlung des Giechberges
auszugehen, sogar schon in vorgeschichtlicher Zeit
(prähistorische Funde). Schon in frühester Zeit war wohl die
strategische Bedeutung dieses markanten Hügels erkannt worden.
In fränkischer Zeit lag dieser Ort als Station zwischen den
Königshöfen Hallstadt und Königsfeld. Im Jahre 1134 nennt sich
Graf Reginbodo erstmals nach der Burg.
Zwischen
Bamberg und den Andechs-Meraniern
Nach dem Tod von Graf
Reginbodo im Jahre 1142 vermacht dessen Tochter Kuniza die Burg
dem Hochstift Bamberg. Doch bis Burg Giech 1390 unter Bischof
Lambert von Brunn endgültig an das Bistum Bamberg kam, vergeht
noch etwas Zeit, denn in den Jahren davor war sie steter
Zankapfel zwischen zwei wichtigen Territorialherren in Ostfranken
und ihrer Expansionspolitik, den Bischöfen einerseits und den
Andechs-Meraniern andererseits, ihren Gegenspielern. Denn der
Ehemann von der edlen Spenderin war Graf Poppo von
Andechs-Plassenberg, der die Herausgabe der Burg rundheraus
verweigerte. Nach dem meranischen Erbfolgekrieg geht die
Giechburg 1260 als Bamberger Lehen an die Truhendinger.
Schließlich half es dem Bistum Bamberg, die Rechte auf Burg
Giech zu erkaufen. Bis zur Säkularisation verblieb die Burg im
Eigentum des Bistums Bamberg und war Amtsburg.
Blick auf den nördlichen Eckturm der Schildmauer, links wäre der Halsgraben, im Hintergrund sichtbar der kolossale Bergfried, über Eck gestellt.
Dreimalige
Zerstörung
Die Burg wurde dreimal
zerstört, das erste Mal vermutlich 1430 in den Hussiten-Kriegen
(unklar), das zweite Mal 1525 beim Bauernaufstand, das dritte Mal
1553 im zweiten Markgräflerkrieg (Albrecht-Alcibiades-Krieg).
Nach der ersten Zerstörung baute sie Fürstbischof Anton von
Rotenhan wieder auf. In den Jahren 1599-1609 wurde die Burg von
Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel in ein befestigtes
Renaissanceschloß umgebaut, eine späte Höhenfestung zu einer
Zeit, in der die Wehranlagen sich selbst eigentlich schon
überlebt hatten. Aber seine weise Voraussicht, die Wehranlagen
feuerwaffentauglich umzubauen, erwies sich als richtig: Die
Befestigung war jedenfalls stark genug, um im 30jährigen Krieg
unbezwungen von den schwedischen Truppen zu bleiben. Aus dieser
Zeit stammen die rechtwinklig zueinander stehenden Wohntrakte im
Norden und Westen des Hofes.
Der
verlegte Zugang
Bei der Umgestaltung der Burg
wurde der Zugang von der Ostseite abgebaut. Hinter dem Halsgraben
war jetzt eine geschlossene Schildmauer, und der neue Zugang
wurde an der Nordwestecke geschaffen. Die Toranlage, die in den
jetzt dreiseitig umbauten Innenhof der Anlage führt, stammt aus
der Mitte des 15. Jahrhunderts. Über dem äußeren Tor befinden
sich die Wappen der Bamberger Fürstbischöfe Anton von Rotenhan
(1431-1459) und Georg I. von Schaumberg (1459-1475). Ersterer
baute die Burg nach den Hussitenkriegen wieder auf.
Wappen des Bamberger Fürstbischofs Anton von Rotenhan (reg. 1431-1459), als Allianzwappen dargestellt mit zwei separaten, einander zugeneigten Schilden:
Helmzieren sind hier nicht abgebildet, doch könnte Anton von Rotenhan folgende beanspruchen:
Blick auf das äußere Tor zur Giechburg, dahinter der Zwinger. Über dem gemauerten Bogen das Rotenhan-Wappen. Anton von Rotenhan war zuerst 1425-1432 Dompropst von Würzburg, ehe er Fürstbischof von Bamberg wurde. Er ist aber nicht der einzige von Rotenhan, der Bedeutung in kirchlichen Diensten erlangte. So war Christoph von Rotenhan 1424-1436 Bischof von Lebus, Alexander von Rotenhan wurde 1529 zum Abt von Kloster Banz gewählt. Und Philipp Rudolph Heinrich Joseph von Rotenhan war 1756 Propst des Stiftes Comburg bei Schwäbisch Hall. Weit bedeutender waren noch die von Rotenhans, die wichtige Stellungen innerhalb der fränkischen Reichsritterschaft einnahmen, so waren insgesamt 8 Rotenhans Ritterhauptleute im Kanton Baunach.
Linkerhand von dem soeben beschriebenen Tor befindet sich fast von Efeu überwuchert der Wappenschild des Bamberger Fürstbischofs Georg I. von Schaumberg (reg. 1459-1475). Es ist von Rot, Silber und Blau halbgespalten und geteilt. Cave: Die Farbverteilung unterliegt einer gewissen Variationsbreite.
Literatur
und Links:
Informationstafeln an Burg Giech
Gustav Voit, Der Adel am Obermain, Die Plassenburg Bd.28, 1969
ein herzliches Dankeschön an Frau Uta von Pezold für wertvolle
Hinweise
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen
Mittelalters, Grundriß-Lexikon, Bechtermünz-Verlag,
Lizenzausgabe im Weltbild-Verlag 1996, ISBN 3-86047-219-4, S. 212
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
http://www.burgtour.de/burgen2.htm?/burgen/burg-giechburg-bay.html
http://www.bnv-bamberg.de/home/kuebelstein/giechb.htm
http://www.burgen.strasse-online.de/6-bamberg-bayreuth/6-12-giechburg/
Scheßlitz (Franken): Giechburg Teil (1) - Teil (2) - Pfarrkirche - Pfarrhaus - altes Rathaus
Die Wappen der Fürstbischöfe von
Bamberg - Teil (1)
- Teil (2) - Teil
(3) - Teil
(4)
Der Bamberger Löwe
Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2007, 2009
Impressum