Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 970
Coburg, St. Moriz

Bronzewappen in der St. Moriz-Kirche in Coburg (15b)
Johann Casimir Herzog von Sachsen-Coburg, 2. Teil

Detailausschnitt der Bronzeplatte mit dem Portait des Herzogs Johann Casimir von Sachsen-Coburg.

Lebensdaten von Herzog Johann Casimir:

Geboren am 12.6.1564 in Gotha auf der Veste Grimmenstein
1566 Sein Vater Johann Friedrich wird von Kaiser und Reich in die Acht getan (wegen Verbündung mit dem Landfriedensbrecher Wilhelm von Grumbach)
1567 Sein Vater verliert bei der Belagerung der Veste Grimmenstein sein Land und seine Freiheit. Bis zu seinem Tod 1595 blieb er in Haft in Österreich.
1570 Einsetzung der Söhne in die ererbten Rechte, zunächst unter Vormundschaft der drei weltlichen Kurfürsten: Friedrich III. von der Pfalz, August von Sachsen und Johann Georg von Brandenburg.
6.11.1572 Landesteilung durch den Vertrag von Erfurt
5.12.1572 Johann Casimir zieht zusammen mit seinem Bruder Johann Ernst in Coburg ein. Coburg wird Residenzstadt des neu errichteten Fürstentums Sachsen-Coburg.
1578-1581 Studium in Leipzig
6.5.1584 Verlobung mit Anna v. Sachsen, Tochter seines Vormundes Kurfürst August von Sachsen
16.1.1586 1. Heirat in Dresden mit Anna v. Sachsen
1586 Regierungsübernahme, zuerst mit seinem Bruder gemeinsam
1589 Einrichtung von Hofgericht (Sondergericht für Adlige) und Schöppenstuhl (Gerichtshof) in Coburg
1593 Einrichtung eines Konsistoriums in Coburg
1593 Scheidung von seiner ersten Frau wegen Ehebruchs, Inhaftierung auf der Veste bis zu ihrem Tod 1613
1596 Trennung der Herzogtümer unter den beiden Brüdern, Johann Casimir regiert in Coburg, Johann Ernst erhält Sachsen-Eisenach
16.9.1599 2. Heirat in Coburg mit Margareta v. Braunschweig-Lüneburg
1601 Gründung des Casimirianums, des Coburger Gymnasiums
Bis 1629 Neutralität im 30jährigen Krieg, dann Beitritt zum schwedischen Bündnis, 1632 Besetzung Coburgs durch kaiserliche Truppen unter Wallenstein, Flucht des Herzogs nach Thüringen
Gestorben am 16.7.1633 in Coburg, ohne Kinder. Das Erbe fiel an den Bruder, Johann Ernst von Sachsen-Eisenach

Linke Abb.: Mit "Pfaltzs" bezeichneter Wappenschild für Johann I. Pfalzgraf bei Rhein zu Simmern Herzog v. Bayern (15.5.1459 - 27.1.1509, Ururgroßvater), Friedrich I. Pfalzgraf bei Rhein zu Simmern, Herzog v. Bayern (1417 - 29.11.1480, Urururgroßvater). Der Schild ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: In Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalz), Feld 2 und 3: Von Blau und Silber eigentlich schräg geweckt, wobei die Schrägstellung hier nicht besonders ausgeprägt ist (Wittelsbach). Normalerweise ist bei Darstellungen die Felderbelegung genau andersherum, Wittelsbach in 1 und 4 sowie Pfalz in 2 und 3. Die Pfalzgrafen bei Rhein hatten das Erztruchsessamt (Archidapifer) inne, dessen Zeichen der Herzschild ist: In Rot ein goldener Reichsapfel. 1623 wurde die pfälzische Kurwürde (Erztruchsessenamt) an die Herzöge von Bayern übertragen. 1648 bekamen die Pfalzgrafen das neu geschaffene Amt des Erzschatzmeisters (8. Kurwürde).

Rechte Abb.: Wappenschild für Christoph I. Markgraf v. Baden (1453 - 19.4.1527, Ururgroßvater), Karl I. Markgraf v. Baden (ca. 1427 - 24.2.1475, Urururgroßvater). Das Wappen der Markgrafen von Baden zeigt in Gold einen roten Schrägrechtsbalken.

Linke Abb.: Wappenschild für Johanna Gräfin v. Nassau-Saarbrücken (14.4.1464 - 7.5.1521, Ururgroßmutter, mit "Nassaw" bezeichnet), Johann II. Graf v. Nassau-Saarbrücken (4.4.1423 - 25.7.1472, Urururgroßvater). Der Schild ist geviert: Feld 1 und 4: Grafschaft Nassau: In blauem und mit goldenen aufrechten Schindeln bestreuten (fehlen hier) Feld ein goldener Löwe, rot gezungt, rot bewehrt und später - hier noch nicht - auch gekrönt. Feld 2 und 3: Grafschaft Saarbrücken: In blauem, mit silbernen, fußgespitzten Kreuzchen (Steckkreuzchen, können auch widergekreuzt sein, fehlen hier komplett) bestreutem Feld ein silberner, gekrönter Löwe.

Rechte Abb.: Wappenschild für Ottilie v. Katzenelnbogen (ca. 1451 - 15.8.1517, Ururgroßmutter), Anna v. Katzenelnbogen (5.9.1443 - 16.2.1494, Urururgroßmutter), Philipp II. Graf v. Katzenelnbogen (1427 - 27.2.1453/30.1.1454, Urururgroßvater). Das Wappen zeigt in Gold einen roten hersehenden Löwen, blau bewehrt und blau bekrönt. Hier schaut der Löwe nicht her, sondern ist im Profil dargestellt.

Linke Abb.: Wappenschild für Margareta v. Geldern (1436 - 2.11.1486, Urururgroßmutter). Das Wappen des Herzogtums Geldern ist gespalten (Spaltlinie hier im Guß nicht markiert), vorne in Blau ein goldener Löwe (Geldern), hinten in Gold ein schwarzer Löwe (Jülich), beide Löwen nach innen gekehrt und rot bewehrt, später auch gekrönt dargestellt. Als die Herzogtümer getrennt wurden, behielt Geldern den Jülicher Löwen als Anspruchswappen.

Rechte Abb.: Wappenschild für Johanna v. Heinsberg-Loen (29.6.1443 - 1469, Urururgroßmutter des Johann Kasimir Herzog v. Sachsen-Coburg, hier mit "Henßbergk" betitelt). Der Wappenschild ist komplex aufgebaut, geviert mit Herzschild. Man findet auch die Plätze 1/4 gegen 2/3 ausgetauscht (vgl. Seite über Burg Vianden), das liegt hier daran, daß das Wappen, obwohl an der optisch rechten Seite der Tafel, wohl gewendet ist, was der abgewandte Jülicher Löwe im Herzschild vermuten läßt.

Hauptschild:
- Feld 1 und 4: In Rot ein silberner, eigentlich doppelschwänziger, hier einschwänziger Löwe, von Heinsberg. 1336 starb das Haus Looz mit Ludwig V Graf von Rieneck, Looz (= Loen, Loon, Loos) und Chiny aus. Erbe ist der Neffe des letzten Grafen von Looz, Thierry (Dietrich) von Heinsberg (gest. 1361), denn Ludwigs Schwester Mathilde von Looz hatte Gottfried I. Herr v. Heinsberg u. Blankenberg geheiratet, und deren Sohn war Dietrich II. Herr v. Heinsberg u. Blankenberg Graf v. Looz u. Chiny (gest. 1361). So kam die Wappenvereinigung Heinsberg und Chiny-Looz zustande.
- Feld 2 und 3: gespalten
  - vorn: Zu 10 Plätzen von Gold und Rot geteilt. Grafschaft Looz (Loon, Loen). Diese Grafschaft befand sich einst im Gebiet der heutigen Provinz Limburg in Belgien, Hasselt war einer der Hauptorte (Hauptstadt ab ca. 1200)
  - hinten: In rotem, mit goldenen Steckkreuzchen bestreuten Feld (fehlen hier komplett) zwei goldene, voneinander abgekehrte Barben. Grafschaft Chiny. Die Grafschaft Chiny wurde im 13. Jh. mit der Grafschaft Looz vereinigt, als Graf Arnold III de Looz, Sohn von Gerhard III von Looz-Rieneck, die Erbtochter Jeanne (Johanna) de Chiny (gest. ca. 1271) ehelichte.
Herzschild: In Gold ein schwarzer Löwe, Jülich/Juliers. Godefroy von Heinsberg (Gottfried III.), Neffe von Dietrich II. Herr v. Heinsberg u. Blankenberg Graf v. Looz u. Chiny, heiratete Philippa v. Jülich (gest. 24.8.1390). Sein Sohn Johann II. Herr v. Jülich, Heinsberg, Löwenberg und Gennep, Dalenbroich (vor 1384 - 24.6.1438) wurde Herr zu Jülich und setzte den Jülicher Löwen als Herzschild auf. Und dessen Urenkelin Johanna v. Heinsberg-Loen führt das abgebildete Wappen und ist die Urururgroßmutter des Johann Kasimir Herzog v. Sachsen-Coburg.

Literatur, Links und Quellen:
St. Moriz in Coburg: http://www.morizkirche-coburg.de/, Kirche http://www.morizkirche-coburg.de/morizkirche/index.php
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Bayern, Sachsen, Preußen, Thüringen, Landesfürsten.
Webseite von Paul Bellendorf: http://www.grabplatten.de/index.htm
Paul Bellendorf, Metallene Grabplatten aus Franken und Thüringen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert - eine interdisziplinäre Studie zum Denkmalbestand und seiner Gefährdung durch Umwelteinflüsse, http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/136/, http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/136/pdf/1_Text_klein.pdf, http://www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/136/pdf/2_Katalog.pdf
Herzog Johann Casimir: http://www.ulrich-goepfert.de/index.php?option=com_content&task=view&id=126&Itemid=82
Herzog Johann Casimir: http://www.casimirianum.de/html/schule/casimir.htm
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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Wappen der Wittelsbacher (1): Pfalz

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Verwendung der Aufnahmen aus St. Moriz zu Coburg mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Markus Merz vom 30.6.2008, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.