Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2954
Würzburg (Unterfranken)

St. Burkard: Zwei Seckendorff-Epitaphien

Das Epitaph für Joachim Konrad von Seckendorff (-17.11.1674) an der Nordwand des Langhauses trägt im oberen Teil der Platte ein Vollwappen der Herren von Seckendorff, in Silber zwei unten verbundene und zu einer Acht verschlungene, sich zweimal überkreuzende rote Lindenzweige mit nach außen gekehrten Blättern, vier auf jeder Seite, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter niedriger Hut, hermelingestulpt, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Unten wird der ovale Schild von einer die Zunge bleckenden Löwenmaske begleitet. Den größten Teil der Fläche darunter nimmt die Inschrift ein, die die verschiedenen Lebensstationen des verstorbenen Klerikers aufzählt. Auf der Platte sind zahlreiche Symbole der Vergänglichkeit zu sehen, eine geflügelte Sanduhr, eine brennende Öllampe, und ein Totenschädel mit Knochen.

 

In den vier Ecken befinden sich die vier Wappenschilde einer Ahnenprobe auf Großelternebene, alle sind durch ein kleines Schriftband beschriftet. Sie beginnt heraldisch oben rechts mit der Wiederholung des Seckendorff-Wappens wie beschrieben, gegenüber folgt das Wappen der von Beulwitz ("Beilwitz"), in Blau ein silberner, zunehmender und gesichteter Mond, der eigentlich noch von drei (2:1) silbernen Sternen begleitet wird, die hier aber fehlen. Die Familie stammt aus Thüringen, und es ist ein interessantes und in Franken selteneres Wappen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein naturfarbener (oder rotbewehrter, silberner) Hahn.

Der dritte Schild links unten ist kaum noch zu erkennen, laut Schriftband stellt er das Wappen der von Mandelsloh ("Mandelßlo") dar, in Blau ein liegendes, silbernes, mit einem roten Band viermal umwundenes Jagdhorn (Hifthorn). Die einwärts positionierte Mündung ist noch zu erkennen. Diese Familie kommt ursprünglich aus Niedersachsen. Das vierte und letzte Wappen links unten ist das der von Würtzburg ("Wurtzburg"), in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein sechszackiger Stern.

Dieses Stiftsmitglied und dieser Kleriker (und Konvertit: "Qui Ex Lutherano Catholicus"!) war der Sohn von Georg Friedrich von Seckendorff zu Ottengrün aus der Linie Gutend und dessen Frau, Anna Maria von Beulwitz. Nach Biedermann waren die Großeltern väterlicherseits Julius von Seckendorff zu Langenfeld und Ottengrün, hochfürstlich brandenburg-ansbachischer Rat und Amtmann zu Schauenstein und Collenberg, danach kurfürstlich-sächsischer Oberhofmarschall, und dessen Frau, Veronica von Mandelsloh. Joachim Konrad von Seckendorff war 1663-1674 Dekan des Ritterstifts St. Burkard, und unter dessen Amtsleitung wurde das Chorgewölbe erneuert, wo er auch mit Wappen vertreten ist (genaue Beschreibung und Lebenslauf siehe dort).

Ganz eng mit der vorherigen Platte in Zusammenhang steht dieses stark zerstörte Grabdenkmal, dessen Inschrift nur noch bruchstückhaft zu entziffern ist: Die Vornamen Heinricus Wilhelmus sind glücklicherweise erhalten, und in Kombination mit dem Wappen (sehenswerte eingerollte seitliche Ränder!) ergibt sich Heinrich Wilhelm von Seckendorff (20.1.1674). Zwei der von der vorherigen Platte vertraute Ahnenwappen tauchen ebenfalls auf, aber anders angeordnet, das Seckendorff-Wappen sitzt natürlich rechts oben, aber das Wappen der von Beulwitz sitzt nun rechts unten, ist also von der elterlichen Ebene auf die großelterliche Ebene gerutscht. Er war der Neffe des oben genannten Dekans Joachim Konrad von Seckendorff.

 

Seine Eltern waren Johann Conrads Bruder, Hans Wilhelm von Seckendorff zu Ottengrün aus der Linie Gutend, und dessen Frau, Ursula Rufina von Beulwitz. Seine Großeltern väterlicherseits waren damit Georg Friedrich von Seckendorff zu Ottengrün und Anna Maria von Beulwitz. Das Beulwitz-Wappen müßte also zweimal auftauchen, einmal links oben (verloren) und einmal rechts unten (erhalten). Im Gegensatz zu der anderen Platte ist hier das Beulwitz-Wappen korrekt mit den Sternen dargestellt, dazu aus Courtoisie einwärts gewendet. Dieser Kleriker wird bei Biedermann nur als "Heinrich von Seckendorff, + jung" aufgeführt. Die Beulwitz-Genealogie bei Biedermann kann aufgrund der Wappen nicht stimmen. Heinrich Wilhelm von Seckendorff wurde am 27.9.1666 Domizellar, ging 1671 zum Studium nach Bamberg, wo er ebenfalls Domherr war. Nach zwei Jahren kehrte er 1673 nach Würzburg zurück, aber er starb schon zu Beginn des Folgejahres, zu jung, um irgendwelche Ämter innegehabt zu haben.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7899328,9.9247645,19z - https://www.google.de/maps/@49.7899328,9.9247645,162m/data=!3m1!1e3
St. Burkard Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 251, 2. Auflage 1989, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg.
St. Burkard: http://www.st-burkard.de/
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Ernst Bach, Kath. Pfarramt St. Burkard, Burkarderstraße 40, 97082 Würzburg, vom 15.02.2007
Alfred Wendehorst, Germania sacra, NF 40 - Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 6, die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg, Berlin/New York 2001, online: http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F, http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F/NF%2040%20Wendehorst%20St.%20Burkhard.pdf, S. 227 ff., S. 312 ff.
von Seckendorff:
https://de.wikipedia.org/wiki/Seckendorff_(Adelsgeschlecht)
von Beulwitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Beulwitz_(Adelsgeschlecht)
von Mandelsloh:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mandelsloh_(Adelsgeschlecht)
von Würtzburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Würtzburg

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