Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2225
Landeshauptstadt Mainz

Schlußsteine des Domkreuzganges

Südlich an den Mainzer Dom angebaut befindet sich der zweigeschossige, spätgotische Kreuzgang mit drei Gangabschnitten im Westen, Süden und Osten. Im Norden stößt der Hof direkt an die südlichen Seitenschiffkapellen des Domes. An den drei anderen Seiten ist der kreuzrippengewölbte Gang außen von Stiftsgebäuden des Domes umgeben, im Westen von der Nikolauskapelle, der Präsenzkammer und dem Archiv, im Süden vom ehemaligen, einst zweischiffig gewölbten Kapitelsaal und der nach außen vorspringenden, zweigeschossigen, 1489 angefügten Kapitelstube und im Osten von den Räumen der Domschule. In der südwestlichen Ecke liegt der Zugang zum Dom- und Diözesanmuseum, das in den ehemaligen Kapitelbauten eingerichtet ist. So diente der Kreuzgang nicht nur der Kontemplation, sondern auch als Verbindungsbau zwischen Domkirche und Kapitelgebäuden. In der Nordwestecke liegt die Memorie; wegen dieses Baues ist der Gang hier verkürzt.

Der Kreuzgang wurde gemäß der 1727 erfolgten Datierung durch Jakob Christoph Bourdon ca. 1397-1410 von dem berühmten Baumeister Mathernus Gerthener errichtet und ersetzte einen romanischen Vorgängerbau. Diese Datierung erfuhr erst in neuerer Zeit eine kritische Hinterfragung (s.u.) mit der Option, von einer größeren Zeitspanne auszugehen.

Da im Norden der ehemalige Kreuzgangflügel bereits von den Kapellen verdrängt worden war, beließ man es beim Neubau bei dieser Anordnung. Das Obergeschoß wurde früher als Dombibliothek genutzt. Insgesamt umfaßt der Kreuzgang 24 Joche, 9 auf der Ost-, 11 auf der Süd- und 6 auf der Westseite.

Im Obergeschoß wurde die Struktur 1793 bei der Belagerung von Mainz zerstört. Damals brannte die dort untergebrachte Dombibliothek, und dabei wurden alle dortigen Gewölbe zerstört. Selbst im Erdgeschoß gingen dabei fast alle Maßwerkfenster des West- und des Südflügels verloren. Die Renovierung erfolgte 1841-1845. Dabei tauschte man mehrere der Schlußsteine aus. Im Jahre 1927 wurden die Maßwerkfenster des Kreuzganges sowohl im Ober- als auch im Erdgeschoß erneuert. In letzterem sind etliche Epitaphien von Domkapitularen, Kapitelvikaren und Laien unterschiedlichen Erhaltungszustandes aufgestellt, die aber nur einen Bruchteil des einstigen Bestandes darstellen, weil ca. 250 Personen insgesamt hier ihre letzte Ruhe gefunden hatten, denn die dritte Funktion des Kreuzganges war die einer Begräbnisstätte. Erneute Zerstörungen brachte der Zweite Weltkrieg mit sich. Die Schäden wurden 1957-1958 behoben. Auch damals wurde eine Reihe von Schlußsateinen ersetzt. Eine weitere Renovierung fand 1969 statt. Dabei erhielten die Schlußsteine eine Farbfassung, auch wurden die vorhandenen Inschriften ergänzt und nicht mehr vorhandene nach älteren Beschreibungen oder auch sinngemäß neu formuliert. 23 der Schlußsteine des Gewölbes sind wappenverziert. Sie verweisen auf den amtierenden Fürstbischof und auf Domherren, die zwischen 1330 und 1448 in Mainz eine Pfründe innehatten. 13 Schlußsteine tragen eine Inschrift in gotischen Minuskeln zwischen Ritzlinien.

 

In den drei Flügeln taucht mehrfach das Wappen des fürstbischöflichen Bauherrn auf (Abb. oben links Südwestecke, Abb. oben rechts Ostflügel, Abb. unten links Nordwestecke). Das Wappen des Fürstbischofs taucht in den Eckpunkten des Kreuzgangs auf, die als die wichtigsten Punkte des Bauwerks angesehen wurden. Die doppelstöckige, spätgotische Anlage wurde im wesentlichen unter dem Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein (reg. 1397-23.9.1419) errichtet, dem Sohn von Adolf I. von Nassau-Wiesbaden-Idstein (1307-17.1.1370) und dessen Frau Margarethe von Zollern-Nürnberg. Johann II. war ein Bruder des mit sieben Jahren Abstand vor ihm regierenden Mainzer Erzbischofs Adolf I. von Nassau (-1390). Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, je nach Darstellung fünf-, sechs- oder achtspeichiges Rad, Erzstift Mainz, Feld 2 und 3: in Blau mit goldenen Schindeln ein goldener Löwe, Stammwappen des Hauses Nassau. Interessant ist, daß alle hier gefundenen Wappenschlußsteine eine unterschiedliche Anzahl Speichen besitzen.

Die Zuschreibung des gesamten Kreuzgangs und damit auch der bischöflichen Wappensteine folgt der bislang unwidersprochenen, 1727 getroffenen Zuweisung durch Jakob Christoph Bourdon, der allein Johann II. von Nassau als Bauherrn ansah. Einige Befunde lassen uns das heute kritisch hinterfragen und den genannten Zeitraum nicht mehr als notwendiges maximales Zeitfenster ansehen. Denn die Schlußsteine zwischen den bischöflichen Wappensteinen können einzelnen Domherren zugeordnet werden, die das entsprechende Gewölbejoch persönlich stifteten. Diese größtenteils namentlich bekannten Domherren decken aufgrund ihrer Lebensdaten einen größeren Bereich als 1397-1410 ab; einige waren sogar bereits verstorben, als Johann II. von Nassau in Mainz die Regierung des Fürstbistums antrat. Deshalb geht man mittlerweile davon aus, daß sich die Errichtung über einen größeren Zeitraum erstreckte und nicht alle Joche gleichzeitig eingewölbt wurden, sondern abschnittsweise und diskontinuierlich, so wie sich eben Gelder und Stifter fanden, entweder als testamentarische oder als reelle Stiftung. Diese Annahme läßt wiederum nicht ausschließen, daß durch die Nassauer Schlußsteine auch andere Fürstbischöfe der Familie repräsentiert sein könnten, von denen es mehrere kurz hintereinander gab, so Adolf I. von Nassau (reg. 1381-1390) oder sogar Gerlach von Nassau, der 1370 über einen entsprechenden Ablaß Gelder für Dom und Kreuzgang einsammelte. Hier darf die avisierte Untersuchung zur Baugeschichte des Domkreuzgangs von Britta Hedke mit Spannung erwartet werden.

 

Abb. oben rechts: Dieser Schlußstein gehört zu Konrad, Wildgraf von D(h)aun ("Conrad(us) comes silvestris de dune"), also eigentlich "Waldgraf von Daun", und Rheingraf zum Stein ("et ringravius de lapide"). Das Wappen der Rheingrafen zum Stein, Wildgrafen zu D(h)aun, ist geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz ein silberner Löwe, rot bewehrt und gezungt, hersehend (leopardiert), Stammwappen der Rheingrafen zum Stein, Feld 2 und 3: in Gold ein roter, blau gekrönter Löwe, Stammwappen der Wildgrafen von D(h)aun. Hier ist Konrad, 1398 erstmals als Mainzer Domherr erwähnt, noch Mitglied des Domkapitels, er sollte später zum Nachfolger von Johann von Nassau auf dem erzbischöflichen Stuhl werden. Er verstarb 1434.

 

Der Kreuzgang ist in Teilbereichen immer wieder zerstört worden, und anläßlich der jeweiligen Renovierung bzw. des Wiederaufbaus wurden verlorene Schlußsteine durch die zeitgenössischer Mainzer Bischöfe ersetzt. Abb. links: In den Jahren 1841-1845 ließ Bischof Peter Leopold Kaiser (3.11.1788-30.12.1848, amtierte 1834-1848, zugleich 1734-1848 Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen) den Kreuzgang renovieren, nachdem der durch die Brandkatastrophe 1793 arg beschädigte Bau rund 30 Jahre lang eine Ruine war. Sein Wappen ist ein redendes, denn es ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Wagenrad für das Bistum Mainz, Feld 2 und 3: hier in Schwarz eine goldene Kaiserkrone. Das Wappen taucht noch einmal als modernes Glasfenster im Dom auf, dort ist die Feldfarbe allerdings blau. Die Umschrift lautet "Rena(vatus) Anno D(omi)ni 1841-1845".

Abb. rechts: Die letzte größere Zerstörung war während des Zweiten Weltkrieges. Zahlreiche Spreng- und Brandbomben hatten das historische Ensemble getroffen. Dabei waren auch zwei Gewölbe der Südwestecke des Kreuzganges zerstört worden, und genau hier sind auch die neuen Schlußsteine angebracht. Im Zweiten Weltkrieg brannte auch das im oberen Stockwerk des Westflügels untergebrachte Dombauamt mit allen Unterlagen aus. Der Wiederaufbau des Kreuzganges fand 1957 unter Bischof Albert Stohr (13.11.1890-3.6.1961, amtierte 1935-1961) statt. Sein Wappen ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Wagenrad für das Bistum Mainz, Feld 2 und 3: in Schwarz ein silberner, schräggelegter Schlüssel mit dem Bart nach oben und rechts, begleitet von mehreren goldenen Schindeln für das aufgelöste frühere Hochstift Worms, das erst Mainz, dann Mainz und Speyer zugeschlagen worden war, Herzschild gespalten, rechts in Silber eine schwarze Feder und links in Schwarz ein silbernes, aufrechtes Schwert. Die Umschrift lautet "De nuo(vo) reno(vatus) Anno domini 1957".

 

Abb. links: Dieser namentlich nicht zugeordnete Schlußstein im südwestlichen Teil des Kreuzganges zeigt ein Beispiel der Wappengruppe mit dem Frauenarm, in Schwarz ein aus dem rechten Obereck hervorkommender, goldener, rot gefütterter Frauenarm mit sackartig herabhängendem Hängeärmel, einen goldenen Fingerring haltend. Schaab und Bourdon ordnen einen diesem entsprechenden Schlußstein der Margaretha von Rossire, genannt von Metz zu, Mutter eines anderen Stifters, Nikolaus I. von Oberstein.. In seiner Beschreibung der Schlußsteine befinden sich beide in aneinandergrenzenden Jochen. Das kann jedoch nicht zutreffen, weil die Eltern besagten Nikolaus I. von Oberstein Andreas von Oberstein und Kunigunde von Metz waren. Im Siebmacher Band: Lot Seite: 33 Tafel: 23 findet sich eine Familie von Metz, später aufgrund einer Erbheirat genannt von Scharfeneck (bei Landau), die einen solchen Frauenarm mit Fingerring führten, jedoch ohne Tinkturangaben. Diese Familie von Metz ist lt. den Angaben im Siebmacher 1335 im Mannesstamm erloschen. Ein inhaltsähnliches Wappen in den Farben schwarz-golden führen übrigens die Buning von der Neuerburg (bei Hauptmann, Gruber S. 102-103 und Zobel Tafel 243). Weitere Hinweise zur Verifizierung sind willkommen.

Abb. rechts: Das im Südflügel zu findende, nicht namentlich zugeordnete Wappen der Schetzel von Lorch ist golden mit einem roten Schräggitter, darüber ein roter Balken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre lt. Gruber zu rot-goldenen Decken ein golden gestulpter roter Hut, oben mit einer silbernen Kugel mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Helmdecken rot-golden. Zobel listet auf Tafel 208 noch eine Variante auf mit silbernen Straußenfedern auf dem Hut. Es handelt sich um eine niederadelige Familie aus lorch im Rheingau. Heinrich I. Schetzel von Lorch ist 1337 als Mainzer Domherr belegt und 1387 gestorben. Heinrich II. Schetzel von Lorch war bis zu seinem Tod im Jahre 1407 ebenfalls Domherr in Mainz. Beide kommen als Zuordnung in Frage, es ist nicht feststellbar, welcher gemeint ist und welcher dieser Schlußstein gestiftet hat.

 

Abb. links: Konrad von Hirschhorn (-4.3.1413) war Mainzer Kanoniker ("Conradus de hirshorn canonicus huius ecclesiae"). Das Wappen zeigt in Gold eine rote Hirschstange (Geweihstange). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre je nach Quelle zu rot-goldenen Decken rechts eine rote, links eine goldene Hirschstange (Geweihstange) bzw. ein rechts rotes, links goldenes Hirschgeweih (Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 45 Seite 76, 139), alternativ ein ganz rotes Hirschgeweih (Zobel Tafel 145) oder eine einzelne aufgerichtete rote Hirschstange (Scheiblersches Wappenbuch, Folio 121). Vgl. auch Siebmacher Band: BayA1 Seite: 146 Tafel: 150, Band: NaA Seite: 25 Tafel: 38. Konrad von Hirschhorn, jüngster Sohn von Engelhard II. von Hirschhorn (1347-1383) und dessen Frau, Margareta Schenk von Erbach, war nicht nur ab 1382, sicher ab 1389 in Mainz, sondern auch in Speyer ab 1391 Domherr, 1399 Domkustos und ab 1403 Domkantor, und er gründete 1406 das Karmeliterkloster Hirschhorn, zusammen mit zwei seiner Brüder und einem Neffen. Außerdem war er in Mainz Propst des Stiftes St. Stephan. In Speyer hatte er die Stuhlbrüderpropstei inne. Er hatte reich geerbt und zahlreiche Pfründen, war also wirklich wohlhabend. Entsprechend wurde er als Stifter tätig. Er starb in Speyer und wurde dort im Domkreuzgang begraben.

Abb. rechts: Die Inschrift nennt Rorich (Roricus) von (de) Sterrenberg (Sterrenberg), Kanoniker (can(onicus)) und (et) mainzischer Kämmerer (camer(arius) mogu(n)t(inus)). Ein Domherr und erzbischöflicher Kämmerer dieses Namens ist bis 1380 belegt; er scheint aber vor dem Neubau dieses Kreuzgangs verstorben zu sein. Schaab erwähnt diesen Schlußstein nicht. Möglicherweise ist das ein Stein aus einer sehr frühen Bauphase des Kreuzganges, möglicherweise wurde er auch erst später an die heutige Stelle versetzt. Das Wappen ist hier silbern mit einem schwarzen, achtzackigen Stern und darüber einem roten, dreilätzigen Turnierkragen. Das Wappen ist im Gruber ohne Turnierkragen abgebildet, als Helmzier der Stern zwischen einem Paar Büffelhörner in Feldfarbe. Zobel bildet dazu auf Tafel 332 ein Wappen mit Turnierkragen mit goldener Feldfarbe ab. Die goldene Schildfarbe ist die Variante der Beyer von Sternberg. Dieses niederadelige Geschlecht nannte sich nach der Burg Sterrenberg im Mittelrheintal hoch über Kamp-Bornhofen, Teil der sog. feindlichen Brüder. Rorich studierte 1340-1343 Theologie in Paris. 1343 ist er Kanoniker am Simeonsstift in Trier und Domdekan in Worms. 1344 ist er in Speyer als Stiftsherr belegt. In Worms wird er 1355 Dompropst. In Mainz wird er 1360 Mitglied des Domkapitels. Außerdem war er in Mainz Stiftsherr von Mariengreden. Für diesen Domherrn, der auch 1364-1380 Stadtkämmerer von Mainz war, ist auch der optisch rechte Teil einer Grabplatte mit den Wappen Stremich und Bayer von Boppard erhalten; er starb am 16.10.1380.

 

Abb. links: Die Inschrift nennt Otto Herdan von (Otto Herdan de) Buches (Büches), Kanoniker dieser Kirche (Buches can(onicus) huius ecclesi(a)e). Ein Domherr dieses Namens wird um 1420 erwähnt; er war der Sohn von Hartmann von Buches. Wahrscheinlich war er nur Domicellar, weil es keine weiteren Nachweise dieser Person gibt. Das Wappen der im Rheingau und in der Wetterau begüterten, Anfang des 17. Jh. erloschenen niederadeligen Familie zeigt (vgl. Siebmacher NaA Seite: 17 Tafel: 24) in Silber ein schwarzes Ankerkreuz. Kuno Herdan von Buches ist hingegen 1391 als Domkanoniker belegt; dieser Verwandte des Otto starb 1426.

Abb. rechts: Der namentlich nicht zugeordnete Schlußstein trägt den Wappenschild der von Schönburg auf Wesel. Diese Familie ist in mehrere Linien und Stämme gegliedert, die unterschiedliche Wappen führten, die es auch noch, um die Verwirrung komplett zu machen, in unterschiedlichen Farbvarianten gab. Prinzipiell gibt es zwei nicht stammesverwandte, aber verschwägerte Familiengruppen, von denen die eine (Stämme I, II, III, VI, VII und VIII) sechs kleine Schildchen (Wappen I), die andere (Stämme IV und V) nur ein großes Schildchen im Wappen (Wappen II) führte. Die mit den sechs Schildchen, vermutlich auf den Ministerialen Otto von Schönburg zurückgehend, scheint die ältere Sippe zu sein. Die sechs Schildchen tauchen in Siegeln des Burggrafen Otto 1213 zuerst auf. Der Stamm I, die sog. Lamprechtsche Linie (Wappen Ia) führte in Rot sechs (3:2:1) silberne Schildchen, Helmzier ein sitzender silberner Hund zwischen zwei Pfauenwedeln. Diese Linie geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den 1159-1166 erwähnten "Otto de Sconenburch ministerialis regis" zurück. Sicher greifbar wird die Genealogie ab dem 1306-1342 erwähnten Lamprecht von Schönburg, der 1306-1313 als Edelknecht und 1316 als Ritter genannt wird. 1325 ist er Burgmann auf der kurtrierischen Landesburg Schmidtburg. Er heiratete eine Tochter von Johann von Schonenburg und Lise von Ingelheim. Söhne aus dieser Ehe waren Lamprecht, Ritter 1342-1357, gest. 1364, Heinrich Zurne, 1342-82 "armiger", Johann Smydeburg, armiger und Ritter, gest. 1360, Otto, Philipp und Eberalt. Diese Familie erlosch am 15.8.1459 mit dem in Eberbach begrabenen Tilmann von Schönburg, der von einem Bruder Lamprechts d. Ä. abstammt. Von Lamprechts Nachkommen reichen die spätesten Nachweise bis 1431 (Johann Smydeburg und Heinrich Smydeburg). Aus dieser Linie gibt es einen am 9.7.1414 verstorbenen Johann von Schönburg auf Wesel, der nach seinem Studium in Bologna spätestens ab 1380 Mainzer Domherr, erzbischöflicher Kämmerer, 1391/92-1403 Domscholaster und 1403 Administrator des Mainzer Domkapitels und 1404-1406 Dompropst zu Mainz (resignierte 1406) war, außerdem Dekan von St. Martin in Wesel. Er gehörte weiterhin dem Mainzer Liebfrauenstift, Maria im Feld und St. Johannes an. Nach Schaab gehört das Wappen zu ihm.

 

Abb. links: Die Inschrift dieses Gewölbeschlußsteines nennt Heinrich (heinricus) Rau (ruwe) von (de) Holzhausen (holczhusen). Das Wappen der in der Nähe des hessischen Amöneburg beheimateten Familie zeigt in Silber einen roten Balken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, ebenfalls silbern mit rotem Balken. Der Domherr Heinrich Rau von Holzhausen studierte in Erfurt, taucht 1395 erstmals als Domherr in Mainz auf und war von 1404 bis zu seinem Tod am 14.8.1415 Domscholaster in Mainz. 1405 und 1412 tritt er als Subsidienkollektor im Dienste des Erzbischofs auf. Er nahm am Konzil in Konstanz teil und starb währenddessen.

Abb. rechts: Die Inschrift nennt Eberhard von Ippelbrunn (Yppelburn, Eppelborn), 1383-1418 Domdekan (Ebirhardus de yppelburn Decanus huius ecclesi(a)e me fieri fecit) neben der Datierung auf das Jahr 1405 (Sub anno d(omi)ni M cccc quinto). Der Wappenträger, ein Sohn des Friedrich von Eppelbrunn und der Adelheid Bayer von Boppard, studierte in Orléans und wurde Magister der Rechte. Er wurde als Domherr 1380 zum Geistlichen Richter in Mainz und zusammen mit Konrad von Sterzelheim zum Protonotar des Mainzer Stuhls ernannt. Außerdem war er Richter am Oberhof in Eltville. Er wurde 1381 Domkantor und 1383 Domkantor; in diesem Amt folgte er Wilhelm Flach von Schwarzenberg nach. Er hatte auch eine Pfründe am Mainzer Liebfrauenstift inne. Eberhard von Ippelbrunn war einer der Hauptförderer des Kreuzgangs und setzte sich maßgeblich für seinen Bau ein. Er starb am 13. oder 15.9.1418, was die Stiftung dieses Gewölbejochs klar zu einer reellen zu Lebzeiten macht, wie bei vielen anderen Steinen auch. Er ist in Mainz begraben. Das Wappen ist schwarz mit einem silbernen Schrägbalken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flug, rechts mit einem silbernen Schräglinksbalken belegt, links mit einem ebensolchen schrägrechts. Das Wappen der aus der Gegend vom saarländischen Lebach stammenden edelfreien Familie wird abgebildet bei Zobel Tafel 93. Später fand dieses Wappenbild, allerdings in schräglinker Darstellungsweise, Eingang in das vermehrte Wappen der von Greiffenclau-Vollraths. Heute wird der Ort, aus dem diese Familie stammt, Eppelborn genannt. Die Schwester eben dieses Eberhards war Irmgard von Ippelbrunn, und diese heiratete Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads, was die Basis für die Wappenvereinigung war. Ein Sohn aus dieser Ehe, also ein Neffe des Eberhard, war Eberhard von Greiffenclau-Vollrads, und auf dessen Grabplatte wird auch an den Onkel erinnert.

 

Abb. links: Dieser nicht namentlich zugeordnete Schlußstein trägt das Wappen der von Praunheim bzw. von Praunheim-Sachsenhausen: in Gold ein roter Balken, oben nach Lit. drei grüne beblätterte Stiele mit je einer roten Frucht, hier ein verzweigter, grüner, beblätterter Stiel (Zobel Tafel 261, Wolfert Tafel 4 Seite 149, Siebmacher Band: NaA Seite: 35 Tafel: 57). Mehrere Mitglieder der Familie saßen im Mainzer Domkapitel, darunter der 1429 erwähnte Damian von Praunheim, der 1427 genannte Epchen von Praunheim und Markwart I. von Praunheim, der Domherr bis 1448 war. Schaab ordnet diesen Schlußstein Markwardt von Praunheim zu. In den Deutschen Inschriften wird jedoch eine andere Zuordnung getroffen, nämlich Kuno von Sterzelnheim (-23.3.1408). Die niederadeligen von Sterzelnheim waren ein Zweig der von Praunheim und stammten wie diese aus der Wetterau. Besagter Kuno von Sterzelnheim studierte in Bologna und schloß dort als Baccalaureus der Rechte ab. Seit spätestens 1374 war er Domherr in Mainz. 1377 wurde er Rihter am Oberhof in Eltville und Mainzer Stuhlrichter. 1380 wird er als Protonotar erwähnt, zusammen mit dem auch hier bei den Schlußsteinen vertretenen Eberhard von Ippelbrunn. Um 1386 wurde er Domkantor, nachdem Eberhard von Ippelbrunn diesen Posten durch seine Beförderung zum Domdekan freigemacht hatte. 1393-1397 war Kuno von Sterzelnheim erzbischöflich-mainzischer Kämmerer. Im Bistumsstreit war er Anhänger der Leininger Partei, aber danach konnte er sich wieder mit Johann II. von Nassau aussöhnen.

Abb. rechts: Die Umschrift nennt Winter (wintherus) von (de) Reiffenberg (ryffen(b)erg), der Domherr (canonicus huius ecclesi(a)e) bis zu seinem Tod zwischen 1415 und 1418 war, nebst der Datierung auf 1408 (Sub anno d(omi)ni m cccc viii). Das Wappen ist fünfmal rot-silbern schräggeteilt mit einem blauen, dreilätzigen Turnierkragen darüber. Winter von Reiffenberg war der Sohn von Johann II. von Reiffenberg; seine Mutter ist entweder Katharina oder Apollonia von Winneburg. Die niederadelige Familie aus dem Taunus stellte im 14. und 15. Jh. insgesamt fünf Mainzer Domherren. Winter von Reiffenberg tritt ab 1399 als Mainzer Domherr in Erscheinung. Er studierte in Wien. 1404 wurde er Richter am Mainzer Stuhlgericht. 1406/1407 treffen wir ihn als Steuerkollektor des Mainzer Fürstbischofs. 1412 ist er Subsidienkollektor im Dienst seines Fürstbischofs. Eine weitere Pfründe hatte er als Probst von St. Mauritius inne. .

 

Zwei Schlußsteine, einer im Westflügel und einer im Südflügel, tragen das gleiche Wappen, in Silber ein golden gekrönter, roter Löwe, das Wappen eines Domherrn (canonicus hui(us) ecclesi(a)e) aus der Familie der von Oberstein. Aber nur einer (Abb. links) besitzt eine namentliche Zuordnung (N(icol)aus de lapide) und eine Datierung (Sub anno d(omi)ni m cccc vii = 1407). Der Vorname ist mit Mühe als Niklas zu entziffern. Mehrere Mitglieder der Familie waren Mitglieder des Mainzer Klerus: 1.) Nikolaus I. von Oberstein, der Sohn des in Kloster Disibodenberg begrabenen Andreas von Oberstein, war 1364-1382 Domherr in Mainz; 2.) Nikolaus II. von Stein-Oberstein, der Sohn von Johann von Stein-Oberstein und Elisabeth von Wartenberg, war von spätestens 1357 bis 1407 in Mainz Domherr; 3.) Eberhard III. von Stein-Oberstein war Domherr bis 1419; 4.) Eberhard IV. von Stein-Oberstein war um 1425 Domherr, und 5.) Richard von Stein-Oberstein war bis 1487 Domherr. Schaab ordnet den Stein im Westflügel (rechte Abb.) Nikolaus I. von Oberstein zu, der bei einer eng gefaßten Bauzeit (s. o.) schon tot gewesen sein müßte, und den Stein im östlichen Südflügel (linke Abb.) mit der Inschrift Niklas (II.) von Stein-Oberstein.

Nikolaus II. von Oberstein (-29.4.1407) nahm am Italienzug von Kaiser Karl IV. teil, zusammen mit seinem Vater und seinen Brüdern. Der Mainzer Kurfürst Adolf I. von Nassau beauftragte ihn mit der Proviantversorgung für den Mainzer Hof. Nikolaus II. muß ein enger Vertrauter seines Dienstherrn gewesen sein. Er tritt 1377 und 1380 als Amtmann auf Reichenstein in Erscheinung, 1384 als erzbischöflicher Kommissar in Sachsen, Thüringen und Hessen. 1387-1392 war er erzbischöflicher Kämmerer. Als Adolf I. von Nassau 1391 länger abwesend war, ernannte er Nikolaus II. zum Stiftsverweser fürdiese Zeit. Neben der Mainzer Dompfründe hatte Nikolaus II. noch weitere Pfründen in Bingen, in Aschaffenburg, am Stift St. Viktor in Mainz und ab 1373 am Stift St. Bartholomäus in Frankfurt. Im Bistumsstreit setzte er aufs falsche Pferd, die Leiningen-Partei. Er konnte sich jedoch später mit Johann II. von Nassau aussöhnen.

 

Abb. links: Der inschriftenlose Schlußstein zeigt das Wappen der von Hohenlohe-Brauneck, in Silber zwei schreitende, schwarze Leoparden mit untergeschlagenem Schwanz. Die Familie stellte mehrere Mainzer Domherren. Hier steht es für Andreas von Hohenlohe-Brauneck-Haltenbergstetten, der 1346 erstmalig als Mainzer Domherr belegt ist. Die Zuordnung ist möglich, weil für diesen Domherrn auch die Inschrift seines Totenschildes als auch die seiner Grabplatte überliefert sind. Erzbischof Konrad von Weinsberg war sein Großonkel. Der Domherr war der Sohn von Ulrich II. von Hohenlohe-Brauneck-Haltenbergstetten. Er wird auch 1334 als Domherr zu Würzburg, 1339-1348 als Domherr zu Bamberg und 1339 Domcantor zu Bamberg genannt. 1352-1366 war er Propst in Bingen, 1372/1373 war er Dompropst in Mainz. Das Wappen wird nicht bei Schaab erwähnt, möglicherweise wurde es versetzt.

Abb. rechts: Der inschriftlich genannte Bruno von Scharfenstein ("+ Bruno de Scharppenstein") war ab 1396 Domherr und 1397-1415 Domcustos ("custos huius ecclesi(a)e"). Er gehörte zu der Linie der niederadeligen und bei Kiedrich beheimateten Familie von Scharfenstein, die in Silber einen grünen Balken führt, der oben von einer grünen Leiste begleitet wird. Es gab außer ihm noch weitere Domherren dieses Namens, so Simon von Scharfenstein, Domherr bis 1402/11, und Truschard von Scharfenstein, Domherr bis 1419. Bruno von Scharfenstein studierte in Prag, Wien, Heidelberg und Bologna. Nach seinem Abschluß als Baccalaureus taucht er 1396 als Mainzer Domherr auf. 1405 und 1412 finden wir ihn als Subsidienkollektor im Dienst des Fürstbischofs. Neben der Mainzer Dompfründe besaß er weitere Pfründen in Trier, Bingen, Oberwesel und am Mainzer Liebfrauenstift. Weiterhin hatte er ein Vikariat in Lorch inne und die Pfarreien in Heimersheim und Sulzfeld. Im Bistumsstreit war er ein enger Vertrauter von Johann II. von Nassau. Brunos Grabplatte befand sich früher in der Nikolauskapelle, heute befindet sie sich im Boden des Westflügels des Kreuzgangs.

   

Abb. oben: Dieser Schlußstein ist namentlich dem Mainzer Domherrn (canonicus hui(us) ecclesi(a)e) Johannes Winter (Iohannes winther) von Rüdesheim (de rudenshheim) zugeordnet. Er wurde um 1390 Domherr und blieb es bis zu seinem Tod am 4.8.1427. Das Wappen zeigt in schwarzem, mit goldenen Kleeblättchen bestreutem Feld einen silbernen, hängenden Flügel. Das Wappen wird beschrieben bei Zobel auf Tafel 283, im Gruber (mit Kreuzchen) und im Siebmacher Band: NaA Seite: 36 Tafel: 58, jeweils ohne Angabe zu einem Kleinod. Der Domherr entstammte einem Zweig der Familie von Rüdesheim und hatte Pfründen in Mockstadt und an St. Stephan in Mainz. Im Jahre 1398 wurde er von Johann II. von Nassau zum Protonotar des Mainzer Stuhlgerichts ernannt, damals war die zeit des Bistumsstreits. 1401 ist Johannes Winter von Rüdesheim als Richter des Mainzer Stuhlgerichts belegt. Danach tritt er 1403-1410 als erzbischöflicher Kämmerer in Erscheinung.

Daneben erwähnt Schaab noch weitere Schlußsteine für Johann Hoffard/Hofwart und für Heinrich von Mannenthal.

Weitere heraldisch interessante Monumente im Domkreuzgang: Heinrich von Selbold

Das Epitaph für Heinrich von Selbold ist im Domkreuzgang im südwestlichen Eckjoch an der Wand angebracht. es ist nicht mehr ganz vollständig, denn früher befanden sich oben in der Mitte, über der Inschrift "Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewin(n) / Phil. I", eine passende Darstellung der Auferstehung und ein Vollwappen des Verstorbenen, das ist alles seit ca. 1722 verloren. Unter der Darstellung des in eine schwarze, silbern verzierte Rüstung gekleideten und barhäuptigen Verstorbenen ist im Sockelbereich die Hauptinschrift zu lesen: "ANNO DO(M)INI 1578 den 5. tag Februarii ist in Gott / Verschi(e)den der Edel vnd Ehr(e)nvest He(i)nrich von Selboltt / der letst seines Stammes und Namens, damals / Der Churfürstliche(n) Stadt Meintz Vicedom / Und Hoffrichter dem Gott Genad Amen". Da wir erfahen, daß es der letzte seines Stammes war, ist der Verlust des Hauptwappens doppelt zu bedauern, denn hier würden wir den damaligen Gepflogenheiten entsprechend ein gestürztes Wappen erwarten. Vieles ist wohl nachträglich an diesem Epitaph verloren gegangen, so mutet auch die leere Fläche neben und über dem Kopf des Verstorbenen in ihrer hellblauen Aussagelosigkeit seltsam an und entspricht sicher nicht dem Originalzustand. Vermutlich wurde das Epitaph Ende des 19. Jh. restauriert, dabei wurde der zuvor fehlende Kopf erneuert. Eine nächste Wiederherstellung erfolgte 1974, damals entstand die gegenwärtige Farbfassung, obwohl es keine Belege dafür gab, daß dieses Epitaph früher einmal zum Zeitpunkt der Entstehung eine Farbfassung hatte.

Auf den beiden seitlichen Pilastern sind insgesamt acht beschriftete Wappenschilde der Ahnenprobe angebracht, im einzelnen sind das, zeilenweise von heraldisch links nach rechts und dann von oben nach unten:

  1. "SELBOLT" = von Selbold, in Blau ein silberner Schrägbalken (Schrägrechtsbalken), oben besetzt mit drei lilienförmig endenden Spitzengruppen, auf dem Helm mit silbern-blauen Decken ein wachsender, silberner, rotgezungter Rüdenrumpf mit goldenem Stachelhalsband (so nach dem Münchener Kalender, genauso im Salbuch des Klosters Naumburg, weitere Varianten im Aschaffenburger Wappenbuch)
  2. "LANGSDORF" = von Langsdorf, in Blau ein silberner, rotgezungter Löwe, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner Löwe aufspringend zwischen einem blauen Flug (so nach dem Aschaffenburger Wappenbuch) - hier Farben des Schildes vertauscht.
  3. "SCHWALBACH " = Schwalbach zu Niederhofheim, geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner Schrägrechtsbalken, hier gewendet, belegt mit drei auffliegenden schwarzen Schwalben, Schwalbach, Feld 2 und 3: in Silber drei schwarze Balken, Airsburg (Arnsburg). Im 16. Jh. besteht das Kleinod aus einem "Granatapfel" zwischen zwei mit einer Binde umwickelten Büffelhörnern, alternativ eine silberne Kugel mit schwarzen Hahnenfedern zwischen zwei in den Farben von Airsburg tingierten Hörnern.
  4. "WAMBOLT" = Wambolt von Umstadt, schwarz-silbern geteilt mit drei allseits anstoßenden Rauten in verwechselten Farben nebeneinander, auf dem Helm mit silbern-schwarzen Decken ein wachsender, silberner, rotgezungter Brackenrumpf mit goldenem Stachelhalsband und schwarzem Ohr (so nach dem Münchener Kalender).
  5. "DEVDELSVM" = von Düdelsheim, in Schwarz ein silberner, rot gezungter und bewehrter sowie golden gekrönter Löwe, auf dem Helm mit silbern-schwarzen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen, rot gezungten und bewehrten sowie golden gekrönten Löwen belegter Flug (so nach dem Münchener Kalender und dem Aschaffenburger Wappenbuch)
  6. "DROHE" = von Trohe, in Schwarz drei dreipaßförmig zusammengestellte silberne Blätter bzw. ein Kleeblatt ohne Stiel, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits belegt mit drei dreipaßförmig zusammengestellten silbernen Blättern bzw. einem Kleeblatt ohne Stiel (so nach dem Aschaffenburger Wappenbuch, ähnlich im Westfälischen Wappenbuch)
  7. "MITTELBACH" = von Mittelbach, in Schwarz drei (2:1) silberne Schildchen, in der Mitte ein goldener, sechszackiger Stern, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits belegt mit drei (2:1) silbernen Schildchen rings um einen goldenen, sechszackigen Stern (so nach dem Aschaffenburger Wappenbuch).
  8. "SCHADT VON OSTHEIM" = Schade von Ostheim, in Grün ein oberhalber silberner Steinbock, auf dem grün-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein schwarzer Federstoß (so nach dem Aschaffenburger Wappenbuch) - hier Farbe des Schildes abweichend.

Der Anstrich der Helmdecken ignoriert konsequent und durchgehend die korrekte Tingierung, alles sind einfach komplett grün bemalt. Die Kleinode wirken hier stiefmütterlich behandelt und streotyp und entsprechen nicht den tatsächlich geführten Inhalten eines korrekten Oberwappens, alles trägt irgendwie Federn oder Hörner unter kompletter Ignorierung der echten Kleinode. Und im Schild kommt es hier zu Fehltingierungen, die nicht der Literatur entsprechen. Die Reihenfolge der Wappen scheint bei einer Resturierung Ende des 19. Jh. teilweise vertauscht worden zu sein.

Heinrich V. von Selbold entstammte einer Adelsfamilie, die sich nach dem heutigen Langenselbold nannte. Die Familie war mit den Brendel von Homburg verwandt, deswegen konnte Heinrich von Selbold unter Erzbischof Daniel Brendel von Homburg aufsteigen. Heinrich V. hatte die Schwester des Erzbischofs geheiratet, Barbara Brendel von Homburg. Er war kurfürstlicher Vizedom in Mainz und Amtmann in Olm und Algesheim sowie seit 1572 kurfürstlicher Hofrichter in Mainz. Er besaß zahlreiche Immobilien in Mainz. Nach seinem Tod ohne Stammhalter fielen seine Lehen zunächst an seine Schwester Katharina von Selbold, die in die Familie von Rheinberg eingeheiratet hatte.

Weitere heraldische Monumente im Domkreuzgang: Johann Adam von Bicken

Bei dieser aus zwei Teilen bestehenden Platte aus rotem Sandstein handelt es sich um die ehemalige Gruftplatte des Mainzer Fürstbischofs Johann Adam von Bicken (amtierte 1601-1604). Die Inschrift im unteren Teil lautet: "HIC TVMVLATVR REVERENDISSIMVS / AC (ILLVSTRI)SSIMVS D(OMINVS) D(OMINVS) IOHANNES ADAMVS / (EX NOBILI PROSA)PIA BICKEN VETVSTA ORTVS / PRVDENTIA ET ELOQVENTIA SINGVLA/RIS HVIVS ECCLESIAE MOGVNTINAE XV / MAI ANNO MDCI NOMINATVS ARCHIE/PISCOPVS NEC NON SACRI ROMANI / IMPERII PER GERMANIAM ARCHI/CANCELLARIVS; PRINCEPS ELECTOR / QVI IMMATVRA MORTE PRAE/VENTVS ANIMAM DEO CREATO/RI SVO DIE X IANVARII ANNO / INSEQVENTE MDCIIII EXPLETIS / ANNIS AETATIS XXXX; PIE RED/DIDIT QVAE AETERNIS CONSOLETVR / GAVDIIS. AMEN" - Hier ist der hochwürdigste und erlauchteste Herr, Herr Johann Adam, aus der alten und edlen Familie derer von Bicken stammend, bestattet worden, herausragend durch Weisheit und Sprachgewandtheit, am 15. Mai 1601 zum Erzbischof dieser Mainzer Kirche ernannt, sowie des Heiligen Römischen Reichs Erzkanzler für Germanien, Kurfürst, der vom frühen Tod unvorbereitet getroffen wurde, er gab im 40. Jahr seines Alters am 10. Januar 1604 fromm die Seele seinem Schöpfer zurück, möge sie durch die ewigen Freuden getröstet werden, Amen. Als man 1872 die Gruft des Fürstbischofs öffnete, zerbrach die Platte in zwei Teile, wodurch ein Teil der Inschrift verloren ging, dieser Teil ist heute einfach flächig ausgespachtelt.

Das zentrale, von einem geflochtenen Laubkranz umgebene Amtswappen ist einfach gehalten und lediglich geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz, Feld 2 und 3: in Schwarz zwei silberne Balken, Stammwappen der von Bicken. Auf dem Schild ruht eine Mitra, aus der ein Prozessionskreuz nach oben hervorwächst. Schrägrechts hinter dem Schild ist das gestürzte Schwert sichtbar, mit fehlerhafter Perspektive der Parierstange, und schräglinks ragt der Krummstab hervor. Dieses Wappen ist umgeben von den vier Schilden seiner Ahnenprobe, des Fürstbischofs Eltern waren Philipp von Bicken (heraldisch rechts oben, in Schwarz zwei silberne Balken), kurmainzischer Oberhofmarschall und Amtmann zu Steinheim, und Anna Brendel von Homburg (heraldisch links oben, in Gold ein roter Zickzackbalken). Seine Großeltern waren väterlicherseits Philipp von Bicken (1499-) und Regine von Mudersbach (von Rot und Silber durch Zickzacklinien achtfach geständert) sowie mütterlicherseits Friedrich Brendel von Homburg, mainzischer Vizedom in Aschaffenburg, und Margarete Riedesel von Bellersheim (in Gold ein schwarzer Eselskopf mit einem dreiblättrigen grünen Riedgras im Maule).

Weitere heraldische Monumente im Domkreuzgang: Johann Schweikhard von Cronberg

Im Ostflügel des Kreuzgangs hängt die aus rotem Sandstein gefertigte Gruftplatte des Mainzer Fürstbischofs Johannes Schweikhard von Cronberg (1604-1626). Sie hat keine rechteckige Form, lag also nicht auf der Gruft selnbst, sondern war einst an der Wand über seiner Gruft aufgehängt. Das Wappen ist nur Anhängsel; die ovale Hauptfläche wird von der Inschrift eingenommen: "HIC SITVS EST / R(EVERENDISSI)MVS IN CH(RIS)TO PATER, ET ILL(VSTRISSI)MVS D(OMINVS) D(OMINVS) IOANNES SCHWICHARDVS ARCHIEP(ISCOPV)S / MOG(VNTINVS) S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PER GERM(ANIAM) ARCHICAN(CELLARIVS) PRINCEPS ELECTOR EX ANTIQVISS(IMA) ET PRAENOBIL(I) / STIRPE A CRONBERG NATVS QVI A(NN)O CH(RIS)TI 1604 DIE 17 FEB(RVARII) ELECT(VS) POST D(OMINVM) MATTHIAM / IMPERATORE(M) EIVSQVE CONIVGE(M) ANNA(M) ET D(OMINVM) FERDINANDV(M) II. FRA(N)COFVRTI CORONATVM / ARCE(M) ASCHAFFE(N)BVRG(ENSEM) E FV(N)DAME(N)TIS EXSTRVCTA(M): STRATA(M) MONTE(N)SE(M) AD ECCL(ESI)AE MOG(VNTINAE) DITIONE(M) REDVCTA(M): AVITA(M) RELIGIONE(M) STRENVE CO(N)SERVATA(M) AM(PL)IFICATA(M) ET MVLTIS IN / LOCIS RESTITVTA(M) MVLTA DIVINI CVLT(VS) REIQVE LITERARIAE PROMOVE(NDAE) (G)RATIA PIETATIS / AC LIBERALITATIS OPERA PRAESTITA: TOTA(M) DENIQVE DIOCESIN TVRBVL(ENTISSIMIS) TE(M)PORIBVS / MAXIMA VIGILA(N)TIA AC MAGNANIMITATE AN(NO) 22 MEN(SE) 7 .... OPT(IME) (A)DMINISTRA/TAM MAXIMIS LABORIBVS VIGILIIS AC CVRIS PATRIAE TOTIVSQVE (REI) PVB(LICAE) (CHRI)STIANAE / CAVSA EXHAVSTVS SENIOQVE CONFECTVS A(NN)O 1626 DIE 17. SEPT(EMBRIS) ASCHAFFENBVRGI / PIE IN CH(RIS)TO OBIIT A(NN)O AETAT(IS) 73. INDE TRANSLATVS IN HANC CRYPTA(M), QVAM / VIVENS FIERI CVRARAT, MAGNO OMNIVM PIORVM LVCTV REPO/SITVS FVIT. CVI(VS) ANIMA AETERNIS ERVATVR GAVDIIS" - hier ist beigesetzt der hochwürdigste Vater in Christus und erlauchteste Herr, Herr Johannes Schweikhard, Mainzer Erzbischof, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs für Germanien, Kurfürst, aus dem alten und ehrenwerten Geschlecht der von Cronberg, der am 17. Februar 1604 gewählt wurde, der in Frankfurt Kaiser Matthias und seine Ehefrau Anna krönte, der das Schloß in Aschaffenburg von Grund auf neu erbaute, der die Bergstraße wieder der Mainzer Kirche unterstellte, der die althergebrachte Religion streng beachtete, verbreitete und wiederherstellte, der Vieles zur Förderung von Gottesdienst und Wissenschaft leistete, mit Frömmigkeit und Großzügigkeit, der die ganze Diözese in harten Zeiten mit größter Aufmerksamkeit und Hochherzigkeit 22 Jahre lang und 7 Monate bestens leitete, und der dann erschöpft durch die schwierigen Aufgaben, seine Sorgen und Bemühungen um das Vaterland und die christliche Staatsgemeinschaft, vom Alter gebrochen im Alter von 73 Jahren am 17. September 1626 in Aschaffenburg fromm in Christus verschieden ist. Von dort wurde er in diese Gruft überführt, die er sich selbst zu Lebzeiten hat machen lassen, und unter leidenschaftlicher Anteilnahme aller Gläubigen bestattet. Möge seine Seele die ewigen Freuden genießen.

Das zentrale Amtswappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz, Feld 2 und 3: erneut geviert, Feld 1: in Rot eine goldene Krone, Feld 2 und 3: in Silber vier (2:2) blaue Eisenhütlein, Feld 4: ledig und rot (Stammwappen Cronberg). Auf dem Schild ruht eine Mitra, aus der ein Prozessionskreuz nach oben hervorwächst. Schräglinks hinter dem Schild ist das gestürzte Schwert sichtbar, und schrägrechts ragt der Krummstab hervor. Dieses Wappen ist umgeben von den vier Schilden seiner Ahnenprobe, des Fürstbischofs Eltern waren Hartmut XIII. von Cronberg (-3.5.1591), Hofmarschall und Großhofmeister in Kurmainz, Oberamtmann in Höchst und Hofheim (Wappenschild heraldisch oben rechts, geviert, Feld 1: in Rot eine goldene Krone, Feld 2 und 3: in Silber vier (2:2) blaue Eisenhütlein, Feld 4: ledig und rot) und Barbara von Sickingen (1519-1.3.1567, Wappen heraldisch oben links, innerhalb eines roten Bordes in Schwarz fünf (2:1:2) silberne Kugeln). Die Großeltern väterlicherseits waren Hartmut XII. von Cronberg(-7.8.1549) und Anna von Cronberg aus dem Flügelstamm (Wappenschild heraldisch unten rechts, geviert, Feld 1 und 4: in Silber vier (2:2) blaue Eisenhütlein, Feld 2 und 3: ledig und rot). Die Großeltern mütterlicherseits waren Schweikard von Sickingen, Burggraf zu Alzey (4.11.1500-1.11.1562) und Anna von Handschuhsheim (1500-25.7.1539, Wappenschild heraldisch unten links, in Blau ein silberner Handschuh).

Literatur, Quellen und Links:
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Stadt Mainz, Band 2.2: Altstadt, bearb. von Ewald Wegner, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1988, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 3. Auflage 1997, ISBN 3-88462-139-4, S. 84
Kreuzgang:
http://www.1000-jahre-mainzer-dom.de/rundgang/kreuzgang.html
Johann von Nassau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Nassau-Wiesbaden-Idstein
Karl Menzel: Johann II., Erzbischof von Mainz, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 764&ndash776 - online:
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Anton Ph. Brück: Johann II. von Nassau, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 496 f. - online:
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Peter Leopold Kaiser:
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Franz Heinrich Reusch: Peter Leopold Kaiser, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 10 f. - online:
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Klaus Schlupp: Petrus Leopold Kaiser, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 763-768
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http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/biographien/kaiser-peter-leopold.html
Bischof Albert Stohr
http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Stohr
Michael Hollmann: Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, im Auftrag und Verlag der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, hrsg. von Franz-Josel Heyen, Band 64, Mainz 1990. Online:
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Konrad von Hirschhorn:
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Registereintrag "Rorich von Sterrenberg", in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75, URI:
http://www.ingrossaturbuecher.de/id/person/134
Genealogie der von Schönburg auf Wesel in: Detlev Schwennicke, Vittorio Klostermann, Europäische Stammtafeln, neue Folge, die fränkischen Könige und die Könige und Kaiser, Stammesherzoge, Kurfürsten, Markgrafen und Herzoge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, 2005, IX, Tafel 26-28,
http://books.google.de/books?id=66u6hIPY5cMC
Genealogie der von Schönburg auf Wesel in: Walther Möller: Stammtafeln Westdeutscher Adels-Geschlechter im Mittelalter, 1. Band der alten Folge, Darmstadt 1922.
Registereintrag "Johann von Schönburg, Oberwesel", in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75, URI:
http://www.ingrossaturbuecher.de/id/person/115
Registereintrag "Eberhard von Eppelborn", in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75, URI:
http://www.ingrossaturbuecher.de/id/person/626
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter"
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Britta Hedtke: Der gotische Kreuzgang und die Stiftsgebäude des Mainzer Doms (Arbeitstitel), Projektbeschreibung des Dissertationsvorhabens an der Universität Heidelberg:
http://www.iek.uni-hd.de/md/zegk/iek/forschung/hedtke_expose_domkreuzgang.pdf
Jakob Christoph Bourdon, Epitaphia, 1727, S. 120-123
Karl A. Schaab: Geschichte der Stadt Mainz, Band 2, 1844, S. 69 ff. - online:
https://books.google.de/books?id=0XwAAAAAcAAJ
Herrn Andreas Praefcke ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise
Mainzer Inschriften, Heft 1: 800-1350, Heft 2: Mitte des 14. Jh. bis 1434, Heft 3: 1435-1508, Heft 4: 1509-1626, aus: Die Inschriften des Mainzer Doms und des Dom- und Diözesanmuseums von 800 bis 1626, bearbeitet von Susanne Kern, herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V., Dr. Ludwig Reichert-Verlag Wiesbaden, 2010, ISBN 978-3-95490-333-7, hier insbesondere Band 2, S. 73-91, und Band 4, S. 96-99 sowie Band 4, S. 134-141 und 151-155
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https://de.wikipedia.org/wiki/Selbold_(Adelsgeschlecht)

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