Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1287
Waldenburg (Hohenlohekreis)

Schloß Waldenburg

Das Schönste von Schloß Waldenburg ist die Lage hoch auf einem Bergsporn über der Hohenloher Ebene mit der weiten Sicht über die ganzen Orte des Flachlandes (sog. "Balkon Hohenlohes"). Die Spitze dieses Spornes ist vom Städtchen durch einen Graben abgetrennt, und das Dreieck des Burggrundrisses ragt wie der Bug eines Schiffes in die Landschaft. Runde Ecktürme sichern die Anlage, und in der Mitte der Eingangsfront ragt der 1576 auf staufischen Resten aufgestockte und mit einem Altanaufsatz versehene Bergfried (sog. "Männlesturm" wegen der Figuren am Aufsatz) aus den Dächern. Aus der mittelalterlichen Burg wurde nach der Landesteilung der Grafen von Hohenlohe eine selbständige Residenz, und entsprechend wurde die Burg zum Schloß ausgebaut. Bereits Georg I. hat 1529 mit dem Ausbau der Burg begonnen, und Graf Eberhard ließ 1557-1558 weiter ausbauen. 1551 entstand die Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg, die sich 1615 in die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und Hohenlohe-Schillingsfürst (bis heute) weiter verzweigte. Nach Erlöschen der Linie Hohenlohe-Waldenburg 1679 und einigen Jahrzehnten Leerstand und Verfall wurde die Herrschaft von einer Linie der Hohenlohe-Schillingsfürst übernommen. Im 17. Jh. fanden barocke Umbauten statt. Im 2. Weltkrieg erlitt das Schloß schwere Schäden. Waldenburg wurde von amerikanischen Truppen so gründlich wie sinnlos verwüstet, sodaß es ein Wunder ist, überhaupt noch historisches Material in der wiederaufgebauten Stadt zu finden. Nur der Bergfried widerstand dem Artilleriebeschuß.

 

In der langen Tordurchfahrt, die durch den ganzen Quertrakt hindurch führt, hängt rechts an der Wand ein außergewöhnlicher Wappenstein. Die Kartusche wird von einem Rahmen aus akanthusblattartigem Schmuck eingefaßt, der die beiderseits schneckenförmig eingerollten Kartuschenränder verdeckt. Oben befindet sich eine gekrönte Maske, deren seitliche Begrenzungen unten ebenfalls in Gegenrichtung schneckenförmig eingerollt sind und das Gegenstück zu den Schildrändern bilden, selbst Ausgangspunkt für das Blattwerk rechts und links der Maske. Insgesamt eine wilde, üppige Komposition, die meilenweit von der schlichten Schönheit klassischer Schildformen entfernt ist. Und dennoch einzigartig. Was das Schildbild selbst betrifft, überrascht der schachbrettartige Rhythmus aus gleichen Schildinhalten, nur durchbrochen von einem asymmetrisch aufgelegten Herzschild. In der Tat handelt es sich um ein zusammengeschobenes Ehewappen von Ehepartnern zweier Zweige der selben Familie. Der Schild ist also gespalten:

Die Inschrift lautet: "AUSPICIIS CELSISSIMI COMITIS AC DOMINI SN LUDOVICI GODOFREDI COMITIS AB HOHENLOHE ET D(OMI)N(I) IN LANGENBURG ETC ATQUE CELSISSIMAE CONIUGIS SNAE (=SUAE) LOUISAE CHARLOTTAE NATAE COM AB HOHENLOHE ET GLEICHEN D(OMI)N(AE) IN LANGENBURG ET CRANICHFELD".

Die Betrachtung der Genealogie beider Ehepartner zeigt die nahe und enge verwandtschaftliche Beziehung trotz des Herkommens aus unterschiedlichen hohenlohischen Linien, denn beide Partner lassen sich auf einen gemeinsamen Ahnherrn zurückführen, Georg I. Graf v. Hohenlohe-Waldenburg, wobei der Ehemann dieser Konstellation, Ludwig Gottfried Graf v. Hohenlohe-Waldenburg-Pfedelbach, von Georgs zweiter Ehefrau abstammt und die Ehefrau dieser Konstellation, Luise Charlotte v. Hohenlohe-Langenburg, von Georgs erster Ehefrau.

 

Im Durchgang zum Schloßhof befindet sich linkerhand der älteste Wappenstein der ganzen Anlage (rechte Abb.), datiert auf 1414, mit dem Hohenloher Stammwappen, in Silber zwei schreitende, rotgezungte, schwarze Leoparden.

Außen empfängt den Besucher beim Überqueren des 18 m breiten und 12 m tiefen Halsgrabens auf der Schloßbrücke an der Außenwand des Schlosses (ehem. Schildmauer) ein weiteres Ehewappen Hohenlohe/Hohenlohe, ein neueres Kunstwerk aus der Zeit der Fürsten (links Abb.). Die zusammengestellten und sich einander zuneigenden Schilde jeweils mit dem Stammwappen überlappen einander sogar ein wenig. Sie werden von einem Fürstenhut überhöht und von einem gürtelförmigen Band umgeben, auf dem die klassische Devise "EX FLAMMIS ORIOR", aus Flammen entstehe ich, variiert wird in "EX FLAMMIS CLARIOR", aus Flammen (umso) glänzender/strahlender (hervorgehend). Über allem die Helmzier des Hohenloher Wappens, der Phönix, der in der klassischen Darstellung als silberner Vogel mit roten Schwungfedern dargestellt wurde, seit dem 17. Jh., bei einigen Linien früher, jedoch so abgebildet wird, daß er sich aus rot-goldenen Flammen erhebt, hier sogar mit den deutlich herausgearbeiteten Holzscheiten des Feuers. Helmzier über Ranghut, das ist keine klassische Kombination, wo man entweder einen Helm mit Helmzier oder einen Ranghut verwendete, ist hier aber der Zeit des Entstehens geschuldet.

Das Wappen paßt zu Friedrich Karl I. Joseph Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (5.5.1814 - 26.12.1884), der 1843 fünfter Fürst wurde und 1840 seine Cousine Theresia Amalia Juditha Prinzessin zu Hohenlohe-Schillingsfürst (19.4.1816 - 7.1.1891) heiratete.

Dieses Ehewappen, im Innenhof des Schlosses zu sehen, paßt zu Friedrich Karl III. Chlodwig Konstantin Adolf Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1846 - 6.10.1924), der 1886 siebter Fürst wurde, erbliches Mitglied der Kammer der Standesherren im Königreich Württemberg und k.u.k. Kämmerer war und mit Therese zu Erbach-Fürstenau (1869 - 21.12.1927, Tochter von Raimund Alfred Friedrich Franz August Maximilian Graf zu Erbach-Fürstenau und Luise Eleonore Amalie Ernestine Jenny Prinzessin zu Hohenlohe-Ingelfingen) verheiratet war. Das Wappen der Fürsten von Hohenlohe zeigt in Silber zwei schreitende, rotgezungte, schwarze Leoparden, das der Grafen von Erbach ist geviert, Feld 1 und 4: rot-silbern geteilt mit drei (2:1) sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben (Grafen von Erbach), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken (Herrschaft Breuberg). Über beiden schwebt ein Fürstenhut. Das Schriftband trägt die Devise des Hauses Hohenlohe, "Ex flammis orior", und das Hochzeitsdatum, den 26.11.1889.

Im Schloßhof begegnet uns eine hochinteressante Kombination von vier Wappenschilden:

  1. Hohenlohe: geviert, Feld 1: Ziegenhain, schwarz-golden geteilt, oben ein silberner sechsstrahliger Stern, Feld 2 und 3: Hohenlohe, in Silber zwei rotgezungte, schwarze Leoparden (schreitende, hersehende Löwen), Feld 4: Nidda, schwarz-golden geteilt, oben zwei achtstrahlige silberne Sterne. Dies ist ein schöner Beleg einer seltenen, nur kurz geführten Variante.
  2. Württemberg: geviert, Feld 1 und 4: Grafschaft Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, Feld 2 und 3: Grafschaft Mömpelgard. In Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Fische)
  3. Oettingen: vier Reihen von Eisenhutfeh, mit aufrechten roten und gestürzten goldenen Eisenhüten, darüber ein blauer Herzschild und über allem ein silberner Leistenschragen
  4. Savoyen: in Rot ein silbernes Kreuz.

Diese Kombination wäre möglich für die jeweiligen Eltern des Paares Kraft VI. v. Hohenlohe-Waldenburg-Neuenstein (- 2.8.1503), in Waldenburg und Neuenstein, Erbauer der Stiftskirche zu Öhringen, vermählt mit Helene v. Württemberg (- 1505/1506). Kraft VI. war der Sohn von Kraft V. Graf v. Hohenlohe-Weikersheim (- 31.3.1472), v. Hohenlohe u. Ziegenhain, Rat und Hofmeister Ulrichs V. v. Württemberg, und Margareta v. Oettingen (- 24.2.1472). Man vergleiche insbesondere die Wahl der anderen Entwicklungsstufen für die Wappen Hohenlohe und Württemberg im Vergleich zur Darstellung an einem Grabdenkmal in der Stadtkirche von Neuenstein.

Die alte Linie Hohenlohe-Waldenburg:

Schlußstein im Innenhof, Stammwappen mit Fürstenhut

Die Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst:
die bisher vorkommenden Personen sind burgunderrot hervorgehoben:

Auf das Jahr ihrer Hochzeit (1966) datiertes Ehewappen von Friedrich Karl V. Joseph Gero Michael Maria Aloisius Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (geb. 19.6.1933) und Marie-Gabrielle von Rantzau (geb. 29.8.1942). Das Wappen der Ehefrau ist rot-silbern gespalten; die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, das rechte rot, das linke silbern (auch umgekehrte Farben, Münchener Kalender 1903, Siebmacher Band: Bad Seite: 36 Tafel: 22, Band: Me Seite: 17 Tafel: 15, Band: PoA Seite: 75 Tafel: 46, Band: Pr Seite: 316 Tafel: 370, Band: SchwA Seite: 40 Tafel: 27, Band: Wü Seite: 17 Tafel: 23).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Carlheinz Gräter, Jörg Lusin, Schlösser in Hohenlohe, Geschichte und Geschichten, Silberburg Verlag Tübingen, 1. Auflage 2005, ISBN 978-3-87407-685-2
Stadt Waldenburg:
http://www.waldenburg-hohenlohe.de/data/index.php
Schloß Waldenburg, mit Grundriß:
http://www.burgen-web.de/waldenburg.pdf
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 554-555

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