Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2874
Püssensheim (zu Prosselsheim, Landkreis Würzburg)

Die Kuratiekirche Allerheiligen in Püssensheim

Der hier vorgestellte Wappenstein ist bei der katholischen Kuratie-Kirche Allerheiligen in Püssensheim zu finden, einem Ortsteil von Prosselsheim. Die Kirche befindet sich am nordöstlichen Rand der Bebauung auf leicht erhöhtem Platz. Dem heutigen Bau, einer kleinen Saalkirche mit eingezogenem Chor, sieht man kaum mehr an, daß hier einst eine Kirchenburg mit wehrhafter Kirchhofmauer stand. Die um 1600 im nachgotischen Echter-Stil erbaute Kirche wurde 1684-1687 erneuert und 1864 erweitert, dabei ging der Wehrcharakter verloren. Nach den Schäden des Zweiten Weltkriegs erneuerte man den Turm im Osten des Schiffs auf quadratischem Grundriß im damals modernen, nüchternen Stil, mit Schlitzen und Mauerlöchern statt Fenstern.

Die Kirche selbst ist wappenlos. Doch nur wenige Schritte rechts daneben wird man fündig, in der Nähe des sandsteinernen Bildstocks (1725, Säule über Tischsockel, Reliefaufsatz mit Kreuzigung auf der Vorderseite und mit Pietà auf der Rückseite): In die niedrige Stützmauer aus Bruchsteinmauerwerk ist eine historische, aus der Erweiterungszeit stammende Wappenkartusche des damals amtierenden Landesherrn, des Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg (6.11.1645-14.12.1698, amtierte 1684-1698) sekundär vermauert worden. Der Stein ist ohne Farbfassung und von weiterem Verfall bedroht: Einige Flächen der Felder 1 und 2 sind bereits abgeplatzt, weitere Teile schilfern am Herzogshut ab. Hier wäre dringender Bedarf für eine Festigung und ein Schutzdach.

Die ovale Kartusche ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Rose mit goldenem Butzen, Stammwappen der von Guttenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Über der Wappenkartusche wird der rot gefütterte, hermelingestulpte Fürstenhut bzw. Herzogshut geführt, hinter dem Schild schräggekreuzt sieht man das gestürzte Schwert und den Krummstab. Der Kartuschenrand ist rechts und links auf ganzer Länge eingerollt, je zwei weitere schneckenförmige Elemente sind oben und unten in der Mitte zu sehen, und zwischen den beiden oberen schaut eine groteske Maske hervor.

In Püssensheim gab es im Mittelalter zunächst ein Ministerialengeschlecht von Buzzensheim. 1282 kam die Dorfherrschaft über Püssensheim an die Herren von Grumbach (Ministerialen-Familie, die mit dem Mohr im Wappen). Im Jahre 1603 kam Püssensheim an das Hochstift Würzburg und gehörte diesem bis zur Säkularisation 1803. Püssensheim war früher eine eigene Pfarrei. Später wurde sie eine Kuratie-Kirche, d. h. sie war Filiale der Pfarrei St. Bartholomäus in Prosselsheim. Seit 2012 bildet die Kuratie zusammen mit den Orten Bergtheim, Burggrumbach, Dipbach, Oberpleichfeld, Prosselsheim, Untereisenheim und Unterpleichfeld die Pfarreiengemeinschaft "Volk Gottes an Pleichach und Main" unter Leitung des Prosselsheimer Pfarrers. Die Pfarreiengemeinschaft gehört zum Dekanat Würzburg rechts des Mains, seit 2021 zum Pastoralen Raum Bergtheim-Fährbrück.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.879053,10.1232042,20z - https://www.google.de/maps/@49.879053,10.1232042,84m/data=!3m1!1e3
Püssensheim in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Püssensheim
Püss
ensheimer Kirche im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Allerheiligen_(Püssensheim)
Chronik von Prosselsheim:
https://www.prosselsheim.de/chronik/
Baudenkmäler in Prosselsheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Prosselsheim#Püssensheim
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe, hrsg. vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg, 1974, 192 S.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Johann Gottfried von Guttenberg in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_von_Guttenberg
Familie von Guttenberg in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Guttenberg_(Adelsgeschlecht)
Alfred Wendehorst: Johann Gottfried von Guttenberg, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 352 -
https://www.deutsche-biographie.de/gnd118013289.html#ndbcontent - https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016325/images/index.html?seite=366
Johann Gottfried von Guttenberg im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Johann_Gottfried_von_Guttenberg
Winfried Romberg (Bearb.): Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746, Germania Sacra. Dritte Folge Nr. 8, die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 8, De Gruyter, Berlin/Boston 2014,
https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A8C-9 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A8C-9/3.F._8_Romberg_Bischoefe.pdf?sequence=1&isAllowed=y

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