Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1458
Haßfurt (Unterfranken, Landkreis Haßberge)
Ritterkapelle von Haßfurt (6), Wappenstein an der Südwand
Über der Stiftungsinschrift ist dieser Stein von 1438 mit vier um einen zentralen Schildhalterengel angeordneten Wappenschilden streng hierarisch aufgebaut: Ganz oben sehen wir das Wappen des wichtigsten Mannes im damaligen Weltbild, das von Papst Eugen IV., mit richtigem Namen Gabriele Gondulmer (Condulmaro), in Venedig 1383 geboren, ein Neffe von Papst Gregor XII; er trat in den Augustinerorden ein, wurde 1407 Bischof von Siena, dann 1408-1411 Kardinalpriester von San Clemente (Basilica San Clemente al Laterano), 1431 schließlich Papst, gest. 23.2.1447. Das war der Papst, der insgesamt fünf Kreuzzüge gegen die Hussiten führte und alle haushoch verlor. Wenn wir genau hinsehen, war es im Jahre der Datierung dieses Steines (1438) aber nicht gut um den Papst und seine Stellung bestellt: 1434 mußte er aus Rom fliehen, als Mönch verkleidet verließ er die Stadt und ging für neun Jahre ins Exil nach Florenz. Sein Rom ließ er vom Condottiere Giovanni Vitelleschi verwalten (mehr die Schreckensherrschaft eines ehemaligen Söldnerführers als eine Verwaltung), den er 1347 zum Kardinal gemacht hatte, und der jetzt in Rom "aufräumte". Wie auch immer, diese Geschehnisse waren hier in Haßfurt weit weg, und man schuldete ihm immer noch den Respekt als wichtigstem Fixpunkt im feudalen System. Sein Schild zeigt in Blau einen silbernen Schrägbalken (Schrägrechtsbalken). Über dem Schild zwei schräggekreuzte Petrusschlüssel, darüber die spitz-dreieckige Tiara mit ihren drei Kronen, von zwei fliegenden Engeln gehalten.
Heraldisch rechts befindet sich der Wappenschild des zweitwichtigsten Mannes im zeitgenössischen Weltbild, den des römisch-deutschen Königs Albrecht II von Habsburg, geboren am 16.8.1397, 1404 unter Vormundschaft und ab 1411 Herzog von Österreich, 1438 König von Ungarn, wo er gegen die Türken kämpfte, 1438 König von Böhmen, eines Landes, das er wegen der Hussitenkriege nie in Besitz nehmen konnte, römisch-deutscher König 14381439, gewählt, aber nie gekrönt, gestorben 27.10.1439 auf dem Ungarn-Feldzug, ein unvollendeter Dreifachkönig, der politisch nicht viel bewegte, der aber immerhin die Habsburger-Dynastie auf dem Throm des Heiligen Römischen Reiches begann. Sein Wappenschild ist geviert, Feld 1: in Gold ein schwarzer Adler (römisch-deutscher König), Feld 2: rot-silbern eigentlich siebenmal, hier nur fünfmal geteilt (König von Ungarn), Feld 3: in Rot ein silberner Balken (Herzog von Österreich), Feld 4: in Rot ein silberner, doppelschwänziger Löwe (Königreich Böhmen). Auf dem Schild ruht eine Königskrone. Heraldisch links sehen wir den Wappenschild des drittwichtigsten Mannes im System, den des Würzburger Fürstbischofs Johann II. von Brunn (reg. 1411-1440), geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, die Felder 2 und 3 enthalten in Silber einen roten, mit der Biegung nach oben gelegten Angelhaken (Stammwappen von Brunn), Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, hier schräglinks gelegt, Hochstift Würzburg. Auf dem Schild ruht eine Bischofsmütze. Ein Engel als Schildhalter greift mit der Rechten nach dem königlichen und mit der Linken nach dem fürstbischöflichen Schild. Der vierte Wappenschild schließlich ganz unten zeigt das Brustbild eines Mannes, vermutlich für den Magister Heinrich Lochner, der unter Oberpfarrer Dr. Johannes Ambundii und nachweislich noch 1422 in Haßfurt Pfarrer war. Die Inschrift unter dem Wappenstein nennt jedoch Johannes Lochner, Doktor der Medizin und Baccalaureus der Theologie, dieser war zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung 1431 aber noch ein Kind. Die Inschrift ist somit jüngeren Datums als der Stein obendrüber, aber weil Dr. Johannes Lochner wesentlich bekannter war und für Haßfurt viel geleistet hat, wurde mit dieser Inschrift an ihn erinnert.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger
Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Johann von Brunn: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_II._%28Bischof_von_W%C3%BCrzburg%29
Herrn Thorsten Hueller,
Haßfurt, ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise.
Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein
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