Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 434
Bad Homburg vor der Höhe - Hessische Residenz

Das Schloß in Bad Homburg vor der Höhe
Hirschgangflügel, Fassade zum Schloßhof, Nordwestecke

Dieses Allianzwappen an der südwestlichen, dem oberen Schloßhof zugewandten Fassade des Hirschgangflügels zeigt heraldisch rechts, optisch links, das Wappen des Landgrafen Friedrich IV. Carl Ludwig Wilhelm von Hessen-Homburg, heraldisch links, optisch rechts das Wappen seiner Ehefrau Prinzessin Ulrike Louise von Solms-Braunfels.

Geschichte der Landgrafen, Teil 2: Von Friedrich III bis zur Regentschaft von Louise Ulrike von Solms-Braunfels
5. Landgraf Friedrich III. Jacob von Hessen-Homburg, geb. am 19.5.1673 im Schloß Cölln in Berlin, gest. 8.6.1746 in Hertogenbosch, regierte 1708 – 1746. Sohn des 4. Landgrafen.

Er genoß eine militärische Ausbildung, trat 1687 in die Ritterakademie in Wolfenbüttel ein, nahm Dienste im württembergischen Kavallerie-Regiment an. 1690 findet man ihn in den Niederlanden als Rittmeister der Kavallerie. 1692 wird er Oberst des Kavallerieregimentes Groningen, 1701 wird er Brigadier, 1704 Generalmajor, 1704 Generalleutnant nach der Schlacht von Höchstädt. Sein Einsatz wird honoriert durch Vergabe des Gouverneurspostens von Tournai in Belgien, 1741 wird er Gouverneur von Breda. Seinen höchsten militärischen Rang als General der Kavallerie in den Niederlanden nimmt er 1742 ein, eine beispiellose militärische Karriere. Homburg spielte dabei nur eine Nebenrolle, und auch die Regierungsgeschäfte dort überließ er seinen Verwaltern. In die Homburger Geschichte ging er eigentlich nur als der Stifter und Gründer des Homburger Waisenhauses 1721 ein, das heute noch als „Landgräfliche Stiftung“ existiert. Keiner seiner Söhne kam für die Übernahme der Regierungsgeschäfte in Frage, die einen starben als Kind, andere machten recht abenteuerliche Karrieren und starben sämtlich vor ihrem Vater.

Friedrich III hatte große Pläne für einen Umbau des Schlosses nach Plänen (1722-24) von Remy de la Fosse. Dabei war u.a. die Schließung des oberen Hofes vorgesehen durch Verlängerung des Bibliothekflügels mit abschließendem Eckpavillon. Die hochfliegenden Pläne kamen allerdings nicht zur Ausführung, was man heute als Besucher angesichts der wundervollen Aussicht von der Terrasse des oberen Schloßhofes nicht bedauert.

6. Landgraf Friedrich IV. Carl Ludwig Wilhelm von Hessen-Homburg, geb. am 15.4.1724 in Braunfels, gest. am 7.2.1751 in Homburg v. d. Höhe, regierte 1746 – 1751. Sohn von Casimir Wilhelm von Hessen-Homburg und Christine Charlotte, Gräfin von Solms-Braunfels, damit ein Neffe des 5. Landgrafen und Enkel des 4. Landgrafen.

Friedrich IV Carl Ludwig Wilhelm trat 1741 in preußische Kriegsdienste ein. Während der Teilnahme am zweiten Schlesischen Krieg erkrankte er und zog sich 1745 von der Militärlaufbahn zurück. Nachdem sein Onkel ohne lebende männliche Nachkommen verstarb, übernahm er als Nächster in der Erbfolge die Homburger Regierungsgeschäfte, nicht unangefochten, denn nur ein Jahr nach Übernahme der Regierung rückten Truppen der lieben Verwandten aus Hessen-Darmstadt ein und versuchten die Landgrafschaft Hessen-Homburg durch militärischen Druck zum Heimfall an die Darmstädter Linie zu bewegen, mit dem absurden Konstrukt, die Vormundschaft übernehmen zu wollen - Friedrich IV. Carl Ludwig Wilhelm war damals immerhin 22 Jahre alt und volljährig und verheiratet. Aber Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt meinte Hessen-Homburg mit diesen fadenscheinigen Argumenten zugunsten Hessen-Darmstadts einziehen zu können. Über die Streitereien verstarb Friedrich IV. Carl Ludwig Wilhelm in seinem 28. Lebensjahr; sein Sohn war dabei 3 Jahre alt. Nun stellte sich wirklich die Frage der Vormundschaft, die aber die Mutter übernahm.

1751 bis 1766 Regierung der Landgräfin Louise Ulrike von Solms-Braunfels (1731-1792) als Vormund

Das Wappen des Landgrafen Friedrich IV
Im einzelnen ist das Wappen (ohne Helme, dafür in einem Wappenmantel) aus acht Komponenten zusammengesetzt, Herzschild, Hauptschild gespalten und zweimal geteilt, Feld 5 geteilt:

Das Wappen seiner Ehefrau
Das Wappen Solms-Braunfels hat einen Herzschild auf einem zweimal gespaltenen und zweimal geteilten Hauptschild. Die Schraffur des Steines folgt weitgehend den in der Heraldik üblichen Schraffuren. Im einzelnen enthält das Wappen folgende Komponenten:

Kurzgefaßter Überblick über das Haus Solms
Das erste nachgewiesene Mitglied derer von Solms ist der 1129-1141 urkundlich erwähnte Herr Marquard von Solms. Das Geschlecht der Grafen von Solms teilte sich um ca. 1250 in die Linien Braunfels, Burgsolms und Königsberg auf. Die beiden letzteren starben 1363 und 1415 aus, übrig blieb nur die Linie Solms-Braunfels, welche sich ca. 1420 wieder in Solms-Braunfels und Solms-Lich aufspaltete. Solms-Braunfels teilte sich 1602 wieder in drei Zweige (Braunfels, Hungen, Greifenstein), wovon nur noch der Zweig Greifenstein besteht, der 1693 anläßlich der Verlegung der Residenz von Schloß Greifenstein nach Schloß Braunfels den Namen Braunfels wieder annahm. Dieser Zweig wurde 1742 in den Reichsfürstenstand erhoben, verlor aber 1806 seine Reichsunmittelbarkeit (Mediatisierung). Solms-Lich teilte sich 1548 in Lich und Laubach, Lich wiederum in Lich, Hohensolms und Butzbach. Davon überlebte nur der Zweig Butzbach, der sich ab 1600 Hohensolms-Butzbach und ab 1718 Hohensolms-Lich nennt. Alt-Laubach teilte sich auf sehr komplexe Weise in viele Linien, Unter- und Nebenlinien auf, die Namen der einzelnen Linien sind Neu-Laubach, Baruth, Sonnenwalde, Sköna, Rhaesa, Alt-Pouch, Assenheim, Utphe, Wildenfels, Sachsenfeld, Klitschdorf und Rödelheim.

Der Orden am landgräflichen Wappen:

Position des beschriebenen Wappens:

Das Schloß in Bad Homburg vor der Höhe
Bibliotheksflügel

Mit diesem Wappen an der Stirnseite des Bibliotheksflügels werden wir daran erinnert, daß die Darmstädter Homburg noch 1866 an Preußen verloren. Das landgräfliche Schloß wurde Sommerresidenz des deutschen Könige (1866-1871) bzw. Kaiser (1871-1918). Es waren die drei deutschen Kaiser, Wilhelm I, Friedrich III und Wilhelm II, die sich hier aufhielten, wovon insbesondere der letztgenannte Homburg und den Aufenthalt dort sehr schätzte, während die beiden erstgenannten andere Residenzen bevorzugten. Während der Kaiserzeit wurden einige bauliche Veränderungen am Schloß vorgenommen, so auch hier am südwestlichen Abschluß des Bibliotheksflügels.

Zur optisch Linken sehen wir daher das Wappen des Deutschen Kaiserreiches, in Gold den schwarzen, rotbewehrten Adler, auf der Bust belegt mit einem zweiten Adlerschild (schwarz in Silber), dieser wiederum mit einem silbern-schwarz gevierten Schild auf der Brust belegt (Deutsches Reich, Preußen, Hohenzollern).

Das Wappen von Victoria Adelaide Mary Louise Prinzessin von Großbritannien, der Tochter der Königin Victoria von Großbritannien

Zur Genealogie:

Position des beschriebenen Wappens:

Literatur:
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Olaf Vieweg, Die Entwicklung des hessischen Wappens bis zur französischen Revolution, Karfunkel 40, ISSN 0944-2677, Juni/Juli 2002, S. 61-62
Siebmacher's Wappenbücher, Fürsten M 1.3.1. 1. Band, 3. Abt. Hoher Adel, 1. Reihe, die mediatisierten Fürstengeschlechter in Deutschland
Siebmacher's Wappenbücher, Souveräne 1.1.1. Hessen
Christian Metz: Schloß Homburg vor der Höhe, Staatliche Schlösser und Gärten Hessens, Broschüre 23, 1. Auflage 2006, ISBN 3-7954-1702-3
Hessische Kunstdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?gg=167954303&obj=8328&session=913&event=Query.Details

Homburg, Bad Homburg vor der Höhe: Schloß, oberes Tor innen - Schloß, unteres Tor - Oberes Tor außen - Hirschgangflügel, SW-Ecke - Königsflügel, Westseite - Königsflügel, Ostseite - Königsflügel, NW-Ecke

Die Entwicklung des Hessischen Wappens
Wappen der Grafen und Fürsten von Solms
Das Feld für Münzenberg und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen

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