Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1454
Haßfurt (Unterfranken, Landkreis Haßberge)

Das gotische Rathaus von Haßfurt

Das Alte Rathaus von Haßfurt ist ein spätgotischer Steinbau, der 1514/1516 anstelle eines älteren Vorgängerbaues errichtet wurde. Charakteristisch sind die nach oben über die Dachkante hinaus fortgesetzten Wandvorlagen mit im Giebelbereich dreieckigem und darüber viereckigem Profil mit oben knaufartig abgeschlossenen Spitzen zur vertikalen Gliederung der Schmalseiten. Im Innern hat der Bau stuckierte Säle aus dem 18. Jh. Nur eine einzige Seite des Gebäudes ist wappengeschmückt.

Im Scheitel des spitzbogigen Portales auf der Schmalseite (im Bild hinter den Bäumen) befindet sich das Stadtwappen von Haßfurt: Im silbern-rot gevierten Schild ein aufspringender goldener Hase. Der Hase spielt falsch redend auf den Namen der Stadt an, und die silbern-rote Quadrierung entstammt dem Rennfähnlein der Würzburger Fürstbischöfe, auch wenn dieses strenggenommen rot-silbern geviert ist, also genau umgekehrt im Vergleich zum Haßfurter Stadtwappen. In den Rang einer Stadt wurde Haßfurt bereits 1243 durch den Würzburger Fürstbischof Hermann von Lobdeburg (1225-1254) erhoben. Siegel der Stadt zeigen zunächst das Hochstiftsfähnlein über einer Stadtsilhouette, dann seit dem 16. Jh. den Hasen im gevierten Schild unterhalb des Tores der Stadtsilhouette. Und schließlich wird dieses Element alleine zum Stadtwappen, wie dieses Wappen von 1514 belegt. 1818 unterlief ein Fehler bei der Darstellung des Stadtwappens, und die Farben wurden silbern-grün bestätigt, was falsch ist, weil sie sich vom Rennfähnlein und seinen Farben herleiten. 1846 wurde das unter König Ludwig I. wieder korrigiert. Das Wappen ist falsch redend, denn der Name Haßfurt leitet sich nicht vom Hasen ab, sondern hat zwei mögliche Erklärungen: Einerseits könnte sich der Name vom althochdeutschen "Hasufurth" ableiten und eine Furt im Nebel (Flußnebel) beschreiben, andererseits könnte die Wurzel mit dem Hassgau zusammenhängen, und die bei Haßfurt in den Main mündende Nassach hieß früher "Hasa", was vom germanischen Wort für "grau" kommt. Grau und über dem Fluß liegender Nebel wiederum sind aus praktischer Sicht gar nicht so weit voneinander entfernt. Mit einem Hasen jedenfalls hat der Stadtname nichts zu tun.

An der gleichen Schmalseite befinden sich in Höhe des ersten Obergeschosses zwei rot umrandete quadratische Wappensteine, das mittlere Fenster flankierend (im Photo oben hinter den beiden linken Bäumen zu erkennen). Das eine zeigt das kaiserlich habsburgische Wappen, in Gold ein schwarzer, golden nimbierter und bewehrter sowie rot gezungter Doppeladler, der Brustschild gespalten, rechts in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), links in Rot ein goldener Zinnenturm (Kastilien).

Das andere Wappen ist das des Würzburger Fürstbischofs, denn Haßfurt gehörte bis zur Säkularisation 1802 zum Hochstift Würzburg. Es ist der Wappenschild von Fürstbischof Lorenz von Bibra (reg. 1495-1519), es ist geviert: Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Gold ein aufsteigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine eigentlich rot-silbern gevierte schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, hier der Schaft unter Beibehaltung der Farbverteilung und dadurch Umkehrung derselben schräglinksgestellt, Hochstift Würzburg.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Stadtwappen von Schweinfurt:
http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9674147
Informationstafel am Gebäude
Artikel in der Nürnberger Zeitung vom 16.8.2014: "Mißverständnis im Wappen: Haßfurt hat wohl nichts mit einem Hasen zu tun"
ein herzliches Dankeschön an Herrn Joachim Tretkowski für wertvolle Hinweise zum Stadtwappen

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)

Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein

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