Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 192
Röttingen (Franken)

Röttingen, Julius-Echter-Stift

Das Julius-Echter-Stift wurde 1613 vom Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn erbaut. Auch heute noch ist es ein Seniorenheim. Die Stifterinschrift besagt: DER HOCHWIRDIG FVRST VND HERR, HERR JVLIVS BISCHOF ZU WIRTZBVURG VND HERZOG IN FRANCKEN HAD DIS SPIDAL AVS VETTERLICHEN ERBARMVNG DER ARMEN VND DEN SEINIGEN ERBAVEN LASEN IM 1613 IAR IN SEINNER GLVCKLICHEN REGIERVNG 40. IAR. Über dem Haupteingang ist das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn, 1933 erneuert:

Geviert. 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken. 2 und 3: Echter von Mespelbrunn, in Blau ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei blauen Ringen. 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Zum Wappen gehören drei Helme: Helm 1 (Mitte): Ein Paar blauer Büffelhörner, jeweils belegt mit einem silbernen Schrägbalken, der wiederum mit drei blauen Ringen belegt ist. Stammwappen Echter von Mespelbrunn. Helm 2: Ein Paar Büffelhörner, jeweils im Spitzenschnitt rot-silbern geteilt. Herzogtum zu Franken. Helm 3: Drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und Blau auf einem roten, silbern gestulpten Turnierhut zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Hinter dem Schild gekreuzt Schwert und Krummstab, obendrüber die Jahreszahl 1613.

Dank der regen Bautätigkeit und der langen Regierungszeit (44 Jahre) gehört das Echter-Wappen zu den häufigsten in Mainfranken. In der Tat verdankt das Hochstift Würzburg ihm und seiner Regierung sehr viel (Bauwerke, Universität zu Würzburg, Spitäler etc.). Die Familie stammt ursprünglich aus dem Odenwald, wo sie in Diensten der Schenken von Erbach stand. Der Zweig im Spessart ist seit 1334 urkundlich erwähnt. Die dortigen Echter standen als "Wald- und Bachförster" im Dienste von Mainz. Sie hatten im Spessart Besitz an umfangreichen Waldgebieten. Mit dem Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn schaffte die Familie den Sprung nach Würzburg, und in der Folgezeit erwarb die Familie Besitzungen im Steigerwald (Gaibach, Oettershausen, Gochsheim, Schallfeld, Traustadt, Weisbrunn). Weiterhin hatte die Familie Besitzungen im Württembergischen: Neckarsulm, Crailsheim, Künzelsau. Beide Linien starben aber schon bald aus. Der letzte Echter war Johann Philipp Freiherr Echter von Mespelbrunn, der 1665 im 19. Lebensjahr verstarb. Das Erbe ging über Ottilia Echterin von Mespelbrunn, die 1648 Philipp Ludwig von Ingelheim geheiratet hatte, Oberstleutnant und Amtmann zu Miltenberg im Dienste von Mainz, an die von Ingelheim. 1698 vereinigte die Familie mit Genehmigung des Kaisers beide Wappen zu "von Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn" und vierte ihr Wappen aus Ingelheim und Echter von Mespelbrunn. Die Familie lebt heute auf Schloß Mespelbrunn.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:

Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenklau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg) 1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenklau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg) 1755-1779

Literatur:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbücher
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
http://www.roettingen.de/

Rathaus - Julius-Echter-Stift - Portal St. Georg

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006, 2009
Impressum