Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2956
Würzburg
(Unterfranken)
St. Burkard: Epitaphien von drei Äbten aus der Klosterzeit
In St. Burkard sind mehrere alte Grabdenkmäler aus der Zeit zu sehen, als es noch nicht in ein Ritterstift (Kollegiatstift) umgewandelt worden war, sondern die Organisationsform eines Benediktinerklosters hatte. Die erste hochrechteckige Platte (Abb. unten links) aus grauem Sandstein im südlichen Seitenschiff zeigt den Abt Johann III. von Waldenfels (-3.5.1427, amtierte 1408-1424) als Ganzfigur in klassischer Abtstracht mit Kasel und Mitra und mit dem Abtsstab in der Linken, während die Rechte ein Buch hält. Die auf dem abgeschrägten Rand umlaufende Inschrift in gotischen Minuskeln lautet: "anno d(omi)ni m cccc xxvii / ip(s)o die inve(n)tioni(s sancte crucis ...../..../...mona)sterii requiescat i(n) pace". Die nicht erhaltenen Partien der Inschrift könnten sinngemäß ergänzt einmal so gelautet haben: "obiit dominus ioannes de wallenfels pie memoriae abbas huius". Die Inschrift benennt als Tag des Ablebens den Kreuzauffindungstag. Dieser wurde früher am 3. Mai begangen und erinnert an das Auffinden des Heiligen Kreuzes durch die hl. Helena. Im älteren Jahrtagverzeichnis von St. Burkard ist er jedoch am 2. Mai eingetragen.
Abt Johann III. von Waldenfels | Abt Eberhard Lesch | Abt Hermann Lesch |
Der untere Teil der Platte ist so stark ergänzt, daß man auch nicht mit Sicherheit sagen kann, ob die Ahnenprobe nicht früher aus insgesamt vier Schilden bestanden haben könnte, wovon sich nur die beiden oberen erhalten haben. Wir sehen heraldisch oben rechts den Schild der von Waldenfels, in Blau ein aufspringendes silbernes Einhorn. Die hier nicht gezeigte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein sitzendes silbernes Einhorn. Gegenüber sehen wir den Schild der von Rotenhan, in Silber ein schrägrechter roter Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten sechszackigen Stern. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein stehender roter Hahn. Die Eltern des Abtes waren Albrecht von Waldenfels (Biedermann: Georg von Wallenfels zu Haig) und eine nicht näher bekannte Frau von Rotenhan, welche wiederum die Tochter von Konrad von Rotenhan zu Rentweinsdorf und einer Frau von Fuchs war. Deshalb wäre, wenn es früher eine 4er-Ahnenprobe gewesen sein sollte, was sogar wahrscheinlich ist, unten links der rote Fuchs in goldenem Feld zu erwarten gewesen, aber das ist angesichts der ab Kniehöhe großflächig ergänzten unteren Partien Spekulation. Diese Restaurierung ist ihrerseits schon wieder historisch, denn sie erfolgte um 1663-1665 durch Gregor Diemaneck.
Bevor Johann von Waldenfels nach Würzburg kam, war er zunächst in Bamberg, wo er 1388 Kämmerer des Klosters Michaelsberg war. Weiterhin war er dort Infirmar. Auch dort war er als möglicher Abt im Gespräch, wurde sogar zum Abt erhoben, doch es gab einen Gegenkandidaten, dem er schließlich doch unterlag. Statt seiner wurde Wilhelm von Wolfersdorf Abt auf dem Michaelsberg. Johann von Waldenfels wurde daraufhin Abt des Klosters Banz; dieses Amt bekleidete er 1398-1407. Mit päpstlicher Erlaubnis konnte er die beiden Ämter auf dem Michaelsberg behalten. Dann wurde er 1408 Abt des Benediktinerklosters St. Burkard in Würzburg. Das ist eine Besonderheit, denn nur zweimal wurde in St. Burkard jemand zum Abt gewählt, der bereits woanders Abt war, der andere war 1372 Johann von Holach aus dem Stift Fulda. In Johanns Amtszeit fällt das Bemühen des Ordens um Reformen: Vom Konstanzer Konzil war ein Kapitel der Mainz-Bamberger Benediktinerprovinz angeordnet worden, das Johann von Waldenfels auch 1417 in der Nähe von Konstanz besuchte, aber die von oben beabsichtigten Reformen drangen nicht so recht zur Basis durch, und in St. Burkard wollte man sich noch weniger als anderswo mit der Wiederherstellung der vita communis und der Einschränkung des Adelsprinzips anfreunden als anderswo, und in den Widersetzlichkeiten dieses Klosters begann sich schon der spätere Weg der Einzelpfründen und der Umwandlung in ein Ritterstift abzuzeichnen. Abt Johann resignierte 1424 und starb drei Jahre später.
Die zweite hier vorgestellte, 2,20 m hohe und 1,02 m breite Platte ist für den Abt Eberhard Lesch (-21.10.1436, amtierte 1424-1436), gefertigt aus grauem Sandstein und aufgestellt im südlichen Seitenschiff. Diese Platte (Abb. ganz oben Mitte) wurde von Gregor Diemaneck um 1663/1665 restauriert. Der Abt wird als Ganzfigur in klassischer Kleidung mit Kasel und Mitra und mit dem Abtsstab in der Linken dargestellt, während die Rechte ein Buch hält. Zu Füßen liegt ein Hund. Die auf dem Rand umlaufende Inschrift in gotischen Minuskeln beginnt optisch unten links und lautet: "An(n)o d(omi)ni Mo cccco xxxvio xiio k(a)l(endas) novembris obiit d(omi)n(u)s eberh/ardus le(sch) / abbas huius monasterii pie memorie ....". Der unterste Teil ist nicht erhalten. Eberhard Lesch war zuvor Propst auf dem Würzburger Marienberg, ehe er nach dem Verzicht des Vorgängers, Johann IV. von Bächlingen, Abt wurde. Aus der römischen Datumsangabe ergibt sich als Todestag der 21. Oktober (die Kalenden sind der erste Tag des neuen Monats, die 12. Kalenden des Novembers sind als 12 Tage vor dem 1.11.1436, wobei der 1.11. und der Ist-Tag mitgezählt werden, also sind wir am 21.10. Anders ausgedrückt: Man zählt die ganzen Tage, die im alten Monat übrig sind, das sind hier 10, und addiert 2, einen für den Ist-Tag und einen für den Monatsanfangstag, dann kommt man auf die 12. Kalenden des Novembers für den 21. Oktober); im älteren Anniversarverzeichnis ist sein Jahrgedächtnis aber am 20. November eingetragen.
Auf dieser Platte gibt es insgesamt vier Wappenschilde einer Ahnenprobe, die beiden oberen in den Ecken des Zentralfeldes, die beiden unteren sind ganz leicht nach außen gedreht. Heraldisch rechts oben ist das Wappen Lesch zu sehen, zwei Beile Rücken an Rücken. Im Aschaffenburger Wappenbuch wird es folgendermaßen dargestellt: in Rot zwei aufrechte silberne, goldengestielte Beile Rücken an Rücken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende, rotgekleidete, golden gekrönte Jungfrau, in jeder Hand ein silbernes, goldengestieltes Beil haltend. Minimal anders ist die Darstellung im Berliner Wappenbuch: in Rot zwei aufrechte silberne, silberngestielte Beile Rücken an Rücken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, rotgekleideter, golden gekrönter Jungfrauenrumpf zwischen zwei nach außen gerichteten silbernen Beilen. Im Wappenbuch St. Gallen ("lesch von leschen") ist das Kleinod ein Jungfrauenrumpf mit Zopf. Die Familie wird auch Lesch/Lösch von Hilgartshausen (nach Hilgertshausen bei Crailsheim) bzw. Lesch von Leschen genannt und erlangte am 5.11.1644 den Freiherrenstand. Die Familie von Lesch, ehemalige Ministerialen der Herren und Grafen von Hohenlohe, war von 1517 bis 1813 als Hofmarksherrschaft eng mit Hilgertshausen bzw. Tandern verbunden. Weitere Nachweise: Wappenbuch des churbayrischen Adels BSB Cgm 1508, Image 69, Siebmacher Band: Erg Seite: 7 Tafel: 2, Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag, Alberti S. 467, Schöler, Familienwappen 69, 71 u. Taf. 146 Nr. 4 f. Der Schild links oben trägt einen gestulpten Hut mit zwei Stäben im Stulp (Zuordnung DI 27: Rothenburg, ungeprüft, ohne Verifikation), derjenige unten rechts einen ausgerissenen Eichbaum (keine Zuordnung in DI 27, evtl. von Hettersdorf? Kein genealogischer Beleg), und der Schild unten links zeigt einen Hundekopf (Zuordnung DI 27: Rüdt von Collenberg, ungeprüft, kein genealogischer Beleg). Interessant sind die familiären Hintergründe, denn Eberhard wurde offensichtlich unehelich geboren und erhielt 1449 eine Heilung dieses Makels per Dispens - mit Dispens geht alles, und mit Dispens kann man dann auch eine 4er-Ahnenprobe anbringen.
Die dritte und letzte hier diskutierte Grabplatte (Abb. ganz oben rechts) ist für Abt Hermann Lesch (-7.8.1408, amtierte 1391-1408), ebenfalls im südlichen Seitenschiff aufgestellt, 2,18 m hoch und 0,84 m breit, aus grauem Sandstein. Der Abt, der vor seiner Wahl Propst in Aub war, wird als Ganzfigur in klassischer Kleidung mit Kasel und Mitra und mit dem Abtsstab in der Linken dargestellt, während die Rechte ein Buch hält. Vermutlich war dieser der Onkel des oben vorgestellten Abtes Eberhard Lesch. Die umlaufende Inschrift in gotischen Minuskeln ist so angebracht, daß man sie von außen lesen kann, im Unterschied zu den beiden anderen Grabplatten. Sie lautet: "anno do(mi)ni mille/simo cccc viii in die sancte affre m(art)iris obiit domin(us) / hermann(us) dictus / lesch pie memorie abbas hui(us) monasterii requiescat i(n) pace". Diese Platte wurde aufgrund starker Beschädigungen von Gregor Diemaneck um 1663/1665 restauriert. Die Tagesangabe am Tag der hl. Afra von Augsburg ist der 7. August. Im älteren Anniversarverzeichnis ist sein Jahrtag jedoch abweichend am 13. August eingetragen.
Auf dieser Platte gibt es insgesamt vier Wappenschilde einer Ahnenprobe in den Ecken des Zentralfeldes. Der Schild oben rechts ist derjenige der Lesch/Lösch von Hilgartshausen (Diskussion siehe oben). Der zweite Schild links oben ist vermutlich derjenige der Zobel von Giebelstadt (Zuordnung nach DI 27, ohne genealogischen Beleg), in Silber ein roter, schwarz gezäumter Pferdekopf. Unten rechts ist der Schild der von Grumbach (Zuordnung nach DI 27, ohne genealogischen Beleg) zu erkennen, und der vierte Schild trägt einen sechszackigen Stern (Hinweise willkommen, keine Zuordnung in DI 27, ohne genealogischen Beleg).
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7899328,9.9247645,19z - https://www.google.de/maps/@49.7899328,9.9247645,162m/data=!3m1!1e3
St. Burkard Würzburg, Schnell
Kunstführer Nr. 251, 2. Auflage 1989, Verlag Schnell &
Steiner GmbH Regensburg.
St. Burkard: http://www.st-burkard.de/
Veröffentlichung
der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Genehmigung von
Herrn Pfarrer Ernst Bach, Kath. Pfarramt St. Burkard,
Burkarderstraße 40, 97082 Würzburg, vom 15.02.2007
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von
den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen,
Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band,
Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des
Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver
Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert
Verlag, Wiesbaden 1988, S. 97, S. 105-106, S. 81
Alfred Wendehorst, Germania sacra, NF 40 - Die Bistümer der
Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 6, die
Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St.
Burkard in Würzburg, Berlin/New York 2001, online: http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F, http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F/NF%2040%20Wendehorst%20St.%20Burkhard.pdf, S. 189-202
Kalenderberechnungen: http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste//grotefend/form_4.htm
St. Burkard: Johanna Theresia von Bubenhofen geb. von Pölnitz - St. Burkard: Wilhelm von Rosenbach - St. Burkard: zwei Seckendorff-Epitaphien - St. Burkard: Philipp Zollner von Rottenstein - St. Burkard: Veronika Fuchs von Burgbreitbach
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